Drittes Entlastungspaket

  • Und Je mehr sich H4 (Bürgergeld) und ein durchschnittlicher- leicht überdurchschnittlicher Verdienst annähern desto lauter klopfen diese Gedanken an die Tür.

    Ich war von November 2011 bis April 2021 durchgehend im ALG2 Leistungsbezug, obwohl ich immer voll gearbeitet habe. Zu der Zeit habe ich zwischen 43 und 51 Tsd. Euro Brutto pro Jahr verdient. Durch meine Unterhaltsleistungen an die Mutter und die zeitweise Bedarfsgemeinschaft mit unseren Kids in meinem Haushalt bin ich unter den Satz für das Arbeitslosengeld II gedrückt worden. Hätte ich das ALG II nicht in Anspruch genommen, wäre ich zweifellos in eine Überschuldungssituation gekommen. In der Folge hätte ich auch meinen Arbeitsplatz verloren. Die Alternative wäre gewesen, noch mehr zu arbeiten (und damit noch mehr Unterhalt zahlen zu müssen). Das korreliert dann aber auch wieder mit dem Umgangsrecht(Umgangspflicht). Ich will auch nicht die Kids vor der Playsi parken, während ich in der Tankstelle am Wochenende Alcopops verkaufe. Kein erwachsen gewordenes Kind klopft dir später auf die Schulter und sagt: "Schade, das du früher so wenig Zeit für mich hattest. Aber trotzdem toll Papa. Toll, das du immer regelmässig und pünktlich den vollen Unterhalt abgeliefert hast. Ich bin ja so stolz auf dich."

    Es gab in den letzten 11 Jahren auch viele, die es eigentlich gut gemeint haben und mir empfohlen haben, mich doch gleich ganz in die soziale Hängematte zu legen. Ich würde ja sowieso nur für andere arbeiten.

  • Ich habe es durchgezogen, weil ich nicht abhängig sein wollte von Sozialgeldern. Weil ich Sorgen hatte, den Wiedereinstieg zu schaffen. Weil ich meinen Kids ein "arbeitendes Vorbild" sein wollte. Aber es hat ungeheuer Kraft gekostet, wie ich heute im Nachhinein feststelle. Viele graue Haare gebracht. Und die 37 Euro mehr haben mich nicht reich gemacht. Sondern ich habe über mehrere Jahre gemerkt, wie verflixt knapp es ist, am Sozialgeldbezug zu leben. Da ist jeder Euro, der mehr fließt, absolut wichtig. Aber auch für diejenigen, die knapp über diesem Satz liegen. Da kann man nur hoffen, dass die neuen Grenzwerte zu Anspruchsberechtigungen greifen.


    Mmh Weihnachtsgeld (mancher bekommt das ja auch heute noch )Urlaubsgeld, Lohnsteuerrückzahlungbei der Berechnung nicht vergessen...

    Es gibt heute Wohngeld Kinderzuschlag man muss ja nicht gleich aufhören zu Arbeiten


    Sonst schön ,das dieser Weg für Dich machbar war .

    Allerdings anscheinend zu glauben ,dass Leben von Transferleistungen gerade ,wäre ein dauerder Urlaub, da mag ich doch aus eigener Erfahrrung und aus ehrenamtlicher Arbeit in Sachen Sozialberatung deutlich widersprechen..


    Ja es ist ungerecht, dass arbeitende Menschen zum Teil so wenig verdienen, dass sie einen Nebenjob annehmen müssen.

    Arbeit muss und soll sich lohnen, aber für die Feststellung muss ich nicht den Transferleistungsempfänger als Mensch hinstellen ,dem nur Puderzucker in den Hintern geblasen wird.





    Es ist auch ungerecht, dass der Assistenzarzt weniger verdient,als der Vorarbeiter bei dem Autohersteller mit dem Stern.Vielleicht einfach in die Autoindustrie wechseln...



    Ich sitze grad im ICE nach Berlin, Urlaub bis Samstag, ach nee, habe ich ja dauernd,sorry.


    Graue Haare habe ich auch, aber wohl von zu viel Freizeitstress😎


    Muss ich mich jetzt noch bei jedem bedanken, ihr finanziert ja unser Leben?




    Das Arbeit nicht nur Geld verdienen ist , lernt man erst, wenn man keine mehr hat.


    Aber ,hey ich hab ja gut Reden in meiner sozialen Hängematte...










    Liebe Grüße


    Ute

  • das triggert dich heftig, oder?

