Wenn es kommt, dann knüppeldick... oder: Warum immer alles auf einmal?

  • Heute wird's von mir etwas länger, ich möchte mir einfach nur mal alles runterschreiben, was in den letzten Wochen so passiert ist, vielleicht auch, um das Ganze ein bisschen sortiert zu bekommen. Ich weiß, dass die Entwicklung im Job unumkehrbar ist, und auch wahrscheinlich nicht alles so schwarz-weiß ist, wie ich es momentan sehe. Aber es ist irgendwie wie immer, wenn etwas passiert, dann alles auf einmal, beruflich und privat, und ich merke einfach, wie es mir gerade ziemlich die Füße wegzieht.


    Zuerst die Arbeitsseite.

    Vor nicht ganz einem Monat, bekamen wir an einem Dienstag Morgen eine Mail, dass unser Chef in nicht einmal einer Woche das Unternehmen verlassen wird. Der Schock war groß, wir sind grade dabei, nach einem Jahr Chaos so etwas wie eine fragile Routine in unserem High Tech Labor zu entwickeln, eine Ahnung zu bekommen, wie die verschiedenen Geräte und Komponenten miteinander kommunizieren und arbeiten. Wir haben uns als Team buchstäblich zusammengerauft, und der Chef war das Herz und das Hirn der ganzen Entwicklung. Wir - auch ich - hatten in der Anfangsphase teilweise ein großes Problem mit ihm, als er noch versucht hat, uns mit Durchhalteparolen zu motivieren, wir aber das Gefühl hatten, mit unseren Sorgen und Bedenken bei ihm abzuprallen. Ende letzten Jahres hatte ich - mitten im Labor, einfach so, auch für mich wie aus dem Nichts - einen vollkommenen Nervenzusammenbruch und war zwei Wochen krankgeschrieben. Das war ein Wendepunkt. Der Chef war wirklich betroffen, hat mich zu Hause angerufen und auch, als ich wieder in die Arbeit gekommen bin, mehrere "richtige" Gespräche geführt, nicht nur mit mir, sondern auch mit den Kollegen/innen. Ich hatte den Eindruck, da hat er begriffen, dass wir nicht nur "jammern" und mit dem neuen Labor fremdeln, sondern dass es so tatsächlich nicht mehr weitergeht. Von da an hat er unsere Meinungen und Erfahrungen ernstgenommen, und es hat sich eine richtig gute, konstruktive Zusammenarbeit entwickelt.

    Von Oben und Außen kam derweil enormer Druck, weil das Labor nicht so funktionierte, wie es vorgesehen war. Das lag aber nicht an der Arbeitsweise unseres Chefs, sondern daran, dass im Vorfeld des Umzugs massiv Personal entlassen wurde, das jetzt an allen Ecken und Enden fehlt (die Automation funktioniert leider nicht so automatisch, wie das vom Hersteller versprochen wurde), und bei der Planung waren nur Theoretiker am Werk, die das ganze zwar wunderschön auf dem Papier entworfen haben. Nur leider ist es gleichzeitig so unpraktisch geplant, dass wir z.B. viele lange Wege haben, weil die Reagenzien am entgegengesetzten Ende des Labors gelagert werden oder Proben, die aus irgendeinem Grund manuell abgearbeitet werden müssen, wieder in einer völlig anderen Ecke des Labors rauskommen. Die Geräte stellten sich als unglaublich wartungsintensiv heraus, sodass der Personalschlüssel, den die Firma bei der Planung angegeben hat, mal eben verdoppelt werden musste (also genau das Personal benötigt würde, das vorher so großzügig abgebaut wurde). Aufgrund des massiven Fachkräftemangels ist es quasi unmöglich, die Stellen in absehbarer Zeit neu zu besetzen, zumal auch noch eine Einarbeitungszeit von mindestens einem halben Jahr erforderlich ist, bis neue Kollegen/innen alleine Dienste bestreiten können. Diese Fehler, die an höherer Stelle gemacht wurden führten dazu, dass nicht nur einmal die temporäre Schließung einer oder mehrerer Häuser im Raum stand. Schließlich wurden von der "großen Politik" wohl Köpfe gefordert, und der unseres Chefs musste rollen.


