"Wie umgehe mit Vertrauensbruch, Lügen, Klauen?" die Zweite

  • Ich erlebe gerade das gleiche Dilemma, wie vor anderthalb Jahren von hoffnungsvoll hier eingebracht und im Thread "Wie umgehen mit Vertrauensbruch, Lügen, Klauen?" diskutiert.

    Unterschied zum genannten Thread ist, dass mein Sohn knapp 6 Jahre ist und dass es ausschließlich um Lügen geht, dass ich nur zu 99% sicher bin, dass er und nicht die Tochter lügt, und dass es nicht um 5 Euro nehmen, sondern um die simple Frage ging, "Was ist denn hier passiert?"


    Gestern früh haben wir Kleider ausgemistet, und was zu klein war oder nicht mehr passt, aussortiert. So auch ein Oberteil, das noch passt, dem Sohn aber nicht gefällt, also wegsoll. Also kam es in die Kiste "Zu klein/groß".

    Gestern Abend liegt dieses Oberteil nass in der Kinderzimmertür. Ich hebe es auf, frage nach, was damit ist, wie kommt es, dass es nass ist.


    Bis dahin war meiner Erinnerung nach alles normal und ruhiges Familienleben gewesen. Beide Kinder sagen, dass sie es nicht wissen, warum es nass ist und dass sie es auch nicht waren, die es nass gemacht haben.

    Der Sicherheit halber frage ich auch meine Frau, ob sie das Oberteil nass gemacht hat, natürlich war sie es nicht, und dann stelle ich die Frage nochmal meinen Kindern.

    In diesem Moment war bei mir etwas umgeschlagen:

    Ursprünglich wollte ich eigentlich nur wissen, was da passiert ist, wie es kam, dass ein Oberteil, das aussortiert in einem Karton lag, das niemand getragen hatte, plötzlich nass am Boden liegt.

    Plötzlich ging es mir nur noch darum, zu erfahren, warum eines meiner beiden Kinder mich anlügt, und damit sein Geschwisterkind in eine missliche Lage bringt. Ich sagte ihnen, dass es ja nicht schlimm ist, wenn sie Quatsch gemacht haben, dass ich einfach nur wissen wollte, was passiert war, aber dass jetzt, da doch offensichtlich ein Kind die Unwahrheit sagt, ich das sehr wohl schlimm finde.

    Es ging eine ganze Weile hin und her. Aus einer Lappalie hatte sich ein ernstes Vertrauensproblem entwickelt. Mir schien es nicht gut zu sein, die Sache auf sich beruhen zu lassen und es zu tolerieren, dass mein Kind mich anlügt, wenn es das für sich für besser hält. Und mir war nicht wohl dabei, zu wissen, dass eines meiner beiden Kinder mich anlügt, und das andere irgendwie auch in den Verdacht geraten ist, dass es selbst das Kind sei, das lügt. Obwohl es nicht gelogen hatte.

    Je länger sich die Sache hinzog, desto schwieriger wurde es.


    Ich war mir schon ziemlich sicher gewesen, dass der Sohn die Unwahrheit gesagt hatte, deshalb setzte ich ihn alleine in ein Zimmer, sagte ihm, dass ich von ihm erwarte, dass er mir die wahre Geschichte erzählt, wie das Oberteil nass wurde, dass er sich bei seiner Schwester entschuldigt, weil er sie unverdienterweise in Verlegenheit gebracht hatte und dass er nicht mehr lügen darf.

    Nachdem er auch sehr lange nicht aus dem Zimmer kam, fragte ich die Schwester. Ob sie es ehrlich nicht war. Dass sie wissen müsste, dass wenn sie ihren Bruder zu Unrecht unter Verdacht bringt, dass das ganz schlecht und unfair ist. Aber sie beteuerte, dass sie es wirklich nicht war. Also sagte ich ihr, dass sie mit dem Bruder reden soll, dass sie ihn vielleicht bewegen kann, zur Wahrheit zurückzukehren.


    Nun besprachen sich die beiden Kinder. Meine Frau, die direkt nebenan war wurde Zeuge des Gesprächs. Der Sohn instruierte also seine kleine Schwester, schuf eine neue Geschichte, wie sie es erzählen sollten, so dass am Ende, er also nichts mit dem nassen Oberteil zu tun hatte. Nachdem die Story soweit stand, kamen beide und der Sohn erzählte also eine Geschichte, die anfangs wahrscheinlich den Tatsachen entsprach, und später dann kam die überraschende Wendung, "dass er dann sagen würde, dass er es gewesen wäre, und aber jemand anders es war..." Also eine ganz schöne Kindergeschichte. Sehr fantasievoll, aber leider war der Bruch dadurch nicht geheilt.


