Depressionen / Es wird wieder schlechter

  • Schön, dass das mit der Pop-Schule vom Tisch ist. Das hier


    Mit einigen Aufgaben fürs Tochterkind, damit sie mal weniger Zeit hat, ihre Depressionen zu pflegen und Trübsal zu blasen..


    finde ich etwas unglücklich ausgedrückt...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Schön, dass das mit der Pop-Schule vom Tisch ist. Das hier



    finde ich etwas unglücklich ausgedrückt...

    Zu Blau:

    Trifft aber genau des "Pudels Kern" und ist anerkanntes Mittel der Psychotherapie.

    Nennt sich landläufig: Beschäftigungstherapie.


    Muckelmama:

    Da ist der Kelch ja zum Glück noch mal an euch vorbeigewandert.

    Weiterhin viel Kraft :thumbup:

  • CoCo es ist aber in der Tat so und ich hab das jetzt fast ein Jahr beobachtet... ihre freie Zeit füllt sie mit ihren Herz-/Schmerz-/Schmalzserien und ihrem Handy aus. Oft auch als Flucht vor dem realen Leben. Und je mehr sie "freie" Zeit hat, je mehr versinkt sie in ihrem Loch. Wenn sie gut beschäftigt ist und wir sie auf Trab halten, desto weniger grübelt sie und desto besser ist sie gestellt. Sie braucht Aufgaben, die sie nicht zu viel zum Nachdenken kommen lassen. Und natürlich ist es so, zwangsläufig, dass ihre Depressionen natürlich ein wichtiges und großes Thema bei ihr sind, wäre ja auch merkwürdig, wenn es anders wäre. Und je mehr sie über ihre Depressionen und ihr Leben nachdenkt, desto tiefer wird das Loch, dass sie sich schippt.

    Außerdem: eine Aufgabe der Eltern ist, das Kind auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. Da das Fräulein Tochter aber - laut ihrer eigenen Angaben - nicht weiß, wie man putzt bzw. mal ein Essen zubereitet, weil ihr das bis dato noch keiner gezeigt hat (stimmt so nicht ganz, so untätig war ich das Jahr über nicht) wird es an der Zeit, sie auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten und ihr das nötige Rüstzeug dafür mitzugeben.


    Im Übrigen: der Muckelmann, ganze vier Jahre jünger, ist zwar auch faul wie Hupe, kriegt aber freiwillig den Arsch hoch und unterstützt mich und kann sogar eigenständig mal kochen (seine Pfannkuchen sind Weltklasse) und selbständig sein Zimmer putzen, ohne, dass ich ihm da mal groß was zeigen musste. Er findet auch - seinem Alter entsprechend - Berücksichtigung im Haushaltsplan. Nicht, dass es heißt, ich behandele die Kinder ungleich.

  • An der Unselbstständigkeit des Mädels hat aber nicht nur sie Schuld. Da tragen ihre Eltern einen gewaltigen Haufen. Man muss auch immer bedenken Kinder sind Produkte ihres Lebens/Umfeld.


    Ich bin bestimmt die Letzte der Selbsständigkeit unwichtig ist. Ich hab da immer immensen Wert draufgelegt und sehe heute wie richtig das war.


    In der Wohnung vom 17jährigen kannst vom Boden essen und kochen flutscht auch. Das läuft aber nur so perfekt, weil ich da jahrelang die Jungs getreten habe.


    Und das ist bei dem Mädel eben nicht passiert und dafür kann sie wenig.


    Ich will sie nicht in Schutz nehmen. Aber in all dem geschriebenen fehlt mir der Anteil vom Vater. Der steht irgendwie daneben und sorry, versteckt sich hinter dir.


    Du machst und koordinierst ja alles.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Mal ein Update:

    Die Tochter schreibt gerade an ihrer Seminararbeit und verzweifelt regelmäßig. Ihre Verfassung wird immer schlechter und sie fühlt sich dem Schulstress absolut nicht gewachsen. Sie bleibt deswegen auch immer öfter zu Hause, aktuell hat sie sich letzte Woche Mittwoch bis einschließlich Freitag krank schreiben lassen und hat ihre Tage im Bett verbracht. Wenn sie überhaupt aufsteht, wechselt sie vom Bett, in die Sofaecke, an den Esstisch, um von da wieder ins Bett zu gehen. Es bleibt alles stehen und liegen, weil sie für nichts Kraft hat. Am Freitagabend hatten wir dann mal wieder eine "Krisensitzung". Sie sagt selber, dass sie eigentlich nicht schulfähig ist. Unser Vorschlag, dass sie über eine stationäre Therapie nachdenken möge, weil dringend was passieren muss, hatte einen absoluten Nervenzusammenbruch die Folge. Ich hatte schon das Telefon in der Hand, um bei der Notfallnummer der zuständigen Klinik anzurufen (haben wir von der Therapeutin bekommen). Sie will nicht, reißt sich gerade zusammen und spielt uns "es ist alles in Ordnung" vor. Allerdings wird es letztendlich darauf hinauslaufen, dass sie sich helfen lassen muss. Weder wir, noch die Stunde Therapie in der Woche können das leisten, was sie braucht. Da sie 18 ist, kann sie letztendlich selber entscheiden. Ich hoffe, sie sieht demnächst selber die Notwendigkeit.

