Der Ukraine-Krieg und unsere Kids

  • Wie nehmen denn Eure Kids die Situation auf? Wenn es morgen in die Schule oder die KiTa geht - bereitet Ihr sie auf mögliche Gespräche vor?


    Ein Thread, in dem Tipps und Hinweise gegeben werden können, Fragen gestellt, Ideen eingebracht und Probleme angesprochen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Morgen ist bei uns beweglicher Ferientag, Dienstag auch. Aber am Freitag ist schon ein Klassenkamerad von Junior in Tränen ausgebrochen. Er ist aus Russland ursprünglich und fühlte sich schrecklich.

    Die Lehrerin hat es gut aufgefangen, glaube ich, es wurde dann besprochen.

    Der Junior weiß, was los ist aber nicht alle Details. Das mit den Atomwaffen behalte ich erst einmal für mich.

  • Wir haben das hier zuhause thematisiert. Der 9 und die 11-jährige wissen, dass Russland die Ukraine angegriffen hat. Mein 9-jähriger nennt Putin immer Pute und findet ihn sch...

    Der 5- und der 7-jährige wissen auch vom Krieg, messen dem Thema aber noch nicht so viel Bedeutung bei.

    Wir gucken regelmäßig die Logo-Nachrichten. Wenn die Kinder Fragen dazu haben, besprechen wir sie.

  • Wir waren Freitagabends beim Friedensgebet. Junior (er ist ja schon 13), ist nach 5 Minuten in Tränen ausgebrochen, weil er solche Angst hat und das alles so traurig findet. Seine Klassenkameraden verbreiten auch ungefiltert alles weiter, was sie irgendwo aufschnappen, was es nicht wirklich einfacher macht. Jetzt sind erstmal Ferien und ich hab Urlaub, also genügend Zeit, dass wir uns mal in Ruhe zusammensetzen und darüber reden, was ihn beschäftigt. In den Urlaubstagen jetzt konnte er etwas runterkommen, das hat erstmal geholfen. Für gute Infos werde ich tatsächlich auch jetzt noch auf die Sendung mit der Maus zurückgreifen, die haben den Konflikt jetzt auch gut aufgearbeitet, habe ich auf Facebook mitbekommen.

  • Mit 14 und 16 bekommen die Kids schon alleine die Infos. Auch ungefiltert. Wir haben ganz viel gesprochen. Da muss und kann ich nichts beschönigen.
    Wir haben auch zusammen Tagesschau geguckt. Wichtig ist mir, dass sie offen mit mir sprechen und mich nicht schonen. Kriegstraumata sind hier leider auch Familiengeschichte und den Kids bekannt.

    Nur reden hilft.

  • Meine hört ja gerne Radio und das auch allein in ihrem Zimmer, da hat sie natürlich mitbekommen, dass was los ist. Gestern und heute haben wir ihre zu klein gewordenen und nicht getragenen Sachen gemeinsam sortiert und für den Transport in die Krisenregion verpackt. Und ich habe mit ihr abgesprochen, dass wir unsere verfügbaren Betten für eine Familie anbieten werden. Auch das fand sie gut und meinte mit Tränen in den Augen, dass sie es ganz furchtbar findet, sich vorzustellen, selbst so plötzlich aus der Wohnung fliehen zu müssen und nicht mal ihre Lieblingsdinge alle mitnehmen zu können. Dieser Gedanke hat sich offenbar bei ihr festgesetzt, denn sie wiederholt das immer wieder, dass sie davor Angst hat. Ich tröste sie, so gut ich kann, und versuche, ihren Fokus darauf zu legen, was wir tun können, um zu helfen. Helfen will sie ohnehin immer gern und das muntert sie dann wieder auf - dann erzählt sie mir, was sie mit etwaigen Gast-Kindern alles spielen könnte.