    Mir war es ja nicht mehr in erster Linie darum gegangen, zu erfahren, wie das Oberteil nass wurde, sondern mich irritierte dass mein Kind mir die Unwahrheit sagte, wenn ich es fragte. Dass mein Kind glaubte oder so tat als ob es glaubte, dass ich ihm eine Lügengeschichte schon abnehmen würde, wenn es nur lange und beharrlich genug daran festhielt.


    Ich nahm ihm die Geschichte also nicht ab, sagte ihm, dass er bitte nochmal nachdenken soll. Dass es überhaupt nicht schlimm ist, wenn er Quatsch gemacht hat, und auch wenn er erst etwas Falsches gesagt hat. Dass es jetzt aber wirklich wichtig ist, dass wir wieder zu einer vertrauensvollen Beziehung kommen müssen. Ich muss ihm glauben können. Und das geht nicht, wenn er mir eine Geschichte verkaufen will, die nicht stimmt.


    Es war dann sehr spät geworden, ich habe ihn ins Bett geschickt. Auch wenn ich es tausendmal lieber gehabt hätte, das Thema vor dem Schlafengehen abgeschlossen zu haben. Jetzt schläft er - und ich kann nicht schlafen, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.

    Es einfach auf sich beruhen lassen?

    Dann weiß ich nie, ob er mir eine Geschichte oder die Wahrheit erzählt. Ich will das so nicht haben. Das untergräbt unser Vertrauen.


    Offtopic: Vor ein paar Wochen kam er weinend zu mir gerannt, 2 Jungs hätten ihm irgendwie weh getan, und dann sind sie weggerannt. Ok, wo sind sie hin? Ich bin mit ihm an der Hand also dorthin gegangen. Vor dem nächsten Haus fanden wir die beiden und ich habe sie gefragt, was da vorgefallen ist. Die beiden haben mir eine andere Geschichte erzählt. Der Papa des einen kam dazu und stellte sich, quasi spiegelbildlich zu mir, ebenfalls vor seinen Sohn. Nun haben wir beide Papas uns nicht gestritten, sondern irgendwie versucht der Sache gerecht zu werden. Die Wahrheit herauszufinden, so dass wir ein Kind, das sich fehlverhalten hatte rügen und das Kind, dem Unrecht widerfahren war trösten könnten.

    Die wahre WAHRHEIT konnten wir beide nicht rausfinden. Also ermahnten wir beide Papas alle drei Jungs zu Fairness und ich ging mit meinem Sohn wieder nach Hause. Ich tröstete ihn zwar auf dem Heimweg, aber in mir nagte der Zweifel, bzw. der Verdacht, die Ahnung, dass mein Sohn mich angelogen hatte. Dass er sich mir gegenüber als Unschuldslamm verkauft hatte, und dabei aber den beiden Jungs gegenüber unredlich gehandelt hatte.

  • Ich glaube, ich hätte einem nassen T-Shirt und dem "Ich war's nicht" niemals eine solche Bedeutung zugewiesen... Klar - ich verstehe es schon, dass es dir darum ging, die Geschichte aufzulösen, aber manches lässt sich nicht aufklären.


    Bei mir galt immer die Regel, dass Fehler dazu da sind, daraus zu lernen. Jedem passiert mal was Dummes, jeder macht mal Blödsinn, aber man muss dazu stehen. Nur wenn man wirklich nichts herausbekommt, dann lasse ich es auf sich beruhen - mit dem Kommentar, dass es schade ist, dass einer nicht die Wahrheit sagt und ich mich frage, warum dies so ist. Aber auch ich bin nicht perfekt, vielleicht machen andere es ja anders?

  • Auweia... wie kann man das so lange diskutieren und die Kinder bedrängen. Er ist 6 Jahre!!!!


    Ich hätte darauf bestanden das das Shirt aufgehängt wird oder in die WaMa gesteckt wird. Dazu der Spruch das ich es blöd finde nasse Sachen hinzupfeffern und flunkern auch uncool ist und Ende.


    Es sind kleine Kinder und trotzdem kann man auch denen als Eltern gewaltig auf den Keks gehen mit so einer ewigen Fragerei.


    Es war nur ein nasses Shirt und keine geklauten 5 € oder ne Prügelei unter Geschwistern.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Jannne

    So wie du schreibst möchte ich es auch haben. Eine gewisse Leichtigkeit, aus Fehlern lernen und nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen.

    Das ist die eine Seite. Mein Dilemma besteht darin, dass ich mich auf der anderen Seite darauf verlassen können möchte, wenn ich meine Kinder über den Hergang von etwas befrage, dass sie mir sagen, was wirklich geschehen ist.


