Ist man als Alleinerziehende/r der Verlierer der Gesellschaft?

  • muckelchenmama


    Ich fasse zusammen:


    Du war lange AE, hattest immer einen Job, finanzielle Probleme gab es nicht, im Gegenteil, es war sogar noch Geld für Extras drin.

    Du konntest die Verbindung zu einem gut durchmischter Freundeskreis aufrecht erhalten. Persönlichen Freiraum konntest du in Anspruch nehmen, da deine Familie bei der Betreuung geholfen hat.

    Selbst eine männliche Bezugsperson existiert, da der Traumonkel diese Rolle übernommen hat.


    Bei solch glücklichen Umstaenden wundert es nicht, wenn jemand schreibt "Ich war mit meinem Leben zufrieden."


    Mitgefühl für Menschen, die nicht in solch glücklichen Umständen leben, wie die TE ev., bleibt dann zwangsläufig auf der Strecke?


    Dankbarkeit für das eigene Glück und Mitgefühl für Menschen, die unter härteren Bedingungen ein AE Leben führen, fände ich angebrachter.


    Ich kenne im realen Leben effektiv keinen AE, der mit so einem Glück, wie du es schilderst, gesegnet ist.

    Es wird solche Personen geben, man liest ja davon, aber getroffen habe ich bisher nur AEs, die es längst nicht zu einfach hatten.

  • Jede/ r die der sich nicht als Verlierer fühlt, hat also nur Glück gehabt.:kopf


    Dann habe ich auch einen riesen Sack abegekommen.:Flowers

    Denn trotz keiner Familie, behindertenm Kind und ALGII habe ich mich nie als Verliererin gefühlt.


    So bitter es für Menschen, die gerne das Bild der armen AE aufrechterhalten möchten auch sein mag


    Ich war ,bin mit meinem Leben zu frieden.

    Ich möchte nicht tauschen.


    Das zu äussern scheint ein no go zu sein.


    Passt nicht ins gewünschte eigene Bild oder was auch immer es sein mag:frag


    Liebe Grüße


    Ute

  • bay-of-russel ich kann aus dem Beitrag von Muckelmama kein mangelndes Mitgefühl herauslesen.

    Das ist eine Sache des Standpunktes.


    Die TE schilderte ihre Gefühle zu ihrer Lebenssituation.


    Wenn dann als Antwort darauf kommt:

    "Bin/war auch AE, mir geht es blendend, all deine Sorgen u. Probleme hab ich nicht.", ist das nach meinem Empfinden wenig emphatisch und auch wenig hilfreich.


    Wir sind uns doch, so nehme ich wenigstens an, darin einig: die geschilderten Lebensumstaende von Muckelmama sind schon außergewöhnliche gut für eine AE.


    Ich gönne sie ihr von Herzen, aber in solch glücklichen Umständen leben zu können entspricht nicht dem Alltag der Mehrheit derer, die als AE leben.

  • Nochmal, der Titel des Threads ist eine Frage. Auf eine Frage kann es mehrere Antworten geben, das hat nichts mit mangelndem Mitgefühl zu tun. Klar, es gibt AE, die aus dem einen oder anderen Grund für sich sagen, sie leben auf der "Verliererseite" unserer Gesellschaft. Es gibt aber eben auch diejenigen, die das anders erleben. Keines von beiden ist falsch oder verwerflich. Es ist einfach nur eine andere Ansicht oder Meinung. Und, wie ich vorher in diesem Thread schonmal geschrieben habe, das ist weder despektierlich gemeint noch ein Angriff. Nur eben eine andere Antwort auf die Frage.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Dass das Leben als AE für viele Betroffene nicht einfach ist, sehe ich jeden Tag in unserem Forum hier.


    Die Parameter, was als besonders belastend empfunden wird, sind sicher individuell und von Person zu Person verschieden.


    Obwohl es hier nicht zur Debatte stand, ist das Leben als AE im H 4 Bezug eine ungemein schwierige Situation.


