Weibliche AE überdurchschnittlich verschuldet

  • Das Statistische Bundesamt hat am 7.6. 2021 aktuelle Zahlen zur Überschuldung veröffentlicht. Befragt wurden die Schuldnerberatungsstellen. Nach deren Angaben kamen im Jahr 2020 rund 588.000 Personen in die Schuldnerberatung, 46,4 % Frauen, 53,6% Männer.


    Während alleinerziehende Frauen einen Bevölkerungsanteil von 5,2% stellen, waren sie bei der Schuldnerberatung mit 13,8% deutlich überproportional vertreten.


    Deutlich überproportional vertreten waren ebenfalls alleinlebende Männer mit 29,9%. (Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung: 19,5%.)


    Fast jede dritte alleinerziehende und überschuldete Frau (29%) sowie jeder fünfte alleinlebende und überschuldete Mann (20%) waren geschieden.


    Paare ohne Kinder sind vergleichsweise selten überschuldet. Sie stellten 13,7% der überschuldeten Personen bei einem ca. doppelt so hohen Bevölkerungsanteil von 28,2%.


    Altersmäßig ist die Gruppe der 25- 44jährigen am häufigsten überschuldet.


    Die Durchschnittsschuldenlast bei Überschuldeten beträgt 29 230 Euro.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das kann ich bestätigen. Ich war vor 10/11 Jahren zwar keineswegs überschuldet, befand mich finanziell aber durchaus in Schieflage.


    Ich fände es sehr interessant, wenn in dem Bereich mal Ursachenforschung betrieben würde. Wobei das schwierig werden dürfte.

  • Auf der ersten Ebene gibt es das, Jannne, vom Statistischen Bundesamt. Die Spalten sind jeweils die Anteilszahlen der Jahre von 2010 bis 2020.

    Auslöser für eine Überschuldung war also in 2020 zu 19,7% Arbeitslosigkeit, während das 2010 noch zu 28,2% die Ursache war. Könnte eine gute Entwicklung sein, wenn nicht weiter unten die neu eingeführte Ursache "Längerfristiges Niedrigeinkommen" prozentual rasante Anstiege hätte und zusammen mit der Ursache "Arbeitslosigkeit" auf die alten Werte von 2010 kommen würde.


    Arbeitslosigkeit




    28,2




    27,0




    25,6




    23,6




    19,1




    20,0




    21,1




    20,6




    20,0




    19,9




    19,7




    Trennung, Scheidung, Tod des Partners/der Partnerin




    14,1




    14,0




    14,2




    13,6




    12,4




    12,5




    13,0




    13,3




    13,1




    12,5




    12,0




    Erkrankung, Sucht, Unfall




    11,6




    12,1




    12,7




    12,7




    12,1




    13,5




    14,7




    15,1




    15,8




    16,3




    16,5




    Unwirtschaftliche Haushaltsführung




    10,0




    11,3




    11,6




    11,2




    11,2




    9,4




    10,9




    12,3




    12,9




    14,3




    14,5




    Gescheiterte Selbstständigkeit




    8,4




    8,3




    8,3




    8,3




    8,1




    8,1




    8,4




    8,3




    8,5




    8,3




    8,2




    Zahlungsverpflichtung aus Bürgschaft, Übernahme oder Mithaftung




    2,4




    2,6




    2,5




    2,6




    2,4




    2,4




    2,6




    2,7




    2,6




    2,1




    2,2




    Gescheiterte Immobilienfinanzierung




    4,1




    3,9




    3,6




    3,3




    2,4




    2,8




    (2,8)




    2,4




    2,0




    1,6




    1,6




    Unzureichende Kredit- oder Bürgschaftsberatung




    3,2




    2,9




    2,9




    2,7




    2,1




    1,2




    1,3




    1,3




    1,3




    1,2




    1,3




    Längerfristiges Niedrigeinkommen




    -




    -




    -




    -




    -




    3,4




    5,6




    7,2




    8,3




    8,7




    9,6




    Sonstige




    18,1




    18,0




    18,5




    21,9




    30,2




    26,8




    19,7




    17,0




    15,4




    15,1




    14,3




    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

    Einmal editiert, zuletzt von Volleybap ()

  • Nun denn, ich vermute, viele verschulden sich, weil es ihnen schwer fällt, die eigenen Ansprüche plötzlich runterzufahren. Und das zuzugeben, schätze ich, ist nicht immer einfach. Da wird der schwarze Peter dann eher anderem zugeschoben.