    Elin

    Von welchem der beiden Kinder hätte ich verlangen sollen, es in die Wama zu packen, wenn es doch beide nicht waren? Per Kollektivstrafe, also beide zu verdonnern?

  • Bin auch er Meinung - Du interpretierst da viel zu viel rein.

    Hier geht es nicht um gelogen - es ist mit dem Tshirt was passiert (was auch immer) und gut ist.

    Es wird im Alter noch wesentlich "schlimmere" Situationen geben - da kann man nicht immer so ein Faß aufmachen - Sorry, aber hier kann ich Dich und Dein Verhalten Deinen Kindern gegenüber wirklich nicht verstehen

  • Dass du wegen so einer Kleinigkeit so ein Fass aufmachst, zeigt mir, dass du deinen Kindern nicht vertraust, schon vorher nicht.


    Sechsjährige haben viel Phantasie, unsichtbare Freunde, die für alles herhalten müssen usw. Da muss man durch als Eltern.


    Du hast deinen Kindern total viel Stress gemacht, mich würde es nicht wundern, wenn dein Sohn jetzt wieder einnässt.


    Mach dich mal locker.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Ich würde Dir raten dutlich entspannter zu werden, sonst wirst um im Laufe der nächsten Jahre schier verrückt. Lass mal die Pubertät kommen......
    Das heißt nicht, dass man alles durchgehen lässt, aber man sollte schon abwägen, wie hart man vorgeht.

  • Du manövrierst dich immer wieder in Situationen, die völlig unnötig sind.


    Ich hab im Laufe der letzten 22 Jahre über manche Flunkerei, über manche Lüge und Verdrehung des Offensichtlichen hinweggesehen. Nagut, nicht hinweggesehen, sondern durchaus meine Zweifel am Geschilderten deutlich gemacht, aber nie stundenlang nachgebohrt und schon gar nicht bei einem 6-jährigen Kind. Meine Güte, welche Angst muss dein Sohn vor die haben, dass er nicht mal wegen einem nassen T-Shirt ehrlich sein kann.


    Ich habe in solchen Fällen meinen Kindern immer gesagt, dass x,y, oder z mal passieren kann. Das das nicht das Schlimme ist, sondern für mich das Schlimme ist, wenn ich angelogen werden. Ich immer und in jedem Fall für sie einstehen werde, aber das nur tue, wenn ich die Wahrheit kenne. Klar, meine Kinder haben immer mal gelogen/geflunkert, um sich als Unschuldslamm darzustellen oder etwas zu erreichen. Das gehört dazu. Genauso wie das eine oder andere Geheimnis.


    Aber auf eines konnte ich mich immer verlassen und kann es auch heute noch. Wenn sie Hilfe brauchen oder Sch.. gebaut haben, dann kommen sie zu mir und haben niemals Angst, dass etwas zu schlimm oder zu peinlich sein könnte, als das sie es nicht erzählen könnten. Das würde sie mit Sicherheit nicht tun, wenn ich aus solche Nichtigkeiten solche Elefanten gemacht hätte.


    Ich glaube du solltest mal etwas an dir arbeiten. Vertrauen wird nicht durch kleine Lügen gebrochen, schon gar nicht bei einem Elternteil. Was wirst du tun, wenn dein Kind mal älter ist und gekifft hat oder mal was geklaut hat?


    So wie du derzeit reagierst werden deine Kinder wohl eher kein Vertrauen zu dir haben, weil sie spüren, dass du ihnen nicht vertraust. Versuch´s mal mit ein bisschen mehr Gelassenheit. Es sind doch nicht deine ersten Kinder. Du hast doch schon welche groß gekriegt. Vielleicht fragst du sie mal, wie sie solche Verhöre als kleine Kinder empfunden haben

  • Du hast doch bereits 3 Kinder. Warst du da vollkommen außen vor was Erziehung betraf? Selbst bei der Scheidung müssen diese Kinder schon ein paar Jahre alt gewesen sein.


    Und ja wenn keiner von Beiden sich gezuckt hätte. Hätte einer links und einer rechts das Shirt angefasst und ins Bad getragen.


    Davon sterben sie nicht und es wäre mir egal wenn sich einer ungerecht behandelt fühlt. Das können sie unter sich klären.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Den Wirbel, der wg. so einer Kleinigkeit gemacht wurde, verstehe ich nicht.


    Schlimm finde ich den Druck, den du den Kindern gemacht hast.

    Du erreichst so das genaue Gegenteil von dem, was du erreichen möchtest.

    Erinnert mich total an meine Ex. Genau so hat sie auch immer reagiert.