    Über Ärger mit dem JC, die Unfreiheit bei der Wohnungsgroesse oder bei einem geplanten Umzug, um nur 2 Beispiele zu nennen, haben ich hier schon viele Klagen gelesen - auch von dir.


    Natürlich kann man auch als AE im H 4 Bezug zufrieden mit seinem Leben sein, das streite ich nicht ab.


    Man wird aber wohl kaum jemanden finden, der behauptet, in dieser Situation lebend glücklich zu sein.


    In der Berechnung für H 4 Sätze ist z. B. weder eine Summe für die Anschaffung und den Unterhalt eines PKW noch für Handykosten vorgesehen. Trotzdem haben einige ein Auto und fast alle ein Handy. Manche sollen sogar noch Geld für einen Urlaub erübrigen können. Nun kann man sich fragen, wie machen die das?


    Sparen sie sich die Beträge durch extrem günstigen Lebensmitteleinkauf zusammen?

    Halte ich für fast unmöglich.

    Das geben die Sätze nicht her.


    Tafel wäre eine Erklärung.

    Nur: Ich möchte den sehen, der seine Lebensmittel bei der Tafel holen muss und dann noch sagt, ich bin mit meinem Leben zufrieden.


    Menschen, die als AE im H 4 Bezug leben müssen, kann man abnehmen, mit ihrem

    Leben unzufrieden zu sein.


    Die Definition, was zum Glücklichsein gehört, ist so verschieden wie die Menschen selbst.

  • Ich glaube, die Frage des Threads kann eben nicht allgemein gültig beantwortet werden. Das geht nur individuell.


    Dass es evtl. eine Wahrnehmung gibt, die diese Frage bejaht, heißt ja nicht, dass das in der Realität so ist, sondern liegt möglicherweise daran, dass AE´s, die diese Frage für sich mit "nein" beantworten, eben mehr unter der Wahrnehmung durchrauschen (z.B. schreiben sie möglicherweise in solchen Foren wie hier weniger, da sie eben keine oder weniger "typische" AE-Probleme haben).


    Aber was man ganz sicher mit "ja" beantworten kann, ist die Aussage, dass es AE´s in der Gesellschaft schwer haben. Ohne pauschal zu sagen, dass es Paare durchweg leichter haben, Rentner die Armen der Nation sind oder Singles pauschal von Steuergeschenken profitieren. Diese Vergleiche funktionieren nicht, jedenfalls nicht pauschal und allgemeingülitg.


    Ich bin ja nun schon über 10 Jahre mit Volleybap verheiratet, meine AE-Zeit ist also schon einige Zeit her. Das heißt aber nicht, dass ich vergessen hätte, wie das war.


    Nach der Trennung von meinem ersten Mann hatte ich - ähnlich wie Muckelmama - gute Rahmenbedingungen. Beamtin auf Lebenszeit mit gutem Einkommen, Familie und Freunde am Ort, gesunde Kinder, selbst gesund, eine gute, kostengünstige Kinderbetreuung, Oma und Opa aber immer einsatzbereit, wenn ich wegen der Arbeit oder des Fahrtweges nicht rechtzeitig an Krippe/Kindergarten sein konnte. Der Vater der Kids war weit gezogen, fand also im Leben der Kids nicht mehr statt, war also weder Be- noch Entlastung.