    Es wäre echt schön, wenn du die Probleme anderer Menschen nicht einfach ins Lächerliche ziehen würdest.

    Ich habe 3 Kinder, habe die alleine groß gezogen und habe immer gearbeitet. Die meiste Zeit in Berlin mit einer immensen Mietbelastung.

    Wenn ich jetzt noch dort leben würde könnte ich einpacken mit meinem Job.

    Damals ist mein Gehalt für die Miete draufgegangen, gelebt haben wir von Kindergeld und Unterhaltsvorschuss.

    Ich zahle heute noch die Kredite von damals ab, die ich aufgenommen habe, um unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können.


    Es sind noch 20.000 übrig aber in die PI will ich nicht weil ich der Meinung bin, dass man geliehenes Geld zurückzahlen muss.


    Und sicher ist H4 nicht schön aber das Problem, dass man sich arbeitend kaum über Wasser halten kann ich KEIN Luxusproblem.

    wenn meine Meinung deine sein müsste hieße sie "Deinung"

  • Wo habe ich geschrieben, dass Du ein Luxusproblem hast, nirgends.


    Aussagen wie soziale Hängematte und Ko sind natürlich nett, Du bist ja nicht die einzige die hier meint mit Sozialgeldern lebe es sich wohl leichter.


    Natürlich triggern mich solche immer wiederkehrenden Aussagen.


    Dich bewegt doch ALG 2 oder Sozialeistungen auch zu tiefst


    Ich bin übrigens auch AE nur so am Rande...




    Liebe Grüße


    Ute ,hat fertig

  • Der größte Unterschied zwischen Arbeitnehmer*in und Leistungsbezieher*in ist doch, dass Erstere sich jeden Tag aufs neue entscheiden können, die Seite zu wechseln. Allein deshalb verstehe ich die Neiddebatte nach unten nicht.


    Zu den Entlastungspaketen: Hat eigentlich schon irgendjemand eine seriöse Evaluation gefunden? Mich würde ja beispielsweise brennend interessieren, ob der Tankrabatt nicht doch dazu geführt hat, dass mehr Benzin verbraucht wurde, als im Vorjahreszeitraum... Das wäre dann sehr kontraproduktiv und würde mutmaßlich auch diesen ominösen Strompreisdeckel noch mal einem anderen Licht erscheinen lassen.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Der größte Unterschied zwischen Arbeitnehmer*in und Leistungsbezieher*in ist doch, dass Erstere sich jeden Tag aufs neue entscheiden können, die Seite zu wechseln. Allein deshalb verstehe ich die Neiddebatte nach unten nicht.


    Zu den Entlastungspaketen: Hat eigentlich schon irgendjemand eine seriöse Evaluation gefunden? Mich würde ja beispielsweise brennend interessieren, ob der Tankrabatt nicht doch dazu geführt hat, dass mehr Benzin verbraucht wurde, als im Vorjahreszeitraum... Das wäre dann sehr kontraproduktiv und würde mutmaßlich auch diesen ominösen Strompreisdeckel noch mal einem anderen Licht erscheinen lassen.

    Es ist kein Neid. Es sollte sich einfach lohnen. Sonst kann man es auch lassen.

    wenn meine Meinung deine sein müsste hieße sie "Deinung"

  • Aber dafür, dass es sich nicht lohnt, sind doch die Leistungsbezieher*innen nicht die Ursache, sondern die Löhne... Sorry, ich verstehe die Logik dahinter nicht.

    Stimmt, Du hast es wirklich nicht verstanden.


    Die Löhne sind in aller Regel nicht die Ursache, sondern Steuern und Abgaben.

    Volleybap und Father Figure haben es doch beide eindrucksvoll geschildert. Sogar einmal Steuerklasse 2 und Steuerklasse 1, was (im wahrsten Sinne des Wortes) so oder so den Braten nicht fett macht.


    Mit 3 Kindern und Trennungsunterhalt kannst Du mit einem sechsstelligen Bruttojahresgehalt zum Mangelfall werden. Das habe ich im Bekanntenkreis erlebt.


    Getrennte Eltern haben nun mal kein Lobby und werden auch nie eine haben. Dafür ist der Haufen einfach zu zerstritten.

