Wie war das bei euch mit dem Neustart?

  • Du hast so viele Gedanken, in manchen finde ich mich wieder.
    Ich war viele Jahre allein. Ok meine Eltern waren für mich da. Aber im Alltag allein, ich habe viel geschafft, für mich, für die Kids. Dieses allein, haben viele nie verstanden. Nie die die nicht allein waren. Ich habe mich gerappelt, schöne Sachen, Konzerte, Festivals allein gemacht, weil auf was warten? Einige meinten ich könne doch sowas nicht allein machen, andere neidisch, weil sie aus Rücksicht nicht gemacht haben.
    Ich bin gut allein klargekommen, für den Alltag brauche ich niemand. Und doch immer mehr hat jemand gefehlt. Das ist das was du beschreibst, man kommt gut klar, aber es könnte schöner sein.
    Und nun, ist seit einem guten Jahr alles anders, aber verdammt, ich glaube jetzt kommt die beschriebene verbrannte Erde ins Spiel.... gut gehts mir grad nicht. Und ich grübele mit mir selbst und hab noch keine Worte...

  • Ganz ehrlich? Wenn „ich kann alleine, aber schöner wär zu zweit“ ein maßgebliches Kriterium für bescheuert sein ist, dann ist der überwiegende Teil der Menschheit restlos bescheuert, viele hier angemeldete eingeschlossen, mich z.B. ;)


    Natürlich kannst du alleine. Jede/r *kann* theoretisch alleine, aber alleine können und alleine wollen sind zwei Paar Schuhe und mit einem *passenden* Partner ist Partnerschaft physisch und psychisch langfristig bestimmt die gesündere Option, da gibt‘s ja nun Studien zu und dass der Mensch von Hause aus kein Einzelgänger ist, wissen wir ja auch nicht erst seit gestern. Aber ich als klassisches Einzelkind und mit Vollzeitjob und Kind kann jetzt auch nicht behaupten, dass ich weinend und flehend auf den Burgzinnen stehe und melodramatisch mit irgendeinem Disney-Song meinen Retter auf dem weißen Streitross herbei singe. Wenn zufällig einer vorbei geritten käme, der nett zu sein scheint, ok, aber mit der aktiven Suche und dem zufrieden geben mit irgendeinem verzogenen Prinzlein (oder einfach nur jemandem, der ganz ohne negative Wertung nur einfach nicht zu mir passt) bin ich nach ein paar ergebnislosen Versuchen (s.o.) erstmal durch. Dass du das ähnlich siehst, wundert mich so gar nicht, ich würde eher denken, dass die Mehrheit der Singles zumindest z.T. ähnlich gestrickt ist. Wundern tut es mich eher, dass du denkst bzw dass dein Umfeld dir das Gefühl vermittelt, diese Denkweise sei irgendwie schräg oder fehlerhaft. Da würde ich mir eher mal Gedanken darüber machen, mit was für Leuten du da so Umgang pflegst und inwieweit die ihre eigenen Baustellen ggf auf dich projizieren :/

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • @ gutes team: danke dir für deine Worte, ich habe das Gefühl, du verstehst, was ich meine.:)


    Alltag war phasenweise schon und durchaus problematisch, aber eher organisatorisch. Ich hatte zu viele Termine, zu viel um die Ohren und das alles zu koordinieren und evrnünftig auf die Reihe zu bekommen, war nicht immer ganz einfach. Es ist mir - gebe ich zu - auch nicht immer gelungen. Die außerfamiliäre Kinderbetreuung war damals noch nicht so wie heute bzw. wie sie vor dem Lockdown und den Schulschließungen war. Eine "Notbetreuung" hätte es damals nicht gegeben. Davon mal ganz abgesehen: meinen Kindern ging es definitiv daheim besser. Wenn sie zeitlich betrachtet zu lange in der Schule und anschließend im Hort waren, hat ihnen das nicht gut getan.


    Alltag für mich war abgesehen von der Dreifachbelastung Kinder, Haushalt, Beruf machbar und in Ordnung. Ich hatte halt keine Zeit für mich, bin über die Jahre hinweg zu kurz gekommen. Aber ich wusste ja, dass es mit zunehmendem Alter und zunehmender Selbstständigkeit der Kinder auch wieder einfacher wird. Damit habe ich mich selbst getröstet.