    Dann bin ich 850 km weit weg gezogen, habe mich aus dem Beamtenverhältnis entlassen lassen, um eine Stelle in der freien Wirtschaft anzunehmen. Schnell hatte ich Leitungsfunktion und gutes Einkommen. Aber ich hatte keinerlei soziales Netz mehr und in dem kleinen Schwarzwald-Ort, in dem ich wohnte, war ich wirklich ein Alien - alleinerziehend war da quasi ein Begriff, den man nicht kannte (und das musste !!! natürlich an mir liegen - so war es noch schwerer, Kontakte aufzubauen, denn mit mir konnte ja etwas nicht stimmen). Das war wirklich schwer. Und mein wirklich gutes Einkommen ging plötzlich zu einem großen Teil für die Kinderbetreuung und Babysitter drauf. Aber immerhin waren wir immer noch gesund, ich konnte uns gut ernähren und wir konnten in Urlaub fahren. Da der Vater auch vorher schon kein Interesse an den Kids hatte, war auch hier weiter weder Be- noch Entlastung zu spüren. Wenn ich ganz ganz viel bettelte, und die Fahrten zu und von ihm organisierte (und selbstverständlich bezahlte), nahm er sogar zweimal im Jahr seine Kids...


    Aber dann machte sich so langsam die ständige Alleinverantwortung und die ungeheure Anstrengung im Beruf bemerkbar - ich bekam meine Arbeit nicht mehr fertig, nahm immer mehr und immer öfter Akten mit heim und träumte nachts von den Kunden, deren Aufträge ich nicht termingerecht erledigen konnte. Ich wurde öfter krank, meine chronische Krankheit machte mir immer mehr Probleme. Unternehmungen mit den Kids wurden weniger, da die Kraft nicht mehr reichte. Meine Arbeit konnte ich nicht mehr so erledigen, wie ich (und mein Arbeitgeber) das erwarten durften. Meine Familie und Freunde in der Ferne aber sollten das nicht erfahren, sie sollten sich keine Sorgen um uns machen müssen. Das kostet auch Kraft und verhindert natürlich auch Hilfe von außen. Dann war es soweit: vor einem wichtigen Kundentermin sagte meine Körper stopp. Ich konnte nicht durch das Werkstor fahren, bekam einen fürchterlichen Heulkrampf und landete beim Arzt. Burn out. Oder, wie es richtiger heißt: Erschöpfungsdepression. Mal abgesehen davon, wie schwer das war und wie lange das gedauert hat, um da wieder raus zu kommen, was das auch für die Kinder bedeutet hat, fand das mein leistungsorientierter Arbeitgeber natürlich nicht lustig. Ich war eineinhalb Jahre im Krankenstand, es ließ sich auch nicht vermeiden, über die Gründe zu informieren und so eine Diagnose macht keinen Arbeitgeber froh. Da spürte ich dann zum ersten Mal im Leben wirklich auch Existenzängste. Darüber hinaus war ich allein, ohne Familie, ohne Freunde und eine Außenseiterin, die man das hat auch deutlich spüren lassen. Mein chronische Krankheit schränkte mich weiter ein, das Ende der Krankengeldzahlung nahte - es kostete mich unglaublich viel Kraft, mich ins Arbeitsleben zurückzukämpfen. Die AE-Situation machte das alles nicht leichter.


    Und dennoch. Wie eine Verliererin der Gesellschaft habe ich mich nie gefühlt. Meine Wahrnehmung war, dass ich eben in einer schwierigen Lebenssituation bin. Mir war aber immer bewusst, dass das ganz viele andere Personen auch sind - und die waren nicht AE´s. Sondern arbeitslos, sehr krank, in einer belastenden Partnerschaft oder auf andere Art Problemen ausgesetzt.


    Heißt: Ja, AE-sein ist schwer. Und für viele ist es das um ein Vielfaches mehr, als es für mich war. Trotzdem, als Verlierer der Gesellschaft würde ich AE´s nicht bezeichnen.


    Dass es dennoch einen großen Handlungsbedarf gibt, um die Lebenssituation Alleinerziehender zu verbessern, steht außer Frage.

    Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der alles in Gold verwandelt, das er berührt.

    Benjamin Franklin



  • Menschen, die als AE im H 4 Bezug leben müssen, kann man abnehmen, mit ihrem

    Leben unzufrieden zu sein.


    Die Frage lautete aber, ob AE´s Verlierer der Gesellschaft sind.