    Wg. Kleinigkeiten wurde ein Drama veranstaltet. Karl traute sich nicht mehr zu erzählen was passiert war und schindelte sie an. Dann ging es erst richtig los, weil er sie ja "angelogen" hatte.

    Dieses "Anlügen" wurde dramatisiert, Wörter wie "völliger Vertrauensbruch" fielen.

    Der Kurze wurde über Tage mit Nichtbeachtung gestraft und durfte sich nicht die kleinste Kleinigkeit mehr leisten. Mit Absicht zog sie ihm dann die Sachen an, die er nicht mochte und wehe, er sagte einen Ton, dann war der Teufel los.

    Mit ihr darüber zu diskutieren war zwecklos. Ich hab´s so oft versucht, aber die unfehlbare Mutter hatte immer recht.


    Wie hat Karl auf solche Situationen reagiert? Er verlor das Vertrauen zu seiner Mutter, kam nur noch zu mir und suchte bei mir Schutz.

    Das machte die KM erst richtig wütend, sie wurde ihm gegenüber noch strenger.



    Karl macht hier auch machen Mist. Selten zwar, aber natürlich kommt das vor.

    Je älter er wird, je mehr probiert er aus und das geht manchmal auch schief.

    Ich bin so froh, dass er dann aber freiwillig zu mir kommt und erzählt, was passiert ist.

    Ich muss mich zwar auch manchmal zu Ruhe zwingen und ja, hat er richtigen Mist gebaut, dann spürt er auch, wenn ich verärgert bin.

    Aber immer sage ich ihm: "Ich bin sauer über ...(den Vorfall)..., aber froh, dass du es mir erzählt hast.

  • Puh... Ich kann mich den anderen nur anschließen...


    Aus einer Lappalie hatte sich einernstes Vertrauensproblem entwickelt.


    Genau das war es - eine Lappalie. Es wird schon einen Grund haben, warum nicht gleich gesagt wurde, was mit dem T-Shirt passiert ist. Vielleicht einfach nur, weil er sechs Jahre alt ist. Vielleicht, weil er weiß, dass die Aktion, bei der das T-Shirt nass wurde, mehr so "mittel-legal" war. Vielleicht, weil er Deine Reaktion fürchtet - was mich bei Deinen Verhörmethoden nicht so sehr wundern würde; bei denen bekomme ich echt Bauchweh. Ich denke, Du hast ein Problem mit Vertrauen - Kinder sind wunderbare Spiegel. So trägst Du auf jeden Fall nicht dazu bei, dass die Kinder das Gefühl haben, sie könnten Dir immer alles sagen; im Gegenteil.


    Die wahre WAHRHEIT konnten wir beide nicht rausfinden.


    Die gibt es meistens nicht...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Kinder sind keine "kleinen Erwachsenen". Sie sind also nicht im begrenzten Rahmen genauso einsichtig, handlungsfähig und verantwortlich wie ihre Eltern. Ihre Welt ist anders. Und das ist auch gut so.

    Kinder nehmen Dinge noch ganz anders wahr als die Großen. Von einem Geschehen können sie noch nicht zwingend auswerten, was daran bedeutend ist und was nebensächlich. Vielmehr sind sie gerade von neuen Situationen regelmäßig gefordert und ebenso regelmäßig auch überfordert. Dinge, die sie nicht verstehen oder die sie überfordern, interpretieren sie für sich selbst auf ihre eigene Art und Weise. Das kann mit dem übereinstimmen, was ein Erwachsener sagen würde. Das kann aber auch vollständig davon abweichen.


    Wenn also hier dein Knabe seiner Schwester im Nachhinein eine Geschichte um das T-Shirt-Ereignis baut, ist das weniger eine Frage von Lüge und Wahrheit. Es ist vielmehr eine Frage, ob und wie er die Situation erfahren und verkraftet hat. Für ihn jedenfalls ist mutmaßlich das, was er jetzt als Erklärung geschaffen hat, erst einmal "die Wahrheit". So passt es in sein Erleben, in sein Weltbild, zu dem auch das Bild seiner Persönlichkeit, seines Könnens, seiner Leistungsfähigkeit gehört.

    Als Eltern müssen wir ertragen, dass unsere Kinder nicht perfekt sind, ihnen nicht alles gelingt. Wir helfen ihnen, indem wir ihnen den Raum geben, mit Fehlern umzugehen, wenn dieser Raum da ist. Das ist er in der Familie. Das ist er nicht zwingend im Kiga oder in der Schule. Das sind aber auch Lebensbereiche, die nicht so entscheidend für Kinder sind.