    Die Sendung mit der Maus thematisiert das auch, das werden wir uns bestimmt noch alles anschauen.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Junior mit seinen 9 Jahren hat es schon mitbekommen, aber es hat sich noch nicht so sehr bei ihm festgesetzt. Dazu haben wir bisher zu wenig gesprochen und ich habe ihn keine Nachrichten sehen lassen. Wir waren nicht Zuhause und hatten kein TV an.

    Für ihn ist das ein fernes Ereignis, wie die Kampfhandlungen in Afghanistan und Syrien. Er findet es generell schlimm, dass es Krieg auf der Welt gibt.

    Wir sprechen auch nicht direkt darüber, da er keine Fragen oder bedenken aktuell hat- das wird erst in ein paar Tagen der Fall sein.

  • Letzte Woche in der Schule war es wohl so, dass zum Einen ukrainischstämmige Kinder Angst um ihre Verwandten in der Ukraine hatten, zum anderen russischstämmige Kinder gedisst wurden. Da haben die Lehrer ziemlich viel mit den Kindern gesprochen und versucht, das Thema aufzuarbeiten - soweit das halt mit der unklaren/sich rasant entwickelnden Faktenlage möglich war. Also hat meine Tochter schon in der Schule ziemlich viel mitbekommen.

    Außerdem ist es schon immer so, dass sie z.B. im Radio die Nachrichten mithört. Das führt dazu, dass wir uns ziemlich viel über das Weltgeschehen unterhalten, gemeinsam recherchieren, Meinungen austauschen. Also auch zur momentanen Lage. Dass vom "Krieg in Europa" gesprochen wird, macht ihr natürlich Angst - aber das geht wohl jedem so. Aber da wir an der momentanen Lage eh nichts ändern können, haben wir beschlossen, nicht in Panik zu verfallen und weitestgehend so weiterzuleben wie bisher.


    Am Freitag Abend hat sie eine ziemlich leidenschaftlich geführte Debatte in meinem Freundeskreis mitbekommen. Das ist sie eigentlich schon von uns gewohnt - wir vertreten öfter mal die unterschiedlichsten Ansichten und streiten wie die Kesselflicker, was uns für Gewöhnlich aber nicht daran hindert, uns trotzdem sehr zu mögen und danach gut gelaunt unseren Spieleabend fortzusetzen. Am Freitag war es aber so, dass einer von uns sich ziemlich massiv im Ton vergriffen hat Russlandstämmigen gegenüber und auch ich nenne es mal Gewaltfantasien geäußert hat, was man mit Putin alles machen sollte. Woraufhin die Debatte ziemlich eskaliert ist. Wir haben uns zwar auch diesmal wieder einigermaßen zusammengerauft, aber dieses Mal hat uns unsere Meinungsverschiedenheit durch den ganzen Abend begleitet - wenn nicht noch länger, das wird sich zeigen. Das hat sie sehr erschreckt, weil sie das von uns gar nicht kennt.


    Am Wochenende haben wir Bekannte besucht, und auch da wurde natürlich über das Thema gesprochen und auch gemeinsam Nachrichten geschaut. Oft hat sie sich am Thema beteiligt, Fragen gestellt und ihre Meinung in die Diskussion eingebracht, oft hat sie sich aber auch ihre Switch geschnappt und sich verzogen.


    Heute habe ich sie in einer Jugendfreizeit "abgegeben". Ich hoffe, dass sie da ein wenig auf andere Gedanken kommt und eine unbeschwerte Zeit genießen kann, bevor sie nächstes Wochenende wieder die Realität einholt.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Einmal mehr bin ich froh, dass mein Sohnemann erwachsen ist. Dass ich einen Albtraum hatte, der ganz übel ausging, in dem Polizisten an die Front geschickt wurden; steht auf einem anderen Blatt. Der verfolgt mich noch ein bisschen; auch wenn mein Sohn sagt, das würde wohl nicht passieren.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Mein Sohn hat mit meiner Familie und mir darüber gesprochen, als es letzten Donnerstag anfing mit dem Angriff der Ukraine durch Russland. Aber ständig redet er auch nicht darüber. Jetzt nach einer Woche Ferien hat er wieder Schule und ich vermute mal, dass dort bestimmt auch über das Thema gesprochen wird.