    Und nicht, ob AE´s in H4 Verlierer der Gesellschaft sind. Denn das sind ja nun mal nicht alle AE´s.

    Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der alles in Gold verwandelt, das er berührt.

    Benjamin Franklin



  • bay-of-russel , es gibt aber doch nicht ausschließlich AE im H4-Bezug. Ich zum Beispiel war noch nie darauf angewiesen - und das ist jetzt kein Urteil über Andere, sondern einfach eine Feststellung. Und ja, in manchen Punkten habe ich Glück gehabt. Mit meiner Ausbildung, die es mir ermöglicht, nachts zu arbeiten,wenn mein Kind schläft. Mit meiner Mama, die die Betreuung meiner Tochter übernahm und immer noch übernimmt. Mit meinem Freundeskreis, der seit über 20 Jahren hinter mir steht. Und ich bin wahnsinnig dankbar für das alles.

    Ich kenne aber durchaus auch die andere Seite. Auch ich hatte Zeiten, in denen ich Bäume beim Autofahren wahnsinnig verlockend fand, in denen ich morgens nicht mehr aufwachen wollte, weil schlafen einfach einfacher war. Ich kann also auch nachvollziehen, daß man sich durchaus auch mal scheixxe fühlt als AE. Ich habe eine Therapie gemacht, mir Strategien erarbeitet, dass ich mir selbst helfen kann, nicht wieder in dieses Loch zu fallen (wieder nicht wertend gemeint, sondern einfach eine Feststellung, wie Ich damit umgehe). ICH sehe MICH also durchaus nicht nicht als Verliererin, sondern eher als Kämpferin. Und ja, ich sehe, dass ich in manchen Dingen im Gegensatz zu anderen AE durchaus auch Glück gehabt habe. Darum ist MEINE höchstpersönliche Antwort

    auf die Frage, ob AE die Verlierer der Gesellschaft sind, aus MEINER höchstpersönlichen Sicht ein klares Nein. MIR als AE und gleichzeitig als Teil dieser Gesellschaft geht es gut.


    Ich reite so auf diesem Thema rum weil es mich nicht nur hier, sondern momentan generell nervt, dass man sich nur so äußern darf/soll, wie es dem momentanen Konsens der großen Masse entspricht. Tut man das nicht, ist man empathielos/rassistisch/klimafeindlich oder wasauchimmergradepasst. Ein normaler Austausch ist kaum noch möglich. Entweder ich passe mich der allgemeinen Meinung an und rede meinem Gegenüber nach dem Mund oder ich halte ganz einfach meine Klappe und sage gar nichts mehr. Eine andere Meinung zu äußern scheint nicht erwünscht zu sein. Das finde ich nicht nur schade, sondern sogar höchst bedenklich.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Hallo Leute,


    Ich habe nicht alle Beiträge gelesen aber so gut es geht überflogen :)


    So wie ich das sehe, versucht ihr gerade Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ob jemand mit seinem Leben zufrieden ist, ist ja sehr subjektiv. Kann also nicht verglichen werden. Stellt euch vor wir würden alle nur auf den selben Typ Frau oder Mann stehen :lach

    Wenn, dann konzentriert euch auf Fakten, die sich vergleichen lassen.


    Ich bin seit einem Jahr AE und kann noch ganz gut vergleichen. Finanziell zum Beispiel hat man als AE schon gewisse Nachteile. Ich bin von Vollzeit in die Teilzeit gegangen um die Betreuung der Kids gewährleistet zu wissen. Zeitgleich muss ich von der 3er Lohnsteuer in die 2er wechseln, klar bin ja nicht mehr verheiratet.

    Um Haushalt, Kids und Job im Einklang zu bringen habe ich auch eine Putzfee. Zusätzlich muss das Mittagessen in der Schule bezahlt werden.

