16jährige Tochter möchte den Haushalt wechseln

  • Moin.


    Ich hatte das Thema vor ein paar Jahren schon mal hier erwähnt.


    Kleine Rebellen?


    Unsere 16jährige Tochter hat jetzt ihren Wunsch von vor 3 Jahren erneuert, bei mir einzuziehen. Sie startet jetzt mit den letzten beiden Jahren für das

    Abitur und fühlt sich bei der Mutter nicht mehr gut aufgehoben. Am letzten Tag unseres Sommerurlaubs hat sie viel geweint, weil sie wieder

    "zurück muss".

    Jetzt könnte ich noch einen episch langen Text über diese Entwicklung schreiben, aber ich fasse mich mal möglichst kurz. Unsere Tochter fühlt sich

    emotional missbraucht, unverstanden und schlicht und einfach nicht geliebt. Mutter und Stiefvater bringen kein aufrichtiges Interesse für

    ihre Themen entgegen, nehmen aus Sicht der Tochter Sorgen, Nöte, Ängste nicht ernst und geizen wohl auch mit Anerkennung für gute Leistungen.

    Unsere Tochter hat zum Beispiel die Mutter gebeten, sie bei der Auswahl der Pflichtfächer für das Abitur zu unterstützen. Antwort der Mutter:"Das kann ich nicht,

    das mußt du schon alleine machen."
    Die Tochter hat Angst, sich mitzuteilen, wenn sie krank ist, weil der Stiefvater dann meint, das könne gar nicht sein oder eine vorhandene Krankheit
    müsste schon längst abgeklungen sein (sie kämpft aktuell mit einer langwierigen Blasenentzündung). Diagnosen oder Therapien, welche die Tochter

    aus dem Gespräch mit den Ärzten wiedergibt, werden kritisch hinterfragt. Es wird erwartet, das die Tochter eine kritischere Einstellung zu den

    behandelnden Ärzten hat. Kein Erfolg = falsche Arztwahl. Tochter sagt, sie muß glauben, was die Mediziner sagen oder Behandlungsvorschläge akzeptieren,

    wenn sie nicht augenscheinlich völlig abwegig sind. Sie wäre ja nun keine medizinische Fachkraft. Alternative pflanzliche Präparate wie etwa Canephron, welche aus Sicht

    der Tochter erprobt bei ihr hilfreich sind, bezahlen die Eltern nicht. Zu teuer. Bezahlt sie selber.


    Wenn die Tochter über etwas sprechen möchte, was sie beschäftigt, wird das oft heruntergespielt. Die Eltern stellen ihre Belange über die

    der Tochter. So sagt die Mutter dann zum Beispiel: "Du meinst, du hast es schwer? Was soll ich denn erst sagen?"

    Die Eltern machen ihr Glück vom Verhalten der Kinder abhängig. "Bei uns geht dieses oder jenes nicht, weil du nicht funktionierst!".


    Besonders belastend ist der emotionale Missbrauch, der sich schon seit Jahren wie ein roter Faden durch das Leben der Tochter zieht.

    Die Mutter will Aufmerksamkeit über ihre Tochter bekommen oder benutzt diese, um von ihr Zuspruch für ihre eigene Lebensführung zu erhalten .
    Anderer Missbrauch findet in der Form statt, das z. B. die Tochter beschuldigt wird,

    durch ihr Verhalten für eine Fehlgeburt bei der Mutter gesorgt zu haben. Der größte Hammer überhaupt.

    Sie berichtet, das sie als etwa Fünfjährige mal zusammen mit ihrer Schwester von ihrer Mutter geduscht wurde.
    Dabei hätte die Mutter geweint und gesagt, daß Oma gesagt hätte, sie wäre eine schlechte Mutter und die Kinder wären

    im Heim besser aufgehoben.
    In einem anderen Szenario bemitleidet sich die Mutter selbst und erklärt den Kindern, das sie fünf Kinder habe und auch sonst

    nichts in ihrem Leben erreicht hätte.