    Wir hatten eine - trotz der traurigen Umstände - schöne und fröhliche Abschiedsfeier, in der wir unserem Chef auch einen "Abschiedsbrief" vorgelesen und überreicht haben, der ihn sehr berührt hat. Er hat auch an diesem Abend mit jedem noch einmal ein paar persönliche Worte gewechselt. Zu mir hat er gesagt, dass er mich wahnsinnig für meine innere Stärke bewundert. Er hätte nicht geglaubt, dass ich mich nach diesem Nervenzusammenbruch noch einmal so aufrappeln und mich so engagiert in das Team einbringen würde. Ich fand das so toll. Ich war mir eigentlich sicher, dass ich nach diesem Vorfall mehr oder weniger schnell aussortiert werden würde, weil ich nicht belastbar genug sei. Das Gegenteil war der Fall. Trotz dem ganzen Druck von außen, hat er sich die Zeit für die vorhin schon erwähnten Gespräche genommen und mir damit den Rücken gestärkt. Ich hatte an anderer Stelle hier im Forum mal nachgefragt, ob ich ihm wohl schreiben solle, wie sehr es mich gefreut hat, dass er mir diese Worte mit auf den Weg gegeben hat, und habe mich dann Gott sei Dank dafür entschieden.


    In der folgenden Woche zeigte die Geschäftsführung sehr viel Präsenz bei uns im Labor, wohl um uns, vor allem, nachdem wir das, zu demonstrieren, dass wir trotz der fehlenden Institutsleitung nicht "Führungslos" sind. Auf einen offenen Brief von uns, wie wir zu dem kurzfristigen Weggang unseres Chefs stehen, folgte eine Mail, in der ausgeführt wurde, wie wichtig das teure, neue Labor der Geschäftsführung sei, dass ein Verkauf nicht im Raum stehe und verlorenes Vertrauen unsererseits durch stete Präsenz wieder aufgebaut werden solle. Wir sollen uns bei aufkommenden Gerüchten und Befürchtungen gerne melden.


    Da diese Einschätzung der Sorgen, die das Team momentan umtreiben, völlig in die falsche Richtung liefen, entschloss ich mich dazu, der Aufforderung zu folgen und meine Ansichten und Befürchtungen in einer Mail dem Geschäftsführer mitzuteilen. Ich führte noch einmal aus, welche tragende Rolle unser Chef für uns alle und für die sich langsam einpendelnden Routinen hatte. Und ich erzählte von der Verunsicherung, die wegen der akuten Führungslosigkeit im Team derzeit herrscht, von der Angst, dass die Fortschritte, die wir in den letzten Monaten so mühsam erzielt hatten, zunichte gemacht werden, von der allgemeinen Erschöpfung im Team - dadurch, dass so wenige alles können, mussten diese wenigen unglaublich viele Dienste und Überstunden ableisten - und dass einige einfach nicht mehr können und mit dem Gedanken spielen, nun ebenfalls zu gehen. Dass ich nicht weiß, wie es dann weitergehen soll, weil wir jetzt schon am, wenn nicht über dem Anschlag sind. Ich habe auch gesagt, dass ich persönlich, als Alleinerziehende, meiner Tochter nicht noch ein Jahr oder mehr zumuten kann, in dem ich jedes zweite Wochenende in der Arbeit verbringe und wir uns oft auch tagelang unter der Woche nicht sehen können, wenn ich Spätdienste habe.


    Diese Mail habe ich am Samstag Abend in meinem Dienst abgeschickt, und am Sonntag Morgen rief der Geschäftsführer an und wollte mich sprechen. Meine Mail hätte ihn zum Nachdenken gebracht, und er würde gerne persönlich mit mir sprechen. Das ist ihm offensichtlich so wichtig, dass wir in der letzten Woche mehrmals hin und her telefoniert haben, weil sein Termin- und mein Dienstplan vor unseren jeweiligen Urlauben einfach nicht in Einklang zu bringen waren, darum haben wir dieses Gespräch nun auf in drei Wochen vertagt. Ich muss sagen, ich bin ein wenig verblüfft, im positiven Sinn, dass es ihm als oberstem Chef von vier Kliniken so wichtig ist mit mir, einer Mitarbeiterin an der Basis, zu sprechen (auch wenn ich natürlich aus meinem eigenen Freundeskreis weiß, dass auch diese "Hohen Tiere" meistens eigentlich ganz nette Menschen sind, die halt einfach aus ihrer erhöhten Position eine andere, viel breiter gefasste Sicht auf die Belange des Unternehmens haben (müssen) als wir "Kleinen" in unserem Mikrokosmos). Trotzdem bin ich natürlich ein bisschen nervös.


