Depressionen / Es wird wieder schlechter

  • Das Gespräch mit der Therapeutin morgen ist sicher gut. Ich hoffe, dass die jemand ist, der ein bißchen der Tochter gegenüber auf den Tisch haut. Bildlich gesprochen.

    Dass Tochter nur "ein bißchen mehr Therapie und ein paar Medis" möchte, könnte auch ihrem Krankheitsbild geschuldet sein, jede Veränderung ist ja wieder ein Kraftakt für sie....


    Haltet Ihr sie für suizidgefährdet? Dann könnte man - auch wenn einem sowas natürlich widerstrebt, keine Frage... - eventuell Richtung Einweisung arbeiten. Das geht auch nicht so einfach, aber wäre eine Option.


    Wie ist das eigentlich: Sie war ein einer Tagesklinik oder? Ich bin mal freiwillig vor vielen Jahren für drei Wochen Stationär gegangen, auch wegen Depris in einer schwierigen Lebenssituation. Damals hat man mir zur Entlassung aber gesagt, dass ich, da ich schon mal da war, ohne viel Federlesens wieder kommen könnte, wenn es mir schlechter geht. Wie ist das in Eurem Fall?


    Ich wünsche Euch und ihr viel Kraft.

  • Kommt der Vater morgen mit ?


    Sich helfen,lassen wollen, die Einsicht das man Hilfe braucht, ist oft eine völlige Überforderrung für Depressive, das ist so am würde man von jemanden mit gebrochenem Bein verlangen er solle doch Laufen.




    Liebe Grüße


    Ute

  • Natürlich kommt der Vater morgen mit.


    Die Tagesklinik ist nicht in dieser Stadt und auch nicht für sie mehr zuständig. Außerdem ist sie zurzeit mangels Therapeuten geschlossen. Dorthin ist keine Option.


    Wir werden sicherlich mit ihr reden nach dem Gespräch mit der Therapeutin. Und dann wird man sehen, wie es weiter geht. Passieren muss auf jeden Fall dringend was, sonst gehen wir alle vor die Hunde.

  • Ich empfehle dringend auch eine Berufsberatung. Es kann nicht nur eine Option für das Mädchen geben.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Wir werden sicherlich mit ihr reden nach dem Gespräch mit der Therapeutin

    also geht die Tochter selbst gar nicht mit....warum denn nicht? Sie muss dann noch 6 Wochen warten oder wie?



    Ich empfehle dringend auch eine Berufsberatung.


    Ja das finde ich auch. Das Mädel wäre wahrscheinlich in einem Ausbildungsberuf, der gefällt, besser aufgehoben.

    Tja... sollen wir sie einweisen lassen?

    Ja. Ich finde schon.


    Sie erklärt das damit, dass sie von ihrer Mutter jahrelang konditioniert wurde: Du MUSST Abi machen, du MUSST studieren, eine "normale" Ausbildung ist keien Option. Ob das tatsächlich so war, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass sie wegen der Schule total abdreht.

    Na ja, sie hats ja selbst in der Hand, was anderes anzufangen. Das nun auf die Mutter zu schieben - selbst wenn diese damals solche Aussagen gemacht hatte - ist jetzt nun nicht mehr angebracht. SIE selbst will ein Abi mit 1,9, dass sie genau das studieren kann, was sie möchte. Hm. Eh dünnes Eis.

    Grüsse Tani :wink



    Du bist nicht das was Du sagst, sondern das was Du tust!

  • Kaj Für sie gibt es nur diese eine Option... wir haben uns schon den Mund fusselig geredet... *seufz*

    Nicht ihr! Da muss jemand Externes ran. Vielleicht kann man mit der Therapeutin reden und für eine Sitzung jemanden dazuholen. Oder ihr macht einen Termin bei der Arbeitsagentur.

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    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Alles nicht so einfach. Nein, sie geht zu dem Elterngespräch nicht mit. Sie hat den nächsten Termin am Dienstag nächste Woche.