    Wenn sich die Tochter oppositionell zu ihren Eltern verhält, bestraft sie der Stiefvater mit einem "Kontaktverbot" für ihren

    gleichaltrigen Freund. Das macht er, weil er laut eigener Aussage weiß, das ihr das "wehtut". Zwar kommt es dann gewöhnlich nicht zur

    Umsetzung, aber für die Tochter ist diese "Ankündigung" schon verletztend.

    Letztlich fürchtet die Tochter um ihre eigene körperliche Unversehrtheit. Nachdem die Mutter mal drei Tage beruflich weg war, gab es

    eine Auseinandersetzung zwischen dem Stiefvater auf der einen und unseren beiden Söhnen und der Tochter auf der anderen Seite.
    Unsere Tochter wollte dabei ihrem jüngeren Bruder helfen, den sich der Stiefvater gerade "vorgenommen" und wohl grob angepackt hatte.
    In dieser Auseinandersetzung hat dann der Stiefvater dann wohl mit einem Stuhl geworfen.

    Daraufhin ist die Tochter für ein paar Tage zu ihrem Freund geflüchtet. Es sollte danach eine "Aussprache" mit Mutter und Stiefvater geben.

    Dabei war der Stiefvater dann aber gar nicht anwesend und die Mutter hat lediglich die Empfehlung abgegeben, den Stiefvater nicht zu reizen.


    Bezeichnend ist auch, das sogar die 13jährige Tochter, die sich aufgrund ihres Loyalitätskonflikts sonst so gar nicht dazu äußert, was im

    Haushalt der Mutter passiert, dann gemeint hat, das die Kinder von der Mutter auch mal aus dem Raum geschoben werden,
    wenn der Stiefvater mal auffallend schlechte Laune hat.

    Das ist jetzt auch gar keine Frage an die Stammleserschaft hier. Ich wollte das hier nur mal für mich festhalten.

  • Oh mann, das tut mir echt weh beim Lesen, Father. Ich drücke die Daumen für eine gute Lösung. Es ist ja die Frage, wie man alle Eure Kinder vor all dem schützen kann. ?(

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Du weisst wahrscheinlich welchen Weg du jetzt einschlagen musst und wo ihr Unterstützung finden werdet. Aber bist du dafür bereit deine Tochter zu unterstützen und es durchzuziehen, zumal da ein absoluter Loyalitätskonfkikt für die anderen dort verbleibenden nach sich ziehen wird? Ihr steckt da echt in einem Schlamassel.


    Ich könnte aber nicht, aus Angst vor Konsequenzen für die Anderen, ein Kind im Stich lassen.


    Drücke euch die Daumen, dass ihr gemeinsam tragbare Lösungen findet.

  • Ich würde dort auch raus wollen, hätte ich eine Alternative. So als Tochter.


    Du beobachtest ja schon eine Weile, also scheint es kein kurzfristiger Umstand zu sein. Sehr schade. Ich wünsche euch ganz viel Glück für eine gute Lösung! Das liest sich so, als gibt es nur eine.

  • Wenn ich richtig informiert bin, kann die Tochter auch selbstständig beim JA um Beratung und Unterstützung bitten. Sie könnte sogar eine Inobhutnahme beantragen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich war beim lesen einfach nur erleichtert, dass sie dich hat, fatherfigure.

    Dito.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ein Wechsel an sich wäre jetzt gar nicht mal das Problem. Platz hätte ich genug. Würde ihr aber ungern zumuten, in dieser Phase dann
    auch noch das komplette soziale Umfeld zu switchen. Es ist schon ein Stück von ihrem aktuellen Wohnort weg und der Schulweg wäre eine

    Odysee, so daß nur ein Schulwechsel in Betracht käme. Daher schaue ich mich aktuell nach einer anderen Wohnung in NRW um.

    Das hatte ich eigentlich sowieso auf dem Schirm. Ist aber gerade kein Mietermarkt und Wohnungen rar gesät. Dann sollen es nach Möglichkeit
    alleinstehende Personen oder Rentnerehepaare als Mieter sein. Hauptsache ruhig. :-D Aber wem erzöhle ich das.?

    Ich könnte aber nicht, aus Angst vor Konsequenzen für die Anderen, ein Kind im Stich lassen.

