Wie läuft die Beschulung eurer Kinder zurzeit?

  • Ich hatte die Liste an Zusatzaufgaben in meinen Status gestellt und bekam aus dem Bekanntenkreis teils die volle Dröhnung

    Wie meinst du das?


    Ich glaube, in vielen, vielen Jobs sind die Arbeitnehmer am Limit und weit darüber hinaus.

    Gerade in Jobs, wo vor Corona eh schon ein Fachkraftmangel herrschte hat sich die Lage sehr zugespitzt.

    Bei uns stellt sich noch kaum die Frage: Was könnte entlasten, sondern wer ist noch da?

    Kleines Bonbon: Wer verlässlich da ist, der darf noch einstecken. Mir ergeht es gerade so. Dadurch, dass ich nonstop gearbeitet habe und das auf unsicherem Boden ohne viel Rückhalt, da macht man halt viele Fehler. Dafür gibt es noch einen drüber.

    Und ein : "Halte durch" zieht nach zwei Jahren auch nicht mehr.

  • nun denn... ich würde darauf hingewiesen, dass mein Status nicht unkommentiert bleiben könne. Bei meinem Beruf mit einem nicht unerheblichen freizeitfaktor und reisemöglichkeiten [eigener kommentar: in den Ferien, derjenige, der mir das geschrieben hat, hat keine Kinder und kann auch zu den günstigen Zeiten fahren], bei etwa 3 Monaten Ferien im Jahr [das wüsste ich] sei es sehr vermessen, was ich posten würde. Meine Veröffentlichung sei ein Spiegel für die vermutliche unflexibilität des Berufsstandes des Paukers. Flexibilität und Mehrarbeit werde seit Jahren von jedem Arbeitnehmer verlangt und werde geleistet. Falls nicht, werde sich vor Gericht gestritten [was Beamte nicht dürfen].


    Es kam dann eine lange Abhandlung über die leistungsunabhängigen Beamtenvorteile - die üblichen populistischen Vorstellungen der Allgemeinheit. Die private Anschaffung von Laptops und i-phones zur ausschließlich beruflichen Nutzung sei angesichts dessen gerechtfertigt, schließlich könne ich diese Ausgaben ja steuerlich absetzen.


    Zitat:

    "Und wenn ich da dein Gejammer [wohlgemerkt: die Liste stammte NICHT von mir, sondern von einer Schulleitung einer anderen Grundschule und wurde via GEW-mail verteilt] -trotz einer quasi vollkaskoalimentierung und abfederung durch den Beamtenstatus- sehe, kriege ich Tränen in die Augen, wenn das eine Alternative für die Solidargemeinschaft und Gesellschaft sein soll".

    Zitat:

    "Erzähl dein hier veröffentlichtes Gejammer auf höchstem und rundumgepamperten Niveau mal einem Schausteller, Musiker, eventverstanstalter oder Schauspieler. Darüber solltest du zunächst mal nachdenken und den Blick vom eigenen Bauchnabel etwas nach oben bewegen, um das Blickfeld zu erweitern. Ganz ehrlich, ich find das höchst peinlich, was du hier reingesetzt hast und ziemlich enttäuschend, da es meiner Meinung nach eine höchst egoistische Sichtweise ist, die gerade in diesen Zeiten..."


    Und so weiter und so fort.


    Aber er schreibt lediglich das, was viele denken.

  • Was mich so derartig ankotzt ist Folgendes:


    1. die überwiegende Mehrheit der Grundschullehrerinnen ist in teilzeit unterwegs. Bei der öffentlichen Beurteilung wird jedoch stets davon ausgegangen, dass sie Vollzeit arbeiten.

    2. In der Schulleitung mit plusminus 20-50 Mitarbeitern plus OGS und 150 - 400 Kindern hat man einiges an Verantwortung an der Backe. Corona kommt obendrauf. Die übliche Verwaltung und Leitung einer Schule bleibt wie sie ist. Von außen aber wird lediglich das gesehen, was aktuell nicht stattfinden kann. Die Organisation von Festen und feiern im jahreslauf ist jedoch definitiv NICHT der größte Posten der Aufgabenstellung einer Schulleitung. Dies wird nicht gesehen.

