Kindergeld und Krankenversicherung bei "Auszeit bzw. Praktika"?

  • Hallo liebe Forenmitglieder,


    meine Tochter (wird im Januar 18) macht nächstes Jahr ihr Abitur, d.h., sie ist Mitte nächsten Jahres aus der Schule. Stand heute weiß sie nicht, was sie machen will.


    Durch Corona konnte sie keine Praktikas machen, hat momentan einen Minijob im Kino.


    Ihre neueste Idee, sie möchte 1 Jahr in verschiedenen Berufen reinschnuppern, damit sie sieht, was sie machen will, studieren oder Ausbildung. Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, ich habe ihr aber gesagt, rumsitzen ist nicht, sie muss auch wirklich was machen. Da sie sehr zuverlässig ist, glaube ich das auch.


    Jetzt ist mir aber eingefallen, was ist mit Kindergeld und Krankenversicherung? Der Unterhalt fällt sowieso weg, ich beziehe UVG, da ist mit 18 eh Schluss.


    Aber so wie ich gelesen habe, fällt auch das Kindergeld weg, wenn man kein berufsbezogenes Praktikum macht. Ein soziales Jahr etc ist es ja auch nicht....


    Mehr Sorgen macht mir aber die Krankenversicherung. Momentan ist sie bei mir familienversichert, fällt das dann auch weg? Ich bin da nicht schlau draus geworden.


    Ich unterstütze sie, kein Problem, hoffe aber ehrlich gesagt schon, dass sie doch noch was findet, was machen möchte. Nur ist es einmal ein Studium, dann auf keinen Fall. Ich kenne das, dieses Nicht wissen, aber als Mutter ist es wirklich schwer, ich ziehe noch im Nachhinein meinen Hut vor meiner Mama.


    Liebe Grüße und danke bereits


    Sonja

  • Frusi

    Hat den Titel des Themas von „Kindergeld bei "Auszeit bzw. Praktika"?“ zu „Kindergeld und Krankenversicherung bei "Auszeit bzw. Praktika"?“ geändert.
  • in aller Kürze, soweit ich das gerade auswendig weiß:

    Kindergeld gibt es für vier Monate nach Ende der Schulzeit, wenn "nichts" gemacht wird (darunter zählen im Zweifelsfall auch "Schnupperpraktika"). Allerdings haben da manchmal die Praktikumsstellen, die viele Praktikanten und auch über einen längeren Zeitraum nehmen, Regelungen getroffen bzw. es wird als Berufspraktikum anerkannt).


    Die Familienversicherung kann bis zum 23. Lebensjahr laufen, wenn kein Einkommen erzielt wird (egal ob man studiert oder Praktika absolviert oder ...).

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Eventuell hilft es wenn sie sich bei der Agentur den Status "ausbildungsplatzsuchend" bestätigen lässt. Keine Ahnung, was da genau erforderlich/erlaubt ist, aber bei meinem Sohn war es Voraussetzung, dass das Kindereld letztes Jahr weitergezahlt wurde.

  • Danke euch für die Antworten.


    Ich bin froh, wenn die Krankenversicherung kein Problem wird, das war meine größte Angst.


    Den Wegfall von UVG hab ich schon akzeptiert, immerhin steigt das Wohngeld dadurch. Muss mal schauen, nicht, dass es da auch Beschränkungen gibt, wenn das volljährige Kind nur Praktikas oder/und nen Nebenjob macht, aber das wäre ich dann sehen. Immerhin fällt der jetzige nicht ins Gewicht.


    Dass das Kindergeld auch noch wegfallen könnte, ist mir nämlich erst gestern gekommen, ich bin gar nicht darauf gekommen, dass das auch wegfallen könnte.


    Aber das mit dem Kinderzuschlag lasse ich mir durch den Kopf gehen, daran hatte ich far nicht gedacht, mal sehen, wie da die Voraussetzungen sind. Danke für die Anregung.


    Ausbildungssuchend wäre sie ja dann gar nicht, ich weiss nicht, ob das dann möglich ist, aber werde auch mal schauen und beim Jobcenter nachfragen. Danke.


    Hach, ich glaube, ich habe hauptsächlich ein Problem damit, dass sie noch gar keinen Plan hat. Ich gönne es ihr, 1 Jahr rumzuprobieren, aber mein Mutterherz hätte gerne, dass sie schon einen konkreten Plan hat. Aber ist ist noch Zeit, eventuell löst sich das Problem noch.