    Da kann man leider nichts machen, bevor das Kind nicht für alle Außenstehenden erkennbar in den Brunnen gefallen ist.
    Mein ehemaliger Mediator vom Jugendamt meinte beispielsweise mal, solange die Kinder nicht offenkundig körperlich misshandelt werden (blaue Flecke, Kratzer, etc.) oder verwahrlosen (keine Körperhygiene, schmutzige/fehlende Kleidung), sollte ich mich mal mit solchen Äußerungen zurückhalten.
    Meine ganz persönlichen Erfahrungen in familienrechtlichen Auseinandersetzungen sind da auch einschlägig. Da ist kein Blumentopf zu gewinnen, bevor die
    Kinder nicht selber für ihre Interessen einstehen. Die werden ja auch nicht im Stich gelassen. Meine Tür steht immer offen. Ich kann eben nur nicht dort die Tür einrennen.

  • Nur als Randbemerkung: Den Volleykids hat im Teenageralter der situationsbedingte Umzug an einen neuen Ort, neue Schule und ein dezidierter "Neuanfang" sogar gut getan.

    Ich könnte mir also hier vorstellen, dass auch ein räumlicher Abstand von der jetzigen Situation nicht zwingend schädlich ist.

    Das Umswitchen des sozialen Umfelds könnte - je nach Typ sicherlich - sogar befreiend sein. Während das Zeichen "Ich ziehe deinetwegen in die räumliche Nähe" ja auch etwas auslöst bei Tochter, bei Dir und natürlich auch den anderen Kids und der Mutter/dem Stiefvater.


    Neben dem sicherlich situationsbedingt ausgelösten Wunsch, zu Dir zu ziehen ist in dem Alter auch der klassische Ablöseeffekt immer vorhanden und gehört zum Erwachsenwerden dazu. (Nebenbei bemerkt: Das könnte auch ein Argument sein, das man der Mutter nennen kann, ohne sie persönlich anzugreifen bzw. dieses Gefühl in ihr auszulösen. )


    Aber wie gesagt, nur Gedankenanstöße. Zumal Du ja eh keine Rückmeldungen haben wolltest;).

    Ansonsten schiebe ich ein Paket Kraft und Weisheit rüber. So Situationen sind ungeheuer anspruchsvoll und zerreißend, weil man sich auf völlig unbekanntem Gelände bewegt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Die Tochter wohnt jetzt seit dem letzten Wochenende bei mir. Es war ihr ausdrücklicher Wunsch, daß wir bereits jetzt
    ihren Wunsch nach einem Aufenthaltswechsel an die Mutter kommunizieren. Sie meinte, sonst würde die Mutter sich

    völlig überrumpelt und hintergangen fühlen. Was soll ich sagen, das Gespräch wurde richtig hässlich, so daß ich unsere

    Tochter dann auf eigenen Wunsch mit zu mir genommen habe.
    Wir holen heute noch ein paar Sachen für die Schule ab. Dann muß ich jetzt mal mit der Einzugsrenovierung ein bisschen

    Gas geben, damit die Pendelei zur Schule abgekürzt werden kann. Immerhin ist das jetzt noch ein überschaubarer Zeitraum.
    Neuer Job, neue Wohnung und ab jetzt auch Teenager Dompteur. Auf jeden Fall wird es nicht langweilig.

  • So ein Aufenthaltswechsel zerschlägt sehr oft eine Menge Porzellan. Und Tochterkind hat es ja immerhin zu vermeiden versucht - auch wenn das Ergebnis jetzt anders aussieht. Das macht es für die Zukunft sicher nicht einfacher.


    Wünsche aber trotzderm oder gerade deshalb, dass Du mit allem gut durchkommst und alles gut geregelt bekommst (und Mutter wie Tochter vom Baum ...)

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Gestern ist meine jüngste Tochter (14) bei mir eingezogen. Nach einem Streit (von vielen vorhergegangenen Auseinandersetzungen) über soziales Verhalten hat die Ex den Kindern freigestellt, deren Wohnsitz zu verlagern und hat mich einbestellt, den Kindern das so mitzuteilen. Die Jüngste ist dann gleich mitgekommen und meine Ex hat sie die für diese Entscheidung kalt abserviert. Es würde mich nicht wundern, wenn die beiden Jungs (16,13) sich in nicht allzu ferner Zeit anschließen.

