Unsere Kinder, die kleinen Könige

  • Ratte : sagt ja auch keiner nicht, dass das nicht auch ein Teil von uns ist.:)


    Otterson : Da bin ich ganz bei dir, so sollte man das machen.

    Sogar mit den Dingen die wir bewusst vermittelt bekommen haben, wenn wir sie denn aus welchem Gründen auch immer, nicht in die nächste Generation über geben wollen.

    Ich halte da jegliches Bestreben für redlich und sinnvoll.


    Gleichzeitig wird es wohl auch immer den Teil geben, den wir eben trotz eifriger Reflektion und Aufarbeitung, mit einbringen.


    Meine Erfahrung ist:

    Egal wie reflektiert, bewusst oder unbewusst, mit Absicht oder ohne, gibt es darüber hinaus dann noch verschieden Wahrnehmungen und Gewichtungen, was denn da wann welche Auswirkungen/Konsequenzen gehabt hat, die sich eben, auch bei den besten Absichten, nicht bei Kind und Eltern decken müssen und vielleicht auch gar nicht können.


    Darum: Der Artikel mag als Notiz an das eigene Verhalten nett sein, die gesellschaftlichen Auswirkungen, der kleinen "Könige*innen" finde ich überwertet.


    Was ist denn die persönliche Meinung, quasi die "Ich-Botschaft" des TE?


    vg von overtherainbow

  • Darum: Der Artikel mag als Notiz an das eigene Verhalten nett sein, die gesellschaftlichen Auswirkungen, der kleinen "Könige*innen" finde ich überwertet.

    Dabei müsste ich mich aber zumindest ein wenig mit dem Statement identifizieren können oder ein wenig abgeholt fühlen.

    Ich habe die ersten Zeilen gelesen und direkt gedacht: Habe ich mein Kind bekommen, weil mein Leben vorher sinnlos war? Öhm, nö. Noch "besser" gefiel mir die Aussage "um sich selbst nicht so wichtig zu nehmen". Ehrlich, das habe ich als Antwort auf die Frage: Warum hast du Kinder bekommen noch nie gehört.

    Wobei ich gerne zugebe, dass ich diese Frage auch selten stelle.

    Oder das Eltern ihr Kind als besten Freund bezeichnen. Kann ich ehrlich -meiner Erfahrung nach- nicht bestätigen. Vielleicht heimlich? Auf jeden Fall hat noch kein Elternteil gesagt: Hey, ich melde heute meinen besten Freund bei ihnen an.

    Elternliebe als Waffe zu bezeichnen....nun ja.

    Und so zieht sich das durch den ganzen Text durch. Wäre jetzt einfach zu lang, um alles aufzulisten. Aber ich denke, du weißt was ich meine.

  • Da bin ich anders. Ich wollte immer Kinder, am besten 4, Kinder (und damit auch eine "eigene" Familie) waren für mich, schon ganz früh, quasi Sinn und Ziel des Lebens.


    So unterschiedlich sind die Menschen - aber das ist doch auch okay?!

  • Jannne, ich wollte auch immer Kinder. Bei mir hat es nur bei einem geklappt. Allerdings empfand ich mein Leben vorher auch nicht als sinnentleert und werde es auch nicht als sinnlos empfinden, wenn mein Kind das Nest verlässt und ihr eigenes Ding macht. Und dreimal nicht, um mich mich selbst nicht so wichtig zu nehmen habe ich meine Tochter bekommen. Das empfände ich tatsächlich auch als Bürde für mein Kind.

    Aber das hat ja genau diese Gründe, warum der Text mich nicht abholt.

  • Jannne, ich wollte auch immer Kinder. Bei mir hat es nur bei einem geklappt. Allerdings empfand ich mein Leben vorher auch nicht als sinnentleert und werde es auch nicht als sinnlos empfinden, wenn mein Kind das Nest verlässt und ihr eigenes Ding macht. Und dreimal nicht, um mich mich selbst nicht so wichtig zu nehmen habe ich meine Tochter bekommen. Das empfände ich tatsächlich auch als Bürde für mein Kind.

    Aber das hat ja genau diese Gründe, warum der Text mich nicht abholt.

    Ich sag's mal so: es gab eine Zeit mit Anfang / Mitte 20, in der ich meinen "Traum" von Familie und Kindern abgehakt hatte. Daraufhin habe ich mich komplett aufs Studium, das Ref und dann den Beruf konzentriert. In dieser Zeit gab es nicht viel anderes. Ich habe das aber nicht so wirklich als "sinnstiftend", sondern eher als eine Art der "Ersatzbefriedigung" empfunden. Wenn es bei mir schon nicht klappt, kümmere ich mich halt um die Kinder anderer - so oder so ähnlich. Große oder kleine Urlaube, ein höherer Lebensstandart (Kinder kosten nun mal!), die vielzitierte Unabhängigkeit und "Freiheit" haben mich nicht wirklich "gereizt".


