Tochter (13) lehnt seit 3 Wochen Mutter ab und will zu mir ziehen

  • Ich habe ein großen Problem. Seit drei Wochen lehnt meine Tochter ihre Mutter komplett ab, hat sogar in den letzten 2 Wochen sämtliche Kommunikation unterbunden. Vor drei Wochen hat meine Tochter zudem geäußert, dass sie zu mir ziehen will.

    Info zur Vorgeschichte: Ich lebe seit 5 Jahren von meiner Exfrau getrennt, mein Sohn ist von Freitags bis Sonntags alle zwei Wochen bei mir, meine Tochter bereits ab dem Donnerstag bis zum Montag. Mein sohn ist kürzer bei mir, sich fahrten zu Förderschule so besser koordinieren lassen. Meine Exfrau hat seit 4 Jahren einen neuen Partner. Meine Kinder kommen mit der Situation nicht gut zurecht, da meine Exfrau ihn vor ihrem sozialen Umfeld versteckt, der neue Partner nicht versucht eine Verbindung zu den Kindern aufzubauen und sich meine Exfrau bei Kontakt mit ihm "anders" verhält. Ich akzeptiere die Situation so, weil ich meine, dass das etwas ist, wozu ich nichts sagen kann, darf und will. Meine Tochter ist auch in "Angsttherapie", da sich Probleme mit Ängsten vor allem in der Schule zeigten. Bis zu dem Vorfall vor drei Wochen war das Verhältnis zwiwchen meiner Exfrau und mir harmonisch, es zeigten sich nur Unstimmigkeiten in Bezug auf Ausdehnung des Umgangs, da die Kinder beriets seit 4 jahren immer wieder Wünsche äußern, mehr bei mir sein zu wollen...

    Vor 4 Wochen war der Geburtstag des neuen Partners, an dem meine Tochter diesen komplett ignorierte und sich in ihrem Zimmer bei meiner Exffrau isolierte. Meine Exfrau versuchte trotzdem den ganzen Tag, sie zu einer Kontaktaufnahme zu drängen (lt.meiner Tochter). Der neue Partner ertrug die situation irgendwann nicht mehr und verliess die Wohnung, es kam wohl auch zum Streit zwischen meiner Exfrau und ihrem Partner. Meine Tochter hatte in den Folgetagen das Gefühl, das meine Exfrau ihr die Schuld an den Beziehungsproblemen gibt.

    An meinem Besuchswochenende vor drei Wochen äußerte sie den Wunsch zu mir zu ziehen. Ich sagte weder zu noch ab, sondern versuchte in den Folgetagen die Gründe für den Wunsch herauszufinden. Meine Tochter berichtete von Ängsten und dem Gefühl, häufig in Situationen zu sein, wo sie von ihrer Mutter unter Druck gesetzt fühlt. Sie habe schon häufig gegenüber ihrer Mutter geäußert, den Umgang zu mir erweitern zu wollen, es kämen aber immer wieder Antworten wie, dein Vater hat keine Zeit für dich, der musss arbeiten, du musst auch an deinen Bruder denken, der kann nicht so lange bei deinem Vater bleiben, ich habe mich seit deiner Geburt um dich gekümmert, und jetzt willst du einfach weg.
    Nach dem Wochenende fragte, meine Tochter ob sie nicht bis Mittwoch bleiben könnte, welchem die Mutter zustimmte. Am Dienstag rief meine Tochter ohne mein Wissen bei meiner Exfrau an und sagte sie wolle jetzt bis Freitag bleiben, worauf wohl meine Exfrau sagte, da kann ich ja schlecht nein sagen. Eine befreundete Cousine organisierte einen Spielenachmittag mit ihren und meinen Kindern und meiner Exfrau, aber ohne mich... einfach damit Mutter und Tochter sich auf neutralem Boden anähern konnten, da in den Tagen davor Unstimmigkeiten zwiwchen den beiden wirklich sehr spürbar waren. Dieser Nachmittag endete darin, dass meine Exfrau versuchte Gründe für das Verhalten meiner Tochter auszufragen, meine Tochter daraufhin dichte machte und sagte das sie am Wochenende bei mir bleibe, weil am Montag sowieso ein 12 Tagiger Urlaub bei mir geplant war. Draufhin äußerte meine Exfrau zu mir (ich wurde vorher von meiner Tochter gebeten sie abzuholen), dann könne ich meinen Sohn auch gleich vorher haben. Ab dem Tag an, unterband meine tochter jeglichen Kontakt bis gesetrn zu meiner Exfrau, weder teelfon, noch persönlich, noch Nachrichten.
    Es folgten zwei Wochen mit Gesprächen, wo anfangs nur Vorwürfe gegen mich von meiner Exfrau kamen. Da ich mit der Situation überfordert war, holte ich mir Rat beim allgemeinen sozialen Dienst des Jugendamtes. Diese äußerten nur, dass wir Eltern untereinander eine Lösung zur Umgangsregelung finden sollten. Zwischendurch fand Angsttherapie bei meiner Tochter statt. Diesen Mittwoch einigten sich meine Exfrau und ich, dass wir ein Wechselmodell für meine Tochter fahren wollen. Gestern sollte es zurück zur Mutter gehen, meine Tochter verbarikadierte erst die Zimmertür bei mir, wurf Sachen nach meiner Exfrau und beschimpfte sie aufs übelste. Ich schaffte es nach einiger Zeit, dass sie doch mit fuhr.

    Heute schreibt mir meine Tochter, dass sie sich seit gestern in dem Zimmer bei meiner Exfrau verbarikadiert und nichts isst. Im Telefonat bestätigte mir meine Exfrau dieses.