    Nachdem mein Alter Chef mir mit seinen letzten persönlichen Worten so ein gutes Gefühl mit auf den Weg gegeben hat, habe ich mich dazu entschlossen, ihm auch diese Mail zukommen zu lassen, damit er sieht, dass wir, obwohl der Zustand natürlich nicht mehr umkehrbar ist, deutlich sagen, wie wichtig er für uns war. Ich hatte einfach das Bedürfnis, ihm nochmal zu zeigen, dass ich wirklich sehe, was er für uns getan hat und dass er, auch wenn es mit der "Obrigkeit" Differenzen gab, er bei uns als Team einen riesigen Stein im Brett hat, und dass er uns fehlen wird. Ich war mir ein bisschen unsicher, ob das nicht "too much" ist, aber ich habe mittlerweile schon von so vielen Menschen Abschied genommen, ohne dass ich gesagt habe, was ich eigentlich noch sagen wollte, dass ich diesen Fehler nicht noch einmal machen wollte. Und außerdem - was sollte schon passieren? Im schlimmsten Fall blockt er mich, weil ich ihm zu "anhänglich" bin, im besten Fall freut er sich. Und letzteres war der Fall. Wir haben vereinbart, dass ich ende September (irgendwann ist auch so ein blödes Wort, daher gleich Nägel mit Köpfen) bei den Kollegen rumfrage und wir dann noch einmal ein Treffen in kleinerem Kreis organisieren.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Und weil es nicht reicht, dass es Beruflich im Moment so turbulent ist, hat mein Ex beschlossen, dass er mir auch mal wieder ein bisschen ans Bein pinkeln könnte. Gerichtlich wurde damals festgelegt, dass die Umgänge Herbst, Fasching, Pfingsten und Ostern im Wechsel, sowie wechselnd die ersten und letzten drei Sommerferienwochenenden stattfinden sollen. Weihnachten sollte jährlich getauscht werden. Nun ist es so, dass seine Frau an Heilig Abend Geburtstag hat und möchte, dass dieser da auch gefeiert wird. Mein Kind hätte an Weihnachten lieber Weihnachten. Um diesen Konflikt zu umgehen, hatten wir ausgemacht (leider nur mündlich), dass sie jede Weihnachtsferien nach dem zweiten Feiertag zu ihm fährt und er dafür immer Ostern bekommt, demensprechend ich Pfingsten, im Sommer bleibt es beim Wechsel. Fasching und Herbst hat er sie noch nie genommen, weil eine Woche (leider auch nur mündlich von ihm geäußert) zu kurz sei und der Aufwand sich nicht rentiere. Also habe ich in der Folge - immerhin die letzten 5 Jahre - demensprechend geplant. Die Weihnachtsferien wollte er dann nach 2018 auch nicht mehr haben. Ostern 2020 ist dann wegen Corona ausgefallen (aufgrund der damals unklaren Lage war das ein gemeinschaftlicher Beschluss), dafür habe ich Pfingsten vier Tage von "meinen" Ferien abgezwackt und sie zu ihm hoch gefahren, bevor wir in den Urlaub weitergedüst sind. Ostern 2021 hat er dann zwei Wochen vorher auf Nachfrage meiner Tochter, wann er sie denn abhole, ganz lapidar erklärt, das schaffe er in diesem Jahr leider nicht, sodass er sie in den beiden Jahren nur jeweils drei Wochen gesehen hat.