    Dieses "mich selbst wichtig nehmen" verstehe ich nicht. Was ist damit gemeint? Das sich über die Kinder identifizieren? Mit den Leistungen der Kinder angeben zu können? Für mich waren Kinder immer ein Synonym für ein "Zuhause", für Familie, feste Strukturen, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit - das, was ich mir damals gewünscht habe. Ist das ein "mich selbst wichtig nehmen"? Ernstgemeinte Frage , auch an die anderen, ist auch nicht böse gemeint!

  • Dieses "mich selbst wichtig nehmen" verstehe ich nicht. Was ist damit gemeint? Das sich über die Kinder identifizieren? Mit den Leistungen der Kinder angeben zu können? Für mich waren Kinder immer ein Synonym für ein "Zuhause", für Familie, feste Strukturen, Verbindlichkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheit - das, was ich mir damals gewünscht habe. Ist das ein "mich selbst wichtig nehmen"? Ernstgemeinte Frage , auch an die anderen, ist auch nicht böse gemeint!

    Darunter verstehe ich, wenn ich als Elternteil über meine Kinder bestimmte, ohne ihre Begabungen und Wünsche im Blick zu haben.

    Beispiel : Kind muss Zirkusdirektor werden, damit es später das Unternehmen weiter führen kann,

    Kind wäre aber nach seinen Begabungen und Wünschen lieber Flugzeugpilot geworden.

    Kind kann sich nicht durchsetzen und lebt dann das Leben, welches die Eltern sich erdacht haben.

  • So, nun komme ich endlich dazu, mich den Fragen von Campusmami zu widmen (in kursiv)


    Was wäre denn deine Meinung dazu, dass bedingungenslose Liebe nicht nur den Kindern sondern auch der Gesellschaft Schaden zufügt.


    Im ursprünglichen Beitrag, den ich verlinkt hatte, heißt es:

    Zitat

    Dies dürfte ein Hauptgrund dafür sein, weshalb manche Mütter oder Väter ihren Nachwuchs als beste Freunde bezeichnen. Lieben sie das Kind bedingungslos und behandeln es als Kumpel, kommt die Liebe zurück. Und wenn es ihnen einmal schlecht geht, finden sie in ihm eine emotionale Stütze. Deshalb muss man das eigene Leben hinter dasjenige des Kindes stellen. Soweit die verbreitete Meinung.

    Ich kann nicht erkennen, dass bedingungslose Liebe im Beitrag oder anderswo als Schaden für Kinder oder gar Gesellschaft gesehen wird. Sicher hast Du meinen Beitrag über bedingungslose Liebe weiter oben gelesen, in dem ich schreibe, dass Liebe per se bedingungslos ist, egal wem sie gilt. Sonst ist es keine Liebe, sondern etwas anderes. Problematisch wird es dann (so der Beitrag), wenn die Beziehung zum Kind zur Folge hat, dass man eine Auszeit vom Paarsein in Kauf nimmt.


    Und wie stehst du dazu, wenn du reflektierst, dass das Forum vor Postings nur so trieft, wo sich Erwachsene (jetzt Elternteile über schwierige Beziehungen zu ihren Eltern auslassen). Wäre das nicht eigentlich die Generation, wo noch alles gut und richtig war? Nein selbstverständlich nicht, auch da waren die Mütter schuld.


    Nein, wäre es nicht, jedenfalls nicht aus meiner Perspektive, weil ich der Haltung, dass früher alles besser gewesen sein soll, so überhaupt nichts abgewinnen kann. Wenn man möchte, kann man gerne in der Vergangenheit verharren, aber mein Ding ist es nicht. Schwierige Beziehungen in der Verwandschaft (nicht nur zwischen Kindern und Eltern), ob nun phasenweise oder generell, sind für mich nichts Besonderes. Und um Schuld geht es in meinen Augen schon mal gar nicht. Wenn vor allem von Müttern die Rede ist, liegt das möglicherweise daran, dass diese zu ihren Kindern im allgemeinen wohl eine engere Bindung haben als die Väter.


    Wer hat denn überhaupt die Verantwortung für die Gesellschaft und welche Verantwortung trägt die Gesellschaft für die Erziehung und sind Kinder kein Bestandteil eben dieser Gesellschaft und wenn ja ab wann?