  • Ansonsten schiebe ich ein Paket Kraft und Weisheit rüber. So Situationen sind ungeheuer anspruchsvoll und zerreißend, weil man sich auf völlig unbekanntem Gelände bewegt.

    Ich mache es mir einfach und lege einfach noch mal ein Paket hinterher ...


    Aber ernsthaft: Das ist jetzt eine gar nicht einfache Situation. Aber das hast du sicher in den wenigen Stunden schon selbst gemerkt. Eurer jetzt anders zusammengestellter Alltagslebensgemeinschaft wünsch ich gutes Gelingen!

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

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  • Wenn deine Jungs dann auch noch einziehen - dann ist doch die Wohnung zu klein, oder ?

    Wohnungstausch mit der KM ?

    War nicht irgendwas mit den Nachbarn, die sich schon wegen einem Kind aufgeregt haben - wie wird das dann, wenn weitere 2-3 Kinder dazu kommen ?

    Bevor du mit dem Kopf durch die Wand gehst, überlege zuerst.........

    Was mache ich im Nebenzimmer ? (unbekannt)

  • Minderjährige, leibliche Kinder dürfen nachträglich einziehen, das hat der Vermieter hinzunehmen und die Nachbarn auch. Es darf nur nicht zu einer Überbelegung der Wohnung kommen. Bei 120 qm auch mit 5 Personen weniger ein Problem bei uns.

  • Tach.


    Nachdem ich hier ja etwas länger abstinent war, wollte ich mal ein Update dazu schreiben.


    Meine mittlerweile fast volljährige Tochter hat sich gut bei mir eingelebt und hat sich von den psychischen Strapazen
    in dem anderen Elternhaus erholt. Sie hat zwischenzeitlich auch eine psychotherapeutische Behandlung erfolgreich abgeschlossen.

    Das war ihr persönlicher Wunsch, um die Vergangenheit aufzuarbeiten.
    Positiv: Sie wirkt stabiler und weniger kränklich. Früher gab es häufig Infekte. Konstant überragend schulische Leistungen. Auch die Kommunikation zwischen uns ist besser geworden. Das war am Anfang wirklich schwierig, weil sie sehr empfindlich war.
    Negativ: Ich finde sie sehr Ich-zentriert. Sie legt großen Augenmerk darauf, das sie nicht zu kurz kommt. Dazu hat sie ein Anspruchsdenken, von dem ich mir nicht erklären kann, wo das her kommt. Allenfalls daher, das dies in der Vergangenheit tatsächlich der Fall war und ihre Bedürfnisse regelmäßig vernachlässigt worden sind. Sie selber sieht das überhaupt nicht so und findet es ganz selbstverständlich, das sie im Mittelpunkt steht.
    Sie sucht viel Anerkennung im Außen, legt viel Wert auf ihre äußere Erscheinung und es ist ihr auch wichtig, auf dem Schulhof in diesem Punkt und auch materiell/finanziell gut dazustehen. Bei der letzten Diskussion für das Budget ihrer Klassenfahrt in eine deutsche Großstadt, hatte sie Angst, sie könne nicht planbare Ausgaben nicht bestreiten. Es gebe ggf. auch Exkursionen (wie etwa eine Flussfahrt), deren Kosten auf der Info für die Eltern nicht genannt waren. Ich fand 150 Euro für 4,5 Tage für die Verpflegung (Frühstück gab es im Hotel) als ausreichend. Dazu hat sie ein monatliches Taschengeld im altersüblichen Rahmen. Ich meinte dazu, ich könnte mir nicht vorstellen, das jedes Kind 500 Euro pauschal für die paar Tage als Reisebudget zur Verfügung hätte. Die Antwort war, ich hätte keine Ahnung. Also sinngemäß wäre das wohl so. Zwar verdiene ich seit einiger Zeit deutlich besser als früher, aber ich alimentiere ja auch noch die drei jüngeren Geschwister und die Mutter fällt jetzt als Unterhaltszahlerin aus, da sie gerade selber frisch getrennt ist und kaum Einkommen hat. Mit Geld kann ich leider nicht um mich werfen.
    Die Beteiligung im Haushalt geht leider gegen Null. Vom Einkaufen, Essenszubereitung bis zur Reinigung bin ich allein zuständig. Sie macht in dieser Hinsicht so gut wie gar nichts und wenn ich das thematisiere, dann bestreitet sie das oder begibt sich in die Opferrolle. Sie kümmert sich gerade noch um ihr Zimmer, wenn man das so nennen kann und wirft sich ab und zu etwas zu Essen in den Ofen oder in die Mikrowelle (und lässt die Reste stehen). Für zweimal im Monat Spülmaschine ausräumen darf ich sie noch beklatschen. Das wird sich für mich auch erst dann ändern, wenn sie auszieht. Daran ändert sich auch nichts, wenn ich meinerseits mein Entgegenkommen zurückfahre. Das wird dann ausgesessen.

