Aufenthaltsbestimmungsrecht und Kommunikation allg.

  • Und ewig kommt die Rosie...


    Ihr Lieben,


    ich habe Antrag auf das Aufenthaltsbestimmungsrecht gestellt und Entscheidung hinsichtlich des Visas. Ich habe mich basierend auf unseren Diskussionen hier dafür entschieden auch die Staatsbürgerschaftsfrage zu klären.


    Auf den Hintergrund gehe ich hier nicht mehr ein, da ich schon so viel gepostet habe.


    Mein RA hat jetzt Antrag auf Aufenthaltsbestimmungsrecht gestellt. Das Schreiben wurde dem Sohnemann vorgelesen, ihm angekündigt, dass der Mama der Krieg erklärt wird.

    Ich habe in all' den letzten Monaten nicht eine E-Mail, kein Anwaltsschreiben des Vaters oder jegliche andere Kommunikation an die Kinder weitergeleitet. Mir ist es bewusst, dass jeder Text und jede E-Mail den Kindern brühwarm vorgelesen wird und dementsprechend kommuniziere ich schon vorsichtig.


    Den Antrag auf Aufenthaltsbestimmungsrecht mit seinen 84 Seiten Umfang musste Sohnemann ebenfalls lesen (ich kannte nur den Cover-Letter). Sohnemann wird massiv unter Druck gesetzt und immer wieder kommuniziert, dass "all meine Lügen (Mama's) vor Gericht offenbart werden". Nun habe ich ihm gestern erst einmal mitgeteilt, dass die Klärung der Punkte die der KV mir vorwirft (versuchter Kindesentzug, Wegnahme von Rechten, ich würde ihm vorwerfen ein schlechter Vater zu sein) vor Gericht eventuell nicht gelöst werden, da es hier nicht darum geht und das Visum ggf. nicht umgesetzt werden kann, wenn das Gericht nicht zustimmt. Und die vermeidliche Wahrheit, wer der ehrliche Elternteil ist, wird in diesem Rahmen ggf. nicht geklärt werden können.


    Es ist auch wahnsinnig verwirrend für Sohnemann - ich sehe das durchaus. Aber es nützt ja nichts. Wo ist denn die Wahrheit? Könnte man jemals versuchen ein Kind zu entziehen? Ja, natürlich. Aber würde ich es jemals tun? Nein, niemals. Die Intention ist absolut nicht da. Wie soll das ein Gericht für den Sohnemann klären? Und mit Antrag auf Aufenthaltsbestimmungsrecht würde ja logischerweise dem Vater ein "Recht" entzogen werden obwohl es ja nur den vermaledeiten Visumsantrag betrifft.


    Nebenfrage: Könnte ich das ABR auch verlieren? Besteht da ein Risiko. Ich gehe fest davon aus, dass der KV auf meine Unfähigkeit als Mutter eingehen wird. Auf die Anpassungsprobleme des Ehemanns als er nach Deutschland zog bzw. jeden negativen Aspekt über mich den er finden kann.


    Das Gespräch mit dem JA steht aus und ich weiss gar nicht welche Themen der SA hören möchte.


    Und es ist so schwierig, diese Situation zu navigieren, wenn ich die Themen zu Hause unter Verschluss halte und mit Göttergatte nur beim Gassi gehen über diese Themen spreche während der KV munter alles weiterleitet (und ich natürlich besorgt bin, dass die Kinder aus Mitleid "armer Papa weil weint ja, lacht nicht mehr, hat Angst vor dem alleine sein" und "Mama, Du bist doch immer so stark" sich irgendwann nicht mehr für logische, sachliche, rationale Argumente interessieren). Sohnemann möchte nicht beim Vater wohnen und fühlt sich hier pudelwohl. Aber findet ich sei stark und KV halt traurig.


    Gibt es Tipps von Euch wie ich hier navigieren kann? Was habe ich zu erwarten? Ich hätte gerne eine Kristallkugel.