    Kinder sind von Anfang an Teil der Gesellschaft, allerdings noch nicht von Anfang an mit den Rechten und Pflichten eines Volljährigen, darüber brauche ich wohl nichts auszuführen, weil es bekannt ist. Ich sehe ansonsten keinen direkten Zusammenhang zwischen den Thesen des Beitrags und dieser Frage. Ich beantworte sie aber so: Jeder mündige Bürger ist als Teil der Gesellschaft für diese mitverantwortlich. Verantwortung für die Erziehung haben alle, die daran teilhaben: Eltern, Kindertagesstätten, Schulen und alle, die Kinder auf dem Weg zum Erwachsensein begleiten und Vorbild sind.


    Sind Menschen mit einer gewissen Selbstwirksamkeitserfahrung und Entscheidungsfähigkeit perse schädlich für eine Gesellschaft, die andere Erwartungen als vor 50 Jahren hat:/?


    Warum gerade 50 Jahre? Natürlich sind diese Menschen per se nicht schädlich für eine solche Gesellschaft, ich sehe aber auch nicht, wo dies behauptet wird.


    Ich vermute, dass diese Fragen an mich eher mit Dir als mit dem ursprünglichen Text oder meinem Anliegen zu tun haben. Ich weiß zwar nicht, ob meine Antworten zu einem gewissen Erkenntnisgewinn beitragen konnten, aber vielleicht waren sie ja hilfreich.

    A smile a day sweeps the sorrows away

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Was ist denn die persönliche Meinung, quasi die "Ich-Botschaft" des TE?

    Der Beitrag thematisiert die Tendenz in weiten Teilen unserer Gesellschaft, die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen, sie als gleichwertige Partner "auf Augenhöhe", evtl. als "beste Freunde" zu behandeln und zeigt die Konsequenzen auf wie mangelnde Eigeninitiative, Frustationstoleranz, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen. Jedenfalls dann, wenn die Beziehung zum Kind "überemotionalisiert" wird und die Eltern ihre Paarebene vernachlässigen.


    Meine persönliche Meinung ist: Soziale und emotionale Kompetenzen lernen Kinder erst mit der Zeit, und die Konsequenzen ihres Handelns ebenso. Deshalb sollten Eltern altersentsprechend ihre Kinder in Entscheidungen einbeziehen und sie so erziehen, dass sie Tugenden wie Respekt, Wertschätzung und Anstand lernen. Das geht nicht ohne Regeln und Befolgen dieser Regeln. Je älter ein Kind wird, desto besser kann es den Sinn solcher Regeln verstehen oder diese mitgestalten.

    Eltern sollten ihren Kindern Verantwortung für das eigene Handeln - ebenfalls altersgerecht - schrittweise so übertragen, dass sie lernen können, für die Auswirkungen ihres Handelns verantwortlich zu sein. Das bedeutet umgekehrt, sie dort zu schützen, wo sie die Konsequenzen solchen Handelns noch nicht verstehen können.


    Hilft das jetzt weiter?

    A smile a day sweeps the sorrows away

  • musicafides :


    Nun ich habe keine Hilfe benötigt.

    Mir erschließt sich auch nicht warum der eigentlich brauchbare post, diese Frage benötigt. Aber ich bekomme ja auch "wertschätzende Kommunikation" und ein post der mit "Ganz einfach:" beginnt nicht unter einen Hut. ^^


    Egal, schön dass es Dir gelungen ist Dich in Deinem eigenen Thread so zu äußern, was ich übrigens inhaltlich teile.

    Konntest Du, mit Blick auf den Artikel, auch eigene Erfahrungen sammeln?

    Gerne übrigens unter dem Hintergrund, wie oben schonmal von jemanden eingebracht, aus der Perspektive Vater-Sohn, Vater-Tochter.


    vg von overtherainbow

  • Wobei klar ist: wenn man von eigenen Erfahrungen berichtet, macht man sich angreifbar - zumindest dann, wenn die Kinder noch nicht erwachsen sind.


    Ich mag den Begriff der "bedingungslosen Liebe" nicht wirklich. Wann ist Liebe denn "bedingungslos"? Wann hat man denn wirklich keine "Erwartungen", in welcher Art und Weise auch immer?


    Es gab eine Phase in meinem Leben (direkt nach der Trennung vom Vater der Kinder / ex-Ehemann), in denen die Tatsache, dass ich Kinder und damit eine Familie habe, mich gestützt hat. Meine Herkunftsfamilie gab es zwar, damals hatten wir auch noch Kontakt, aber sie war zu weit weg, um mich zu (unter)stützen. Infolgedessen habe auch ich mich zu sehr auf die Kinder konzentriert. Gut war das im Nachhinein nicht, zumindest mein Sohn hat sich für mich verantwortlich gefühlt - und das tut er zum Teil bis heute. Wobei das bei uns keine Relevanz im Bereich Kindeswohlgefährdung hatte. Die Grenzen sind jedoch fließend.