    Auf jeden Fall muss sie ihren Lebensunterhalt in der Zeit selbst bestreiten, aber das ist eh schon klar für sie.

  • Ich denke, es ist normal, dass sie jetzt noch keinen Plan hat. Meine Tochter wusste bis Juli nach dem Abi noch nicht, was sie tun will. Sie hat sich im Juli erst für verschiedene Studiengänge beworben und hatte gerade eine Zeit als au pair in Italien ins Auge gefasst und mit einer Familie geschrieben (das war im August), da kam dann eine Zusage für einen Studienplatz, den sie dann ganz überrascht angenommen hat.


    Die meisten wissen es erst nach dem Abi, habt keinen Stress. Vielleicht kann sie ja nehmen den Praktika ja einen kleinen Job annehmen und so den Unterhaltsausfall ausgleichen?

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Frag bei der U25-Berufsberatung eurer örtlichen Arbeitsagentur. Die können sie schon als "Ratsuchende" aufnehmen und problemlos der Form halber auf "ausbildungssuchend" setzen. Es gibt da übrigens verschiedene Berater*innen je nach Schulabschluss und Zielrichtung, das hilft auch inhaltlich weiter.
    Und ganz praktisch hilft es erstens beim Kindergeld und zweitens kann sie ggf. Praktika über die AA absichern - Arbeitgeber/Betriebe wollen auch gern eine Sicherheit und sind meist froh, wenn sie ihre Praktikant*innen nicht für 4 Wochen bei der BG anmelden müssen usw.

  • Ich danke euch. Mir kommt es halt so vor, als wüssten alle schon, was sie machen und meine nicht. Stimmt natürlich nicht, aber es überrascht mich, weil sie sonst so zielstrebig und ehrgeizig ist und jetzt so planlos. Aber auch nicht planlos, sie weiß, was sie danach tun möchte, nur eben nicht, was ich dachte.


    Aber eure Antworten haben mich sehr beruhigt, ich fühle mich in solchen Momenten immer so alleine, da fehlt mir ein Partner, mit dem ich das durchsprechen kann, der mich beruhigt, etc. Meine Freundinnen sind alle verheiratet, die können so was nicht so ganz nachfühlen, alles alleine machen zu müssen. Ihr wisst ja, wie das ist.

  • Wir Eltern sind da aber auch irgendwie komisch. Wir hätten gern nach der Schule die schnelle Entscheidung für Ausbildung, Studium, Job. Und machen gern den entsprechenden Druck, hier diese wichtige Lebensentscheidung zu treffen.


    Kommt irgendein Elternteil auf die Idee, diesen Druck bei der (eventuellen) Partnerwahl auszuüben? Wohl eher nicht.

    Warum machen wir es dann bei der Entscheidung über Ausbildung und Beruf?

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das Problem ist oft die finanzielle Verantwortung.


    Wenn dein "Kind" nicht den geraden Weg geht, sind oft finanzielle Hilfen nicht mehr möglich. Und wenn man auf Bafög, Kindergeld und Familienversicherung angewiesen ist, fällt das schwer, die Verantwortung dem Erwachsenen Kind zu überlassen.


    Daher finde ich es super, dass es hier immer wieder Tipps und Hinweise gibt.

  • Traumtänzerin bringt es auf den Punkt. Ich kann es mir leider schlicht noch nicht leisten, ohne Kindergeld auszukommen bzw. ohne Wohngeld. Den UVG zu verlieren, ist schon hart. Ich habe noch eine jüngere Tochter, daher kann ich nicht Vollzeit arbeiten. Und da ich zur unteren Mittelschicht gehöre, eher wohl noch drunter, habe ich einfach Angst, die ganzen Kosten nicht mehr stemmen zu können. Dazu noch Schulden vom damaligen Umzug....


    Ich gönne meiner Tochter von Herzen die Auszeit, aber mir macht auch die Finanzierung einfach große Sorgen. Und da ist dann das schlechte Gewissen, es mir nicht leisten zu können, auf all das Geld zu verzichten. Da kommt das Gefühl des Versagens bei mir hoch.

