Unterschiedliche Sichtweise in der Erziehung

  • Hallo ihr Lieben,


    Ich brauche mal einen Rat. Meine Frage ist, ob es eine rechtliche Grundlage gibt, wie man mit unterschiedlicher Meinung in der Erziehung umgeht?


    Folgender Fall: Ein 15-jähriger lernt ein Mädchen im Internet kennen. Ist emotional etwas durcheinander, da ein wichtiges Familienmitglied gerade gestorben ist. Er befindet sich gerade zu Besuch bei seinem Vater (Ferien). Durch Zufall erfahre ich, dass er gerade in einer anderen Großstadt ist, die sich 100 km von uns befindet. Er trifft dort das 13 -jährige Mädchen und geht mit ihr nach Hause. Mit dem Vater ist abgesprochen, dass er dorthin fährt und abends wiederkommt. Er geht einfach davon aus, dass es so sein wird. Uhrzeit wurde nicht ausgemacht.

    Kurze Zeit später möchte der Sohn dort übernachten. Nach einem hin und her meinerseits kommt er nach Hause zu seinem Vater.


    Am nächsten Tag bitte ich meinem Sohn zum Gespräch. Ich sagen ihm, dass ich so etwas nicht noch mal erleben möchte. Er kann gerne dort hin fahren, aber rechtzeitig wieder kommen. Schlafen ist nicht drin. Erst mal möchte ich sie kennenlernen, mit den Eltern sprechen usw. Und dann vielleicht in ein bis zwei Monaten, können wir über das Übernachten sprechen. Er sagt mir, wenn er beim Vater ist, hält er sich nicht dran, nur wenn er bei mir ist.


    Ich schreibe seinem Vater, welche Regeln ich meinem Sohn auferlegt habe. Damit er Bescheid weiß. Er antwortet darauf, ob ich nicht auch mal jung war. Noch würde er uns die Wahrheit sagen. Ich sollte nicht so viel fordern. Daraufhin schreibe ich ihm, dass ich das sehr bedenklich finde, da wir sowohl die Menschen nicht kennen als auch unserer Sohn gar keine Erfahrung hat. (Erste Freundin).

    Daraufhin kommt nichts mehr.


    Auf nachfragen zwei Tage später, wo unserer Sohn sich befindet, lügt mich mein Sohn an, er wäre beim Vater. Auf nachfragen beim Vater bekomme ich die Antwort, mein Sohn hätte mir doch geschrieben.


    Als er wieder Zuhause ist, stellt sich heraus, er hätte bei diesem Mädchen geschlafen.


    Darf der Vater das? Wenn ich gegen etwas bin, einfach selber entscheiden?

    Ein Gespräch ist diesbezüglich nicht möglich, er geht nicht ans Telefon oder antwortet mit einen schönen Tag wünsche ich dir.


    An meinen Sohn komme ich gerade schlecht dran, da sein Vater ihm alle Türen öffnet, die er möchte. Eigentlich hatten wir eine gute Beziehung. Besonders, da sein Vater sich jahrelang nicht um ihn gekümmert hat. Ich denke mein Sohn füllt sich jetzt endlich wertgeschätzt. Wenn es beim Vater andere Regeln gab mit denen ich nicht so ganz einverstanden war, habe ich es toleriert und mich nicht eingemischt.


    Nichts desto trotz mache ich mir jetzt aber große Sorgen und finde das Verhalten meines Ex sehr bedenklich. Kann ich da was rechtlich tun oder muss ich das so hinnehmen?

  • Rechtlich kannst du nichts dagegen tun.


    Und mal vom "Mama zu Mama": Euer Sohn kommt in ein Alter, wo er zunehmend eigene Entscheidungen treffen wird und euch/dir nicht mehr alles erzählen wird bzw. nicht mehr für alles um Erlaubnis bitten wird.


    Ich hätte weder bei meine Sohn, noch bei meinen Töchtern darauf bestanden, dass ich erst die Eltern kennenlerne bevor die irgendwo übernachten durften. Und das galt gleichermaßen für Kumpels oder Schulfreunde, als auch für die Freundin/den Freund. Da hatte ich immer genug Vertrauen, dass sie keine den größten Vollpfosten aussucht (ok, ab und an war es nach dran ;-) )
    Und die andere Frage wäre ja, was es dir bringt die Erziehungsberechtigten vorher kennnezulernen?