    Wirklich betroffen gemacht hat mich die Aussage von jemandem, der mir letztes Jahr noch glaubhaft versicherte, er könne nicht nachvollziehen, dass ein Single-Leben tatsächlich so viel angenehmer und schöner sei als "zu zweit", die Leute, die dies behaupten, würden eher sich selbst anlügen, mir nun erklärt hat, "alleine" und nur noch für sich selbst verantwortlich zu sein, sei viel angenehmer, unkomplizierter. Das hat mich ziemlich "zerrupft", "enttäuscht" und auch mir irgendwie tatsächlich sehr weh getan. Aber vielleicht ist das genau der "Graben", den ich brauche, um loszulassen. Denn das ist eine Sichtweise, die ich - sorry - nicht teilen kann und auch nicht teilen will.

  • Ganz ehrlich? Wenn „ich kann alleine, aber schöner wär zu zweit“ ein maßgebliches Kriterium für bescheuert sein ist, dann ist der überwiegende Teil der Menschheit restlos bescheuert, viele hier angemeldete eingeschlossen, mich z.B. ;)


    Natürlich kannst du alleine. Jede/r *kann* theoretisch alleine, aber alleine können und alleine wollen sind zwei Paar Schuhe und mit einem *passenden* Partner ist Partnerschaft physisch und psychisch langfristig bestimmt die gesündere Option, da gibt‘s ja nun Studien zu und dass der Mensch von Hause aus kein Einzelgänger ist, wissen wir ja auch nicht erst seit gestern. Aber ich als klassisches Einzelkind und mit Vollzeitjob und Kind kann jetzt auch nicht behaupten, dass ich weinend und flehend auf den Burgzinnen stehe und melodramatisch mit irgendeinem Disney-Song meinen Retter auf dem weißen Streitross herbei singe. Wenn zufällig einer vorbei geritten käme, der nett zu sein scheint, ok, aber mit der aktiven Suche und dem zufrieden geben mit irgendeinem verzogenen Prinzlein (oder einfach nur jemandem, der ganz ohne negative Wertung nur einfach nicht zu mir passt) bin ich nach ein paar ergebnislosen Versuchen (s.o.) erstmal durch. Dass du das ähnlich siehst, wundert mich so gar nicht, ich würde eher denken, dass die Mehrheit der Singles zumindest z.T. ähnlich gestrickt ist. Wundern tut es mich eher, dass du denkst bzw dass dein Umfeld dir das Gefühl vermittelt, diese Denkweise sei irgendwie schräg oder fehlerhaft. Da würde ich mir eher mal Gedanken darüber machen, mit was für Leuten du da so Umgang pflegst und inwieweit die ihre eigenen Baustellen ggf auf dich projizieren :/

    Danke!:*


    zu rot: Nein, GANZ GANZ sicher nicht!!!!!!! :D:D:D:D:D Herrlich formuliert, superklasse, danke dir hierfür!!!

  • Und natürlich gibt’s da nach zwei Ehen einiges an verbrannter Erde! Dass die sich nicht in ein paar Wochen, Monaten oder sogar Jahren mal eben weg diskutieren lässt, ist doch auch ganz natürlich. Aber wenn du das willst, findet sich bestimmt ein Weg, damit konstruktiv umzugehen. Vielleicht bleibt auch noch die eine oder andere Beziehung auf der Strecke, aber ich denke, mit jedem Versuch einer Beziehung haben wir immer die Chance, ein bisschen mehr über uns selbst und unsere Wünsche und Probleme zu lernen... und irgendwann reicht das Gelernte und Verarbeitete dann bestimmt aus, um tatsächlich eine funktionierende Beziehung mit einem passenden Partner aufzubauen.


    Mein Opa z.B. hat zwei Frauen beerdigen müssen, das hat sicher auch tiefe Spuren und viel verbrannte Erde hinterlassen. V.a. der plötzliche Tod meiner wunderbaren Oma hat ihn schwer getroffen. Aber weißt du was? Der Mann sitzt mit ü90 gerade quietschfidel im Altenheim und hält Händchen mit seiner Kindheitsliebe, die er vor ein paar Jahren durch einen glücklichen Zufall nach Weltkrieg, Flucht und 6 Jahrzehnten vollständiger Funkstille wieder getroffen hat. Wenn das kein Hoffnungsschimmer für uns arme Leutchen ist, dann weiß ich auch nicht ^^

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Was ich mich frage, wenn ich dich lese, ist: Was willst du eigentlich? Wo willst du hin?