    Nun, beim momentanen Umgang, knallt er meiner Tochter das Gerichtsurteil vor die Nase (!) und schimpft vor ihr auf mich, dass ich mich über alles hinwegsetzen würde, was da vereinbart wurde, und er bestünde nächstes Jahr auf Pfingsten. Meine Tochter hat mir eine Whatsapp geschrieben, in der sie mir das erzählte, daraufhin rief ich ihn an und wollte eigentlich nur sagen, dass ich kein Problem damit habe, wenn er wieder zur ursprünglichen Regelung zurückkehren möchte. Bevor ich auch nur irgendwas in die Richtung sagen konnte, ist er völlig ausgeflippt und hat gemeint, er würde nun nicht mehr nach meiner Pfeife tanzen, es stünde ihm zu, dass er sie auch zu Pfingsten hat. Als ich endlich zu Wort kam und die Vereinbarung erwähnte, die wir getroffen hatten, konnte er sich natürlich nicht mehr daran erinnern, er würde nur mir zu liebe auf Weihnachten verzichten, weil mir das so wichtig sei, ansonsten besteht er jetzt auf den Wechsel und das der Wille unserer Tochter berücksichtigt wird. Ja, sehr gerne, lieber Ex, deine Tochter würde dich wahnsinnig gern öfter sehen. Leider kannst du dir das nur immer nie einrichten, weil alles andere wichtiger ist. Natürlich habe ich das NICHT gesagt. Ich habe gesagt, dass es wohl keinen Sinn hat, jetzt weiterzureden und dass wir das ein andermal klären werden, wenn wir beide uns beruhigt haben.


    Darüber hinaus hat meine Tochter wohl geäußert, dass ich momentan - siehe oben - so viel Stress in der Arbeit habe und sie mich kaum noch sieht, weil ich so viele Dienste habe. Nun habe ich die Sorge, dass er versucht, mir da massiv an den Karren zu fahren. Ich habe schon mit meiner Dienstplanerin gesprochen, und wenn es nötig ist, nimmt sie mich erstmal aus allen Diensten raus. Was aber natürlich - auch siehe oben - sowohl für die Kollegen als auch das Labor kaum aufzufangen ist. Ich warte jetzt erst mal ab, bis meine Tochter in einer Woche wieder kommt und unser Urlaub hinter uns liegt, dann werde ich nochmal schauen, dass ich in Ruhe und vernünftig mit meinem Ex sprechen kann.


    Auf jeden Fall bin ich im Moment echt durch, wenn ich aus dem einen Gedankenkarussell ausgestiegen bin, fängt schon das nächste an, sich zu drehen. Ich bin sooooo müde, kann aber nicht schlafen, weil ich immer denken muss. Ich hoffe, das wird in meinem Urlaub mit etwas Abstand zu Allem etwas besser.


    Danke jedenfalls fürs Lesen :*

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Dir erst einmal viel Kraft. Und von aussen betrachtet: Du scheinst bei allen hohen Wellen, die auf dich zurollen, das Boot gut gegen den Wind auszurichten und die richtigen Segel zu setzen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich wünsche dir viel Kraft und eine Insel, die du dir selber schaffen kannst, um Ruhe und innere Stärke zu tanken.

    Wenn deine Gedanken kreiseln und du bekommst das mit, dann sag "Stopp" und versuche achtsam zu denken.....immer, wenn du dich beim Gedankenkreiseln erwischt, halte ein und atme tief ein und aus.

    Evtl. hilft es dir, wenn du klopfst ?

    Ich habe gelernt, bei jedem Klopfpunkt den Satz zu sagen.



    Ich finde, sie erklärt das wirklich gut, so wie ich das eben auch gelernt habe.....ich habe sie nun endlich gespeichert, musste wieder ewig suchen.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Liebe Jaycee,


    Ich denke, das Wichtigste in so einer Situation ist: Ruhe bewahren und sich abzugrenzen. Das, was im Labor gelaufen ist, ist ganz großer Mist und sicherlich eine Fehlentscheidung der Chefs gewesen. Dafür bist du, seid ihr MitarbeiterInnen aber nicht verantwortlich und auch nicht verantwortlich zu machen. Ihr macht euren Job, tut das, was ihr könnt und seid damit am Limit bzw auch drüber. Da sind dann die Chefs und die Geschäftsleitung gefragt, die Konditionen und Arbeitsbedingungen so zu verändern und anzupassen, dass nicht noch weitere MitarbeiterInnen ausgebrannt ausfallen oder von sich aus gehen. Nach deinem Urlaub findet das Gespräch statt. Ich an deiner Stelle würde mir vorher die wichtigsten Punkte aufschreiben und diese Liste (wie früher die Spickzettel in der Schule) in die Hosentasche stecken. Solltest du sehr aufgeregt sein, kann es helfen, sich selbst möglichst unauffällig zu "ankern". Damit meine ich z.B. einen Stift in der Hand zu halten - wobei diese "Tricks" aber leider auch bekannt sind. Du hast eine sehr schöne, wertschätzende und damit für dich wertvolle Rückmeldung deines ehemaligen Chefs bekommen - halte sie in Ehren, konserviere sie für dich und rufe sich dir dann ins Gedächtnis, wenn du sie brauchst. Ich wünsche euch konstruktive Lösungen!