  • Natürlich sind es die Löhne und nicht die Abgaben. Sofern man nicht (das meine ich statistisch und wertfrei) überdurchschnittlich viele Kinder hat, zahlt man im Bereich der knapp über Hartz 4 liegt, kaum Steuern. Jedenfalls nicht soviel, dass man davon neben der eigenen Infrastrukturnutzung noch diverse Hartz 4 Empfänger*innen versorgen würde.


    Richtig ist, das man jenseits der Norm 2 möglichst verheiratet Eltern und 2 Kinder, mehr Abgaben zahlt.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Hy Ute,


    Es gibt "solche und solche" Leistungsbeziehende. Da sind Menschen wie du, die mit all ihrer Kraft Angehörige pflegen und/oder betreuen und deshalb nicht arbeiten können. Oder die, die aus körperlichen oder seelischen Gründen nicht (mehr) arbeiten gehen können. Oder Leute, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, dass sie nicht ohne Unterstützung über die Runden kommen Für die "zahle" ich gerne, denn das sind diejenigen, die die Leistungen wirklich brauchen und für die sie auch gedacht sind.


    Wer mich unglaublich ankäst - und dazu stehe ich mit voller Überzeugung - sind die Schmarotzer, die es doch unbestritten auch gibt, die sich eben in der sozialen Hängematte ausruhen, die zwar arbeiten könnten, aber einfach keinen Bock haben dazu haben und sich ein bequemes Leben "auf meine Kosten" machen. Das hat für mich auch nichts mit Neid zu tun, so ein Verhalten empfinde ich einfach als unverschämt.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • hast du ne Einschätzung der prozentualen Verteilung von "solche und solche"?

    Das wollte ich auch gerade fragen. Leider wird wohl von RTL2 & Co. ja gerne immer wieder dieses Bild vermittelt und damit Sozialneid geschürt...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich habe ja (m)eine etwas andere Geschichte erzählt, zugegeben aus einer Zeit, zu der ich als noch Verheirateter nicht unterhaltsvorschussberechtigt war. Und die Mutter keinen Unterhalt (trotz Verdienst) geleistet hat. Wo Kindergarten und Hort - wenn man Randzeiten als Vollzeitarbeitender nutzen musste - eine gute vierstellige Summe kosteten bei drei Kids und nicht ein Tag Kiga kostenlos war. Wo es noch keine Ganztagsschule gab und die Kids mit Hausaufgaben belegt wurden, die dann teilweise mit den Eltern erledigt werden mussten. Wo ich einen Hortplatz nur bekommen habe, wenn ich Elternvereinsmitglied geworden bin in der Privateinrichtung und mindestens einmal im Monat samstags zum Arbeitseinsatz antreten musste für Haus- und Gartenanlage. Die "guten alten Zeiten" halt, wo es auch so Sachen wie Wohngeld für Häuslebauer noch nicht gab, wenn sie denn in Lohn und Brot standen und man im Trennungsfall entweder seine Hütte mit Verlust und übrigbleibenden Schulden verkaufen musste oder schauen musste, wie man es bedient bekommt - während das Geld als ALG1- und 2-Berechtigter vom Staat dann doch geflossen wäre.

    Heute ist manches wesentlich besser, keine Frage. Aber ich habe halt nur geschrieben, dass ich es sehr gut nachempfinden kann und das Gefühl kenne, wenn jemand heute in vergleichbarer Situation sagt: Für 37 Euro mehr muss ich nicht unbedingt anstrengende und anspruchsvolle 40 Stunden arbeiten neben dem Großziehen von drei Kindern (ich habe sie am Anfang noch in den Windeln gehabt und so glorreiche Sachen wie drei Jahre Elternzeit gab es auch noch nicht, geschweige denn mit der Finanzierung wie heute. Ist und soll kein Jammern sein, sondern nur Verständnis dafür, dass die Situation von AEs (auch trotz aller Verbesserungen) heute immer noch so sein kann, dass man rechnerisch quasi für lau oder die Rentenpunkte arbeiten geht und hofft, dass man die sich andeutenden höheren Energiekosten irgendwie gestemmt bekommt.


    Was es vor allem auch nicht war und ist, was ich geschrieben habe: Irgendeine Neiddebatte oder eine Abrechnung/Kritik/Vergleich mit Beziehern von Sozialgeldern, sondern einfach nur das, was ich gern zum dritten Mal wiederhole: Ich arbeite 40 Stunden Vollzeit und es hat finanziell im Tagesgeschäft keine Auswirkung. Was motiviert mich dann dazu, diesen Job zu machen? Weil er mir etwas gibt? - Und gibt er mir so viel, dass ich dafür auf zig Stunden mit meinen Kindern verzichte. - Das war damals meine Kernfrage. Und ich denke, vor der Frage stehen manche AEs auch heute und müssen ihre Antwort finden. .