    Auch da haben wir mit ihr schon drüber gesprochen. Sie macht ja ihre Mutter tatsächlich für alles verantwortlich. Dafür, dass sie Depressionen hat, dafür, dass sie sich selbst so einen Stress in der Schule macht... na ja... sogar für ihre Figur. Weil Gene und so. Es gibt den Ausbildungsberuf der Veranstaltungskauffrau (so oder ähnlich heißt das). Ich hatte erst vorgestern mit ihr ein längeres Gespräch darüber, ob es nicht vielleicht sinnvoll ist, lieber Fachabi und dann ne Ausbildung zu machen. Tja... und was sie der Therapeutin Preis gibt, weiß man ja auch immer nicht. Deswegen haben wir ja das Elterngespräch, denn die kennt nur die ihre Sicht auf die Dinge.

  • Für sie gibt es nur diese eine Option... wir haben uns schon den Mund fusselig geredet... *seufz*

    Ein fröhlicher, gesunder Mensch freut sich über alternative Möglichkeiten, Chancen, neue Erfahrungen. Er geht munter vorwärts, packt die Dinge an, die dran sind. Für einen depressiven Menschen verursacht Veränderung allein schon von Abläufen Angst und Schrecken, Panik - das Gefühl der Überforderung. Abänderung von Vorhaben und Plänen, sich auf Neues einzustellen und nicht der bisherigen Spur zu folgen - genau das ist etwas, was Gesprächstherapeuten mit all ihrem probieren und was so oft nicht gelingt. Als Familienmitglied kann ich diesen Heilungsprozess unterstützen. Aber es wäre fast ein Wunder, wenn ich ihn in Gang setzen könnte. Ich kann ja auch keinen Bruch richten oder am offenen Herzen operieren.


    Das ist soooo schwer. Man weiss ja oft und ahnt zumindest, was ungefähr das richtige wäre. Aber man kann den anderen/die Kinder/Eltern nicht bleibend in Bewegung setzen. Man sieht, wie es an die Wand fährt und ist hilflos ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Hilflos... genau


    Die Therapeutin hat mich gerade noch mal angerufen und den Termin ein wenig nach hinten verschoben. Sie hat wohl am Telefon gemerkt, dass es mir gerade mit der Situation nicht so gut geht und sich die Zeit genommen, vorab schon mal mit mir zu sprechen.


    Sie hat ganz klar gesagt, dass "Ich habe keine Kraft dafür" keine Ausrede sein kann und darf, wenn es um alltägliche Dinge des Lebens geht. Wir dürfen ihr nicht die komplette Verantwortung für ihr Leben aus der Hand nehmen, weil sie sich dann immer mehr auf uns/mich verlässt und bald gar nicht mehr am "normalen" Leben teil nimmt. Wir sollen ganz deutlich mit ihr sprechen und ihr unsere Grenzen aufzeigen. So nach dem Motto "Wir wissen, was mit dir los ist und wir wissen, dass es dir nicht gut geht. Aber unsere Kraft schwindet auch. Wir arbeiten, genau so, wie du zur Schule gehst. Wir kümmern uns um einen Großteil des Haushalts und die alltäglichen Dinge. Es ist deine Aufgabe, dich um dein Zimmer zu kümmern und um deine Wäsche. Wir können dir nicht alles abnehmen und das wollen wir auch nicht". Es wäre wichtig, dass sie unsere Grenzen kennt, damit sie einen Rahmen hat, in dem sie sich bewegen kann. Allerdings sollen wir auch konsequent sein. Klappt das z. B. mit der Wäsche nicht, muss sie sich komplett selber um die Wäsche kümmern, waschen, aufhängen, abhängen, falten, wegräumen. Klappt das mit dem Zimmer nicht: egal... sie muss da drin wohnen, nicht wir. Hält sie sich nicht an die vorm Zusammenziehen vereinbarten Regeln, soll ich nach und nach sämtliche "Dienstleistungen" für sie einstellen. Wir leben alle zusammen in dieser Familienkonstellation und jeder hat seine Aufgaben. Einschließlich ihr. Sie hat wohl mit der Therapeutin das letzte mal besprochen, dass sie überlegt, wie man es anstellen könnte, dass der Muckel in der Vorabiphase vielleicht bei seinem Vater wohnt, damit sie in Ruhe lernen kann und sie sich nicht von ihm genervt fühlt. Ähm... aha... das war ein Moment, bei dem ich fast an die Decke gegangen wäre. Die Therapeutin hat mich ziemlich schnell wieder "runter geholt" und gesagt, dass sie der Bonustochter tüchtig den Kopf gewaschen hat zu dieser Äußerung. Wir wohnen alle zusammen, jeder hat das gleiche Recht und wenn sie die Befürchtung hat, er könne sie dann stören, müsse sie ausziehen. Schließlich verlangt der Muckel ja auch nicht, dass sie bei ihrer Mutter wohnt, wenn er in der Prüfungsphase ist.


