Trennungskind 15


  • Meine Tochter ist 15 und wohnt seit der Trennung bei vor ca 12 Jahren bei mir.
    Eine Zeitlang hat die Mutter kein Kontakt zu der Tochter aufgesucht, aber seit 6 Jahren
    haben Mutter und Tochter wieder regelmäßigen Kontakt.

    Meine Tochter ist sehr sensibel aber zu Hause auch sehr aufbrausend und weint sehr schnell
    Jetzt zur Frage:
    Meine Tochter erpresst mich fast regelrecht, wenn es hier nicht so läuft ,wie sie sich das vorstellt
    will sie zur Mama ziehen.
    Erziehung ist aus Angst fast gar nicht möglich. Denn man weiß ein Kind von15 wenn es hart auf hart kommen würde
    mit Gericht usw., wird der Wunsch meistens entsprochen ,weil ab 12 die Aussagen der Kinder schwer gewichtet werden.

    Wie geht ihr bzw wie geht man damit um?

    MfG

  • Je gelassener du bist, desto weniger wird passieren. Sie erpresst dich, weil du dich erpressen lässt. Mein Großer hatte auch so eine Phase, ich habe ihm regelrecht angeboten, zum Papa zu ziehen. Das wollte er dann doch nicht. Und da steht ja immer noch die Frage im Raum, ob Mama das Kind überhaupt aufnehmen möchte oder ob ihr die Rolle als Besuchsmama nicht doch besser gefällt.


    Du musst viel gelassener bleiben. Regeln kann man verhandeln, aber Freiheiten nicht erpressen. Das muss deine Tochter dringend lernen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)


  • Wie geht ihr bzw wie geht man damit um

    Gehe damit so um, daß möglichst du und das Kind davon profitieren. Was möchtest du? Möchtest du zum Sklaven deines Kindes werden?

    Glaubst du, das du ein gutes Vorbild bist, wenn du zulässt, das dich dein Kind dominiert?
    Wovor genau hast du Angst? Die Liebe deines Kindes zu verlieren? Das du plötzlich zum Unterhaltszahler wirst, statt zum Unterhaltsnehmer?

    Unser Kind wollte auch schon mal aus dem mütterlichen Haushalt zu mir wechseln. Da habe ich ganz klar gesagt, das es bei mir auch Regeln und Pflichten gibt. Und prompt war das Ganze gar nicht mehr so interessant.
    Schwankende Gefühlswelten sind in dem Alter ganz normal. Das ist nun mal die Pubertät.

  • Die Methode, sich die notwendige Erlaubnis vom anderen Elternteil zu holen, wenn es beim ersten Elternteil nicht klappt, findest du in jeder Familie. Das ist also keine Erfindung von Tochterkind, sondern eine übliche Methode, Dinge durchzusetzen. Es gehört an der Stelle zum Erwachsenwerden, knallhart und unversöhnlich sein Ziel zu erreichen - oder auch nicht. Denn normalerweise in einer Zweielternfamilie stimmen sich die Eltern ab und der Teenager bekommt seine Sache - bis aufs erste Mal - nicht durch.


    Bei Trennungsfamilie jedoch kann das anders aussehen. Nämlich dann, wenn die Eltern es nicht geschafft haben, ihren Rosenkrieg aus der Beziehung zum Kind herauszuhalten. Wenn man die Beschreibung deiner Angst liest, könnte genau das der Fall bei Dir und Ex sein: Zumindest sie scheint deine Schwächen auszunutzen und auf Kontroverse zwischen Dir und Tochter zu warten, um dann in die Bresche zu springen.


    Wenn Du Dir sicher bist, dass dies das Denken der Mutter (und vielleicht auch schon das heimliche Angebot an die Tochter ist), solltest Du natürlich anders reagieren als wenn die Mutter eigentlich überhaupt kein Interesse daran hat, ihr wohl mittlerweile eingerichtetes Leben auf einmal mit einem voll pubertierenden Teenager teilen zu müssen.


    Als allererstes würde ich genau das prüfen: Was ist die Tendenz und die Absicht der Mutter. Dazu hilft nur das Gespräch. Und das würde ich, wenn irgend möglich, mit dt der Mutter jetzt suchen. Und konkret das Erziehungsproblem auf den Tisch legen und sagen: Ich will Tochterklind gegenüber eigentlich so handeln. Sie erzählt mir aber, du (Ex) würdest das ganz anders sehen und machen. Wenn ich ihren Wünschen nicht nachgeben würde, würde sie zu Dir ziehen. Darum ganz konkret zwei Fragen: a) wie ist deine Sicht der Dinge bei dieser konkreten Frage, in der ich mit Tochterkind überworfen bin? Und b) steht von Dir ein Angebot im Raum, dass Tochterkind zu Dir zieht und wird da jetzt ein Grund gesucht?


    In der Sache ist es oft so, dass Kinder Sehnsucht nach einem Zusammenleben (und dadurch Kennenlernen) mit dem anderen Elternteil haben. Da ist viel Wunschvorstellung, klar. Aber das müssen Teenager oft erst einmal ganz praktisch erfahren. Sie reifen dran und werden erwachsen damit. So ein Aufenthaltswechsel ist in der Regel nicht durch irgendwelche schlechten Verhaltensweisen von Dir verursacht. Sondern er liegt in dem Wunsch begründet, mit den anderen 50% der eigenen Gene auch einmal zusammen zu sein. (Genau darum geben dem Richter auch meist statt. Nicht weil der bisherige Betreuungselternteil Mist gemacht hat, sondern weil es einfach für das Erwachsenwerden des Teenagers dazu gehört.) Darum ist so ein "Haushaltswechsel" grundsätzlich keine schlechte Idee. Egal, ob es einen erzwungenen Anlass gibt oder nicht. Ideal ist es, wenn er abgesprochen ist zwischen den Eltern und Kind. Und es auch eine Fluchtklausel gibt.


    Wichtig wäre aber immer, wenn ihr Eltern dem Kind gemeinsam signalisiert: Wir wollen Gutes für dich. Aber wir lassen uns nicht erpressen. Sondern entscheiden gemeinsam zu dritt ...


    Du solltest die Situation jetzt nicht als Gefahr oder Stress sehen, sondern als Chance, mit Tochterkind Schritte auf ihr Erwachsenwerden zuzumachen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich vermute mal ganz stark, dass die Mutter gar nichts von ihrem „Glück“ weiß.


    Sollte die Tochter allen Ernstes zur Mutter ziehen wollen, würde ich sie ziehen lassen. Nichts ist besser als die eigenhändige Erfahrung. Und niemand kann das romantisch verklärte Bild über das Leben bei und mit der Mutter mittels Realitätserfahrung besser aus dem Weg räumen als die Mutter selbst.


    Dafür muss mit der Mutter auch nicht zwingend umfangreich kommuniziert werden. Die Tochter ist alt genug, selbst mit ihrer Mutter über ihren gewünschten Umzug zu reden. Man(n) muss sie nur in die Pflicht nehmen.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


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