  • Ach Rosie, das ist erst einmal ein hartes Brot.

    Was Du versuchen kannst: Die Kinder stark zu machen.

    Wie könnte das gehen?

    Indem Du ihnen einmal sagst, dass sie sich nicht in die elterliche Auseinandersetzung einklinken müssen, wenn sie das nicht wollen. Sie dürfen dem Vater ruhig sagen, dass "das" eine Sache der Großen/Eltern ist und sie darüber nichts lesen, nichts reden, nichts hören wollen. Und es auch nicht müssen. "Nein, Papa, ich möchte darüber nichts hören. Das tut mir nicht gut. Sorry."


    Mit Deiner Anwältin solltest Du besprechen, ob es hilfreich sein könnte, einen Verfahrenspfleger, also einen "Anwalt der Kinder" bei Gericht zu beantragen. Das könnte ein gewisser Schutz sein gegen die Übergriffigkeit des Vaters.

    Und bezüglich der Einordnung/Einschätzung der Eltern durch den Sohn: Überlegt einmal ein Männergespräch zwischen Bonusvater und Sohn. Da darf Dein Mann auch ruhig erzählen, dass Du als Mama stark für die Kinder sein willst und bist, aber auch manchmal traurig. Gesprächsziel sollte aber auch da sein. Sohn versichern, dass "Ihr" (Mutter und Bonusvater) die kinder möglichst aus dem Ärger raushalten wollt und Sohn immer und zu jeder zeit sagen kann und soll, wo und wenn es ihm zuviel wird. Der Lehrsatz ist: Kinder müssen wissen, dass es zur Not einen Ausweg gibt, eine Fluchttür. (Dieses Wissen reicht oft ...)

    ABR: Zwar weiß man nie, wie Richter ticken. Aber der Verlust des ABR ist unwahrscheinlich - bis zu dem Augenblick, in dem der Richter zur Überzeugung kommt, dass ihr als Eltern die Kinder mit Euren Streitigkeiten so belastet, dass es für die kinder unerträglich ist und beiden Elternteilen das Sorgerecht entzogen wird. Passiert schon einmal. Wird aber häufiger mit gedroht als vollzogen (da rechtlich problematisch, wenn es um etwaigen psychischen Druck geht und nicht um nachweisbare körperliche Gewalt. Was sein kann: Gutachterbeauftragung. Das machen manche Gerichte häufiger, andere weniger. Das kann Deine Anwältin für den Gerichtsstand besser einschätzen, ob das eine Variante ist).


    Jugendamt: Die werden auch nicht so genau wissen ...


    Ist es ein Einzelgespräch oder mit dem Vater? Egal. Darum: Übernimm Du die Gesprächsführung. Hol Dir deren Fachkompetenz im Gespräch: "Was raten Sie, wie ich (Einzelgespräch) / wir die Kind(er) aus der Schußlinie bekomme?" (Stell die gleichen Fragen wie hier ...) Dabei: Keine konkreten Vorwürfe an Ex. Sondern: Wie können die Kinder entlastet werden.

    Das JA ist nicht da für die Lösung der elterlichen Probleme. JA- Fokus sind die Kinder. Was denen hilft, ist entscheidend.

    (Ich hab mir das manchmal auf meinen Notizblock geschrieben (bzw. ein "Erinnerungszeichen" da vorher drauf gemalt, sollte ja kein anderer im Raum verstehen ...)


    Dir und euch viel Kraft!

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap - Herzlichen Dank! Ich habe zum Gespräch einen Block dabei gehabt mit genau diesen Anmerkungen von Dir. Das war sehr hilfreich. Mein Mann wird mit Sohnemann noch sprechen.


    Ich kann jetzt nicht sagen, ob der SB mit meinen Punkten gut leben kann aber ich habe mich bemüht. Bin aber noch ganz ausgelaugt.