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich habe es schonmal irgendwo geschrieben und ich wiederhole mich gern: Ich glaube, dass sich niemand Leistungsunfähigkeit und Bedürftigkeit aussucht.


    Natürlich gibt es einige wenige (in Relation zur großen Masse der Unterstützten), die es sich in der sozialen Hängematte bequem gemacht haben. Vermutlich aber haben die meisten dieser Leute anfangs wirklich versucht zu arbeiten und nicht dauerhaft abhängig zu sein. Aber wenn du immer wieder eine vor den Bug kriegst und das Licht im Tunnel der auf dich zurasende Zug ist, gehst du irgendwann nicht mehr weiter. Menschen, die trotzig in die Kamera schimpfen, die „da oben“ (die Behörde) können sie mal und sie würden nicht arbeiten gehen, sind eigentlich abgehängt und voller Hoffnungslosigkeit. Vermutlich haben sie nie Wertschätzung und Anerkennung erlebt. Und das spricht nicht gerade für unsere Gesellschaft.


    Ich setze große Hoffnung in ein verpflichtendes soziales Jahr für alle Jugendlichen, denn gerade solche aus schwierigen Verhältnissen hätten so ganz sicher die Chance zu erleben, dass sich Arbeit lohnt.


    Die Ausgaben für die soziale Unterstützung sind übrigens weit niedriger als andere Ausgaben.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • JayCee : hast du ne Einschätzung der prozentualen Verteilung von "solche und solche"?


    Das wollte ich auch gerade fragen. Leider wird wohl von RTL2 & Co. ja gerne immer wieder dieses Bild vermittelt und damit Sozialneid geschürt...

    Nein, eine prozentuale Einschätzung habe ich nicht. Live und aus persönlicher Erfahrung kenne ich aber deutlich mehr aus der zweiten Kategorie (z. B. quasi die komplette Familie meines Ex sowie einige aus deren Umfeld) ) als aus der Ersten Kategorie (da habe ich eigentlich nur die "virtuellen" Beispiele hier aus dem Forum).

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Ehrlich gesagt - ich gehe auch gerne arbeiten. Da geht es mal um das, was ich leiste, es wird gesehen, ich bekomme positives Feedback für das, was ich tue...

    ... das "Verzichten" auf Zeit mit dem Junior empfinde ich nicht als Verzicht. Es trägt zu unserem Zusammenleben bei, wenn es mir gut geht und auch wenn ich vielleicht für das gleiche Geld vom Amt zuhause bleiben könnte (was nicht der Fall ist, aber hypothetisch gesprochen) würde es mich nicht glücklich machen.

    Wenn man wie Ratte ein Kind hat, das einen permanent braucht, ist das was ganz anderes - da geht Arbeiten einfach nicht und der Versuch ginge zu Lasten aller. Ich glaube, das ist uns allen klar.

  • JayCee : was kennst du denn für Leute 8o?


    Also 20% beziehen Hartz 4 kürzer als 1 Jahr und ich meine um die 40% sind Aufstocker.

    Bleiben noch etwa 40%, davon mutmaßlich einige mit Krankheit, Sorge oder pflegeverantwortung...


    Ich selbst habe auch 16 furchtbare Monate Hartz 4 bekommen.... Gehöre damit zu den 40% der mutmaßlich Faulen8). Danke an alle, die 2008/09 hart für mich geschuftet haben, damit ich mein 2. Kind gebären und meine mündliche Prüfung machen durfte :).

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


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  • Hab ich gern gemacht. ;) (Heute können von meinen Steuern 4 Vollbedürftige (ohne Miete etc.) oder 4 Rentner mit Grundsicherung leben.)

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Kind gebären und mündliche Prüfung machen ist ja nicht nichts tun...


    Aber ok, ich hab's verstanden. Anscheinend kann nicht sein, was nicht sein darf, und Sozialschmarotzer sind eine reine Trash-TV-Erfindung. Und ich bin auch ein wahnsinnig schlechter und egoistischer Mensch, weil ich Leute wie meine Schwiegereltern (die es aber ja eigentlich gar nicht geben kann) nicht unterstützen möchte und genervt bin, weil ich indirekt dazu gezwungen werde.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...