    Kinder "erzieht" man eigentlich durch positive Anreize. Man lobt gelungene Dinge (oder Dinge, die man verstärken will). Dieses Lob wollen Kinder, verkürzt gesagt, wieder haben.


    Negative Dinge muss man nicht groß kritisieren. Sondern kann sie dadurch aus dem Fokus der Kinder nehmen, indem man sie nicht beachtet, gleichgültig reagiert oder deutlich macht ohne große Betonung: Das kann man auch anders machen.


    Und "das Machen" ist ja eigentlich das wesentliche. Kinder lernen nur bedingt durch Erklärung und Zurechtweisung. Sie lernen durch Tun, durch Vorbildhandlung. Der dreistündige theoretische Vortrag ist oft weniger hilfreich als der einminütige händische Lösungsvorschlag. Ein nasses T-Shirt kann ich in 30 Sekunden über einem Becken auswringen und dann entweder irgendwo zum Trocknen aufhängen oder in der Wanne lagern etc. Dann weiß der Sechsjährige, wie er beim nächsten Mal ohne Stress und Gedöns eine Sache etwas besser auflösen kann und dass es nicht so dolle ist, ein nasses Shirt einfach irgendwo abzulegen.


    Gelernt hat der Knabe dann nicht nur den besseren Umgang mit einem Shirt, sondern auch, dass Probleme gelöst werden können und nicht "Fehler" zu einer elterlichen Straf- und Stressaktion führen. Dein Knabe hat nichts von dem was war gemacht, um dich zu ärgern. Sondern weil er keine andere Lösungsmöglichkeit gesehen hat.

    Bring ihm nicht bei, sich noch "bessere" Geschichten ausdenken zu müssen, die du nicht als falsch entlarven kannst, sondern zeige ihm, dass andere Dinge wichtig sind.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

    Einmal editiert, zuletzt von Volleybap ()

  • Auch wenn es ranzig klingt: sag mal, hast Du keine anderen Sorgen?!?!?! Wieviele Stunden hast Du in diese Aktion investiert? Was genau sollen jetzt Deine Kinder daraus lernen?


    Diese Aktion, was auch immer das war, war keine Heldentat. Es ist ein (kleiner) Schaden entstanden (T-Shirt nass, eventuell nasser Fleck auf dem Boden...) der muß behoben werden. Ich bin in 10 Minuten wieder da, dann ist das T-Shirt in der Wama, der Fleck ist aufgewischt und gut ist....


    Andererseits ist Dir immerhin klar, dass das aus dem Ruder gelaufen ist, sonst würdest Du hier nicht schreiben... Also eeeennnnttttspaaannn Dich. Du und vor allem die Kinder werden komplett irre, wenn Du aus jeder Mücke so einen Elefanten machst.


    Ach noch was: Vertrauen kann man (leider ;)) nicht erzwingen und je mehr man insistiert, desto weniger klappt es. Das ist so ähnlich wie: sei gefälligst spontan 8o

  • Lügen sind oftmals schlichtweg die Unfähigkeit des anderen etwas Unangenehmes zu artikulieren.


    Das nimmt dem Ganzen doch ein wenig die Schärfe. Hier ist es sinnvoll, einfach die Tür offen zu lassen. Dann kann sich Sohnemann oder Tochterkind artikulieren ohne ihr Gesicht zu verlieren.


    Ich bin früher immer komplett bei meinen Großeltern unter Druck gekommen: Beide Paare waren sehr eifersüchtig aufeinander und führten gradezu Buch wo ich wie lange zu Besuch war und forderten dann mindestens genauso viel Zeit ein. Es war sehr schwer diesem Druck standzuhalten und ja, ich habe als Kind manchmal den Besuch bei den anderen mit Absicht nicht erwähnt um nicht ein neues Fass aufzumachen. Mir wurde dann vorgehalten, dass ich nicht die Wahrheit sage aber ehrlich gesagt, wurde es mir auch sehr schwer gemacht offen zu kommunizieren.


    Vielleicht den Sohnemann einfach so nehmen wie er ist? Wahrscheinlich wünscht er sich einfach mehr Aufmerksamkeit bzw. Anerkennung.

  • Hier geht es nicht um gelogen - es ist mit dem Tshirt was passiert (was auch immer) und gut ist.

    Vielleicht kennst du die Situation, du kommst zu deinen Freundinnen, die schon auf dem Pausenhof zusammenstehen und miteinander lachen. Du würdest gerne mitlachen und fragst nach, worum es geht, und die Antwort ist "Ist gerade ums Eck! Lauf schnell hinterher, dann holst du es noch ein!" Du weißt, da ist kein ominöses "ES" gerade um die Ecke gerannt, sondern die anderen machen sich gerade einen Scherz mit dir.