    Also steht am Wochenende mal ein deutliches Gespräch an. Ich hoffe, wir schaffen es, da konsequent zu sein *seufz*

  • Frag doch morgen mal, wie die Therapeutin auf einer Scala von 1 bis 10 die Erkrankung der Bonustochter einschätzen würde. Hat sie eine manifeste Depression (nimmt sie Medikamente? Irgendwie habe ich das im Hinterkopf), ist das etwas anderes als wenn sie depressiv verstimmt und auf dem spät pubertären Egotrip "die Welt dreht sich um meinen Bauchnabel" ist. Ein bisschen klingt mir durch die Zeilen heraus, als würden Tochter wie Vater wie Therapeutin, vielleicht auch du das in manchen Phasen so und dann wieder anders einschätzen. Wichtig wäre, da auf eine gesicherte Einschätzung zu kommen. Und die sollte zumindest bei euch Eltern und der Therapeutin gleich sein, am besten auch bei Tochterkind.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Die Therapeutin berichtet Inhalte der Gespräche mit der 18 jährigen ?

    Hat sie dazu das Einverständnis der Tochter?


    Das nenne ich ja mal eine tolle Vertrauensbasis zwischen Therapeutin und Klient.:kopf



    Wenn jemand in einer schweren depressiven Phase steckt, dann fehlt die Kraft , das ist doch keine Absicht.


    Die Therapeutin schiebt Euch mit netten Psychoweisheiten die Verantwortung für die Genesung der Tochter zu.

    Entweder schätzt sie die Situation ganz anders ein, alles halb so schlimm, oder sie ist die falsche Therapeutin.


    Das die Bonustochter leidet und Hilfe braucht sieht die Therapeutin aber schon ein, oder


    Die reagiert Dir gegenüber ,eher mit, ach packen sie das Mädel mal feste an dann wird das schon.Termin morgen verschoben ja ja nicht so wichtig.


    Schön das sie noch Öl ins Feuer 2 Kinder 2 Elternteile giesst.:kopf




    Liebe Grüße


    Ute

  • Tochter macht die Mutter für alles verantwortlich,..hm hattet ihr vor kurzem auch noch gemacht


    Die Therapiestd und Medis wurden ja in der letzten Zeit erhöht



    Ich würde die Therapiestd der Tochter nächsten Dienstag in ein gemeinsames Gespräch umwandeln, dh zusammen dort aufschlagen,

    so flexibel müsste die Therapeutin sein in so einer Notsituation...

  • Wenn der Therapeutin bekannt ist das Abi und ein entsprechender Notendurchschnitt eine grosse Baustelle der Tochter ist, dann ist ihre Reaktion daneben.

    Um mit einem Klienten gut arbeiten zu können bedarf es einer Vertrauensbasis und ein Gefühl des, hier bin mich Mensch ,hier darf ich sein.

    In ihrer Logik in ihrer Angst zu versagen mit dem Druck das Abi machen zu müssen, ist die Äusserrung bezüglich Deines Burschens nicht als schnödde Egotrip Nummer zu werten.


    Was nicht heisst, das sie das unterstützen soll, aber der Kopf wurde hier wohl schon öfters gewaschen, gebracht hat es nix oder?


    Ich war mal dabei üble mein Leben einschränkende Ängste zu entwickeln.

    Ich entschied mich ganz bewusst für eine Verhaltenstherapeutin, schliesslich wollte ich wieder lernen mich"richtig" zu verhalten.

    Mir hat alleine schon geholfen, das nicht kam stell Dich nicht so an usw usw

    Mit diesem Wissen das ich ernst genommen wurde, das mir eben nicht dauernd erzählt wurde, was das beste für mich ist, konnte ich mich auf Hilfe einlassen.