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Der 11jährige hat große Angst, das es auch hier einen Kriegsschauplatz geben könnte. Haben mit ihm gesprochen und diskutiert, jetzt ist er erstmal beruhigt, In dem Alter kann man ihn aber auch nicht in einer Filterblase halten. Da geht auch viel über den Schulhof. Es arbeitet doch in ihm. Die älteren Kinder 13-16 Jahre, informieren sich selber über die Medien und sind da viel abgeklärter. Die Ukraine ist weit weg.

  • Wir sind ja als Militärfamilie mit bewaffneten Konflikten recht vertraut. Darüber hinaus haben wir Freunde , die an unterschiedlichen Botschaften in der Welt verstreut arbeiten. Wir haben also seit einigen Wochen beobachtet, dass es schlaflose Wochen gab bzw. sehr intensive Arbeitsphasen weiterhin laufen.


    Wir wurden immer nervöser.


    Bei uns laufen die Nachrichten 24/7. Wir schauen uns also die US Nachrichten, div. europäische als auch Al-Jazeera und chinesische Medien an (ein ganz anderes Thema - das kann manchmal auch ganz schön nerven). Die Kinder sind also auch aufgrund der Quarantäne voll umfänglich informiert. Tochterkind versuchte soweit es geht alles zu ignorieren aber gestern haben wir gemeinsam die Rede im Bundestag angeschaut und sie war doch wesentlich besser informiert als ich dachte.


    Sie hat meine Frustration über die passive Haltung unserer Regierung (#5000 Helme) miterlebt, die düse ja nun endlich aufgab; fing an mit mir zu diskutieren, dass es ja auch unser Land sei… es blühten also ganz wunderbare Gespräche über zivile Verantwortung, internationales Recht, und internationale Allianzen (unter anderem meine erhobenen Augenbrauen, als Indien sich enthielt - allerdings bezieht Indien 70% ihrer Militärischen Ausstattung aus Russland und Pakistan’s Imran Khan war grade zu Gesprächen in Russland, also eine ganz eigene Dynamik hinter Indien’s Haltung).


    Pazifismus in aller Ehre aber die letzten Tage waren nicht auszuhalten. Ukraine dabei zu zuschauen, wie sie als Opferlamm geschlachtet werden ist einfach herzzerreißend.

  • Das (empfehlenswerte) Onlinemagazin spektrum.de hat zum Thema ein Interview geführt mit dem Berliner Familienberater Torsten Andersohn https://www.spektrum.de/news/a…ocket-newtab-global-de-DE


    Interessant bzw. hilfreich ist, dass Andersohn konkrete Hinweise für unterschiedliche Altersgruppen vom Kleinkind bis zum Jugendlichen gibt und auch von unterschiedlichen Ausgangssituationen ausgeht.

    Wichtig ist ihm, dass Kinder mit der Situation nicht allein gelassen werden, wir Eltern also darauf achten, ob zB ein zum Thema schweigendes Kind nicht etwas in sich hinein frißt. Er rät deshalb, das Thema Ukraine auch und immer vorsichtig zu thematisieren und anzutesten, auch wenn es augenscheinlich im Moment nicht "Thema" beim Kind zu sein scheint. (Gerade, wenn Infos und Impulse von Dritten kommen können)

    Das Interview ist vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss, gibt aber eine Reihe Gedankenanstöße.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich bin immer noch Sprachelos, Stolz Ängstich. Keine Ahnung was noch. Die Oberstufe von Sohn hat jede Menge Hilfsgüter gesammelt für die Ukrainer. Es sind Schutzwesten, Decken, Verbandsmaterial Schmerzmittel... und so weiter. Sie haben einen Bus mit Fahrer über einen Vater organisiert. Und jetzt kommt es sie haben sogar mit den Behörden alles organisiert und so sind Sohn 16 Jahre als Sanitäter ist fast fertig ausgebildete mit 5 anderen Schülern zwischen 16 ubd 18 und dem Fahrer auf zur polnischen - ukrainischen Grenze. Wollen dort die Sachen dem Ukrainischen Militär an der Grenze übergeben und zurück 50 Flüchtlinge mit nehmen. Die andern die nicht mit fahren haben hier vor Ort die Hilfe mit den Behörden organisiert. Habe Unterkünfte besorgt und alles für die Ankunft vorbereitet.