    Also unterm Strich, nur noch zwei Drittel vom Einkommen und wesentlich mehr Ausgaben (Unterhalt bekomme ich keinen, da verwitwet). Das geht sich in meinem Fall noch aus, aber es verdient ja nicht jeder gleich.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass bei einem etwas geringerem Einkommen, die Spirale abwärts gute Chancen hätte.


    Gruß Jul

  • Da mein Profil immer noch nicht gelöscht ist, nutze ich doch die Gelengenheit und melde mich nochmal zu Wort.


    Ich glaube ich habe mit der Wahl des Titels einen Fehler gemacht, denn er vermittelt scheinbar mehr, als ich eigentlich sagen wollte. Wie hier schon jemand schrieb, wirkt er sehr provokant und hätte ich geahnt wie provokant, hätte der Titel wohl eher gelautet:"Fühlt ihr euch auch manchmal so ausgeschlossen/ benachteiligt?"


    Der Titel regt natürlich zum diskutieren an, weil er so viele Lebensbereiche betreffen kann und wie man hier immer wieder sieht: Jeder nimmt es anders wahr und für jeden ist es SEINE/IHRE ganz persönliche Realität.


    Wie ich schon in einer anderen Antwort schrieb, gibt es viele viele viele Faktoren, die dafür sorgen, dass bestimmte Situationen sind wie sind, wir so handeln (oder eben nicht) und empfinden, wie wir es nunmal tun.


    Ich denke es gibt einfach keine pauschalen Antworten und Lösungen, nur individuelle.


    Alle hier fühlen sich irgendwie missverstanden. Die einen fühlen sich zu Unrecht als unempathisch und die anderen als "Jammerlappen" abgestempelt. Und JEDER meint, ihm würde der Mund verboten. Da nimmt sich keiner was, wie ich finde.


    Was der Kern der Sache ist, weiss ich selber nicht. Hatte da jetzt nichts spezielles im Kopf. Weder wollte ich alle AE zu "Verlierern" degradieren, noch eine hochpolitische Diskussion entfachen, wobei ich die Debatte nicht ablehne, aber manche Gedanken und Antworten hier sind so komplex und speziell, das war überhaupt nicht mein Anspruch das Thema so auseinander zu klabüstern.


    Ansonsten, um das Thema "erwünschte und unerwünschte Meinungen" aufzulockern: Ist es denn sooo ungewöhnlich, dass man seinen Standpunkt verteidigen, erklären und den anderen davon überzeugen möchte und nicht gerade stillschweigend jede Aussage stehen lässt, vor allem wenn jemand die eigene Meinung nicht teilt? Ich halte das für sehr menschlich und gar nicht schlimm, solange man nicht anfängt beleidigend oder so zu werden, ist das jetzt nicht untypisch. Zumal hier sehr sensible Themen behandelt werden. Wir sprechen hier immerhin nicht über Kochrezepte oder Autos.


    Es kommt ja auch immer darauf an, auf welchem Kanal/Ohr man eine Aussage empfängt (informativ, Vorwurf etc).

    Sowohl Empathie als auch Nüchternheit/ Direktheit sind positive Eigenschaften, können in bestimmten Situationen hilfreich, aber auch Nachteil sein und man MUSS auch nicht mit jedem und seiner Art können. Ist im realen Leben ja auch so.


    Wie schon in einem anderen Thread erwähnt, möchte ich mich gerne zurückziehen und mich eigentlich nicht mehr großartig beteiligen, weil auch ich es so empfinde, dass der Ton hier teilweise ganz schön gereizt wirkt und mir das teils zu viel ist. Daher seht diese Antwort nicht als Einladung oder Fortsetzung der Diskussion, sondern als Abschluss.


    Worauf man sich vielleicht einigen kann, ist dass alle ihre eigenen Vorstellungen, Wahrnehmung, Erfahrungen, Ansprüche, Lebensverhältnisse, Geschichten und Strategien (zB. Positives Denken) haben und es daher, zumindest rein auf emotionaler Ebene keine richtige oder falsche Antwort gibt.