    Du bist sehr sprunghaft in deinen Äußerungen, mal willst du zurück ins Rheinland, weil dir der Karneval so fehlt, dann wieder überlegst du auszuwandern...

    Diese Sprunghaftigkeit strahlst du aus.


    Du strahlst diese Unruhe auch in allen Gedanken an eine neue Partnerschaft aus. Das ist schon anstrengend zu lesen...wie erst muss das für jemanden sein, den du kennenlernst?


    Ich habe das Gefühl, du suchst Entlastung an allen Ecken. Je mehr du betonst, wie allein du alles kannst, um so mehr habe ich das Gefühl, dass du eigentlich mindestens die Hälfte aller Jobs an jemanden abgeben willst. Auch das strahlst du aus. Gleichzeitig aber lehnst du es ab, dass du entlastet wirst.


    Niemand kann alles alleine.


    Dein ständiger Blick zurück und das Zeigen auf deine Eltern wird dich nicht weiterbringen. Häng dich daran nicht weiter auf. Es hilft dir auch nicht, alten guten Zeiten nachzurennen und sie genauso wieder haben zu wollen. Keinen Moment im Leben erleben wir zweimal.


    Mir helfen Zeiten der Stille, wenn ich arg unruhig bin. Nicht reden, nicht telefonieren, nicht online sein, kein Fernsehen. Absolute Stille. Das muss gar nicht lang sein, aber bewusst durchgeführt. Mich erdet das sehr gut. Ob es dir hilft, musst du ausprobieren. Stille auszuhalten muss man aber auch lernen. Das geht nicht ad hoc.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich an deiner Stelle würde noch gar nicht so weit in die Zukunft denken.


    Du hast jetzt Baustellen abzuarbeiten: Haus verkaufen, Scheidung, selber zur Ruhe kommen.

    Mach einen Schritt nach dem anderen und plane nicht in Siebenmeilenschritten.


    Abschalten kannst du auch ohne Hund im Wald. Geh hin und zähl die Kiefern. Nur die Kiefern. Oder meinetwegen die Buchen oder Linden. Oder halte Ausschau nach Pilzen, mach ein Foto und bestimme sie nachher zu Hause.

    Man kann auch mit Yoga oder Qigong zur Ruhe kommen. Oder stricken, häkeln, malen.

    Bau dir solche Ruhepunkte bewusst in den Alltag. Sie müssen zu dir passen.


    Mir hat eine Auszeit im Kloster neue Impulse diesbezüglich gegeben.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Mir hilft singen: Lied finden, das zur aktuellen Stimmung passt und das ich mag -> laut mitsingen -> Emotion raus lassen und damit abhaken. Singen im Chor hat da auch was meditatives. Wenn du buchstäblich damit beschäftigt bist, auf dich, deine Atmung und die 20 Leute um dich rum zu hören, hast du gar nicht so viel Zeit für dumme Gedanken.


    Und zu „wer bin ich und was will ich?“: Du bist Maumau. Und vermutlich willst du noch ungefähr das gleiche, was du als Kind wolltest (plus/minus ein paar Details). Nur ist das jetzt vielleicht schwerer zu sehen, weil dauernd irgendein Erwachsenen-Krempel dazwischen kommt oder dir irgendwer einredet, dass Erwachsene andere Sachen wollen/tun/denken (sollten).

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Das sind alles Dinge, die ich mache... ich hab 2020 bewusst Rituale im Alltag eingebaut. Strukturen, die Halt geben. Das Kochen, Backen, Stricken, Ordnungsstrukturen und Systeme anz bewusst, quasi "achtsam" einzuhalten.


    Mag sein, dass auch die Corona-Einschränkungen da momentan eine Rolle spielen. Diese Nummer mit der Ausgangssperre hier hat mich völlig aus der Fassung gebracht. Es wäre durchaus "hilfreich", wenn ich mich mal wieder so richtig beim Schwimmen austoben könnte. In die Sauna oder sich zum essen gehen treffen. Einfach mal rauszukommen. Mir fehlt das wirklich!

  • Mir hat es geholfen, mich intensiv mit mir selbst zu beschäftigen.

    Hab auch ne Therapie gemacht, weil es mir an einem Punkt sehr schlecht ging mit der Situation.