  • Das ist natürlich alles eine nicht so einfache Situation. Ich kann es gut verstehen, dass ihr alle mit den Nerven am Ende seid irgendwo. Schließlich muss ja was passieren bei der Tochter. In meinen Augen ist eine stationäre Therapie auch dringend angezeigt, was ich so gelesen habe jetzt von der Tochter. Leider kann man sie ja nicht dazu zwingen, sie muss es selbst wollen.

    Ich schicke Euch aus der Ferne mal ganz viel Kraft zu!

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar" (Antoine de Saint-Exupéry)

  • Mal ein Update:

    ...... Da sie 18 ist, kann sie letztendlich selber entscheiden. Ich hoffe, sie sieht demnächst selber die Notwendigkeit.

    ...und wenn nicht, müsst ihr die Konsequenzen ziehen.

    Sprich das ihr der Tocdhter über kurz oder lang die Tür weisen müsst.

    Sie ist 18 und wenn nicht therapiewillig und einsichtig dann müsst ihr euch schützen.

    Andernfalls bucht euch selbst schon mal einen Aufenthalt in der Klinik.

    So hat wie es klingt, aber auch die emotionale Abgrenzung muss stattfinden.

  • Inkamann ja... ich denke auch, dass wir uns und ich vor allem den Muckelmann (der ja die scheiß Stimmung auch mitkriegt) schützen muss. Ich weiß allerdings nicht, ob ihr Vater in letzter Konsequenz ihr die Tür weisen wird. Ich möchte ihn auch ungern vor die Wahl stellen müssen, entweder seine Tochter oder ich.


    Wenn sie nicht einsichtig ist, es weiter so läuft wie jetzt und er keine Konsequenzen ergreift, habe ich genau zwei Möglichkeiten: ich nehme es so hin oder ich ziehe die Reißleine und ziehe selber aus. Was für alle bedeuten würde, dass umgezogen werden muss. Das Haus könnte mein Freund nicht alleine halten, zumal es dann leer wäre, wenn ich gehe.


    Ich befürchte, dass er zwar jetzt sagt "Ja, da muss was passieren", aber wenn sie sich weigert, auch keine wirklichen Konsequenzen folgen lässt. Er ist ja froh, dass sie bei ihm lebt. Er sitzt da zwischen zwei Stühlen, ich kann ihn zwar verstehen, aber die junge Frau mischt das ganze Haus auf.

  • Mal ein Update von uns:

    Im März hatte ich den ersten Termin bei einem Therapeuten, weil ich mit der Situation große Schwierigkeiten habe. Mein Freund hat sich vieles schön geredet, immer davon gesprochen, dass es ja Fortschritte gibt und besser wird und und und und. Ich hatte eher den Eindruck, dass der Raum, den ihre Depressionen einnehmen, immer größer wird. Er hat sie in Watte gepackt, immer Rücksicht genommen und sie wie ein rohes Ei behandelt und das natürlich von allen anderen auch verlangt. Seine Tochter hat sich natürlich in ihrem Elfenbeinturm gut eingerichtet, ist ja bequem. Nach meinem Termin beim Therapeuten haben wir gemeinsam eine Beratungsstelle aufgesucht, der Freund und ich.... er wollte, dass sich zu Hause was ändert... und dann kam Corona. Sie musste nicht zur Schule und augenscheinlich ging es ihr besser. War natürlich nicht so, nur hat er das einfach verdrängt. Sie hat es geschafft, jede schöne Situation kaputt zu machen. Jede Familienfeier, jeder Ausflug, jede gemeinsame Unternehmung... wenn sie und ihre Befindlichkeiten nicht im Mittelpunkt gestanden haben, hat sie dafür gesorgt, dass die Stimmung schlecht wurde mit ihrem Verhalten. Wie oft haben mein Freund und ich uns wegen ihr gestritten, die Beziehung hat echt gelitten, weil er mir immer wieder vorgeworfen hat, ich hätte was gegen sie und so schlimm wäre das doch alles gar nicht.

    Wir hatten jetzt Urlaub und waren mit meiner Familie eine Woche in Dänemark. Ich stand unter permanenter Anspannnung: Wie ist ihre Stimmung, fühlt sie sich benachteiligt oder ausgeschlossen (großes Thema), sagt irgendjemand was, was ihr nicht passt... ich konnte den Urlaub nicht genießen und bin jetzt kurz vorm Zusammenbruch. Am Montag hatte ich den nächsten Therapeutentermin. Dieser hat mir geraden, die häusliche Lebensgemeinschaft mit ihr aufzulösen, da ich sonst über kurz oder lang zusammenbreche. Auch für mich wurde immer klarer, ich kann und will mit ihr nicht mehr unter einem Dach wohnen. Und habe dann meinen Freund vor die Wahl gestellt: Die beiden suchen sich gemeinsam eine neue Bleibe und ziehen gemeinsam aus oder er bleibt und sie muss gehen.