    Meine Therspeutin war vom Kuschelkurs soweit weg, das war harte Arbeit, die hat mich nicht in Watte gepackt, aber sie hat mich gesehen.


    Das Gefühl ,natürlich subjektiv, habe ich bei der Therapeutin, von der Du hier schreibst nicht.



    Liebe Grüße


    Ute

  • Also...


    Es sind handfeste Depressionen, sie bekommt Medikamente und ist seit fast fünf Jahren dauerhaft in Behandlung.

    Die Therapeutin hat den Termin lediglich um zwei Stunden nach hinten verschoben. Sie plaudert auch nicht wahllos aus, was die Tochter ihr erzählt. Sie hat sie ausdrücklich drum gebeten, das Thema anzuschneiden, wenn Frau B. das nächste mal mit mir spricht.

    Es geht auch nicht darum: packen sie sie mal feste an, das wird schon, sondern darum, sie nicht zu viel Verantwortung abgeben zu lassen. Es besteht die Gefahr, dass das Bonuskind sich immer mehr alltägliche Dinge abnehmen lässt und irgendwann tatsächlich außer schlafen, essen und Schule gar nichts mehr macht. Die Therapeutin sieht schon, dass es aktuell wieder schlechter wird... Sie wird mit ihr am Dienstag einige Möglichkeiten durchsprechen.

    Am Donnerstag ist Töchterchen zu unserem Hausarzt gegangen und hat sich wegen ihrer Überforderung krank schreiben lassen und geht jetzt erst mal bis zu den Herbstferien nicht zur Schule.

    Es ist ein Teufelskreis, denn durch die Fehltage wird der Druck noch größer und ihr geht es noch schlechter.

    Egal für welchen Weg sie sich entscheidet... wir stehen schon hinter ihr. Was aber nicht heißt, dass ihre Krankheit hier zu Hause unser aller Leben bestimmt.

    Der Muckel wohnt hier, er hat genau die gleichen Rechte und Pflichten wie seine "Schwester" und der kann nicht mal eben abgeschoben werden, wenn sie lernen muss. Und wir können ihr auch nicht alles abnehmen... wir können sie unterstützen... ja... aber wir sollen sie nicht in Watte packen. Davon wird's nicht besser...

  • In so einer Familienkonstellation muss man immer zwei Dinge im Hinterkopf behalten:

    1. Ihr seid als Familie nicht Teil der Therapie, sondern könnt und dürft nur begleiten. Alles andere wäre eine untragbare Verantwortung und letztlich ein Abschieben der Ärzte von ihrer Verantwortung.

    2. Der eigene Schutz geht vor. Mittel- und langfristig könnt ihr das Tochterkind nur begleiten und unterstützen, wenn das nicht über die Maßen an den eigenen Kräften zehrt. Stürzt ihr ab, steht Tochterkind im Regen. Um das zu verhindern, ist der "Selbstschutz" also grundlegend.


    Mit dieser Voraussetzung im Hinterkopf hat man einen Maßstab um zu gucken, was geht und was nicht geht. Auf dieser Ebene kann man Absprachen mit den Therapeuten treffen, mit Tochter. Ihr habt jetzt seit einigen Monaten eine veränderte Konstellation. Das ist bei diesem mutmaßlich manifestierten Krankheitsbild der Tochter noch keine lange Zeit. Es ist völlig normal, da noch an den Strukturen zu arbeiten. Ihr seid auf einem Marathonlauf. Braucht also den langen Atem. Dazu gehört auch, sich als Patchworkpaar immer wieder zusammen zu setzen und offen alle Möglichkeiten, Chancen und Gefahren auf den Tisch zu legen. Nur so kann man gemeinsamen klären, wohin man will, wohin man kann. Im Moment überholt euch gerade die Eigendynamik der Situation ein bisschen. Auch das ist normal, wenn die Theorie, das Hörensagen zur Praxis wird. Auch da gilt: Überprüfen und schauen. Man darf auch Fehler machen, man darf Meinungen ändern. Oder keine Lösungen erst einmal sehen. Aber man sollte im Gespräch bleiben.


    Die große Kraft dafür wünsche ich euch!

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.