    Nach meiner Trennung hab ich mich erst mal gefühlt, als wäre an mir sehr lange überhaupt nichts “richtig“ gewesen. Das ist ein Stück weit normal, wenn man von der eigenen Ehefrau vorgeschwärmt bekommt, wie toll doch der Mann der Freundin wäre (wobei ich dazu sagen muss, natürlich kommt einem Nachbar's Garten immer grüner vor, das scheint mir sehr menschlich zu sein, kurz nach unserer Ehe war dann aber auch deren Ehe “am Ende“, so toll kann das also auch nicht gewesen sein) und zusätzlich eine doch sehr unschöne Geschichte erlebt, die zwabgsläufig zur Trennung führen muss, will man sein Selbstwertgefühl und Selbstachtung nicht vollends über den Jordan schicken.


    Die Schwieigkeit liegt dann darin, nicht jede neue Beziehung mit dem vergifteten Zustand zu führen, den solch eine gescheitete vorangegangene Beziehung nun mal hervorruft.


    Dazu braucht es Zeit und man sollte nicht mit dem selben absoluten Anspruch auf 120% Perfektion, der mir auch sehr menschlich zu sein scheint, gleich wieder in die nächste Beziehung wechseln.


    Ich glaube, darin liegt der Schlüssel.


    Wir haben einen mächtig übertriebenen Anspruch an eine Beziehung, den diese vielleicht niemals erfüllen kann. Da ist es schwierig, nicht enttäuscht zu werden.


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Ich habe - so ziemlich zum ersten Mal in meinem Leben - die Verantwortung abgegeben, mich auf den anderen verlassen. Das war fatal. Ich habe damit auch mich selbst "verlassen", in dessen Folge ich dann tatsächlich "verlassen" war. Das widerum führte direktamente in meinen eigenen Lockdown - wo ich dann wochenlang überhaupt nicht mehr wusste, wer ich eigentlich bin.


    Hallo liebe Maumau,


    du fragst immer wieder, was das bedeutet, dieses "bei sich selber ankommen"

    Diese Frage ist schwer zu beantworten und ich denke, dass es auch mehrere gültige Antworten darauf gibt.

    Was du oben schreibst, gehört für mich dazu. Die Verantwortung abgeben zu können, wenn man es mal braucht und sich dennoch nicht verlassen.

    Also dieses tiefe Urvertrauen in sich selbst, dass es mich nicht unselbstständig macht, wenn ich die Verantwortung mal abgebe und mich einfach nur anlehne, und gleichzeitig akzeptieren können, wenn das nicht so geschieht, wie ich es brauche/mir vorstelle oder der andere das eben gerade oder in dem speziellen Thema nicht leisten kann.


    (Jetzt "muss" ich erstmal raus und die Sonne genießen :), dann schreib ich vielleicht noch mehr, wenn ich dazu komme :))


    Liebe Grüße

  • Dieses mit sich selbst beschäftigen... hatte ich 2020 reichlich. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob es mir wirklich so sehr "geholfen" hat. Mittlerweile stehe ich auf dem Standpunkt "schlafende Wölfe soll man nicht wecken".


    Mein Elternthema war etwas, wo ich nie drangehen wollte. Ich habe mich da lange geweigert. Und wenn ich EINS im Jahr 2020 gelernt habe: Traumata sollte man niemals aufreißen, wenn sie nicht von selbst massiv "anklopfen". Man sollte sie ruhen lassen. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer Büchse der Pandora kommt und man das Ganze nicht mehr dicht kriegt.


    Diese Geschichte mit der Kindheit (was da bei mir war) habe ich kapiert. Sie darf nun wieder ruhen. Genauso verhält es sich mit den beiden Ehen. Das ist "abgefrühstückt". Momentan klappt es noch ab und zu mal auf. Aber es ist im rl definitiv nicht so, dass ich keine anderen Themen als meine Kindheit oder die Ehen habe. Gestern war dieser ganze Komplex kein Thema. Im RL spreche ich da eigentlich gar nicht drüber. Gleiches gilt für meine Zeit als junge Erwachsene. Die Vergangenheit ist tot, unveränderbar und sie wird auch nicht wieder lebendig, wenn man drüber spricht. Im Gegenteil, es reißt eher auf.


    Erst mal danke euch allen für euren input, ich hab ne Menge Dinge die ich durchgrübeln werde! :)

  • Jannne

    “Dieses mit sich selbst beschäftigen... hatte ich 2020 reichlich. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob es mir wirklich so sehr "geholfen" hat. Mittlerweile stehe ich auf dem Standpunkt "schlafende Wölfe soll man nicht wecken".“


    Ich habe nur über mich geschrieben, bei mir gab es keine Traumata aus der Kindheit oder so. Ich bin ja sehr behütet, obwohl Halbwaise seit ich mich erinnern kann, aufgewachsen.

