Warnstreiks in KiTas Anfang Mai angekündigt

  • Ich glaube, das Problem des FK-Mangels ist einfach nicht so leicht zu lösen, wie mehr Urlaubstage oder mehr Geld.

    Ich empfand das schon so, dass -zumindest vordergründig- die Gewerkschaften die Rahmenbedingungen und das Binden von (Nachwuchs-)Fachkräften als Schwerpunktthemen behandelt haben, aber letztlich eingeknickt sind.


    Mir stinkt einfach, dass immer mehr Versprechungen/Zusagen an Eltern gemacht werden, wofür es keine Leute gibt. Rechtsanspruch, beitragsfreie Jahre, Rechtsanspruch für OGS, Anspruch auf Ganztagsbetreuung. Letztlich würde eine tatsächliche Bedarfsabfrage schon viel bringen. Und nicht diese -wünsch-dir-was- Manier für Eltern. Ja, ich weiß, dass viele arbeiten gehen (müssen), aber hier werden Zeiten echt bis zum Anschlag genutzt und das ohne tatsächlichen Bedarf, einfach weil man es kann.

    Dann dieses in den Papierkorbgedenke:

    Ich habe z.B. gerade drei Inklusionsanträge gestellt. Alle sind bewilligt worden, was ja auch gut ist. Unsere Personalerin "beglückwünschte" uns, um im gleichen Atemzug zu sagen: Hab aber keine Fachkraft. Sie müssen das intern lösen. Bitte geben sie mir zeitnah Bescheid, wer sich für diese Aufgabe interessiert bei ihnen und dementsprechend die Stunden erhöhen möchte. Ich nur: Hä? Nehme ich jetzt diejenige, die schon VZ arbeitet und verdoppel ihre Stunden oder nehme ich die, die wegen eigenen Kindern in TZ arbeitet? Oder sollen wir die I-Kraft auf fünf Schultern verteilen? Ehrlich, ich komm da nicht mehr mit. Auf die Frage, wofür wir eigentlich die Inklusion beantragen. Ach, Frau Friday, die Kinder haben doch ein Recht auf Inklusion *inohnmachtfall*


    Okay, ich steigere mich da einfach jetzt nicht rein. Kann ja jetzt zumindest auf dem Papier zwei Tage mehr aus dem Rad aussteigen

  • Hier gerade frisch reingekommen von einer unserer Kitas.

    Da kann man schön sehen, dass es längst Viertel nach zwölf ist für einige Kitas.

    Die Kinder können nur noch im Rollverfahren ihre Kita besuchen. Und das mind. bis zu den Sommerferien. Zwei Gruppen ganz geschlossen wegen Personalmangel. Ich unke mal, dass das Zukunftsmusik wird, wenn da nicht gegengesteuert wird. Ob ein Wegducken da hilft?

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()

  • Ich hab mit nein gestimmt bei der Mitgliederbefragung. Da habe ich wirklich drüber geknuspert. Aber das Ergebnis schmeckt mir einfach nicht. Ich bin echt gespannt, wie die Befragung ausgeht.

    Bei uns schließt die nächste Einrichtung bis zum Sommer und in meiner Einrichtung sieht es auch mau aus. Das macht ehrlich alles inzwischen null Lenz mehr. Die Kinder tun mir ehrlich leid, aber wir sind auch nur noch dabei zu schauen, dass alle Kinder gefüttert, gewickelt und unverletzt sind am Ende des Tages. Verwahrung nicht mehr, nicht weniger...

    Mit ist echt langsam zum heulen...

  • Die Gremien der Arbeitgeber sowie der Gewerkschaft haben jetzt alle den ausgehandelten Bedingungen mit der notwendigen Mehrheit zugestimmt. Die neue Tarifvereinbarung muss jetzt nur noch offiziell gepinselt werden ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Oh... Meine Freundin hat mir erst erzählt, dass sie und ihre Kolleginnen aus der Kita alle mit "nein" gestimmt haben. ?(

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Jo, ist wie es ist.

    Ich für mich bin heilfroh, dass das Thema Kita zumindest für mich privat gegessen ist.

    Beruflich fliegt es mir eh gerade um die Ohren, da nutzen auch zwei Tage Urlaub nix. Auf die plus zwei Tage habe ich eh keinen Anspruch :P. Ist mir aber auch ehrlich gesagt Wurst.

