Zum Schwarzwälder Hirsch / Tim Mälzer

  • Ein tolles Format - allerdings wurde vieles sehr „nice“ dargestellt. Im Hintergrund gab es locker 10 Angestellte ( nicht nur den einen Koch und die Bedienung) - meist nur ganz schlecht im Bild.


    Ausserdem war klar erkennbar das Mälzer nicht die ganze Zeit vor Ort war. Aber gerade das wäre die Herausforderung- das selbst wochenlang zu erleben. Da ärgern mich diese Aussagen - warum nicht mehr Arbeitgeber auf dem 1. Arbeitsmarkt Jobs anbieten …. Aha, weil es vielleicht ohne Ableiter mit viel Geduld nicht geht.


    Warum man dann den geschützten Rahmen von der Himmelreich gGmbH (Inklusionsbetrieb) gewählt hat und nicht ein 0815 Restaurant….


    Grundsätzlich finde ich das Format nett - aber sehr oberflächlich - und an der Wirklichkeit von 80 % der Werkstatt Beschäftigten vorbei.


    Niemand muss in die Werkstatt- aber wo sind die Betriebe die diese besonderen Auszubildenden einstellen?

  • Ich habe das gar nicht geguckt,.

    Sich ein paar Downies schnappen, ein auf ach ich bin so ein guter Mensch und die behinderten Menschen so knuffig Gehabe konnte/ kann ich gut verzichten.Allein der Trailer Facebook Werbung reichte mir.


    Sonst bin ich, je länger mein Bursche in der Werkstatt ist immer mehr, der Überzeugung, dass einfach Kohle zählt und dieses Gerede, die behinderten schaffen ja alle nix, stimmt einfach nicht.

    Wenn man bedenkt das Werkstätten letztlich den Auftrag haben Menschen zB nach einen Schlaganfall wieder auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, die Erfolgquote bei 1% liegt ....


    Werkstätten sind Unternehmen und keine ach wir sind so soziale Einrichtungen...


    Na und die Unternehmen zahlen, eben lieber Strafen, anstatt behinderte Menschen einzustellen..


    Mein Bursche soll sein Jahrespraktikum in einem Bereich machen, wo er immer mit den Händen arbeiten muss, z.B Schrauben irgendwo reindrehen.

    Mein Bursche hat aber nur 1 Hand, die er bewegen kann. Meine Einwände, dass die Dauerbelastung gesundheitliche Folgen haben wird.

    Ach aber der Bursche schafft ja so viel, der ist so fleißig, deswegen soll er den Job machen.

    Wenigstens war da mal ein Betreuer ehrlich.


    Der Bursche kann Lesen,Rechnen, Schreiben aber klar sich die Hand für 1,35 €Stundenlohn( wobei das auch bei 20 € ein Unding wäre) kaputtmachen.Der könnte dann nicht mehr alleine Essen nix mehr .



    Natürlich gibt es Menschen, die so schwer eingeschränkt sind das wirklich arbeitstechnisch nichts oder kaum was geht,die sind aber auch heute schon im sogenannten Förderbereich untergebracht.





    In einer besseren Welt in der es wirklich gewollt wäre diese Nummer mit der Inklusion, gäbe es sicher Wege Menschen, wie meinen Burschen auf den ersten Arbeitsmarkt unterzubringen.

    So sind schön alle Behinderten wieder unter sich, läuft mit der Inklusion...








    Liebe Grüße


    Ute

  • Ja Ratte, da ist die Gesellschaft gefragt - die jetzt sagt „davon müsste es mehr geben“ - warum hat der Junior keinen Arbeitsplatz auf dem 1. Markt.


    Unsere Quote liegt bei 10 % - könnte deutlich höher sein, wenn jeder Betrieb Beeinträchtige einstellen würde….


    … aber wahrscheinlich ist hier auch kaum jemand der jemanden kennt….

  • Ja Ratte, da ist die Gesellschaft gefragt - die jetzt sagt „davon müsste es mehr geben“ - warum hat der Junior keinen Arbeitsplatz auf dem 1. Markt.


    Unsere Quote liegt bei 10 % - könnte deutlich höher sein, wenn jeder Betrieb Beeinträchtige einstellen würde….


    … aber wahrscheinlich ist hier auch kaum jemand der jemanden kennt….

    Die 1% sind der Durchschnitt aller Werkstätten .


    Ich kenne übrigens einen Sohn einer Freundin, der den Weg Werkstatt - erster Arbeitsmarkt geschafft hat.


    Ich kenne auch Menschen, die total gerne in die Werkstatt gehen.


    Das ändert, aber nichts an meinen Erfahrungen und an meiner ganz allgemeinen Meinung zu der Stellung, den Umgang mit behinderten Menschen innerhalb der Gesellschaft.






    Die Frage warum der Bursche keinen Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt hat, halte ich ja für eine rein rhetorische..

    Ganz einfach es gibt für ihn nichts.Er ist nicht gewollt.

    Na und nach einen Jahr Werkstatt sehe ich von der Seite kaum Bemühungen .

    Ist halt ne gute Arbeitskraft für die Werkstatt.





    Die Werkstatt ist für viele, inklusive meines Burschens die einzige Möglichkeit Kontakt zu anderen Menschen zu haben und sich vielleicht nicht ganz nutzlos zu fühlen.