    Eine andere Kiste ist die der Jobsuche. Wenn man jahrelang daheim war oder nur auf 450 € Basis gearbeitet hat, hat man sicherlich auch ein Problem, sich wieder in den Beruf reinzufinden. Sowohl kräftemäßig als auch vom Jobangebot her.

  • Die Zahlen gelten dann aber eher für alle Frauen und nicht nur für die Alleinerziehenden, oder?


    Was mich immer so fasziniert: in der Schule stehen die Mädchen von ihren Leistungen und Schulabschlüssen vorne (habe ich irgendwo mal gelesen, meine ich). Da bräuchte es eigentlich eine ganz gezielte Jungen-Förderung.


    Mit dem Schulabschluss kehrt sich das Ganze dann aber u.a. mit der Berufs- und Studienwahl um. Ich weiß nicht warum - vielleicht weil in den Köpfen der Allgemeinheit immer noch verankert ist, dass sich die Frauen um die Familie und weniger den Beruf kümmern? Für mich zumindest wäre es undenkbar gewesen, den Job, den ich jetzt mache, mit Familie und / oder kleinen Kindern zu machen.

  • Die Zahlen gelten für die Gesamtbevölkerung, nicht noch differenziert nach Geschlecht oder Alter. Das müsste händisch aus den vorhandenen Daten gezogen werden ...


    Schulabschluss ist wohl nur an ein bis zwei Stellen ansatzweise ursächlich mit Überschuldung verbunden, nämlich beim längerfristigen Niedrigeinkommen und bei Arbeitslosigkeit. Hier weiß man, dass bessere Ausbildung länger im Beruf hält. Ebenso gibt bessere Ausbildung die Chance auf ein höheres Einkommen.


    Die weibliche Komponente bei der Überschulkdung , gerade in Verbindung mit AE-Sein wird ansatzweise dadurch deutlich, dass Kinderlose deutlich weniger überschuldet sind. Das lässt vermuten, dass Kinder einerseits "teuer" sind, andererseits (die allseits bekannten) Auslöser für Niedrigeinkommen durch Teilzeit und ggfls. Entlassung/Arbeitslosigkeit.

    Das erwähnte nicht so schnell mögliche "Runterfahren der eigenen Ansprüche" findet sich in der Statistik unter "Unwirtschaftliche Haushaltsführung" mit 2020 immerhin 14,5% Ursache für Überschuldung wieder.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Der IFF Überschuldungsreport mit 93 Seiten für 2020 bestätigt, das vor allem alleinlebende Alleinerziehende von Überschuldung
    stark betroffen sind, weil sie die geringsten Einkommen und mit Kindern die meisten Kosten haben.
    Allerdings fällt dort ebenso auf, das vor allem alleinlebende Männer stark überschuldet sind. Die Ratsuchenden
    Männer haben vor allem mit Unterhaltsforderungen und sonstigen privaten Forderungen zu kämpfen. Die Art der Beschäftigung und
    das sonstige Einkommen ermöglicht nicht die ausreichende Befriedigung der Unterhaltspflichten und sonstigen Verbindlichkeiten (Siehe Seite 38).

  • Was mich immer so fasziniert: in der Schule stehen die Mädchen von ihren Leistungen und Schulabschlüssen vorne (habe ich irgendwo mal gelesen, meine ich). Da bräuchte es eigentlich eine ganz gezielte Jungen-Förderung.

    Ehegattensplitting ist wohl eine Ursache, wenn die Einkommen differenzieren und der Mann mehr nach Hause bringt. Und ich habe vor Jahren mal einen Artikel über mütterliche Akademikerinnen gelesen, die einfach drauf hoffen, dass die Liebe ewig währt. Wenn es nicht klappt, will die nach x Jahren Kita-Basteln auch keiner mehr da haben, wo sie hingehören. Und man glaube nicht, das jemand der viel verdient auch immer viel Unterhalt zahlen will und wird, wenn er nicht muss (Selbstständige z.B)

    Da gilt dasselbe wie in der IT: Kein Backup, kein Mitleid.