    Nun ja, im Frühsommer 2024 wird sie voraussichtlich Abitur machen und wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis sie auf eigenen Füssen stehen muss, weil sie sich ja bundesweit für einen Studienplatz bewerben möchte.

    Vor ein paar Monaten hat meine Ex angerufen und gemeint, ich könne die restlichen Kinder auch noch abholen. Ich bin dann dort hingefahren und habe mit den Kindern und mit der Ex gesprochen. Von den Kindern habe ich herausgehört, das die Ex einfach nur müde von den pupertären Gebaren ihrer Kinder ist. Meine Ex hat leider auch einen Hang zum Überdramatisieren und darin, sich selbst, als Opfer, in den Mittelpunkt zu stellen. Dem Grunde nach wollte sie eigentlich nur ein Gespräch, eine Bühne und einmal ein paar aufbauende Worte für ihre erzieherischen Leistungen. Das hätte sie sicher auch ohne die Ankündigung haben können, die Kinder vor die Tür zu setzen. Welchen Eindruck das bei den Kindern hinterlässt, kann man sich vorstellen.

    Keine drei Wochen später hat die Ex wieder angerufen und die gleiche Ankündigung gemacht. Diesmal bin ich nicht hingefahren. Wäre für mich in Ordnung gewesen, wenn sie die Kinder vorbeigebracht hätte, was sie aber nicht getan hat.

    Meine beiden Jungs 13 und 16 Jahre und meine jüngste Tochter, 14 Jahre, kommen wie gehabt, alle 14 Tage am Wochenende und in den hälftigen Ferien. Ich bin vor 6 Wochen umgezogen und meine neue Wohnung ist etwas kleiner, so das wir zu "Besuchszeiten" etwas zusammenrücken müssen. Das ist manchmal anstrengend, weil sich die Kids dann wegen fehlender Ausweichsmöglichkeiten dann gegenseitig die Augen auskratzen. Meine Tochter, die bei mir wohnt, verbringt dann öfter mal das halbe Wochenende bei ihrem Freund. Der ist das dann auch "zu viel".

    Die "Besuchskinder" verbringen die meiste Zeit mit elektronischer Unterhaltung. Andere Unternehmungen sind oft nur möglich, wenn irgendetwas besonderes, bzw. kostspieliges geboten wird. Klar erleben sie auch mal den Alltag in großen Möbelhäusern oder im Discounter, aber das ist schon Folter. Ausflüge wie Städtetrips machen wir natürlich auch noch oder einen Nachmittag in der Therme, aber das geht halt nicht ständig. Gesellschaftsspiele haben mir persönlich zum Schluss auch wenig Freude bereitet, weil das dann in übelste Beleidigungen überging, wenn das Spiel nicht so lief wie gedacht. Alles in allem versuchen wir aber, gut miteinander auszukommen und die gemeinsame Zeit aktiv zu gestalten. Ist aber auch in Ordnung, wenn mal einen Tag oder zwei nichts passiert. Die Kids möchten auch mal Zeit für sich.