  • Wir Eltern sind da aber auch irgendwie komisch. Wir hätten gern nach der Schule die schnelle Entscheidung für Ausbildung, Studium, Job. Und machen gern den entsprechenden Druck, hier diese wichtige Lebensentscheidung zu treffen.


    Kommt irgendein Elternteil auf die Idee, diesen Druck bei der (eventuellen) Partnerwahl auszuüben? Wohl eher nicht.

    Warum machen wir es dann bei der Entscheidung über Ausbildung und Beruf?

    Mich hat halt noch nie ein (potentieller) Partner nach einer Lücke im Lebenslauf gefragt....

  • Frusi, guck dir in dem Zusammenhang doch auch einmal diesen kürzlich gestarteten Thread an - falls er Dir noch nicht begegnet ist.


    Studium


    Für Tochterkind und Dich könnte gerade der Weg über ein duales Studium (man arbeitet und studiert im Wechsel und bekommt ein Gehalt während des Studiums, in der Regel zwischen 1200 und 1600 Euro) interessant sein, aber auch die anderen Möglichkeiten. Unsere Kids waren bisher allerhöchstens die im Vergleich geringe Menge der Wahlfächer in der Oberstufe gewöhnt. Jetzt auf einmal sind viele viele Hundert Studiengänge an unzähligen Orten in Deutschland, Europa, letztlich der ganzen Welt irgendwie. Das fordert, überfordert aber auch.


    Darum kann eine konsequente Entscheidung auch sein, zuerst einmal die wichtigen Eckpunkte zu setzen. Einer dieser Eckpunkte kann auch sein, die finanzielle Basis zu schaffen. Ich kenne einige (ehemalige) Abiturienten, die nach der Schule/dem Abi erst einmal eine (bessere) finanzielle Basis für ihr Studium geschaffen haben und ein oder zwei Jahre viel gearbeitet haben, um Geld beiseite zu legen. Weil ihnben das Studium wichtig war. -Aber diese Entscheidung mussten sie treffen.

    Und zwei drei "ganz Schlaue" haben in den Bereichen gejobbt, in die sie mit Studium "weiter oben" einsteigen wollten später. Einer hat das dann auch getan. Ein anderer war so ernüchtert, dass er sich anders orientiert hat. Für alle war aber wichtig, frühzeitig ein Ziel gesetzt zu haben, auf das sie zugehen wollten.


    Wenn man seinen Nachwuchs dahin bringt, die eigenen derzeitigen Ziele durchzusprechen und dann zu definieren, ist allen viel geholfen.


    So sehr man Kindern auch ihre "Auszeit" gönnen sollte: In der Regel muss das keine "ich kann nicht mehr, ich hänge ab"-Zeit sein, sondern sie wollen "etwas ganz anderes erleben", neue Erfahrungen machen (ohne sagen zu können welche, soll halt "neu" sein), Eindrücke sammeln. Darum ist es nicht schlimm, wenn sie nach der Schule gleich "weiter laufen". Sondern es ist gut. Noch sind sie "in Schwung".


    Die "finanziellen Grenzen" soll und kann man besprechen. Das gehört spätestens jetzt auch dazu und sollte den nun fast Erwachsenen bewusst sein in ihrer Entscheidung und Eigenverantwortung. Auch die Bereitschaft zur Planung. (So werden zum Beispiel viele Stellen "Duales Studium" jetzt von den Firmen für das Herbstsemester 2023 ausgeschrieben ... )


    Aber klar: Einfach ist das nicht, alles (fast) allein und als Verantwortliche durchzusprechen und zu klären. Das zerreißt und bedrückt ganz schön. Wenn man es durch hat, kommt nach einem kurzen schönen "Freumoment" in der Regel aber auch wieder das Nächste.

    (Ich werde nie vergessen, wie eine gute Bekannte mir eine SMS zeigte, in der ihr Tochterkind fragte: Welche Farbe für einen Kinderwagenbezug findest Du schöner: rot oder dunkelblau?)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wir Eltern sind da aber auch irgendwie komisch. Wir hätten gern nach der Schule die schnelle Entscheidung für Ausbildung, Studium, Job. Und machen gern den entsprechenden Druck, hier diese wichtige Lebensentscheidung zu treffen.