  • Einmal mehr bin ich froh, dass mein Sohnemann erwachsen ist. Dass ich einen Albtraum hatte, der ganz übel ausging, in dem Polizisten an die Front geschickt wurden; steht auf einem anderen Blatt. Der verfolgt mich noch ein bisschen; auch wenn mein Sohn sagt, das würde wohl nicht passieren.

    Wie alt ist dein Sohn? Auch wenn meiner 19 ist, bin ich ganz vorsichtig mit dem Thema. Wird an seinem Beruf liegen, da müsste ich wohl in eine andere "Selbsthilfegruppe".

    "Mein Trainer war die Bordsteinkante" (Skateboarder)

  • Carter, hier würden sich sicherlich viele freuen, wenn du uns über diese sicherlich nicht einfache Aktion auf dem Laufenden hältst.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wie alt ist dein Sohn?

    Im Januar ist er 20 geworden. Und ist meistens ziemlich gut informiert; teils auch durch seine Ausbildung. Allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob er mir wirklich alles erzählen würde. Halt dann andersherum; um mich zu schützen. Bisher tut er das wohl noch. Meinte allerdings neulich mal, sollte er nach der Ausbildung zum SEK gehen, was ihm durchaus vorschwebt, würde er mir wohl besser erzählen, er hätte sich für einen Schreibtischjob entschieden.

    War in dem Moment nicht wirklich ernst gemeint und darauf bezogen, dass ich es ziemlich schwer hatte, mit den beiden erschossenen Polizisten...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Im Januar ist er 20 geworden. Und ist meistens ziemlich gut informiert; teils auch durch seine Ausbildung. Allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob er mir wirklich alles erzählen würde. Halt dann andersherum; um mich zu schützen. Bisher tut er das wohl noch. Meinte allerdings neulich mal, sollte er nach der Ausbildung zum SEK gehen, was ihm durchaus vorschwebt, würde er mir wohl besser erzählen, er hätte sich für einen Schreibtischjob entschieden.

    War in dem Moment nicht wirklich ernst gemeint und darauf bezogen, dass ich es ziemlich schwer hatte, mit den beiden erschossenen Polizisten...

    Ohje, stimmt. Ich hab es mir nicht gemerkt, dass dein Sohn zur Polizei ist, ich dachte der wäre im Studium. Ja, das haut einen nochmal runter.

    Bei aller Kritik an Russland: Mir wird trotzdem ganz anders wenn ich Berichte lese, dass junge, ahnungslose russische Soldaten in die Ukraine geschickt wurden und als Kanonenfutter verheizt werden. Vom Alter könnte das meiner sein, zerrt sehr an meinen Gemüt :(.


    Aber nun zurück an die Eltern ohne "Kind hat gefährlichen Beruf".

    "Mein Trainer war die Bordsteinkante" (Skateboarder)

  • , ich dachte der wäre im Studium.


    Da habe ich auch bestimmt mal die Uni erwähnt; es ist eine duale Ausbildung; inklusive Studienblöcken. ;)


    Vom Alter könnte das meiner sein, zerrt sehr an meinen Gemüt


    Das kann ich mir vorstellen. ?(

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Polizei und Bundeswehr sind beides sehr ehrbare Berufsgruppen ohne die keiner von uns auskommt. Das meinen zwar einige Schlaumeier, nehmen sie aber wenns eng wird dann doch in Anspruch.


    Und für die Mütter: seid froh dass die Jungs vernünftige Berufe haben. Homeoffice kann jeder.