    Hier weshalb ich dringend Hilfe brauche. Meine Exfrau schiebt das ganze Verhalten einzig und allein auf die Pupertät. Mein Empfinden sagt mir, dass das nicht alles normal sein kann, Leute aus meinem Bekanntenkreis geben mir Recht, bei meiner Exfrau ist es andersrum. Vom Gefühl her würde ich sagen, wenn sie jetzt Montag wiederkommt, werde ich nach der ersten Wechselwoche große Schwierigkeiten haben, sie davon zu überzeugen, zu ihrer Mutter zu gehen.


    Ich weiß nicht mehr an wen ich mich halten soll... Glaube ich meiner Tochter, glaube ich meiner Exfrau? Das Jugendamt ist irgenwie auch keine große Hilfe. Natürlich hätte ich nichts dagegen, wenn meine Tochter bei mir lebt und hätte auch die Möglichkeiten... aber ich war bisher immer auf Harmonie-Kurs und habe bei Streit um die Umgangslänge meist immer zurückgesteckt, damit es keinen Streit gibt.


    Kämpfe ich darum, dass meine Tochter bei mir lebt, oder wäre das für ihre Entwicklung nicht gut, weil sie ihren Willen dann bekommt?


    Fragen über Fragen... Ich wäre für Tipps dankbar

  • Zuerst einmal, Megarichie, das ist eine (leider) nicht seltene Situation, die ihr als Eltern, als Trennungsfamilie hier erlebt. (Das ist vielleicht wichtig um einzuschaetzen, ob hier etwa Beteiligte komisch, besonders, gut oder schlecht sind: mutmaßlich nein.)

    Natürlich haben alle recht, die das Schlagwort Pubertät in den Ring werfen. Pubertisten lösen sich langsam davon, Eltern als "fehlerlos" zu sehen. Dafür ist dann aber der Frust und die Enttäuschung gross. Und Pubertisten gehen ins Extrem: Mutter ist nicht perfekt? Dann ist gleich alles Mist.

    Eigentlich ist so etwas ein ueblicher Ablösung sprozeß. Hier wird mehr daraus. Und gleich die neue Beziehung der Mutter mit zerlegt. Auch hier nicht ganz zu unrecht: Next scheint es über die Jahre nicht gelungen zu sein, eine Patchworkfamilienbeziehung aufzubauen. Tochter ist jetzt in dem Alter, wo sie alt genug wäre, zum Gelingen der Patchworkfamilie beizutragen. Tut sie aber nicht. Auch typisch Pubertist: es werden nur Extreme ausgelebt.

    Darum funktioniert auch eure veränderte Umgangsidee nicht. Bei manchen Pubertisten gibt es nur noch schwarz oder weiss, die Extrempositionen halt.

    Ihr könnt als getrennte Eltern wesentlich schlechter darauf reagieren, als ihr es bisher getan habt. Tochter den bisherigen Wechselfreiraum zu geben, ist schon eine starke Leistung von euch Eltern.

    Es reicht nur noch nicht zur Befriedung der Situation. Als Pubertist kann Tochterkind nicht klein beigeben. Die Situation bei der Mutter wird weiter eskalieren. Es sei denn, du setzt das Signal: Tochter bei mir geht nicht.

    Da es aber geht, solltet ihr als Eltern euch um euren eigenen Seelenfrieden sorgen: Warum nicht Tochter ihren Wunsch ausprobieren lassen? Aber: dieses Signal sollte von euch Eltern gemeinsam kommen. Und keinesfalls sollte die Mutter als "Verliererin" dastehen und du der Gewinner sein ... (Uebrigens: da so eine Situation häufiger passiert, gibt es auch belastbare Statistiken: in rund der Hälfte der Fälle erfolgt noch einmal ein Rueckwechsel des Kindes ... Und manche Kids wechseln auch noch ein zweites oder drittes Mal ...)


    Egal was ihr als Eltern macht: Handelt so, dass ihr in zehn Jahren eurer dann dreiundzwanzigjaehrigen Tochter in die Augen schauen könnt und sagen: Wir haben das Problem damals bestmöglich und möglichst ohne Streit zu regeln versucht, obwohl es unser aller Leben völlig auf den Kopf zu stellen schien ...


    Kurz gesagt: Rede viel mit deiner Ex. Nur ihr habt es gemeinsam in der Hand, eine für alle gute Lösung zu finden. (Aber die kann es auch durch ausprobieren geben. Wie schon am Anfang geschrieben: ihr braucht jetzt nicht mehr perfekt zu sein. )


    Ich wünsch dir und euch auf jeden Fall gutes Gelingen!

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Lena, richtig, andererseits: Soweit möglich, hab ich versucht, nur Schlachten zu schlagen, die ich auch gewinnen konnte....


    Ich kann das natürlich hier aus der Ferne nicht beurteilen, aber wäre es denn im Rahmen des Denkbaren, dass die Tochter erstmal für eine begrenzte Zeit, so drei oder sechs Monate oder so zum Vater zieht? Bevor da Nägel mir Köpfen gemacht werden, da muß denn ja Unterhalt und Wohnsitz etc., pp neu geregelt werden, da hängt ja ein Rattenschwanz dran.


    Das hätte den Charme, dass die Tochter auch den Alltag beim Vater kennenlernt und einfach mal ein wenig Abstand zur Mutter bekommt. Mütter und pubertierende Töchter sind ja auch in Mama-Papa-Kind-Familien nicht unbedingt ein Dreamteam und wie gesagt, manchmal hilft einfach ein wenig Abstand.


    Nach der vorher vereinbarten Zeit wird dann nochmal jeder (auch der Bruder!!!) befragt und das weitere Vorgehen festgelegt.