    Später fragst du deine "Beste Freundin", worum es da gegangen war, und jetzt fängt deine Freundin wieder an von diesem "ES" zu erzählen, dass es "ein rotes Schleifchen" umhatte. Die Sache wird für dich schwierig. Es geht dir nicht mehr darum zu erfahren, was ES gewesen sein mag, sondern, dass du dich von deiner Besten Freundin verar...t fühlst.

    Du manövrierst dich immer wieder in Situationen, die völlig unnötig sind.

    Richtig!

    Meist schaffe ich es, da auch aus eigener Kraft wieder raus zu kommen. Manchmal geht das aber nicht alleine, manchmal geht das nur "with a little help from my friends", und genau um die habe ich vorgestern Nacht hier gebeten. Und ich habe sie bekommen. aber recht hast du. Völlig unnötig!

    Die Absicht, weshalb ich das Ganze hier so derart breit getreten habe war, die Kraft und den Weg zu finden, wie ich mich aus dieser Situation wieder heraus manövrieren kann.


    Du hast doch bereits 3 Kinder. Warst du da vollkommen außen vor was Erziehung betraf? Selbst bei der Scheidung müssen diese Kinder schon ein paar Jahre alt gewesen sein.

    Bei der Scheidung waren die Älteren 16 und die Jüngere 10.

    Die ersten Jahre war ich nicht "außen vor". Ich war mittendrin. Ich war zuhause geblieben, weil die damalige KM durchgängig weitergearbeitet hatte. Ich hatte meine Ausbildung abgebrochen und bin stattdessen Hausmann geworden. Und war glücklich. Die ersten Jahre.

    OffTopic: Warum ich dann trotzdem den Kontakt zu meinen Töchtern verloren habe, ist ein anderes Thema. Ich versuchte und versuche es immer noch, immer mal wieder. vor ein paar Tagen hatten die Älteren Geburtstag. Meine beiden Kleinen wollten ihren Halbschwestern gerne gratulieren, also habe ich sie zum Haus der einen gefahren und sie klingeln und gratulieren lassen, aber leider. Diese Tür ist für mich bildlich gesprochen verschlossen, zugemauert.

    (Mein, in euren Antworten mehrfach erwähntes "fehlende Vertrauen", hat sicher mit eine Ursache in diesen zerbrochenen, zerstörten Beziehungen zu meinen Töchtern.)

    Ich bin so froh, dass er dann aber freiwillig zu mir kommt und erzählt, was passiert ist.

    ... und fast so war es gestern Abend auch gekommen:

    Die Kinder hatten gestern ihr Badewasser gehabt, das letzte Baden in unserer Wohnung. (Heute beginnt die Mamawoche und nächste Woche, sind wir dann schon in unserem neuen Haus.) Die ganze Stimmung war außergewöhnlich heute. Ich habe die Hochbetten der Kinder abgebaut, sie durften helfen, miterleben, wie IHR Zimmer immer mehr in Kartons verschwand und stattdessen ein Tobezimmer entstand. "Alle Uhren gingen heute anders", in dieser gelösten Stimmung fing mein Sohn nach dem Baden von sich aus an, die Geschichte von gestern nochmal zu erzählen. Diesmal mit viel Lachen und "Ja Papa, das ist top-secret, wer das T-Shirt nass gemacht hat". Es klang aber so, als ob es tatsächlich die Schwester gewesen sei. Oder doch der Bruder? Ich weiß es wirklich nicht. Auf jeden Fall hatten wir sehr viel Spaß - auch wenn (nein, gerade weil!) ich ihnen ihr Geheimnis gelassen habe.

    Es wird schon einen Grund haben, warum nicht gleich gesagt wurde, was mit dem T-Shirt passiert ist. Vielleicht einfach nur, weil er sechs Jahre alt ist. Vielleicht, weil er weiß, dass die Aktion, bei der das T-Shirt nass wurde, mehr so "mittel-legal" war. Vielleicht, weil er Deine Reaktion fürchtet - was mich bei Deinen Verhörmethoden nicht so sehr wundern würde; bei denen bekomme ich echt Bauchweh. Ich denke, Du hast ein Problem mit Vertrauen - Kinder sind wunderbare Spiegel. So trägst Du auf jeden Fall nicht dazu bei, dass die Kinder das Gefühl haben, sie könnten Dir immer alles sagen; im Gegenteil.

    Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Deinen Gedanken und Erklärungen schließe ich mich an.