    Zum Ex... boah... was für ein Vollpfosten, dass er deine Tochter da mit reinzieht! Es gibt einfach Dinge, die Erwachsene untereinander besprechen sollten - meines Erachtens. Weil es wenig bringt, außer die Kinder zu verunsichern. Ich glaube jedoch von dem her, was du schreibst, nicht, dass er dir deswegen ernsthaft an den Karren pinkeln kann?!


    Ich wünsche dir, dass du das gut geregelt bekommst und es dich nicht auspowert. Vom Schreiben her bist du dir der Gesamtsituation durchaus bewusst, das heißt, dass du auch gegensteuern kannst - und das ist gut!


    Halt die Ohren steif!!!

  • liebe JayCee leider kann ich nur bestätigen, dass der Neubau von einem Labor schieflaufen kann,

    weniger Platz als vorher ,alle hocken sich auf der Pelle ,zur Coronazeit besonders übel, fehlende Arbeitsflächen, Stauraum bzw. Lagerraum

    und die angepriesenden zukünftigen kürzeren Wege leider auch eher das Gegenteil. Aber ist jetzt nicht zu ändern..


    ich fand es sehr mutig von dir diese Email zu schreiben und ich glaube nicht, dass dieses Gespräch unangenehm verlaufen wird, da es den Empfänger nachdenklich gemacht hat, Interesse geweckt und dieser Offenheit signalisiert, gesprächsbereit ist.

    Natürlich kannst du dir Zettel mit Stichpunkten mitnehmen oder auch um Besprochenes festzuhalten.


    sehr klug war es auch , nicht das hitzige Gespräch mit KV weiterzuführen


    du machst alles richtig:thumbup:;)komm zur Ruhe, geh in die Natur


    und du wirst sicher die begonnen Dinge später gut weiterführen:thumbup:

  • Vielen Dank für eure Rückmeldungen.


    Otterson, danke für den Link, das probiere ich auf jeden Fall aus.


    Franziska, bei uns ist es eher so, dass wir viel zu viel Platz haben. Und über diesen Platz sind die diversen Arbeits-, Freigabe- und Lagerplätze mit maximal möglicher Entfernung voneinander geplant... unter 15000 Schritte gehen wir nie aus der Schicht. Da die Klimaanlage auch zu klein für die Geräteabwärme und den Raum ist, haben wir dazu auch noch eine Sauna. Quasi Fitnessstudio für umsonst. Das mit dem Stauraum stimmt allerdings... jetzt, nach einem Jahr haben wir endlich Schränke bekommen (jippie).


    In die Natur gehe ich morgen - ein Freund und ich gehen zum Wandern. Einfach mal den Kopf durchlüften und reden. Darauf freue ich mich schon.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Ja, die Klimaanlage funktionierte am Anfang auch nicht,....es war eisig bis sehr warm,...musste "nachgerüstet"/ werden, nachfragen, ob es da Möglichkeiten gibt,


    ok, bei uns kurze Wege im Labor, dafür andere Räume mit wenig Platz weiter weg, insgesamt sehr unschön ,

    obwohl ich Bewegung sehr gut finde andererseits


    aber insgesamt Fehlplanung


    einen schönen Tag heute für dich beim Wandern und Reden

  • Du bist tough JayCee und stets ganz nah an deiner Tochter. Gerade bei deiner Tochter finde und fand ich es immer bemerkenswert, wie du ihre Interessen vertrittst und ruhig bleibst, wenn der KV so einiges vermischt und verdreht. Ich erinnere mich daran, wie deine Trulli ihrer Familie väterlicherseits mal die Meinung gegeigt hat. Von wem sie das wohl hat, so mutig und ehrlich aufzutreten? :):thumbup:



    Ein paar Gedanken zu deinem Job:

    Bis darauf, dass du zu spät auf die Bremse gedrückt hast, hast du auch hier in meinen Augen ganz viel richtig gemacht. Die Arbeitgeber blicken immer mehr, dass nicht nur Leistung und Kundenzufriedenheit wichtig ist, sondern auch zufriedene Arbeitnehmer. Verzahnung statt Hierarchien.