    Liebe Grüße und eine schöne Weihnachtszeit! :wink

  • JayCee + Frau Volleybap


    In dieser Diskussion hat das Thema AE im H4 Bezug eigentlich überhaupt nichts zu suchen. Die TE erwähnt das Thema H 4 nicht und ich habe es auch nicht in die Diskussion eingebracht.


    Ich habe lediglich auf Utes Aussage reagiert.

    Immerhin gibt sie an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein und nicht tauschen zu wollen.

    Das ist mindestens bemerkenswert, da sie nach eigenen Angaben H4 bezieht.


    Ich kenne nun wirklich niemanden, der H4 bezieht und auch nur halbwegs zufrieden mit seiner Lebenssituation ist.

    Ich denke, man sollte die Probleme dieser Menschen nicht kleinreden.


    Ich habe ständig Kontakt zu solchen AEs, kenne ihre Probleme und Sorgen und kann daher solche Aussagen nicht unwidersprochen stehen lassen.

  • Du bist nicht in der Lage meine Aussage, die deutlich erkennbar nur von mir handelt zu akzeptieren, bedauerlich.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Nein, kleinreden sollte man das natürlich nicht, aber auf der anderen Seite kann man wohlwollend zur Kenntnis nehmen, dass auch diese Aes einen Grad der Zufriedenheit und Glück empfinden können, dürfen und sollen.

    Manchmal spiegeln uns die Empfänger das, was wir insgeheim erwarten. Du bist alleinerziehene Mutter/Vater? Du lebst von Hartz4? Du musst ja permanent unglücklich sein, weil was anderes nicht sein darf.

    Ich denke, alle Alleinerziehenden müssen sich ein wenig mehr strecken als andere. Ob Hartz 4 oder nicht. Berufstätige Alleinerziehende haben einfach andere Probleme, wobei einige zudem noch für geringes Geld arbeiten (müssen) , da kommen noch mehr Faktoren zusammen.

    Ich habe vor drei Jahren die Erfahrung machen müssen, wie schnell man auch aus einer gefühlten Komfortzone in Ängste abrutscht. Ich habe extrem gute Rahmenbedingungen und auf einmal machten meine Ohren nicht mehr mit.

    Ein halbes Jahr vorher, hatte ich mir schön delux die Sonne im Urlaub auf den Bauch scheinen lassen, neue Dinge gekauft usw. und dann musste ich-bedingt durch meine Erkrankung jeden Euro zweimal umdrehen, da ich ins Krankengeld fiel. Ersparnisse schrumpften schnell und Ratlosigkeit machte sich breit. Dazu kamen noch Rechnungen in hoher vierstelliger Summe zur Hörgeräteversorgung ohne die ich gar nicht arbeistfähig bin. Rentenversicherung zuckte die Achseln. Frau Friday, wir bezahlen ja schon die Reha. Was nützt mir eine Reha, wenn ich dem nicht folgen kann?

    Und ich fühlte mich schon allein gelassen. Wir hätten unsere Zelte hier abbrechen müssen. Und ich bin -entgegen des Rates meines Arztes-wieder in den Job eingestiegen, obwohl ich nicht gesund genug dafür war und das erste Jahr war der Horror für mich. Ich konnte es mir einfach schlicht nicht leisten krank zu sein.

    Was ich meine ist, das der Weg schmal ist ins Hartz4 zu fallen, auch wenn ich grundsätzlich froh bin, dass es diese Leistungen gibt. Allerdings gebe ich gerne zu, dass ich die viele Zeit, die ich auf einmal hatte sehr genossen habe mit meiner Biene. Und wir hatten viele schöne und glückliche Momente für die ich sonst einfach zu müde und erledigt gewesen wäre. Diese ganze Organisierei um den Job und Kind schlaucht mich persönlich oft schon sehr.