    Denn: auch die Behinderung der Autonomieentwicklung bei Kindern gehört in diesen Bereich. Es ist beruflich bedingt mittlerweile häufiger ein Thema, sodass ich da nun in mehrere Arbeitsgruppen in Kooperation mit dem Jugendamt eingebunden bin. Damals war das bei mir weit weg, das Jugendamt brauchte ich lediglich für die Beistandsschaft in Sachen Unterhalt. Und: ich habe mir nach einer die Profis ins Boot geholt, die "aufgeräumt" haben.


    Wenn sich aber z.B. ein Kind z.B. suizidal äußert, sollten m.E. sämtliche Alarmglocken läuten. Klar "verwächst" sich das zum Teil auch wieder - ich war da nicht anders. Ob das so gut ist, stelle ich jedoch ganz klar in Frage. Nur ein Beispiel - von vielen.

  • Mit den Folgen haben wir übrigens bis heute noch zu tun. Bei uns war es lange nicht so, dass die Kinder "richtig" in der Schulverweigerung drin steckten, Anzeichen für Überforderung (Rückzug, sehr oft Bauchweh mit nicht zu klärende Ursache etc) waren aber da.


    Die Auswirkungen sind unterschiedlich. Meine Tochter übernimmt Verantwortung, die nicht die ihre ist, sie lernt jetzt, sich abzugrenzen. Mein Sohn neigt dazu, alle Fünfe gerade sein zu lassen. Das ist die Kurzfassung 😉.

  • Wobei klar ist: wenn man von eigenen Erfahrungen berichtet, macht man sich angreifbar - zumindest dann, wenn die Kinder noch nicht erwachsen sind.

    Wie habt Ihr das bei Euch selbst erlebt?

    Hallo Jannne,


    mir ist das jetzt nicht so klar. :)

    Wer soll mich denn womit und mit welcher Motivation angreifen?

    Wenn ein Austausch gewünscht ist ist das sicherlich etwas anderes, als wenn nur um die Erfahrungen anderer gebeten wird. Ich halte beides für legitim.


    vg von overtherainbow

  • Ich sage mal so ganz allgemein.

    Ein wenig mehr Lockerheit, ein wenig weniger Angst vor dem,was andere von einem Denken könnten, ein wenig mehr Versöhnung mit der Tatsache,dass man Fehler macht, dass numal wir Eltern auch nur Menschen sind.

    Ein wenig weniger Denken, sondern einfach mal machen.

    Ein wenig mehr das Heute sehen, anstatt im Gestern zu erstarren.


    Ich glaube ja, dass ist ein guter Weg.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Wobei klar ist: wenn man von eigenen Erfahrungen berichtet, macht man sich angreifbar - zumindest dann, wenn die Kinder noch nicht erwachsen sind.

    Naja, es ist hier durchaus vorgekommen, dass Leute hier soweit "analysiert" wurden, dass sie das Weite gesucht haben. Oder dass sie in eine Art Rechtfertigungshaltung gekommen sind. Aus dieser heraus zu kommen, ist manchmal gar nicht so einfach.


    Menschen sind unterschiedlich. Manche überlegen, hinterfragen mehr, andere nicht oder es ist ihnen zu viel oder was auch immer. Manche gehen mit ihren Fragen und Überlegungen nach außen, reden oder schreiben drüber, andere denken "im stillen Kämmerlein" nach und wieder andere halten das alles für vollkommen unnötig. Aber alles ist in Ordnung, finde ich.


    Mir hilft es zu schreiben, und eure Rückmeldungen zu bekommen. Nicht jede "schmeckt" mir, das gebe ich zu 😉. Ich habe auch längst nicht alles geschrieben, was los war was passiert ist und womit ich mich beschäftige. Teils weil ich es nicht darf (Datenschutz!), teils auch, weil ich andere nicht in die Pfanne hauen möchte. Die Welt ist bekanntlich klein 😉. Aber ich denk drüber nach. 😊🙄


    Vielleicht kommt auch irgendwann die Zeit, in der ich dann alles so durchgegrübelt habe, in der dann einfach "alles klar" ist, dass diese ganzen Themen dann auch wirklich abgeschlossen sind.


    Edit: das war jetzt etwas ot.

    Ot beendet 😊