    Da nehme ich mich mal raus. Ich habe nur immer gesagt - solange wir noch zusammen gewohnt haben - dass gewährleistet sein muss, dass wir noch Miete zahlen können, Essen, usw. Wie das passiert - ob durch Ausbildung, Studium, oder er es noch nicht weiß und halt solange bei Picnic arbeitet oder so etwas, wäre seine Sache. Was ich auch immer sage, ist, dass man nicht bis zur Rente in einem Job bleiben muss, wenn man feststellt, dass man dort total unglücklich ist.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • in aller Kürze, soweit ich das gerade auswendig weiß:

    Kindergeld gibt es für vier Monate nach Ende der Schulzeit, wenn "nichts" gemacht wird (darunter zählen im Zweifelsfall auch "Schnupperpraktika").

    Die 4 Monate werden nur gezahlt wenn es sich um eine Übergangszeit von höchstens 4 Monaten handelt. Zum Beispiel: Ende der Schule 07/2023, Ausbildungs- oder Studienbeginn 10/2023. Dann wird Kindergeld auch in den Monaten 08-09/2023 gezahlt, obwohl das Kind sich noch nicht in Ausbildung befindet.


    Wenn das Kind die Schule in 07/2023 beendet und danach gar nichts macht (also Ausbildung/Studium) dann wird auch kein Kindergeld mehr gezahlt. Wenn das Kind jedoch bei der Agentur als Ausbildungssuchend oder arbeitssuchend registriert ist, dann wird Kindergeld gezahlt. Arbeitsuchende Kinder werden jedoch nur bis zum 21. LJ gezahlt. Wenn das Kind bei keiner Stelle registriert ist, dann kann es evtl. auch Kindergeld beziehen wenn entsprechende Nachweise über Eigenbemühungen einer Ausbildungsuche vorliegen.



    Frusi - lass dir doch mal einen Termin bei deiner zuständigen Familienkasse geben und lass dich dort beraten was für Voraussetzungen deine Tochter benötigt damit Euch weiterhin das Kindergeld zusteht. (ggfl.s Onlineberatung per Videochat)


    Ihre Schule endet ja erst nächstes Jahr - vielleicht ändert sich bis dahin nochmal etwas und sie hat dann evtl. doch schon ein konkretes Ziel.


    Lasst Euch beraten, das fände ich am Besten. Die Sachbearbeiter vor Ort können Dir helfen und entsprechende Auskünfte geben.

  • Eventuell ist Kind auch arbeitssuchend, wenn es sich für Medizin bewirbt? Das kann ja auch bisschen dauern bis zum Studienplatz. Oder was anderes studiert, auf dem Papier jedenfalls. Und dann anspruchsberechtigt für Kindergeld und Krankenkasse.


    Es gibt heute tatsächlich so unglaublich viele Möglichkeiten. Sich da nicht entscheiden zu können, kann ich gut verstehen. Man muss wirklich klar machen, dass die Entscheidung keine Einbahnstraße ist. Man kann immer nochmal einen anderen Job starten, aus welchen Gründen auch immer.
    Ich selbst kann mich an unglaublichen Druck erinnern bezüglich der Entscheidung für einen Beruf. Und später kam das Leben dazwischen und ich musste auf Anfang gehen. Ging auch. War aber auch keine einfache Entscheidung.

  • Ich danke euch sehr für eure Meinungen und Vorschläge.


    Wir werden einen Weg finden, der gangbar ist. Sie darf ja frei entscheiden, mir ist es egal, was sie später macht, solange sie Spaß daran hat und davon leben kann. Ich tue mich wohl auch deswegen etwas schwer, weil ich kein Abi habe und somit nicht studierte. Daher kenne ich mich auch überhaupt nicht aus in solchen Dingen.


    Aber ich denke auch nicht, dass das meine Aufgabe ist, sie kümmert sich sowieso selbst sehr, ich musste nie eingreifen. Und ob sie studieren wil oder nicht, soll mir auch recht sein. Ich freue mich auch, dass sie mir noch immer erzählt, was sie umtreibt bzw. Wie der Stand ist, da muss ich wenigstens nicht hinterherlaufen.


    Es ist halt schwierig, immer auf das Geld achten zu müssen, das hätte ich mir anders gewünscht. Aber seis drum, das schaffen wir schon, wir drei Mädels sind ein gutes Team. Das ist für mich wichtig.