    Fachkräfte binden, das wäre es gewesen.

    Machen wir halt so weiter...

    Die nächsten Schließungen werden kommen.

  • Der regelmäßige Bildungsbericht ist jetzt veröffentlicht worden. Im Bereich KiTa fehlen bis 2025 ca. 75.000 Arbeitskräfte, um die (gesetzlichen) Vorgaben erfüllen zu können. Ein Mehrfaches von dem, was an Lehrern in der Schule fehlt (13.000 Lehrkräfte).


    Während früher der ÖD nur mit den Fingern schnippsen musste, um einigermaßen an sein Personal zu kommen, erfährt er jetzt, was Firmen am freien Markt seit vielen Jahren erfahren: Fachkräfte sind knapp. Und da reicht nicht eine nette Aktion, um da kurzfristig eine Wende herbei zu führen. Es wird den langen Atem brauchen und die nächsten zehn Jahre mindestens steht das an, was in der freien Wirtschaft schon lange Alltag ist: Es wird kreativ umgedacht werden müssen, um die Arbeit in gleicher Qualität mit weniger Staff zu schaffen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Der Rechtsanspruch ab einem Jahr hat allen das Genick gebrochen. Durchschnittliche Einrichtungen mit drei Gruppen z.B., die 70 Plätze bereithielten sind umgebaut worden und besitzen zwar jetzt eine Krippengruppe, haben aber dadurch nur noch 55 Plätze zur Verfügung und brauchen zudem mind. 2 Fachkräfte mehr. Um die Ü3-Plätze noch versorgt zu bekommen sind viele neue Einrichtungen entstanden, allerdings sind einige Einrichtungen immer noch nicht am Start oder haben Geistergruppen. Der kommende Rechtsanspruch für OGS-Plätze wird den Arbeitsmarkt nochmal verschärfen.

    Arbeitsplatzverdichtung mit all ihren Spezialeffekten, Ganztagsbetreuung, verlängerte Öffnungszeiten, Inklusion ohne besonders ausgebildetes Personal, zuwenig Budget für Fortbildungen, stetige Tendenz zur Selbstverwaltung ohne entsprechenden Qualifikationen, Konzepterstellung für jeden Murks usw. machen einem das Leben schwer und der nicht zu unterschätzende Punkt ist auch die Anspruchshaltung/Mitspracherecht von Eltern. Letzteres ist manchmal einfach so abgedreht, dass ich mir da mehr Unterstützung vom Träger wünschen würde, die kommen aber eher jedem Elternwunsch nach. Ich bin doch nicht das Sams.X/

    Zudem bekommen wir immer mehr die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu spüren und work-life-Balance der Kolleg*innen . Das ist jetzt ohne Wertung, aber es gibt immer weniger Kollegen, die VZ arbeiten möchten und können.

    Was meiner Meinung nach helfen würde:

    Eine Vertretung pro Einrichtung

    Mehr Schließzeiten (wir dürfen nur 22 Tage geschlossen haben, davon sind schon zwei Teamtage inkludiert), um dem Urlaubsanspruch gerecht zu werden ohne das die Kolleg*in mehrbelastet wird.

    Diesen Dokumentationswahn abspecken.

    Zusatzqualifiziertes Personal (hier würde ich mir wünschen, dass der Träger die Kosten dafür übernimmt. Z.B. ist es gewünscht, dass Leitungen mind. einen Fachwirt haben, dafür aufkommen mag man aber nicht. Warum sollte man das tun, wenn man schon so eine Position innehat und die Kosten tragen?)

    Mitwirkungspflicht von Eltern (um mal ein kleines Beispiel zu nennen: Es wird immer mehr Ursus, dass vier-und fünfjährige Stöpsel noch eine Windel um den Po haben. Echt jetzt? )

    Abspecken von allen möglichen Zusatzveranstaltungen. Man muss nicht jede Kackenkirmis mitmachen.

    ......und, und und


    Was ich in den letzten Jahren aber wirklich als gelungen Schritt empfinde ist das duale Ausbildungssystem. Die Kolleg*innen, die können auch was im Anschluss. Super.

  • Es wird kreativ umgedacht werden müssen, um die Arbeit in gleicher Qualität mit weniger Staff zu schaffen.

    Das ist in diesem Berufsfeld einfach nicht möglich. Man kann nur ein Kind gleichzeitig Wickeln, trösten, beim Ausschneiden unterstützen. Nur einen Streit zur selben Zeit schlichten und nur maximal zwei Hände halten.