    Vor 9 Monaten habe ich eine Frau in meinem Alter beim Wandern kennengelernt und seit 6 Monaten etwas sind wir auch ein Paar geworden. Sie hat selber zwei Söhne im Alter von 14 und fast 18 Jahren und wohnt in der Nähe. Sie kommt gut mit meinen Kindern aus und ich mit ihren und so haben wir auch schon einige gemeinsame Tage oder Abende mit Familien zusammen verbracht. Das hat sehr gut funktioniert und war auch sehr harmonisch. Meine Freundin hat selber vier Geschwister und das ist wohl der Grund, warum sie auch mit Mehrkindfamilien gut zurecht kommt. Außerdem ist sie auch beruflich in dem Bereich tätig und kann sehr gut mit kindlichen Bedürfnissen umgehen. Wir beide empfinden unsere Beziehung als sehr bereichernd und es fühlt sich für auch gut an, wieder Freude und Sorge zu teilen.

    Nun musste ich innerhalb eines Jahres 2x umziehen und der letzte Umzug vor ein paar Wochen war doch recht stressig und hektisch trotz Vorbereitung. Leider musste ich ungeplant eine Auszugsrenovierung vornehmen, weil wir einige Räume in kräftigen Farben gestrichen haben. Das musste dann vor dem Auszug "neutralisiert" werden. Wir sind dann aber noch rechtzeitig fertig geworden und konnten dann ohne weiteren Stress mit dem alten Vermieter das Feld räumen.

    Mittlerweile habe ich mich bei meinem neuen Arbeitgeber auch gut eingelebt und bin fast erschrocken, das ich in drei Wochen schon fast ein Jahr hier bin.

    Jetzt, wo ich nur noch die letzten Umzugskartons entrümpele, freue ich mich auf ein paar "ruhigere" Wochen und das ich dann auch wieder mehr Zeit für Sport habe.

    Etwa zur Zeit meines letzten Umzugs ist der Stiefvater der Kinder bei meiner Ex ausgezogen. Ich hatte danach einmal ganz kurz Kontakt zu ihm und daher weiß ich, das in der zweiten Ehe meiner Ex-Frau in etwas das gleiche Schema abgelaufen ist wie bei mir. So hat er das selber genannt, weil ihm das Leute gesteckt haben, die meine Ex und mich von früher kannten. Gemeint ist zum einen das Thema Finanzen und zum anderen das persönliche Verhalten meiner Ex-Frau. Weiter hat er sich entschuldigen wollen, was sein Verhalten gegenüber unseren Kindern angeht. Er denkt heute darüber, das er sich da falsch verhalten hat. Fazit ist, das meine Ex durch die Trennung in finanzielle Schwierigkeiten geraten wird, da sie Ihre Verbindlichkeiten und laufenden Kosten aus ihrem Einkommen als freiberufliche Dozentin nicht wird tragen können.
    Schon jetzt bezahle ich wiederkehrend Dinge des täglichen Lebens für die Kinder, die eigentlich aus dem Kindesunterhalt zu bestreiten wären, wie etwa eine Winterjacke oder Unterhosen. Ich beteilige mich auch an den Klassenfahrten der anderen Kinder und...und...und... Seit zwei Monaten werden von dort auch die Taschengeldkonten unserer Kinder nicht mehr bedient, die bei meiner Ex leben. Die sollen davon allerdings auch ganz alltägliche Dinge bezahlen, wie etwas Kleidung. Von mir erhalten die Kids weiter ihr Taschengeld (kleinere Beträge). Meine Ex hat mich gefragt, ob sie jetzt nach der Trennung, für einen Monat die Zahlungen in Höhe des Unterhaltsvorschusses an unsere Tochter bei mir aussetzen darf, was ich bejaht habe.
    Ich rechne aber nicht damit, das sie die Zahlungen wieder aufnimmt.
    Da meine Ex-Frau ihr Haus nicht verkaufen will, laut meinem Nachfolger und Stiefvater, zanken sich wohl demnächst die Anwälte und die anderen Gläubiger darum. Das ist aber nicht meine Baustelle.