  • Was das Thema Beziehungen und gegenseitige Unterstützung angeht: gestern war ich heilfroh, dass ich in einer Patchwork-Konstellation lebe und meine Kinder schon groß und weitgehend selbstständig sind. Ich muss demnächst am Fuß operiert werden und darf den Fuß danach 2 Wochen nicht belasten. Wäre mir das vor 9 Jahren passiert, hätte ich nicht gewusst, wie ich alles hätte organisieren sollen. Omas, Opas und sonstige Verwandte lebten weit weg, 2 Wochen lang Freundinnen einspannen ist auch nicht unbedingt ganz toll und eine Haushaltshilfe wird nicht bezahlt, bzw. nur so anteilig, dass das dann richtig ins Geld geht (wenn man überhaupt eine findet).

  • Das war, als meine Kinder noch kleiner waren, immer mein allergrößter Horror: Dass ich mal die Treppe runter falle und mir ein Bein breche oder sowas.... Hier dasselbe: keine Familie weit und breit und KV eine Katastrophe.... Ich danke dem Himmel, dass das nie passiert ist.

  • Das war, als meine Kinder noch kleiner waren, immer mein allergrößter Horror: Dass ich mal die Treppe runter falle und mir ein Bein breche oder sowas.... Hier dasselbe: keine Familie weit und breit und KV eine Katastrophe.... Ich danke dem Himmel, dass das nie passiert ist.

    Aus genau diesem Grund mache ich keinen Führerschein für's Motorrad. Ich kenne mich (...) und werde noch gebraucht. ^^

  • Irgendwie beschäftigt mich das Thema immer noch.


    Wann ist man ein "Verlierer", wann ist man ein "Verlierer der Gesellschaft"?


    Ich denke, die meisten "verlieren" durch eine Trennung oder auch den Tod sehr viel. Da lösen sich Pläne, Träume, Hoffnungen, Wünsche in Luft auf und das tut in der Regel nun mal weh. Es ist alles andere als schön. Manchmal bedeutet eine Trennung aber auch einen "Gewinn" - ich denke da z.B. an Gewalt oder Alkoholismus.


    Manche haben Hilfe und Unterstützung durch die eigene Familie. Manche aber auch nicht. Je nachdem ist die Belastung durch die alleinige Verantwortung größer oder kleiner. Aber sie ist da, es ist anders, wenn man eine funktionierende Partnerschaft hat, in der sich beide Elternteile um die Familie, die Finanzen etc. kümmern.


    Manche haben eine gute Ausbildung und "gnädige Arbeitgeber", die Rücksicht nehmen. Andere nicht.


    Und dann ist es immer auch die Frage, wie man das Single-Dasein für sich selbst wahrnimmt und definiert. Ob man sich tendenziell ohne Partner eher einsam und "verloren" fühlt, oder ob man es tendenziell eher genießt.

    Wobei ich nicht glaube, dass man da so sehr an sich selbst arbeiten kann, bzw. dass es da gewisse Grenzen auch innerhalb der Persönlichkeit gibt, an sich zu arbeiten oder sich zu ändern. Es hieß immer, dass die Grundhaltung / die Grundlagen mit plusminus 25 Jahren abgeschlossen sind und man da in späteren Jahren nur schwer "drankommt"?! Belegen kann ich das nicht.

    Aber ich bin z.B. ein "Typ", der sich eher mit Partner wohlfühlt. Das geht mir so, gilt aber nicht zwingend auch für andere. Es ist für mich wie eine Art "Backup" - nur halt nicht um jeden Preis, wie es meines Erachtens in meiner/ unserer Eltern- oder Großelterngeneration oft war. Da war zumindest im "Mittelstand" eine Scheidung das absolute soziale Aus und in der Regel wurde es auch finanziell dann außerordentlich schwierig.


    Ich würde niemals sagen, dass man heute als AE automatisch zu den "Verlierern" gehört. Aber es ist schon "anders".