    3. Wir haben einen massiven Mangel an Fachkräften. Dieser kommt nicht von ungefähr. Es sind ständig jede Menge Schulleitungsstellen ausgeschrieben. Und da diese teils erst nach Jahren besetzt werden, übernehmen halt konrektoren oder Teams besonders engagierter LehrerInnen den Job. Freiwillig-unfreiwillig und ohne finanziellen Ausgleich, es gibt lediglich die üblichen Verwaltungsstunden als Anrechnung. Irgendwer muss den Job ja machen. "Bestenfalls" werden die dienstältesten verpflichtet oder aber eine Schulleitung hat dann zwei Schulen zu leiten.


    Und dann sind solche Sichtweisen - einfach nur zum kotzen. Sorry für meine Ausdrucksweise.

  • Jannne ;

    Die meisten sehen nur :Öffentlicher Dienst.

    Und das kann ich schon nachvollziehen. Rein objektiv betrachtet sind alle im ÖD relativ weich gefallen in der Pandemie. Also nix Kurzarbeit, Jobverlust oder dergleichen. Wir sind hier am Anfang auch noch mehrere Wochen freigestellt worden-bei vollen Bezügen.

    Das wirkt auf Bekannte/Freunde von mir schon wie Jammern auf hohem Niveau. Ich habe viele Bekannte, die in der Gastro tätig sind und nicht alle werden wieder auf die Füße kommen mit oder im Betrieb.


    Ich finde die Zeit auch anstrengend. Ich bin fix und alle. Aber ich hab meinen Job noch und muss halt jetzt schauen, wie ich wieder voll einsatzfähig werde.

    Dafür gibt es auch Hilfen vom AG.


    Insgesamt muss man halt lernen sich ein dickes Fell zuzulegen. Ich persönlich kann nix dafür, dass z.B. Feste nicht stattfinden können. Also belasse ich es bei einem: "Ja, ich finde es auch schade". Was soll man machen?


    FK-Mangel war auch vor der Pandemie ein Thema. Gejuckt hat es da auch keinen. Kommissarische Leitungen und co. sind auch keine Erfindungen der Pandemie. Und eine lange todo-Liste gab es auch schon immer. Ich glaube, man spart schon viel Energie, wenn man sich nicht ständig erklären möchte.

  • Rein objektiv betrachtet sind alle im ÖD relativ weich gefallen in der Pandemie. Also nix Kurzarbeit, Jobverlust oder dergleichen.

    Alle? Nein, in einem kleinen aufmüpfigen Städtchen in Bayern war das anders ^^ Ich bin im öD angestellt, Behörde seit ein paar Jahren im Aufbau und die oberste Heeresleitung hat es tatsächlich geschafft den Laden so dermaßen herunter zu wirtschaften, dass wir 2020 in Kurzarbeit geschickt wurden und 2021 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen wurden. Nun arbeite ich auch noch in einem Bereich, der ähnlich beliebt ist wie das Finanzamt, da kam auch gern mal beim Bürgerkontakt die geballte Wut vom Gegenüber raus, weil man selbst ja vermeintlich gemütlich in der Hängematte schaukelt, während der Rest der Bevölkerung den Kopf gerade so über Wasser halten kann. Mehr als "Hm, wenn Sie meinen, dass das so ist." ging da zu Stoßzeiten nicht.


    Wie friday schon sagt, ist da bei vielen wohl wirklich bei "öD" Schluss mit denken. Soll auch gar kein Vorwurf sein, in emotional und evtl. sogar existenziell schwierigen Zeiten neige ich leider auch zu ausgeprägten Scheuklappen. Ich arbeite dran ;)

  • Sicherlich sind von Veränderungen alle Menschen einer Gesellschaft betroffen.

    Gleichzeitig betrifft die in den letzten 30 Jahren stattgefundene Steigerung der Produktivität die unteren Lohngruppen schlicht und einfach Anteilig mehr.

    Dazu gehören Lehrer sicherlich nicht.

    Das Beamte nicht streiken können und längst viele auf den Status verzichten mag sein, gleichzeitig hat die Anzahl der Arbeitgeberverbände denen eine Gewerkschaft entgegen treten könnte auch sehr abgenommen. Da gibbet dann mal nix zu streiken.

    Da biste als Subunternehmer, beim Subunternehmer, der schlicht einfach keine Aufträge vergibt. Befristete Verträge als probates Mittel zur Arbeitsmarktregulierung betrifft Lehrer dann ja auch wieder, Zeitarbeit auch?


