Seit Mittwoch sind wir, meine drei Kinder, 2 bis 9 Jahre und ich, hier in der Kur. Es ist am A*** der Welt, es gibt nicht mal einen Tante Emma Laden hier im Dorf, nur den Harz, ein ganz strenges Küchenregiment, wo auf die Minute genau das Büfett geschlossen wird. Waschmaschine kann man nur zusammen mit Trockner kaufen, für jede Wäsche 5 Euro.
Soll ich weiter aufzählen was alles schlecht ist?
Im Februar 2020 war ich mit meinen beiden älteren Kindern auch auf Vater-Kind-Kur, direkt am Ostsee-Strand eine riesige Wellness Hotelanlage, alles vom Feinsten, ...
Und die ersten Tage habe ich davon auch allen Gästen hier im Haus davon erzählt.
Dort waren viel mehr Kinder aber hier haben meine beiden Älteren viel schneller Anschluss gefunden. Dort waren die Wochenenden zur freien Verfügung und der klinikeigene Bus brachte uns Gäste, die das wollten, zu interessanten Ausflugszielen. Nicht schlecht. Hier dagegen gibt's auch Samstag Programm, eine Waldralley, die echt Spaß gemacht hat. Immer 2 Familien waren ein Team und wir lagen echt gut im Rennen - trotzdem hat es bei uns nur zu Platz 11 von 11 gereicht.
Am Freitag war die erste Gesprächsrunde der Neuankömmlinge mit der Psychologin. Erster Papa stellt sich vor, er hat seine Frau vor knapp einem Jahr verloren an Krebs. Zweiter Papa, ebenfalls frisch verwitwet, einige Papas die so wie ich bon ihren Frauen verlassen worden waren, andere, deren Familienleben durch Corona und ständiges Homeoffice nahezu zerstört war, und ja, nur Papas. Letzte Woche waren nur Papas angekommen, das ist etwas Neues für mich gewesen. Sehr wohltuend. In meiner letzten Kur war ich auch in einem Kurgang mit Vätern. Dort haben sie 2 Kurgänge pro Jahr, bei denen auch Papas dabeisein können, aber in meiner Erinnerung waren wir von den ca. 300? Gästen höchstens 20% Väter, der Rest Mütter. Und viele der Väter waren Teil einer Patchworkfamilie, die dort ein eigenes Familien-Appartement hatten, also nichts Vergleichbares, mit der Dichte und Intensität, dieser unserer Männergruppe.
Die Klinik grenzt direkt an den Wald, wo die Kinder ganz kreativ mit Naturmaterialien spielen (und einem großen alten LKW-Reifen, der Nachmittags noch in Teamwork den Berg rauf geschafft wurde, und der anschließend mit Gejohle den Berg runter gelassen wurde), und Abends in einer superschönen selbstgebauten Tipi-Hütte mit eigenem Essplatz, Spielplatz, Pool, um den Reifen sitzen und spiel-essen.
Warum schreibe ich das?
Ich bin begeistert. Meine anfängliche Skepsis wegen der etwas ärmlichen Ausstattung, dem immer noch nach VEB und DDR Mief anmutenden Austattung und Personal ist in meine freudige Überraschung übergegangen.