    Bei dem Gespräch würde ich mich persönlich ein wenig vorsehen zuviel über deinen alten Chef zu sprechen. Auch würde ich den alten Chef nicht mit zuvielen Infos füttern. Das könnte dir auf die Füße fallen. Auch wenn ich verstehen kann, was dich antreibt.

    Auch würde ich mir nicht nur einen Spikzettel machen, sondern mich ganz offen vorbereiten. Vorbereitete Mitarbeiter sind immer gern gesehen.

    Füllen würde ich das mit Dingen wie: Was ist nötig, um Belastungen zu verringern, Wege zu verkürzen. Was bedarf es an Teampflege? Fortbildungen? Begleitung usw. Kurzfristige Maßnahmen, aber auch langfristige. Manchmal bringen ja schon kleine Veränderungen Großes. Das kann aber ein Chef von vier Kliniken nicht sehen. Er ist schlau und fragt die richtigen Leute. Ich drücke dir die Daumen. Der Chef wird auch wissen, dass das ein wenig aufregend für dich ist.

    Dein alter Chef hat eine deiner wichtigsten Ressource schon erkannt: Du bist eine Macherin und fährst eben keine Vermeidungsstrategie.:thumbup:


    Zum Umgang:


    Da kommt alles zusammen, klar. Aber ist sein Verhalten wirklich neu, dass er Dinge verdreht? Und wieder mal schafft er es nicht euer Kind rauszuhalten. Ätzend klar, aber neu? Nö.

    Ich würde ein, zwei Sätze formulieren im Sinne von: Da wir ganz offensichtlich sehr unterschiedliche Wahrnehmungen haben möchte ich in Zukunft jede Vereinbarung schriftlich fixieren in einer Art Umgangstagebuch.

    Er wird nie sagen, dass das eigentlich sein Schuh war. Also abhaken, nach vorne blicken. Wie soll es zukünftig laufen?

    Wie sollte er dir ans Bein pinkeln? Deine Tochter ist ja nu nicht mehr so klein und weiß ja auch, wie es gelaufen ist.


    Schön, dass du dir was Gutes tust, in die Natur gehst und jemanden zum quatschen hast.


    Du schaffst das.

  • friday , ja, ich werde das Thema "älter Chef" bei dem Gespräch nicht großartig ansprechen. So traurig es ist, das ist Vergangenheit, und dazu ist alles gesagt.


    Jetzt muss der Ist-Zustand beleuchtet und ein Weg gefunden werden, wie wir daraus in die Zukunft starten. Ich hoffe auf ein konstruktives Gespräch und darauf, dass nicht nur platte Durchhalteparolen kommen, um mich zu besänftigen und ruhig zu stellen. Ich hoffe, dass ich das gleich im Keim ersticken kann. Wobei ich keine gute Rethorikerin bin... Ich kann gut schreiben, aber schlecht sprechen, bin oft zu wenig schlagfertig.


    Zur Vorbereitung hilft mir dieser Thread hier ungemein. Ich habe meine Gedanken geordnet und bekomme Impulse von Außenstehenden. Ich werde hier vor dem Gespräch auf jeden Fall noch einmal durchschmökern und, ja, mir auch Notizen machen.


    Mit meinem alten Chef werde ich auf jeden Fall das Kollegenreffen vorbereiten, ihn in die weitere Entwicklung einbeziehen aber nicht. Es war mir einfach nur wichtig, ihm zu zeigen, dass er wir ihn und seine Leistung für uns "gesehen" haben. Wir wissen - das hat er oft erzählt - dass dieses Labor sein (Arbeits)lebenstraum war, dass er dafür gebrannt hat. Er hat mir so viel positiven Input gegeben in den letzten Wochen, da wollte ich im ihm einfach ein bisschen was zurückgeben geben im Rahmen meiner Möglichkeiten. Das habe ich getan, und damit ist er für mich jetzt raus aus dem Thema Labor. Ich würde mich freuen, wenn sich im Laufe der Zeit so etwas wie eine Freundschaft zwischen uns entwickeln würde, weil ich ihn als Mensch mag, aber realistisch betrachtet, wird das wohl eher nicht passieren.


    Mit meinem Kumpel war ich gestern wandern... War cool. 23 km, super Wetter, gute Gespräche über Gott und die Welt... Das hat gut getan.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • JayCee, ich wünsche Dir, dass Du wenigstens im Urlaub mal abschalten und die Gedanken daran etwas ruhen lassen kannst.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ich frage mich ja eigentlich, warum der "alte" Chef nach so kurzer Zeit gegangen wurde und warum nicht davor gesprochen wurde. ?

