Familiengericht - Anwesenheit wird angeordnet?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich mache es mal kurz, es steht nun die achte oder Neunte Gerichtsverhandlung an.

    Das Ganze ist eine Endlosschleife. Veränderungen sind nicht zu erkennen.


    Diese Gerichtsverhandlungen haben nur den Zweck Druck aufzubauen und mich finanziell in den Ruin zu treiben.


    Der Arbeitgeber stellt mich hierfür nicht frei, da es eine Privatverhandlung ist. Ich muss mir also jedesmal für alle die Termine, die vom Jugendamt, Verfahrensbeiständen, Gutachter und Separate Anhörung des Kindes bei Gericht Urlaub (also insgesamt 5-8 Arbeitstage).

    Ich habe das immer fleißig mitgemacht, weil ich Angst hatte - man würde mir die Kinder wegnehmen. Man würde denken, ich hätte was zu verbergen usw.


    Aber ich meine in der Häufigkeit... alle Jahre wieder, sollte mittlerweile klar sein, dass es ihnen gut geht.


    Meine Frage: Kann ich das alles Schwänzen? Und welche Konsequenz könnte daraus entstehen?

  • Gerichtsverhandlungen sind keine "Privatverhandlungen". Wenn ein Gerichtsverfahren angesetzt ist, du also eine Ladung bekommen hast, nach der du persönlich erscheinen sollst, musst du dort zwingend erscheinen. Ansonsten wirst du im schlimmsten Fall von der Polizei abgeholt und zwangsvorgeführt. Eine unentschuldigte Nichtteilnahme an der Verhandlung bedeutet auch, dass dir sämtliche Kosten für die ausgefallene Verhandlung - also auch die Terminkosten des gegnerischen Anwalts zB - auferlegt werden. (Und auch bei der Spontangrippe musst du ein ärztliches Attest über Verhandlungsunfähigkeit vorlegen, nicht nur, dass du erkrankt bist. )


    Der Arbeitgeber hat dir die Teilnahme zu ermöglichen. Es sei denn, es stehen zwingende Gründe dagegen. Die müsstest du in einem Antrag an das Gericht benennen und eine Verschiebung beantragen. Erst wenn dem durch das Gericht stattgegeben ist, bist du befreit davon, an diesem bestimmten Tag vor gericht zu erscheinen. Es wird dann aber ein anderer Termin angesetzt.


    Du findest das alles in dem gerichtlichen Schreiben, mit dem Du geladen worden bist, in aller Ausführlichkeit und mit allen Strafandrohungen aufgeführt. Eine gerichtliche Ladung zu missachten, ist eine ganz schlechte Idee.

    Und klar, kostet dich das Urlaubstage. Da kommt man nicht drum herum. Solltest du obsiegen, kannst du allerdings je nach Fall die dir entstandenen Kosten bzw. finanziellen Ausfälle dem Kontrahenten in Rechnung stellen.


    Wenn du den Eindruck hast, die Klagen sind alle sinnbefreit und dienen nur dazu, dich finanziell in den Ruin zu treiben, dann kannst du genau das in deiner schriftlichen Klageerwiderung vor der Verhandlung niederlegen und begründen. Sollte der Richter sich deiner Meinung anschließen, wird er das Verfahren niederschlagen. Wenn nicht, sieht er gute Gründe für die Klage und setzt die Verhandlung an.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich arbeite für eine große Firma, wo ich also nicht großartig „verhandeln“ kann. Sie richten sich nach den Gesetzen und den Betriebsvereinbarungen.


    Sie sagen, Freistellung ist nur in Strafsachen oder in Verkehrssachen möglich. Unabhängig davon ob Beschuldigter und Zeuge. Bei Angelegenheit vor Familiengericht ist es Privatsache. Man müsse sich ja nicht streiten. Vom Gericht her gibt es ja auch nicht diesen „Entschuldigungsbrief“ an den Arbeitgeber, den man ja von Gerichtsverhandlungen anderer Art kennen mag- nicht.


    Ich habe schon mehrfach vor Gericht und beim Jugendamt - teilweise sogar im Voraus gesagt - dass das hier reines Druckmittel ist und ich das schade finde, dass das Gericht diese Plattform für Psychospielchen bietet.
    Es kann ja nicht sein, dass wir alle Jahre wieder beisammen sitzen und die Anwälte sich generell immer „einigen“ - damit jeder seine eigenen Kosten trägt (es gibt so gut wie nie einen Gewinner oder Verlierer) und die Hälfte aller anderen Kosten. Für Prozesskostenhilfe bin ich leider immer knapp über der Grenze ?!


    Betretenes Schweigen... Verständnisvolles Nicken... ratloses Schulterzucken...


    jeder hat nun mal das Recht einen Antrag bei Gericht zu stellen. Immer wieder und auch zum selben Thema... es könnte sich nach den Monaten - etwas Neues ergeben haben, neue Erkenntnisse....


    Also Schwänzen ist nicht so gute Idee... wie kann ich denn dem ganzen ein Ende setzen?
    das ist ja existenzgefährdend...

  • Der AG muss freistellen, aber nicht die Kosten tragen. Du musst also immer Urlaub nehmen (und wenn der AG dich für Straf- und Verkehrssachen freistellt, ohne dass du Urlaub nehmen musst, ist das ein Geschenk von ihm).

    Die Sicht des AG, in Familiensachen müsse man sich nicht streiten, ist natürlich hanebüchen. Du wirst verklagt - egal, ob du dich streiten willst oder nicht. Und hast vor Gericht zu erscheinen. Allerdings auf deine Kosten.


    Vermeiden solltest du zukünftig dringend jeglichen Vergleich. Lass den Richter ausurteilen. Und stelle den Antrag (über deinen Anwalt), dass die gegenseite die gesamten Kosten zu tragen hat. Vergleiche sind oft Banane. Und kostenträchtig (der Anwalt bekommt für den Vergleich mehr Geld als für den Gerichtsbeschluss ... ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Der Richter liebt den Vergleich auch (er muss dann nämlich kein ausführliches Urteil/Beschluss schreiben, das auch der Überprüfung durch die nächste Instanz standhält ...)


    Und auch die Klagezeremonie des Ex kriegst du durch Vergleiche nicht gestoppt. Rechtlich zeigt jeder Vergleich, dass da beide Seiten ein bisschen Recht wenigstens hatten. Damit war und ist dann auch die unendliche Klagefolge eigentlich berechtigt. Erst wenn Ex eine Handvoll Klagen "verloren" hat, kann man damit argumentieren, dass er unnötige Klagen anzustrengen versucht.


    Das erklärt dir dein Anwalt aber auch nicht zwingend. Denn er verdient ja an der Klageflut vom Ex ... Und dessen Anwalt auch.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.