    Spart man Personal ein, passiert genau das, was im "Dinge die der Mensch nicht braucht" Thread besprochen wird, Kinder benehmen sich daneben und die Erzieher sind nicht da um es zu unterbinden, weil nicht genug Erzieher da sind.

  • Wenn das unausweichlich so festgeschrieben ist, dann steht die Zukunft ja fest.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Karalina : Im Prinzip stimme ich dir zu, nur ist dieser spezielle Vorfall im anderen Thread nicht auf Personalmangel zurück zu führen, denn den gibt’s in der fraglichen Einrichtung gerade nicht. Das liegt da höchstens daran, dass das vorhandene Personal offenbar schlecht ausgebildet und mit grundlegenden Dingen überfordert ist.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • leslie_w ich kenne deine Situation nun nicht, sondern habe sie nur als Beispiel genommen.


    Schlecht ausgebildetes Personal ist oft ein Zeichen für Fachkräftemangel. Ich habe meine Ausbildung in einer Einrichtung mit drei Gruppen gemacht. Die Gruppenleitung muss eine Erzieherin sein, was auch (meist) der Fall war. Die anderen wurden mit Mitarbeitern aufgefüllt, die gerade greifbar waren/zur Verfügung standen: Kinderpflegern/Sozialassistenten, päd. Assistenten (3 Monate Schulung), FSJlern oder auch 1€ Kräften vom Jobcenter. Diese wechselten häufig, manche waren motiviert manche gar nicht. Auch bei den FSJlern: manche waren super und manche hatten eigentlich gar keine Lust und haben das FSJ angefangen um *irgendetwas* zu haben. Da grasierte oft die Freitags-/Montagskrankheit. Deswegen war die einzigen verlässlichen Kräfte, die immer da war, die Erzieherinnen. Sie waren auch diejenige zu denen alle 75 Kinder der Gruppen gegangen sind. Natürlich waren sie dann überfordert, weil sie die "Arbeit" von neun machen mussten, obwohl auf dem Papier genug Mitarbeiter vorhanden waren.

  • Karalina: Eigentlich sind je nach Rahmenstruktur dementsprechend Fachkraftstunden vorgeschrieben. Wird das unterschritten ist das meldepflichtig.

    FSJler, Auszubildende und co. sind keine Fachkraftstunden. Werden auch bei Meldungen/Personaleinsatzplanung nicht berücksichtigt.


    Insgesamt denke ich würde es besser und einfacher werden, wenn wir wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren würden. Das was Kolleg*innen am meisten bedrückt ist nicht die Betreuung und Pflege der Kinder, sondern das einem soviel überflüssiger Kram auferlegt wird. Das was Kinder am meisten benötigen ist Zeit und Zuwendung. Zeit, um den Fragen der Kinder nachzugehen, individuelle Zeit. Und nicht der xte Beobachtungsbogen und 28 neue Regeln jeden Monat.

    Mir ist vor ein paar Tagen aufgefallen, dass in einer Gruppe, wo wirklich immer viel gekocht und gebacken wurde es schon ewig nicht mehr gut nach Essen duftet. Jo, ich bin immer eine der ersten, die eine Waffel, ein Stück frischgebackenes Brot... schnorren geht.:P

    Die Gruppenleiterin hatte eine Lebensmittelhygieneschulung mitgemacht und festgestellt, mit wie vielen Regeln das päd.(!) Kochen mit Kindern verknüpft ist und wie viele Fallstricke man beachten muss.:S. Daher hat sie sich entschlossen, es zu lassen, man kann nur ins Fettnäpfchen treten. Wirklich schade (obwohl das sensationelle Zupfbrot meinen Hüften noch nie guttat, trotzdem doof.)

  • Zwischen dürfen und "dürfen" liegen aber Welten. Hier läuft eine Hortgruppe seit Monaten eingleisig. Ob das erlaubt ist, wahrscheinlich nicht, die Mitarbeiterin ist gelernte Assistentin. Auf dem Papier übernimmt die Erzieherin aus der anderen Gruppe die Leitung. In der zweiten Gruppe ist die besagte Erzieherin und eine päd. Mitarbeiterin ohne Ausbildung. D.h. insgesamt 1 Erzieherin, 1 Sozialassistentin und 1 päd Mitarbeiterin auf 50 Kinder. In diesem Jahr gab es eine Jahrespraktikantin, die 3 Tage die Woche unterstützen sollte... Sie hat es aber im Januar hingeschmissen. Die Stellen sind seit bestimmt einem Jahr ausgeschrieben. Es will so aber niemand arbeiten. Sie hospitieren und kommen nie wieder.