    Deshalb würde ich eben auch, den "alten" Chef nicht weiter erwähnen, man weiß nie, was da hintenrum so gemauschelt wurde.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Ich frage mich ja eigentlich, warum der "alte" Chef nach so kurzer Zeit gegangen wurde und warum nicht davor gesprochen wurde. ?

    Deshalb würde ich eben auch, den "alten" Chef nicht weiter erwähnen, man weiß nie, was da hintenrum so gemauschelt wurde.

    Darüber gibt es auf dem Flurfunk diverse Gerüchte... Ich denke, dass da eine Verschwiegenheitsklausel im Spiel ist. Im Endeffekt ist der Grund aber auch Irrelevant. Wie gesagt, das ist zwar traurig, aber Vergangenheit. Jetzt müssen wir das Labor irgendwie in die Zukunft bringen.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Aaaaalso... in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Mein Kind ist planmäßig wieder vom Ex nach Hause gekommen, wir hatten einen schönen, entspannenden Urlaub, und inzwischen hat auch das Gespräch mit dem Geschäftsführer stattgefunden.


    Die Begegnung mit meinem Ex bei der Übergabe war kurz und kühl, aber sachlich. Ich habe ihm gesagt, dass ich zukünftig nur noch schriftliche Vereinbarungen treffen werde und ihn bitte, mir bis Ende Oktober seine Urlaubsplanung für das nächste Jahr mitzuteilen, damit ich mich darum herum planen kann. Er hat auch nochmal gesagt, dass er am Tag des Telefonats schlecht drauf war und er sich ausdrücklich dafür entschuldigt, was er da wie gesagt hat.


    Im Urlaub konnte ich toll abschalten, und meine Tochter und ich haben eine richtig schöne Zeit zusammen verbracht. Wir sind gewandert, Sommergerodelt, waren beim Minigolfen und beim Bogenschießen, meine Tochter war im Kletterwald und ist mit dem Flying Fox geflogen, während ich Angsthase sie dabei gefilmt habe, wir waren im Xperium, einem Museum mit lauter Experimenten zum Anfassen und Mitmachen. Und wir haben uns auch die Zeit genommen, netflixend im Bett zu fläzen oder im hauseigenen Schwimmbad zu relaxen.


    Am Dienstag habe ich mich dann mit dem Geschäftsführer getroffen. Das ist ganz gut gelaufen, auch wenn er ad hoc natürlich nichts an der prekären Personalsituation ändern kann. Aber er war in dem Gespräch nicht "Politiker", sondern echt Mensch. Er hat eingeräumt, dass er persönlich auch Fehler gemacht hat, vor Allem hat er unterschätzt, wie diffizil die Abläufe des Labors ineinander greifen, und wie wichtig ein zuverlässig funktionierendes Labor für eine funktionierende Klinik ist. Er hatte seinen Fokus immer eher auf den Pflegekräften, wir sind dabei ein bisschen hinten runter gefallen. Auf alle Fälle hat er sich nochmal für meine differenzierte und konstruktive Mail bedankt, denn sie hat ihm sehr dabei geholfen eine Ahnung davon zu bekommen, wo er für eine Lösung ansetzen muss. Außerdem hat ihm gefallen, dass ich auch herausgestellt habe, was mir an meinem Job gefällt und wo wir auf einem guten Weg sind. Er ist im Moment dabei zu schauen, wo er drehen kann, dass, gerade in der momentanen Zeit, die Arbeit für uns finanziell lohnend bleibt (was immer das heißen mag, ich bin gespannt). Ich bin mit einem positiven Gefühl rausgegangen, ob es auf lange Sicht was gebracht hat, wird die Zukunft zeigen.