    Er hat sich dafür entschieden, dass sie alleine geht, da auch er mittlerweile wohl eingesehen hat, dass ich mit allem, was ich gesagt habe, recht hatte. Und das wir alle vor die Hunde gehen werden, wenn alles so bleibt wie jetzt. Also hat er ihr mitgeteilt, dass wir für sie eine Wohnung in einer therapeutischen Wohngruppe suchen. Das lehnt sie ab. Sie will, dass alles so bleibt und sie könne ja bis zum Abi bleiben und wir machen eine Familientherapie. Kommt für mich absolut nicht in Frage. Jetzt dreht sie natürlich total ab, ihr Vater steht in der Schusslinie (schlechtes Gewissen machen, emotionale Erpressung usw.). Ich kann es jetzt aber nicht ändern und jeden Tag wird es schlimmer zu Hause.
    Im Moment hab ich noch keine Ahnung, wie die Situation sich auflöst und wie das alles ausgeht. Fakt ist: länger als bis Anfang Oktober halte ich das nicht aus.

  • Oh man....


    Ich hoffe, ich verwechsel die Situation jetzt nicht mit jemand anderem...


    Aber war da nicht noch die Mutter im Spiel? Ist die Tochter nicht von der Mutter zu Euch? Eben auch wegen solchen Situationen? Und hattest Du nicht nen halbwegs guten Draht zu ihr? Was sagt sie dazu? Wäre vielleicht ein Rückzug zu ihr machbar? Oder wenigstens nur Mal ne zeitlang, bis ihr was passendes gefunden habt? Mal zur Ruhe kommen usw....

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Ja, nicht nur der Vater hat alles schön geredet sondern du auch...am Anfang...Ansprechpartnerin und Vermittlerin für alle....kann sie zurück zur Mutter und mit dieser zusammen Therapie machen...oder Schulbegleitung oder anderweitige Begleitung im Alltag?

  • Ja. Und anders geht es nicht. So sind (Bonus)Eltern. Zugewandt und ertragend und voll blinder Liebe. Anders kann Familie nicht funktionieren.

    In Krankheitsfällen kann das aber an die Grenzen kommen. Schlimm. Traurig. Da braucht es gute Ärzte und Therapeuten, die beobachten und vielleicht ein bisschen früher "Laut geben".

    Muckelmama, du hast getan, was du konntest. Und darüber hinaus.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Klar habe ich am Anfang alles "schön" geredet. Ich habe wirklich gedacht, wir können das schaffen. Als ich gemerkt habe, dass ihre Therapie keine wirklichen Fortschritte bringt, sie von ihrem Vater in Watte gepackt wird, ihre Depressionen immer größeren Raum innerhalb der Familie beanspruchen und das wir ihr gar nicht gerecht werden können, habe ich versucht, ihren Vater, also meinen Freund darauf aufmerksam zu machen. Ich habe aber gegen eine Wand geredet. Wie oft habe ich gesagt, dass sich was ändern muss und habe immer nur gehört "es wird doch besser", "das wird schon", "wir müssen Rücksicht nehmen" etc. Er hatte Angst, seine Tochter zu verlieren, wie er heute sagt, wollte nicht sehen, dass wir das nicht schaffen können. Ja, seine Tochter ist in Therapie, aber die Therapeutin kann auch nur das therapieren, was die Tochter zulässt. Es gab Elterngespräche. Als wir versucht haben, umzusetzen, was die Therapeutin uns mit auf den Weg gegeben hat, hat die Tochter quer geschossen, alles boykottiert, es gab Nervenzusammenbrüche. Mein Freund neigt dazu, Probleme auszusitzen, im StatusQuo zu verharren. Auch unsere Beziehung hat massiv gelitten, auch hierüber gab es mehrmals Gespräche. Es ist nicht so, dass ich nicht alles versucht hätte. Aber wenn nur einer bereit ist, an der Situation zu arbeiten, dann steht man auf verlorenem Posten.

    Natürlich kann sie zurück zur Mutter. Durch Beziehungen könnte sie in eine kleine Wohnung in einer betreuten Einrichtung für psychisch erkrankte junge Erwachsene ziehen, wo 24 Stunden ein Therapeut und Betreuer für die Bewohner da ist, ziehen. Das lehnt sie ab. Sie möchte jetzt eine eigene Wohnung bzw, mit einer Bekannten eine WG gründen.

    Aktuell ist sie jetzt bei ihrer Mutter, das hatten sie aber schon vor den Ferien verabredet. Ob sie wieder kommt, weiß ich nicht. Im Moment ist es ganz gut, damit wir Luft holen können.

  • wir wohnen ja nicht so weit auseinander...wenn du einfach mal bei einem Kaffee ein Ohr brauchst, melde dich gerne bei mir!

    Am Ende stellt sich die Frage: Was hast du aus deinem Leben gemacht? Was du dann wünscht getan zu haben, das tue jetzt. - Erascus von Rotterdam