    Also ich finde man sollte schon sagen können, wo der Schuh drückt, ohne dass jemand um die Ecke kommt und die Brücke vom Systemfehler zum Individuum schlägt.

    Trotzdem muss man sich wohl den Vergleich gefallen lassen, wie es denn so für andere läuft.

    In Südafrika ist für viele weder Beschulung noch Corona das Thema, wenn man eher mit überleben beschäftigt ist. Also so ein wenig „einnorden“ ist vielleicht auch ganz ok….

    Weil, dass das mit der Beschulung nicht rund läuft, kann man ja hier seitenweise lesen.


    vg von overtherainbow

  • Interessant nur, dass alle Meckerer und Besserwisser niemals nicht im öD arbeiten wollen, schon gar nicht als ErzieherIn oder LehrerIn.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • faith: Gut, dass du das erzählt hast. Ich neige natürlich auch dazu mit meinen Erfahrungen auf andere zu schließen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sowas in der Art noch nie gehört habe.


    ÖD erschien mir immer als sichere Bank. Vor dreißig Jahren waren hier kommunale Kitas rar und für mich war das ein Sechser im Lotto als ich tatsächlich einen Job als Erzieherin im ÖD bekam. Damals war aber auch FK-Mangel noch kein Thema. Da musste ich mich noch durchsetzen durch zig Bewerber*innen.

    Da wurden tagelang Bewerbungsgespräche durchgeführt. Heute sind es alle drei Monate vier, fünf Gespräche, wo die Hälfte nicht erscheint.

    Und das ist die Krux im ÖD.

    Durch den FK-Mangel wird alles in Bewegung gesetzt, um die Leute zu halten. Arbeiten nach eigenen Wünschen, ob es jetzt in den Ablauf des Betriebes passt oder nicht? Kein Problem. Es wird schwierig? Versetzungsantrag stellen. Jemanden "loswerden", der für den Job ungeeignet, aber unbefristet eingestellt ist: Fast unmöglich.

    Auf der anderen Seite der Rechtsanspruch: Die Stadt ist verpflichtet einen Platz anzubieten. Das geht in der Vielzahl auf den Rücken der kommunalen KiTas, da für den Träger als erstes greifbar. Es ist bei uns keine Seltenheit, dass Optionsplätze schon bei der Vergabe der regulären Plätze mitvergeben werden. Bedeutet, dass die Gruppen zum Teil schon anstatt 25 Kindern mit 28 Kinder starten. Freie Träger winken da häufig ab.

    Und das ist eine Entwicklung, die ich erschreckend finde: Die FK suchen sich andere AG und nehmen in Kauf zwar weniger zu verdienen, aber bessere Rahmenbedingungen vor Ort zu haben.

    Eine -von mir sehr gemochte Kollegin-ist der Liebe wegen zurück in ihre alte Heimat. Sie hat als Gruppenleiterin dort wieder angefangen. Zum Vergleich: Bei uns hat sie in einer 2-5jährigen Gruppe gearbeitet mit 22 Kindern und insgesamt 2,5 Stellen (alle Kinder im Ganztag). Jetzt arbeitet sie in dergleichen Gruppenform mit 18 Kindern und insgesamt vier Stellen plus Praktikantin. "ein Spaziergang im Morgentau" nennen wir das. Ich glaube, die 80 Euro mehr bei uns, die jucken sie nicht. Und da "schläft" der AG. Den meisten geht es nicht im mehr Geld, sondern um bessere Rahmenbedingungen.

    Die Liste der Langzeiterkrankten ist lang.

  • friday : Von wegen „loswerden“ und/oder langzeitkrank.

    Kenn ich nur in der Version: Fliegen entweder sauber oder eben nicht so sauber raus.


    Andererseits, wenn man erstmal im ÖD für länger beschäftigt ist kommt man unter Umständen genauso so schwer wieder raus, wie man vorher reingekommen ist. ^^


    vg von overtherainbow

  • Ich sag ja: Das ist die Krux.


    Und klar, ich als Langzeitbeschäftigte tue mich auch schwer den AG zu wechseln. Bei mir geht es da aber auch nicht mehr um 80 Euro, sondern um eine ganze Ecke mehr Kohle, da ich nach Endstufe plus bezahlt werde. Und klar ist das einer der Hauptgründe, was mich dort hält.