  • Da bin ich ganz bei dir, friday! Als Elternteil brauch ich keine 100-seitige Dokumentation über mein Kind mit zig Fotos, eine Theater-Therapeutin, drölfzig Formblätter mit Zusagen hinsichtlich der Sicherheit meines Kindes etc. Was ich brauche und möchte, sind Fachkräfte, auf die ich mich blind verlassen kann, denn dann braucht man den ganzen anderen Mumpitz gar nicht.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Das weiß ich, dass gemogelt wird. Aber für wen macht man das? Die Personaleinsatzplanung läuft bei uns digital. Das wird einem gleich knallrot angezeigt, wenn da was nicht stimmig ist. Ein, zwei Tage ist das okay, aber nicht als Grundlage. Da muss der Träger ran und es geht zum Landesjugendamt.

    Bei uns wurde auf den Mangel mit Kürzungen der Betreuungszeit reagiert und die Optionsplätze sind erstmal gesperrt.

    Wenn Einrichtungen das nicht richtig offen machen, woher soll das Landesjugendamt erfahren, wo es klemmt?

    Da schneidet man sich nur ins eigene Fleisch mit der Haltung: Ach, bekommen wir schon gebacken.

    Haarig und zwar richtig wird es, wenn was passiert und Meldungen nicht das Haus verlassen haben. In der Haut der Führungskraft möchte ich dann nicht stecken.

  • Da bin ich ganz bei dir, friday! Als Elternteil brauch ich keine 100-seitige Dokumentation über mein Kind mit zig Fotos, eine Theater-Therapeutin, drölfzig Formblätter mit Zusagen hinsichtlich der Sicherheit meines Kindes etc. Was ich brauche und möchte, sind Fachkräfte, auf die ich mich blind verlassen kann, denn dann braucht man den ganzen anderen Mumpitz gar nicht.

    DU brauchst das nicht... es gibt aber genügend Eltern die z.B. beim Schulleiter auf der Matte stehen, weil ihr Kind ihnen erzählt, dass es in den Apfel aus der Obstkiste gebissen hatte ohne ihn vorher gewaschen zu haben. Großes Drama.. die Obstkiste gehört verboten!! Die meisten Regeln und Dokumente sind nicht deshalb da, weil man den Fachkräften nicht vertraut, sondern damit die Eltern die Kita/Schule nicht wegen jeden sch... verklagen. Wir hatten zum Glück nachweisen können, dass die Äpfel vom Betreiber gewaschen werden und wir die Kinder trotzdem immer anweisen die Äpfel zu waschen. Wenn die Kinder auf dem Weg von der Obstkiste zum Waschbecken doch rein beißen...

  • Da bin ich ganz bei dir, friday! Als Elternteil brauch ich keine 100-seitige Dokumentation über mein Kind mit zig Fotos, eine Theater-Therapeutin, drölfzig Formblätter mit Zusagen hinsichtlich der Sicherheit meines Kindes etc. Was ich brauche und möchte, sind Fachkräfte, auf die ich mich blind verlassen kann, denn dann braucht man den ganzen anderen Mumpitz gar nicht.

    ....und die "schnöde" Erzieherin möchte im Normalfall genau das. Ich kenne niemanden, der diesen Beruf ergriffen hat, weil er so gern Dokumentationen schreibt oder Zeit mit Papier verbringen mag.


    Neben den ganzen Bildungsaufträgen und co. ist für diejenigen, die ich kenne das höchste Gut einer guten KiTa, dass KiTa den Kindern Spaß macht.

    Wenn man neugierige, gespannte Kinder, die schon darauf warten, was es wohl heute zu erleben gibt in Empfang nimmt und betreut: DAS ist das was diesen Beruf so schön macht.

  • Karalina ::D:D:D


    Ja, ok, ich bin halt Dorfkind, bei uns wurden Äpfel vom Baum gepflückt und ohne Gedanken an den Fuchsbandwurm gegessen, weil jeder davon ausging, dass Füchse nicht so hoch pinkeln können ;)

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband