Vor 3 Jahren gab es von Netto die Aktion "Zeit sich zu versöhnen". Netto verschickte an Versöhnungswillige 2 Flaschen Wein, die man dann an sein unversöhntes Gegenüber schicken sollte, verbunden mit der Bitte/dem Angebot, sich zu versöhnen. Bis vor Kurzem hatte ich das Versöhnungsgeschenk immer wieder liegen gelassen. Aber vor 2 Wochen habe ich das Paket meiner ältesten Tochter geschickt.
(Der Kontakt zu meinen drei erwachsenen Töchtern ist seit der Scheidung von ihrer Mutter zerstört. Es gab immer wieder mal Versuche einer Annäherung, aber die haben ihre Abspaltung von mir nur verschlimmert, wobei ich zugeben muss, dass ich wirklich alles was ich falsch machen konnte, auch gemacht habe)
Womit ich nicht wirklich gerechnet hatte, geschah, sie antwortete mir und das sogar sehr freundlich. Sie habe letzten Sommer eine Tochter entbunden, ich hätte das vielleicht von der Oma schon gehört, und sie hätte vor Kurzem auch mal von mir geträumt und danach die Idee gehabt, sich mit mir mal zu einem Spaziergang zu treffen. Jetzt nähme sie den Versöhnungswein zum Anlass, mir mal zu schreiben und mich zu einem Spaziergang einzuladen.
Ihre Tochter würde sie gerne mitbringen, wenn das für mich ok wäre, aber gleichzeitig wollte sie nicht, dass ich meine Frau und Kind/er mitbringe, da sie das überfordern würde.
Als ich ihre Mail gelesen hatte, habe ich im ersten Freudentaumel alles mögliche geschrieben, ich weiß schon gar nicht mehr was, denn ich war wie in einem Rausch. Gerade eben wollte ich diese meine erste Antwortmail nachlesen und musste feststellen, dass ich die irgendwie verkackt haben muss. Es gibt sie nicht. Nicht in den Gesendeten, nicht in den Entwürfen und auch nicht in dem darauffolgenden Mailverkehr zwischen meiner Tochter und mir. Also, dann berichte ich weiter von unserer "neuen Beziehungs-Annäherung"
Abends schrieb ich ihr dann, dass ich es auf jeden Fall gut finde, dass nur wir beide und ihr Baby uns treffen. Und dass ich meinen Kindern und meiner Mutter noch nichts von der ganzen Sache gesagt habe (Ich bin sicher, dass sie weder ihren Schwestern, noch ihrer Mutter von ihrer Zuwendung zu mir berichtet hat, und auch ich sage meinen Kindern nur dann etwas von dieser Wendung der Dinge, wenn sich unsere Annäherung stabilisieren und festigen sollte.)
Meine Frau weiß natürlich von der ganzen Geschichte und sie freut sich mit mir über diese unerwartete Wendung der Dinge.
Ich lud sie ein, dass wir uns gleich das nächste Wochenende treffen können oder 2 Wochen später, wenn meine beiden wieder bei ihrer Mutter sind. So kam es, dass wir nun verabredet sind, am kommenden Sonntag eine Stunde miteinander zu spazieren.
Soweit so gut. Jetzt kommen die 2 Patzer, die mich sehr stark an unsere Beziehung zur Zeit der Scheidung und der mißglückten Annäherungsversuche erinnern:
1. Weiter haben wir noch ein paar mal hin und hergeschrieben, eigentlich nur Organisatorisches, aber im "PS" konnte ich es mir nicht verkneifen, sie nach einem Foto von ihrer Schwangerschaft zu fragen. Aber das hat sie freundlich aber bestimmt abgelehnt. Sie hat Fotos von vor und nach der Geburt auf dem Handy, und die wird sie mir zeigen, wenn wir uns treffen.
2. Und in der nächsten Mail schrieb ich ihr, dass ich ihr gerne ein Foto von unserer „Coronafrisur“ schicken wollte. Weil ich alleine komme, meine Kleine nicht mitbringe und aber auch wirklich glücklich und stolz auf sie bin, sagte ich ihr, dass ich sie ihr gerne zeigen aber sie damit natürlich auch nicht überfallen wollte. Also, wenn es ok ist sie wäre, dann würde ich ihr ein (oder wenn gewünscht auch mehrere) Foto von ihr schicken.
"Bring doch einfach die Bilder mit, wenn wir uns nächsten Samstag sehen, das wäre mir glaube ich am liebsten, wenn es für Dich ok ist. " Das ist ihre Antwort.
Also keine Sorge, ich habe es beim Lesen ihrer Antwort schon begriffen, dass ich schon wieder viel zu weit "in ihren Garten" vorgestoßen war. Und eigentlich wußte und weiß ich das auch, dass das einer meiner ungeliebten Fehler ist: Viel zu viel auf einmal zu wollen anstatt zu warten, zu fühlen, wo der andere steht, wo wir beide gerade stehen.
Trotzdem schreibe ich das hier. Vielleicht will mir ja die eine oder der andere noch was mit auf den Weg geben. Ich nähme es auf jeden Fall gerne an. Und das sagenhaft Gute daran, dass ich diesen Roman geschrieben habe ist, dass ich festgestellt habe, dass sie in ihrer ersten Mail von Sonntag spricht und in der Letzten von Samstag. Damit hat mir das Forum und mein Mitteilungsbedürfnis geholfen, ein missglücktes Treffen zu verhindern.