    Ich bin immer wieder beeindruckt und dankbar, mit welcher Klarheit du den Fokus vom "Problem" zur "Situation" verschiebst. Wie konstruktiv du mit auch noch so blöden Aktionen umgehst. Dieses Konstruktive in deinen Beiträgen, das zeigt für mich den eigentlichen Sinn des Forums, die wahre Bedeutung, weshalb ich/wir hier schreiben. Wir brauchen, also zumindest ich brauche immer wieder den Tritt in den Hintern, die Dinge mit Wertschätzung zu betrachten. Mich an den Eigenheiten meiner Kinder zu erfreuen, und auch aus meinen eigenen misslungenen Aktionen zu lernen und zu wachsen.

    Auch wenn es ranzig klingt: sag mal, hast Du keine anderen Sorgen?!?!?!


    Andererseits ist Dir immerhin klar, dass das aus dem Ruder gelaufen ist, sonst würdest Du hier nicht schreiben..


    Ach noch was: Vertrauen kann man (leider ;)) nicht erzwingen und je mehr man insistiert, desto weniger klappt es.

    Doch, ich habe natürlich auch andere Sorgen, hier nur mal drei exemplarisch genannt:

    Wird die KM heute kommen und die Kinder abholen? Was ist besser, bereite ich die Kinder darauf vor, dass sie um 10:30 Uhr abgeholt werden oder wahrscheinlich nicht um 10:30, wie es der FG Beschluss festgelegt hat?

    Wann mache ich beim Einwohnermeldeamt die Ummeldung? Vor oder nach dem Geburtstag des Sohns?

    (Der FG Beschluss hat festgelegt, dass der Sohn trotz paritätischem WM eine Woche mehr bei mir ist, wodurch sein Hauptwohnsitz bei mir ist.)

    Wie schaffe ich eine gute Balance in diesem Beziehungsdreieck: Meine beiden Kinder, meine Frau, unser kommendes gemeinsames Kind. Oder sollte ich mich in einem Viereck verstehen, Sohn, Tochter, Frau, Baby? Oder Ich+Meine Beiden; Meine Frau+Unser Baby+Ich; Wir-Alle-Fünf?

    Vielleicht den Sohnemann einfach so nehmen wie er ist? Wahrscheinlich wünscht er sich einfach mehr Aufmerksamkeit bzw. Anerkennung.

    Mein drittes o. g. Problem: Damit komme ich zu einem Blickwinkel, der ganz schwierig ist: Wie weit lasse ich mich von den unausgesprochenen Erwartungen meiner Frau leiten, die Kinder, meine Kinder stärker zu disziplinieren?

    Ganz schwieriges Thema. Möglicherweise hatte das "Fass", das ich da vorgestern aufgemacht hatte, seine Energie nur scheinbar aus dem aktuellen Vorfall bezogen. In der Tiefe aber haben meine Frau und ich etwas unterschiedliche Vorstellungen von Kindererziehung. Das ist ein ganz schwieriges Thema für mich, denn wir erwarten ja unser gemeinsames Kind Ende November.

    Ich liebe meine Frau und ich will ihr überhaupt nichts ankreiden oder sie dafür verantwortlich machen, dass ich mich fehlverhalten habe, indem ich aus einer Mücke einen Elefanten gemacht habe. Aber ich habe so ein unbestimmtes Gefühl, dass ihre Missbilligung, wenn meine Kinder nicht hören (und das tun sie oft, viel zu oft, auch für meine Vorstellungen), mit dazu beiträgt, dass ich mich ein wenig zwischen "meinen" Kindern und ihr empfinde. Genau kann ich es noch nicht fassen, da ich nicht nur Beobachter sondern zugleich auch Beteiligter und Betroffener bin, aber Patchwork, das glaube ich immer mehr, ist eine wahnsinnig schwierige Aufgabe. Dauerhaft.

    Mir kamen gestern Gedanken, wie, dass es nicht nur im Mai 2018 die Geburt der Halbschwester war, sondern dass auch meine neue Ehe, unser Zusammenleben hier und möglicherweise auch unser kommendes Baby, dass alles das mit dazu beiträgt, dass ich bei beiden Kindern das Einnässen beobachte. Ich mache jetzt hier einen Punkt und werde in dem eigentlichen Thread weiter dazu teilen. In der Hoffnung, dass dies nicht wieder als Erfolgsmeldung gewertet wird.

    Ich würde Dir raten dutlich entspannter zu werden, sonst wirst um im Laufe der nächsten Jahre schier verrückt. Lass mal die Pubertät kommen......
    Das heißt nicht, dass man alles durchgehen lässt, aber man sollte schon abwägen, wie hart man vorgeht.

    Ja, ich weiß, du hast Recht.