    Vielleicht eher zu behütet. 🤔 Beispielsweise habe ich NIE gelernt, wie in einer Familie Probleme gelöst werden können, wir hatten nie welche und ich konnte fast immer machen, was ich wollte.

    Meine Mutter hat mir da doch sehr, sehr viele Freiheiten gelassen.


    Deswegen war die Situation, mit so einem existenziellen Problem wie diesem fertig zu werden, zu viel für mich. Zu diesem Zeitpunkt.


    Die Therapie bei mir war auch eher eine Lebensberatung. Ich konnte mit jemand neutralem in einem geschützten Raum darüber reden, wie ich mit bestimmten aktuellen Sachverhalten klar komme, oder eben eher nicht. Ich hatte ja große Probleme, weil ich meine Kinder quasi verloren glaubte und zusätzlich noch finanzielle Verpflichtungen über mich hereinbrachen, die so für mich fast nicht zu bewältigen erschienen (obwohl ich auch in der Ehe lange Zeit Alleinverdiener war und 4 Personen mit meinem eher mickrigen Gehalt als Sachbearbeiter ernährt habe).


    Als Mann ist es noch eine Ecke schwieriger, sich einzugestehen, dass “Mann“ Hilfe braucht und das Gespräch mit Verwandten und Freunden fand ich wenig hilfreich, weil sie natürlich 1. parteiisch waren, 2. mir aber nicht wirklich weiter helfen konnten. Ich konnte mir auch nicht einfach mal so eine Auszeit nehmen. Ich erinnere mich, dass ich in der ganzen Zeit weiter arbeiten gegangen bin und nicht einen einzigen Tag mal krank gemacht habe.


    Was ich da z.B. mitgenommen habe ist, dass ich für mich einstehen muss. Wenn ich etwas nicht möchte, sage ich es jetzt auch klar, weil jemand anderes wird das nicht für mich tun.


    Zum Beispiel kommt für mich eine nochmalige Ehe im Moment nicht in Frage.


    LG

    ... unn denn bin ick in mir jejangen, war aber ooch nüschd los! :drink ...

  • Hallo Maumau,


    ich fasse mal zusammen, was ich von deinen letzten 1 1/2 Jahren so weiß

    Du bist total geschlaucht von Umbau und Renovierung deines Hauses (das in einer Ecke Deutschlands steht, in der du eigentlich gar nicht wirklich sein willst). Dein geliebter Hund, langjähriger Begleiter durch alle Lebenslagen, ist gestorben. Zu einem neuen Hund, den du als Nachfolger holst, findest du keinen Zugang, erlebst, dass er zunehmend zum Hund deines Ex wird. Besagter Ex wird dir immer mehr "verhasst", du hast immer mehr Trennungsgedanken, die du schließlich auch umsetzt. Du ziehst in eine Wohnung, in der du dich nie richtig zu Hause fühlst, da in allen Bereichen "zu klein" und "zu wenig". Du hast eine Kurzzeitbeziehung, von der du dir viel erhoffst, die aber im Gegenteil zu einer großen Enttäuschung wird und schnell wieder endet. Du brichst gesundheitlich zusammen, musst im Job, der dir viel Freude macht, pausieren. Gleichzeitig beginnt der Kampf ums Haus, es kommen Anschuldigungen vom Ex, die dir, auch wenn sie haltlos sind, doch sehr nahe gehen. Du machst eine Familienaufbereitung, erkennst Jahrzehnte alte familiäre Konflikte, die du aufarbeiten willst und musst. Es folgen zwei weitere Kurzzeitbeziehungen kurz aufeinander, die beide in die Binsen gehen. Immer noch kämpfst du darum, dein Haus gut verkauft zu bekommen, du fühlst dich immer noch nicht wohl in deiner Wohnung, und du willst immer weniger in der Gegend leben, in der du gerade lebst. Das ganze wird zum Einen überlagert von den Konflikten mit deiner Ursprungsfamilie, die seit Langem schwelen und nun immer mehr hervor brechen. Zum anderen "ist Corona", das ganze Land steht still, du kannst dich nicht mit Leuten treffen, nicht unbeschwert in den Urlaub fahren, der für dich so wichtige Fasching fällt aus.