    Allerdings halte ich mir die Option auf, wenn meine Biene alt genug ist, zumindest den Bereich zu wechseln.

  • zu meinem Post: wenn mir KollegInnen, Mitarbeiter oder Eltern sagen würden, dass ich meinen Job schlecht mache - dann würde es mich wirklich treffen. Dann würde ich nachdenken und etwas ändern. Demgegenüber ist es mir im Normalfall ziemlich egal, was von den "Normalos" gedacht wird. Ich kenn die Sprüche und weiß, ich kann eh nix dran ändern. In der Presse steht dann mal wieder, dass Lehrer 5.500 Netto verdienen. Da werde ich mein Leben lang nie hinkommen, auch nicht als Schulleitung in Vollzeit mit Steuerklasse 3 an einer großen Grundschule mit angeschlossenem Fgz. Es ist also schlichtweg falsch, was dort geschrieben wird, sorgt aber durchaus für Stimmung. 🙄


    Die Arbeitsbedingungen, die Anforderungen und die Besoldung sind in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Auch das ist Fakt. In BW hatte ich mal eben locker 200€ Minimum mehr. In Hessen bekommt man per so eine Besoldungsstufe höher, meines Wissens auch in Berlin. In München mit einem Lehrergehalt eine Familie zu ernähren ist anders als in einem Dorf in Pusemuckel. 🤷‍♀️


    Ich war vor den Ferien einfach platt. Die Aktion weiße Fahne fand ich gut, habe mitgemacht. Jetzt genieße ich es sehr, nur sporadisch aufs Handy zu schauen und festzustellen, dass alles in Ordnung ist. Nichtsdestotrotz ist man trotzdem in Bereitschaft und auch daheim am korrigieren, am räumen, auf der Materialsuche und Herstellung. Das ist aber nicht schlimm, im Gegenteil, es bereitet mir Freude. Ich schreibe das auch nicht, um Mitgefühl zu heischen, sondern weil es so ist. Alles gut, hoffe ich.


    Über die Reaktion auf meinen Status war ich jedoch echt angepisst. Der Job hat durchaus seine Herausforderungen - wie aber viele andere Jobs auch.

  • Problematische KollegInnen werden bei uns nach Möglichkeit abgeordnet. Dann muss man sich andernorts mit ihnen rumärgern auseinandersetzen. Bei einigen hat das sogar zur freiwilligen Versetzung geführt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich bin ja nun auch seit fast 10 Jahren im ÖD angestellt und muss zur Diskussion mal zwei Anmerkungen los werden:


    1. ÖD ist *echt* nicht gleich ÖD - die WiMis an den Unis sind offiziell auch ÖD und die werden jedem was husten, der ihnen von entspannten Verhältnissen und Job-Sicherheit im ÖD erzählt (#IchBinHanna). Zu Recht!


    2. Ich hab selbst mit dem Gedanken gespielt, Lehrerin zu werden, um aus obigem #IchBinHanna raus zu kommen. Hab mich dann stattdessen für einen Schreibtisch-Job im ÖD entschieden weil v.a. zum Einstieg besser bezahlt, unkomplizierterer Quereinstieg, weniger Stress, leichter mit Kinderbetreuung zu vereinbaren und gute Aufstiegsmöglichkeiten. *Ich* hab jetzt den sicheren und vergleichsweise entspannten ÖD-Job und ich bin gern bereit, jedem Idioten vors Schienbein zu treten, der/die mir erzählt, Lehrer*innen und Erzieher*innen hätten es so leicht und sollten in der Pandemie nicht so rumjammern. Alter Schwede, da geht mir echt die Hutschnur hoch!

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Nach fast zwei Corona Jahren fängt es wieder an unrund zu laufen. Diesmal im Bereich Grundschule. Die Ergebnisse der Lolli-Tests von gestern morgen liegen noch nicht vor. Es wird empfohlen die Kinder heute zu Hause zu lassen. Zeigt sicherlich einmal mehr die Überlastung der Testlabore. Wie gut, dass man selbst mittlerweile fast immer irgendeine Lösung für solche Fälle parat hat. Hauptsache das wird kein Dauerzustand.