    Du hast deinen Kindern total viel Stress gemacht, mich würde es nicht wundern, wenn dein Sohn jetzt wieder einnässt.

    Leider hast du nicht recht.

    Warum Leider? Weil er nicht "wieder" sondern weiter einnässt.

    Ich hatte nach der Kritik an meinen als "Erfolgsberichten" missverstandenen Beiträgen, in dem Thread nichts mehr geteilt. Aber das Thema ist leider überhaupt nicht annähernd aufgelöst.

  • Die Absicht, weshalb ich das Ganze hier so derart breit getreten habe war, die Kraft und den Weg zu finden, wie ich mich aus dieser Situation wieder heraus manövrieren kann.


    Das ist nachvollziehbar und wohl sehr oft der Grund, warum hier geschrieben wird. Und ich staune immer wieder, wie souverän Du mit den Antworten umgehst, selbst mit denjenigen, die hart an der Grenze zur Netiquette sind oder auch schon grad darüber. Was mich auch immer mal wundert...


    Die ersten Jahre war ich nicht "außen vor". Ich war mittendrin. Ich war zuhause geblieben, weil die damalige KM durchgängig weitergearbeitet hatte. Ich hatte meine Ausbildung abgebrochen und bin stattdessen Hausmann geworden. Und war glücklich. Die ersten Jahre.


    Warst Du da auch so unsicher? Oder ist das durch den Kontaktabbruch erst entstanden? Aus dem Bedürfnis, jetzt um jeden Preis alles richtig machen zu wollen, was dann oft Gegenteiliges bewirkt?


    Mir kamen gestern Gedanken, wie, dass es nicht nur im Mai 2018 die Geburt der Halbschwester war, sondern dass auch meine neue Ehe, unser Zusammenleben hier und möglicherweise auch unser kommendes Baby, dass alles das mit dazu beiträgt, dass ich bei beiden Kindern das Einnässen beobachte.


    Da staune ich ein weiteres Mal, dass Dir diese Gedanken gestern kamen - nachdem das hier geschätzte drölfzig mal von vielen Leuten seit Anbeginn der entsprechenden Threads geschrieben wurde...?


    Wusstest Du, dass Deine Frau so ganz andere Vorstellungen von Erziehung hat als Du; oder hat sich das erst jetzt im Zusammenleben so richtig gezeigt?

    Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Ich glaube nicht, dass ich mit jemandem zusammenziehen (oder zusammen sein) könnte, der von mir verlangt, dass ich mit meinen Kindern gegen mein Gefühl umgehe.

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • ja, sehe das wie Coco


    du suchtest Kraft und Wege um aus dieser Situation herauszukommen, hast du geschrieben.


    du "suchst" dir aber auch immer wieder Beziehungen/Ehen ,wo du viel Kraft brauchst und nach Wegen suchst,

    um da wieder herauszukommen bzw. klarzukommen .

  • Ich glaube du hast mich falsch verstanden. Mit meiner Frage nach den 3 großen Kindern wollt ich nicht auf den Kontaktabbruch hinaus.


    Sondern wie Coco schon schrieb, woher diese riesen Unsicherheit kommt. Nach 3 Kindern ist man doch "abgehärtet ", weiß das Kinder meist anders reagieren als erwartet. Flunkern, zickig, ungehorsam usw. sind.


    Das wirst du doch alles durchlebt haben. Es verblüfft mich sehr, das Kind 4 und 5 dich so aus der Bahn werfen. Und das meine ich wirklich nicht böse. Es rührt mich wie du um sie herum bist und tust und machst.


    Und natürlich haben deine Kinder daran zu knabbern euch Eltern zu teilen. Ihr sorgt für neue Geschwister, neue Partner. Das arbeitet doch in denen. Ich habe das Gefühl das gerade dein Sohn, ein sehr sensibles Menschlein ist und auf eure doch recht turbulenten Familienstrukturen reagiert.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Ohne das ich Dir Angst machen will - aber lass mal Deine zwei Kids in die Schule kommen, da geht es dann plötzlich um ganz ganz andere Dinge.

    Du würdest Dir irgendwann ein nasses Tshirt wünschen :-)

    Schnauf durch und nicht aus jeder Mücke muß man einen Elefanten machen - und alles verstehen was und wie in den Kindern vorgeht geht auch nicht, ist bei uns Erwachsenen doch auch nicht anders

  • Was für ein Aufriss wegen einem nassen T-Shirt :ohnmacht:

    Aber Moment :

    Evtl verbirgt sich dahinter ein groß angelectes Komplott der KM unter Zuhilfenahme der indoktrinerten Kinder. :hae:

    Wo ist mein Aluhut-Notfallkit???