    Und - Frauen suchen sich noch immer zu oft Berufe aus, die "nichts" (ein)bringen.

    Nachvollziehen kann ich diese Verhaltensmuster auch nicht.

    "Mein Trainer war die Bordsteinkante" (Skateboarder)

  • Es ist leider wirklich immer noch günstiger, die Ehefrau von der Steuer abzusetzen, als Kinder oder eine mitarbeitende Ehefrau.


    Es ist eigentlich allgemein bekannt, dass viele Alleinerziehende an der Armutsgrenze leben. Da bleibt es über kurz oder lang leider nicht aus, in die Schuldenfalle zu tappen. Irgendwann sind eventuelle Ersparnisse aufgebraucht, aufgrund des niedrigen Einkommens kann nichts mehr angespart werden. Dann gehen Haushaltsgeräte kaputt, das Auto und schon muss man finanzieren.

  • Naja, wenn die Partner gleich viel verdienen, bewirkt das Ehegattensplitting erst einmal nichts: Beide sind dann in der vier. Verdient aber einer mehr, dann hat man schnell die Klassen drei und fünf und ein anderes Netto-, aber kein anderes Bruttoeinkommen. Das Problem bei der Steuergesetzgebung setzt bei der Trennung ein: Noch vor der scheidung sind beide (verheirateten) Elternteile in der schlechteren Steuerklasse 1 und 2. Obwohl "immer noch" Kinder finanziert werden müssen, obwohl ggfls. "immer noch" die finanzielle verantwortung für den Ex-Partner übernommen werden muss. Nach der scheidung wird es halt auch nicht viel besser.

    Alte Forderung der AEs hier ist ja, dass der Steuervorteil nicht an den Trauschein/die Partnerschaft geknüpft wird, sondern stärker an das Vorhandensein von Kindern (auch wenn ich mich um Kopf und Kragen argumentiere bzw. um Geld, weil meine Kids jetzt langsam nicht mehr von mir/uns Eltern finanziert werden und damit Steuervorteile wegbrechen würden bei einer Steueränderung, nicht nur die Kinderfreibeträge ...).


    Das unterschiedliche Einkommen in Beziehungen hängt allerdings oft auch an einer anderen Situiation: In vielen Fällen ist der Mann einige Jahre älter als die Frau. Das bewirkt nicht selten und nicht nur im öffentlichen Dienst bei gleicher Arbeit höheres Einkommen. Zumal, man darf es nicht so laut sagen, nach Abschaffung des Wehrdienstes/Zivildienstes der Frauenvorteil bei der schnelleren Berufsergreifung von zeitweise bis zu 2 Jahren nicht mehr existent ist.

    Was aber das Verschuldungsthema angeht, ist die Sache eigentlich klar: Lebe ich mit anderen zusammen - ob es nun eine WG ist, eine Paarbeziehung oder ob man "noch" bei den Eltern wohnt: Ich ziehe Synergieeffekte aus dem Zusammenleben durch niedrigere Basiskosten und niedrigere Steuerbelastung. Also ist Vermögensbildung einfacher.

    Sobald ich allein oder mit Personen ohne Einkommen oder mit nur geringem Einkommen (unsere Kinder zum Beispiel) lebe, steigen die Grundausgaben. Kommen Trennungskosten hinzu, bin ich ruckzuck in einer Schuldenfalle. Unsere Gesellschaftsstruktur ist immer noch nicht auf ein Singleleben, geschweige denn ein AE-Leben ausgerichtet. An jeder Ecke an jedem Ende hat das AE-Dasein kleine finanzielle Nachteile. Und zusammen summiert sich das dann schnell zu der seit langem bekannten Situation: AEs sind überdurchschnittlich oft finanziell abgehängt.

    Liebe Grüße



    Bap



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  • Es ist leider wirklich immer noch günstiger, die Ehefrau von der Steuer abzusetzen, als Kinder oder eine mitarbeitende Ehefrau.

    Erzähl.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Mich wundert das nicht.

    Durch die Elternzeit bin ich auch nur einigermaßen durchgekommen, weil ich Rücklagen hatte.

