Ist man als Alleinerziehende/r der Verlierer der Gesellschaft?

  • Allein- oder Getrennterziehend zu sein ist sicher oft anstrengender als gemeinsam Eltern zu sein.


    Es ist aber auch ein besonders geeignetes Thema um "die Gesellschaft" auseinander zu dividieren. Auf der einen Seite die "Sparkassenfamilien" auf der anderen Seite die Alleinerziehenden. Warum? Ich fühle mich nicht mal ansatzweise als Verlierer der Gesellschaft und meine Sparkassen-Freunde grenzen mich auch nicht aus.


    Aber dieses Spalten in AE und Sparkasse, arm und reich, gut und böse, Ost und West, Europa und Deutschland,..., ist gerade ein sehr erfolgreiches politisches Mittel um uns zu vermitteln wie schlecht es uns geht. Schuld sind logischerweise immer die anderen.


    Mir scheint dass nicht nur die politische Landschaft vergiftet wird, sondern auch das normale Zusammenleben.

  • Zwei Jahre, bevor meine Ex und ich uns getrennt haben, sind mit die besten Freunde auseinander gegangen. Zwar haben wir/ich die Mutter mit ihren drei Kindern versucht, moralisch und praktisch zu unterstützen. Aber was AE-Sein wirklich bedeutet, das habe ich erst kapiert, als ich selbst AE wurde.

    Natürlich mag es immer "Böswillige" geben. Vor allem aber gibt es immer mehr "Unwissende", die nicht wissen, was Arbeitslosigkeit bedeutet, langfristige Erkrankung, Entfremdung in der Beziehung, Geldnot, Probleme am Arbeitsplatz, AE-Sein ... (und sicher vieles mehr).

    Hier ist sicherlich ein größeres aufeinander Schauen notwendig, ein Zuhören. Und da denke ich schon, dass die vorrangig herrschenden Strukturen in unserer Gesellschaft nicht für die Sondersituation "alleinerziehend" geschaffen sind.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Aber was AE-Sein wirklich bedeutet, das habe ich erst kapiert, als ich selbst AE wurde.

    Ich vermute mal, das würden wohl fast alle Alleinerziehenden unterschreiben können, mich eingeschlossen. Man sucht sich diese Rolle ja nun nicht aus, sondern wird ohne Vorbereitung hineingeworfen und muss sich erst einmal zurechtfinden - von den Auseinandersetzungen rund um Trennung, Kinder und Lebensmittelpunkt ganz zu schweigen. Das ist erst einmal eine Krise, die man - hoffentlich mit Unterstützung von anderen - bewältigen muss. Wenn es gemeinsame Freunde gab, dann brechen vermutlich auch diese weg. Das komplette Leben ändert sich, und kein Stein bleibt auf dem anderen. Man hat eine ganz andere Verantwortung als vorher, und das soziale Netz, so man denn eines hat, ist jetzt gefragt. Man muss sich und sein Leben neu erfinden.


    Es ist durchaus verständlich, ja "normal", wenn man sich jetzt erst einmal als Opfer fühlt. Diese Rolle muss man aber nicht lebenslang behalten, sondern man kann versuchen, das Neue auch als Chance zu begreifen, indem man die damit verbundenen Herausforderungen annimmt und das eigene Leben sowie das der Kinder, um die man sich jetzt kümmert, neu strukturiert und organisiert. Deshalb bin ich der Meinung, dass auch hier gilt, dass jeder seines Glückes Schmied ist und man selbst es in der Hand hat, ob man sich selbst als Verlierer sieht oder nicht.


    Wenn man versuchen wollte, die Frage "objektiv" zu beantworten, dann könnte man für "Alleinerziehende" fast jede andere irgendwie definierte Gruppe einsetzen und man wird immer Argumente dafür oder dagegen finden.

  • Als die Verlierer der Nation würde ich alleinerziehende nicht bezeichnen. Alleinerziehend zu sein ist eins unter vielen Merkmalen, die dazu führen, dass Menschen mehr oder weniger günstiger Bedingungen haben. Doof ist es halt, wenn mehrere dieser Merkmale auf eine ungünstig Struktur und Kulturen treffen.