    Aber eben wieder nur zu auch Betroffenen oder "normalen", die über ihnen stehen.

    Der Bursche würde von sich aus sofort zu Hause bleiben, aber das will ich nicht.


    Für uns pflegenden Eltern ist die Werkstatt halt die einzige Möglichkeit unsere erwachsene Behinderte für einige Stunden unterzubringen.

    Da bin ich ganz ehrlich, auch deswegen ist er dort.














    Liebe Grüße


    Ute

  • Ich weiß, Ratte.


    Mich nervt dieses plakative „jeder müsste eine Chance“ - dem ist nicht so. Es hört spätestens auf wenn gewindelt oder gefüttert werden muss. Dann gibt es noch Klienten mit hohen Agressions-Potential…. - bei vielen ist es nahezu unvorstellbar.

    Aber ich wüsste gute 100 - das ist ein Viertel - die könnte man unterbringen, wenn die andere Seite das auch möchte.

    In der Werkstatt halten würde ich niemandem, das rechnet sich auch nicht.

  • Werkstätten sind Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen und das Kapital sind die behinderten Menschen, weil das was die erarbeiten ja immer als null und nichtig dargestellt wird...


    Wenn da keiner oder zu wenig mehr bleibt ist der Laden zu.


    Ich bin echt zu alt und habe zu viel erlebt um dieses pseudosoziale Getue, von Institutionen, die gutes Geld mit behinderten Menschen machen aushalten zu können/ wollen.

    Auch die wollen nur Geld, wenn es dazu führt, dass es den behinderten Menschen gut geht, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen, ist doch alles schick.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Wir haben einen jungen Kollegen mit einigen Lernschwächen, das wussten wir vorher.

    Das beeinträchtigt seine Arbeit quasi gar nicht, als Schrauber ist er super und über das bisschen Schreibarbeit guckt der Meister halt nochmal drüber.


    Riesige Probleme machen dagegen Berufsschule und Handwerksinnung (die sind für Zwischen- und Gesellenprüfung) zuständig.

    Das sind halt alles Handwerker und keine Pädagogen. Nachteilsausgleich hat die Berufsschule noch nie gehört und die Innung ist der Meinung mit einem Schulabschluss muss er auch eine "normale" Prüfung ablegen. Zum Glück haben wir einen Quereinsteiger der vorher was pädagogisches gemacht hat, der steht denen auf den Füssen.


    Das ist hier ja ein vergleichsweise einfacher Fall, aber auch der Junge würde ohne Protektion der klassische Hilfsarbeiter. Kann zwar richtig was, hat aber leider keinen Abschluss.

  • Nur weil jemand Inkontinent ist oder man ihm das Essen reichen muss, bedeutet das nicht dass er/ sie keine Chance haben sollte .


    Warum hört es da auf, weil ?



    Ich kenne 2 hochintellgente Jungs, die können nur die kleinen Finger bewegen.Noch gehen sie zur Schule , kurz vorm Abi.

    Nur ein Beispiel.


    Natürlich gibt es wirklich Menschen, da geht nix, die brauchen,sollen und müssen einen geschützten Rahmen haben.

    Nur ich glaube bzw bin sogar davon überzeugt, dass es weniger sind,als uns allgemein vom Sytem Werkstatt verkauft wird.


    Sollte, dass alles zu sehr OT gehen, sorry.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Weil sich für die Pflege Kollegen finden müssen und das passiert selten.


    Es fehlt deutlich an den Plätzen für ein Praktikum. Wenn es einen Platz gibt - haben wir immer ausreichend Bewerber. Oft finden Chefs das Thema auch „nett und nachhaltig“ , aber das Personal zieht nicht mit.


    Profit dürfen wir in unserem Bundesland nicht machen. Die Infrastruktur und das Personal stellt das Land. Die Einkünfte werden an die Beschäftigten Beeinträchtigten ausgezahlt. Das ist zu wenig - allerdings sind die Auftraggeber nicht einen guten Preis|Stundenlohn zu zahlen und es ist schwer überhaupt Aufträge zu finden -da werden die „Schrauben“ der Großkonzerne und der Automobilindustrie gerne genommen.

  • Hi

    ich hatte vor ein paar Jahren einen jungen Mann als Nachbarn, der sehr eigen und komisch war.

    Später fand ich heraus, dass der an Schizophränie litt und die Medikation gerne weg ließ, wegen den Nebenwirkungen.

    Der machte viel komisches Zeug und wohnte in der kl. Wohnung, weil die Eltern überfordert waren und er nicht ewig in der Klinik bleibe konnte.

    Er kam dann in einer Behindertenwerkstatt unter für 6 Monate und blühte regelrecht auf.

    Ich erinnere mich gern an die Zeit, weil er ja eigentlich ein netter junger Mann war mit dem ich so manches gutes Gespräch geführt habe.


    Dann waren die 6 Monate rum und es gab keine Verlängerung und natürlich verfiehl er wieder in alte Verhaltensmuster, nam die Meds net, stellte im Wahn dumme Sachen an...

    Anstatt ihn das zu geben, was er brauchte, eben die Werkstatt ud einen Lebenssinn, kam er wieder in die Psychatrie.

    Das Ende vom Lied; Heute erkennt er mich nicht einmal, wenn ich ihn anspreche.

    Traurig, ja, auch das ist Deutschland

    OT

    Sorry