    Trotz Elterngeld und Unterhalt.

    Ein zahlender Bewohner weniger in der Wohnung, dazu ein neue kostenintensive Bewohnerin.8) Wobei Babys ja noch relativ günstig sind zu einem Teenie. Dazu noch 35 Prozent weniger Einkommen.

    Ich habe echt viel rumgerechnet in der Zeit. Gürtel enger...zum Glück waren das nur 14 Monate.

    Drei Jahre, da hätte ich auf jeden Fall umziehen müssen und/ oder andere Möglichkeiten finden müssen, um über die Runden zu kommen.

    Ich habe dann lange TZ gearbeitet, damit meine Biene was von mir hatte und wir auch einigermaßen gut leben konnten.

    Auch da immer wieder Lohneinbußen. Wieder viel gerechnet. Dazu noch die Kinderbetreuungskosten. Puh. Das war schon ein Brett.

    Ich glaube der Weg in die Schulden ist da kurz. Vor allem wenn man Kind und Job gerecht werden muss.

  • Da setzt man aber nicht die Ehefrau ab. Sondern es gibt Stuervorteile für den mit dem höheren Familieneinkommen. Wo beide Partner ungefähr gleich viel verdienen, gibt es so richtig keinen Vorteil, sondern die Steuerklasse 4.

    Und bleibt ein Elternteil wegen der Kinder zu Hause oder arbeitet verkürzt, ist es die Entscheidung der Eltern, wer das tut. Da sind wir dann allerhöchstens wieder bei der Diskussion über unterschiedliche Bezahlung/unterschiedliches Einkommen. Aber nicht bei Steuergerechtigkeit.

    Liebe Grüße



    Bap



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  • friday in der Elternzeit bin ich nicht unbeschadet durchgekommen. Ich hatte null Ersparnisse und ein Elterngeld unter der Höhe von H4.

    Ich musste rund 2 Jahre von H4 leben und war auf meine Eltern angewiesen.


    Eine VZ Arbeit wäre auch heute nicht möglich, das bekomme ich einfach nicht organisiert.

  • Ich hatte gar keine Elternzeit... *duck und weg* ;)


    Also mal ganz ehrlich... daheim bleiben in der ersten Zeit hat doch auch was! Ich hatte das nie und würde das um nichts in der Welt noch mal so machen! Die Kinder im Babyalter vor der Arbeit bei der Tagesmutter abliefern - Himmel, war das manchmal eine gequirlte Sch... . Wie oft hat mein Sohn morgens gebrüllt, wenn ich ihn aus dem Schlaf gerissen und ausgehfertig gemacht habe - ich musste um kurz vor 7 los. Wehrt euch mal dagegen, wenn das komplette private Umfeld sagt: Geh arbeiten und Geld verdienen!


    Heute denke ich, okay, es hat auch irgendwas Gutes, ich muss mir keine Sorgen um Altersarmut machen. Aber der Preis war verflixt hoch und wie gesagt: die 1-4 Jahre wären es mir absolut wert gewesen.


    Davon abgesehen: es sind nicht nur die Frauen, die in der Schuldenfalle sind, ich habe auch Männer, die eine Trennung + Scheidung ruiniert hat, kennengelernt.

  • Verstehe ich das richtig, dass für solche Erhebungen ausschließlich die Menschen herangezogen werden, die sich an eine Schuldnerberatungsstelle gewandt haben? Dass also "die Dunkelziffer" weit höher sein kann, weil das nicht jeder tut? Oder ist das verpflichtend, ab einer gewissen Überschuldung und damit wird dann auch wirklich jeder erfasst?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Ja, es sind die Menschen, die sich an eine Schuldnerberatung gewandt haben.

    Spätestens, wenn wegen Überschuldung die Privatinsolvenz selbst oder von Dritten beantragt wird, muss man zur Schuldnerberatung. Freiwillig geht es natürlich vorher auch. In die Statistik eingeflossen sind beide Varianten.


    "Dunkelziffer" wären überschuldete Personen, bei denen die Kreditgeber ihr Geld nicht einfordern. Das dürfte selten der Fall sein, wenn man nicht gerade US- Präsident ist.

    Liebe Grüße



    Bap



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