    Inzwischen ist auch der neue Chef da. Ich habe ihn persönlich noch nicht kennen gelernt, weil er gekommen ist, als ich im Urlaub war, und diese Woche ist er nicht da. Angeblich setzt auch er auf flache Hierarchien und viele persönliche Gespräche und konstruktive Zusammenarbeit. Auch hier - ich lasse es auf mich zukommen und warte, was passiert. Immerhin kann ich sagen, ich habe alles in meiner Macht stehende getan, um die Situation an meiner Arbeit für mich (und meine Kollegen/innen) zu verbessern.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Heute nun habe ich endlich meinen neuen Chef persönlich kennengelernt. Es fing ja ganz gut an... Um uns kennen zu lernen, hat er darum gebeten, dass jede/r über das Sekretariat einen Termin bei ihm ausmacht. Heute war also ich an der Reihe. Anfangs gab's das übliche Geplänkel, die Frage, wie lange ich schon dabei bin, meine Qualifikationen etc. Dann ging es los. Er hätte ja schon festgestellt, dass bei uns die Mitarbeitermotivation sehr gering sei. Ich wollte dann wissen, wie er das meint und woran er das festmacht. Naja, bei uns gäbe es ja einen sehr hohen Krankenstand, das sei schon bezeichnend und ein Zeichen dafür, dass man an der Arbeit nicht so viel Interesse hat. Man merke halt, dass wir öffentlicher Dienst seien, da wüssten die Leute eben dass es schwieriger als in der freien Wirtschaft ist, sie zu kündigen. Da würden sich schon sehr viele in der sozialen Hängematte ausruhen. Frei nach dem Motto "nicken, lächeln, Arschloch denken" hab ich das einfach mal so stehen lassen. Nicht, dass mein Mund wieder mal schneller ist als mein Hirn und ich irgendwas sage, was ich später bereuen werde. Aber gedacht habe ich mir meinen Teil. Wenn wir und unsere Motivation nicht wären, unsere Bereitschaft, bis über unsere Grenzen zu gehen, um den Betrieb irgendwie aufrecht zu halten, dann hätte der Laden lange schon dicht machen können. Dann gäbe es gar kein Labor mehr, das er leiten kann.


    Überraschenderweise hat er mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, an einem anderen Standort die Leitung zu übernehmen. Dafür fehlt mir aber tatsächlich die Motivation. Mir reicht ein Kind zu Hause, da muss ich mir nicht auch noch einen Haufen renitenter Erwachsene ans Bein binden.


    Ebenfalls verlassen hat mich meine Motivation dann auch, als meine hiesige Laboleitung dann mit dem Wochenenddienstplan auf mich zu kam. Zwei Mitarbeitende fallen aus. Wegen mangelnder Motivation, bzw. Corona-Quarantäne in einem und einer Sepsis im anderen Fall (wobei diese Kollegin es wahrscheinlich einfach genießt, mal so richtig im Krankenhaus entspannen zu können). Ob ich vielleicht...? Nö. Will ich nicht. Wenn mir eh Unlust unterstellt wird, dann erfülle ich diese Erwartung mit Freunden.


    Auch die Pläne, die er sonst so für unser Labor hat, erscheinen mir als deutlich zu ambitioniert für die momentane Situation, vor allem was die Personalstärke betrifft. Aber was weiß ich schon. Unmotiviert, wie ich bin, bin ich wahrscheinlich einfach weder willens noch in der Lage, diese Vision zu teilen.

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  • Uff, das ist ja extrem frustrierend und tut mir sehr leid für dich, weil du dir ja auch eine Verbesserung eurer Situation erhofft hast und sie auch gebraucht wird. Ganz ehrlich, kannst du dir einen anderen Arbeitsplatz suchen?

    Liebe Grüße
    Die Elefantendame


    Umwege erweitern die Ortskenntnis

  • Na, sowas motiviert ja......beim Lesen zieht es mir schon jegliche Energie ab.

    Wie man mit einer Sepsis im Krankenhaus entspannen kann, frag ich mich.


    Der Neue liest sich so wie einer, der sich profilieren möchte - auf eure Kosten.

    Da würde ich nur noch das Nötigste tun und mich nicht mehr so einbringen wie davor....es wird ja eh nicht wertgeschätzt.

    Anderer Job ?

    Klingt auch so, als ob sie den "Alten" im Hintergrund abgesägt haben.

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Eben. Es ist die weitläufige Meinung, die er da postuliert - und das empfinde ich zumindest als ... sagen wir es mal so und ganz vorsichtig formuliert ... wenig kompetent. Motivierende Mitarbeiterführung geht anders.


    Jetzt verstehe ich auch, was du, Jaycee, gestern meintest. Ich habe mich noch gefragt, ob ich dich anschreibe, es dann aber doch gelassen. Aber ich verstehe dich, mir würde es ähnlich gehen.