  • Ich würde ihm auch eher nochmal einen detaillierten Kurs in Sachen Verhütung und Sexualstrafrecht verpassen als mit Anwalt oder Erziehungsmaßnahmen zu kommen. "Du Mama du wolltest doch immer Enkel, ne?" So ne Einleitung ins Gespräch ist auch nicht optimal......

    Bei mir war als ich 15 war der Zug in solchen Dingen abgefahren, Alina sollte da aufpassen das er sich innerlich nicht von ihr verabschiedet.

  • Da hast Du wohl etwas falsch verstanden. Ich wollte das Mädchen kennenlernen, gerne kann sie auch hierhin kommen. Mit den Eltern vorher sprechen, sollte er dort nach einer gewissen Zeit übernachten. Kann auch telefonisch erfolgen. Also den Anspruch habe ich schon, dass ich weiß wo er nachts ist.


    Bei Freunden ist es auch etwas anderes. Die kennt er ja schon länger und ist auch nicht so weit weg, falls was ist. Er kann sie auch besser einschätzen und kann da auch schlafen. Ein Mädchen, das er gerade mal kennengelernt hat, kann er noch nicht einschätzen.


    Natürlich trifft er seine Entscheidungen inzwischen und muss nicht alles fragen. Diese Illusion, dass er mir/uns alles erzählt, habe ich gar nicht. Ich bin ja nicht sein Kumpel, sondern seine Mama. Die Illusion hat wohl sein Vater. Er glaubt, wenn er ihm alles erlaubt, unserer Sohn ihm dann auch alles erzählt.


    Am schlimmsten finde ich es eigentlich, dass sein Vater mit ihm gemeinsame Sache macht. Ich Moment zeigt er ihm, wie man mich hintergehen kann, um sich so durchzusetzen. So eine Beziehung hatte ich bis jetzt mit meinem Sohn nicht. Ich bin etwas geschockt, wahrscheinlich.

  • Agrippa, deswegen auch die Entschleunigung dessen.

    Das mit der Einleitung verstehe ich nicht. Wir haben schon mal über Verhütung gesprochen aber jetzt kam doch. Mädchen getroffen, noch am selben Tag da schlafen wollen. Drei Tage später hat sein Vater es ihm erlaubt. So schnell kann man gar nicht reagieren.

    Ich glaube unsere Sohn ist gerade von seinen Gefühlen überrannt und braucht eher eine Entschleunigung statt für alles ein Ja.


    Vor drei Wochen ist sein Opa und mein Papa, den er sehr geliebt hat gestorben. Also gefühlsmäßig alles etwas aufgewühlt.

  • Was ist denn das Ziel von Erziehung? Erziehung hat doch vor, dass Kinder lernen, bewusst oder unbewusst in meinen Augen richtige Entscheidungen zu treffen (und ein in meinen Augen sozialvertraegliches Verhalten an den Tag zu legen). So ungefähr jedenfalls. Was du willst, lernt dein Sohn seit Jahren und weiss er auch in diesem Fall ganz genau. Er kennt auch differenziert den Unterschied zum Vater. Und weiss genau: unter deiner Obhut läuft der Hase so.

    Was gerade passiert, ist der klassische Ablösungsprozess. An einem zugegeben blöden Beispiel. Im Grunde bleibt nur eines: Linie halten, Gespräch führen. Begründen. Darauf hoffen, dass du 15 Jahre gute Grundlagen gelegt hast.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Volleybap vielen Dank für diese schöne wertschätzende Meinung. Ich bin ganz bei dir. Leider kommen hier diese Schattenseiten einer Trennung zum Vorschein. Ich kann mir kaum so ein Handeln in einer gut funktionierenden Beziehung vorstellen. Ich würde nicht mal jetzt gegen meinen Ex so handeln. Wenn er extrem gegen etwas wäre, würde ich mein Kind zu ihm schicken, um dies zu klären, bevor eine Entscheidungen gefällt wird. Nie würde ich unseren Sohn beim Lügen gegen seinen Vätern unterstützen.


    Ich denke, dass dieses Verhalten im Moment jeden zum Verlierer macht. Schade eigentlich...