    Auf der strukturellen Ebene, ist die Steuergesetztgebung schon eine harte Diskriminierung Alleinerziehender. Besonders deutlich wird dies an der Geschichte eine Kollegin von mir, die plötzlich Witwe wurde. Die ist aus allen Wolken gefallen, dass sie plötzlich nicht nur alleine finanzielle Verantwortung für ihre Kinder übernehmen musste, sondern auch gleich 400 Euro Netto weniger im Monat hatte.


    Was die Kultur angeht, muss ich immer ein bisschen schmunzeln, wenn ich den ein oder anderen Klischeebeitrag lese. Ich glaube die Wahl des Wohnorts und die Diversität im Freundeskreis sind schon entscheidend für das eigene Wohlbefinden. Ich kenne in meinem Umfeld beispielsweise keine dieser Sparkassefamilien. Wobei ich davon ausgehe, dass das zumindest eine unterbewusste Entscheidung ist:rainbow:. Ich würde mich auch nicht als Exotin bezeichnen.


    Ansonsten kommt es sehr auf die Ressourcen an, wenn man ein bisschen Arbeiten externaliesieren kann, macht es das Leben schon einfacher.


    Verlierer der Nation, gemessen an der Arbeit die sie leisten, ist also eher eine bestimmte Gruppe der Alleinerziehenden. Nämlich die, die selbst auf Grund von mangelnder Kinderbetreuung, Arbeitsbedingungen oder Qualifikation nicht auf dem Niveau verdienen, dass es für die Versorgung der Familie und die eigene Rente später reicht. Und das trifft auf Grund der Tatsache, dass es nur wenige Jobs gibt, die entsprechende Arbeitsbedingungen und Entlohnung bieten, viel zu viele Alleinerziehende.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Vielleicht sind ja auch die Kinder "die Verlierer der Gesellschaft", wenn man den Begriff benutzen will:


    https://www.jetzt.de/das-biber…WsDRynz_8CiL8Lwy1NGvHnePQ

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Kurz und knapp: Ich denke, Alleinerziehende gehören über einen Umweg eher mal zu den Verlierern. AE sein erhöht nämlich das Armutsrisiko. Und wer arm ist, der gehört zu den "Verlierern". Extra in Gänsefüßchen, damit nicht irgendwie der Verdacht aufkommt, nur Geld mache glücklich oder AEs wären selbst schuld oder so.


    Klar kann man mit wenig Geld glücklich sein, aber imho nur bis zu einer gewissen Grenze. Wenn es so wenig ist, dass Geld das bestimmende Thema ist und man sich nicht mal einen Kinobesuch außer der Reihe leisten kann, jeder Schulausflug wie ein Damoklesschwert über einem hängt o.ä., bekommt der Spaß schon ein Loch.

  • Definitiv... ich denke da an meinen kaputten Spüler (wobei auch das ja noch ein Luxusproblem war) oder das geklaute Fahrrad meines Sohnes...


    Das ist etwas, was ich nie vergessen werde. KV hatte nicht darauf geachtet, dass die Kinderfahrräder abgeschlossen waren und schwupps waren sie am nächsten Morgen weg (Doppelhaushälftensiedlung mit abgegrenzten Grundstücken, aber das hat nichts zu sagen). Ich hatte damals keine 20 € für ein gebrauchtes Kinderfahrrad übrig. Sohn und ich - wir saßen beide heulend auf der Treppe vor der Eingangstüre.

  • Nichts verstanden aber wiedermal auf kosten anderer profilieren ......hast du doch schon mal gebracht als du mit mangelhaftem Lateinwissen bezüglich meines Namens glänzen wolltest;)

    Ich habe in keinem einzigen Wort negativ über Familien geredet die traditionell leben und/oder Wert auf materielle Dinge legen.

    Jeder soll genau so leben wie er glücklich wird.

    Humor oder saloppe Äußerungen werden hier ja verbissen verfolgt, gleich mal zeigen das die Einstellung des gegenübers scheiße ist....so läufts mit sozialen Kontakten :daumen

    Bewusstes verdrehen und das hineininterpretieren der eigenen Meinung in Wortfetzchen anderer steigert auch nicht gerade den Zusammenhalt.

    Also nur meine Meinung die ja völlig absurd ist.


    Zum Thema,

    6 Tage hat es extrem geweihnachtet und ich war keine Minute ein Verlierer oder gar einsam.

    Voll süß waren ein paar Anfragen den heiligen Abend bei befreundeten Familien zu verbringen aber dazu hatten wir keine Zeit.