    Du kämpfst an allen genannten Fronten, um dein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, fängst einen neuen Job an, kämpfst darum, einen fairen Preis für dein Haus zu bekommen, bist deinen Kindern, auch wenn sie groß sind, eine Mutter, auf die sie zählen können. Du versuchst dir klar zu werden, wie du mit deiner Ursprungsfamilie umgehen kannst. Und du überlegst hin und her, wo du, wenn du "frei bist", denn gerne leben möchtest.


    Ich finde, das sind eine unglaubliche Menge Baustellen für eine so kurze Zeit. Da den Überblick, alle Fäden in der Hand zu behalten, ohne sich hoffnungslos zu verstricken, ist unglaublich schwierig. Vielleicht meinen deine Freunde mit "bei dir selbst ankommen", dass du diese Fäden erst mal, zumindest zum Teil, abarbeitest, bevor du noch mehr Fäden (z.B. eine neue Beziehung) dazu nimmst.


    Du beschwerst dich, dass du nur Männer triffst, die nur "das Eine" und sich darüber hinaus nicht binden wollen, und ja, das ist total frustrierend und Scheixxe. Aber andersrum gedacht - vielleicht schreckst du die "vernünftigen" Männer mit diesem riesigen Paket, das du mit dir rumschleppst, auch einfach ab. Stell dir mal den umgekehrten Fall vor: Du triffst einen Mann (egal ob real oder virtuell) und er erzählt dir, er wäre in einer vergleichbaren Situation, wie du es jetzt bist. Würdest du da als "gebranntes Kind" eine Beziehung in Erwägung ziehen? Gerade WEIL du gelernt hast, dass du "fremde" Probleme nicht lösen kannst und willst, würdest du da nicht ganz schnell die Füße in die Hand nehmen und ihn links liegen lassen?

    Übrig bleiben dann halt die, die nur auf ihr eigenes wohl, die Befriedigung ihrer Bedürfnisse schauen und denen ihr Gegenüber im Prinzip völlig egal ist. Und darum denke ich, dass diese (Online-)Partnersuche dir im Moment nicht das bringen KANN, was du dir erwünschst.

    Ich kann voll verstehen, dass du dir einen "Seelenmenschen" an deiner Seite wünschst, und nicht weniger hast du dir auch verdient. Aber den JETZT zu finden, in jemandem, der dir bis dato völlig fremd ist, ist in meinen Augen aus oben genannten Gründen fast aussichtslos. Wäre ich du, würde ich die Kraft, die es braucht, diese ständigen Enttäuschungen zu verarbeiten, eher darin investieren, dein Paket zu verkleinern, erst mal ein paar Fäden aus der Hand legen, um Platz für neue zu schaffen, verstehst du, was ich meine?

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Ich habe äußerst schlechte Erfahrungen damit gemacht, Verantwortung abzugeben. Weißt du... ich war nicht immer so hin- und hergerissen, so "gebeutelt" wie in den letzten 1,5 - 2 Jahren. Eigentlich wusste ich immer ziemlich genau, was ich wollte und habe das auch durchgezogen - früher oder später.


    Bei sich selbst ankommen heißt für mich, dass ich meine Stärken wie auch meine Schwächen sehr genau kenne - und eben nicht wegschaue.

  • Ich bin seit längeren auf einem "Kontaktportal" registriert. Mein Ziel, meine "Intention" war und ist, neue Menschen kennenzulernen.

    Bis jetzt hast du dort überwiegend Männer kennengelernt, die ein bindungsunwilliges Verhalten zeigten. Dieses Portal scheint solche Menschen anzuziehen...oder bist du es vielleicht, durch ein wiedersprüchliches Verhalten ?

    Wo oder auf welches andere Portal könntest du noch andere Menschen mit ähnlichen Werten kennenlernen ?

    Das, was momentan ansteht, ist folgendes:

    Einerseits glaubst du zu Wissen, was bei dir jetzt ansteht, doch gleichzeitig schaltest du dich wieder auf ein Portal frei.

    Dein Leben scheint wie ein Pferd zu sein, d. aufgeschreckt durch die Gegend galoppiert.

    Du hälst die Zügel deines Lebens in deiner Hand...

    Behalte deine Grenzen und die der anderen im Blick und komme zur Ruhe.

    Dann spürst du auch wieder, was dir gut tut und wohin dein Weg geht.