Trennung aber wie

  • Hallo,

    Ich bin neu hier und habe kein Thema gefunden, bei dem ich meine Frage miteinbringen kann... Vielleicht gibt's ja schon Antworten und Erfahrungswerte...

    Kurz zu mir: ich bin 29 und Mama eines kleinen Buben, seit 1 Jahr verheiratet... Mehr in der Rubrik "neu hier"


    Aufgrund mittlerweile großer Differenzen, lauten Streitigkeiten usw. bin ich nun soweit mit dem Kleinen auszuziehen. Wohnung vorhanden, nur eine Ortschaft weiter.


    Ich war bereits alleine bei einem Beratungsgespräch (weil Mann das nicht gemeinsam machen will) und auch wegen gewisser Androhungen seinerseits zum Erstgespräch beim Scheidungsanwalt.I

    Trotz mehrmaligem Bitten sein Verhalten doch zu überdenken, keine Chance... Wahrscheinlich zu stolz oder er denkt, ich ziehe es sowieso nicht durch.

    Außer den oben genannten Gründen ist es auch so, dass ich eigentlich schon lebe wie eine Alleinerziehende. Keine gemeinsamen Unternehmungen, Essen, Spielen. Seine Hobbys, seine Kumpels und seine Bedürfnisse stehen immer im Vordergrund. Er hilft auch nicht im Haushalt, obwohl er den ganzen Tag zuhause ist. Er kümmert sich nicht wirklich um den Kleinen und wenn doch geht er immer zu seinen Verwandten, damit ihm diese wahrscheinlich in der Zeit sein Kind betreuen... Mit meiner Familie hat er sich es größtenteils verscherzt, da er sich ab und an daneben benommen hat. Und ich muss mir eingestehen, dass ich mit der Einstellung seiner Familie auch nicht zurecht komme. Finanziell geht's mir richtig besch... Mit meinem Elterngeld von ca. 600€ soll ich am Besten für alle und alles aufkommen. Er bekommt das Kindergeld auf sein Konto, weil er das so haben wollte. Den Antrag hat er nur unter dieser Voraussetzung unterschrieben.


    Nun meine Frage: Gehen, wenn er nicht da ist und einen Brief hinterlassen (Rat des Anwalts und um eine Eskalation zu vermeiden) oder in seinem Beisein gehen (er weiß ja über mein Vorhaben Bescheid)?


    Ich freue mich auf eure Antworten bzw. Tipps.


    Grüßle Mel

  • Berechtigte Frage !

    Weil er trotz alledem zufrieden ist und keinen Grund für eine Änderung/ Trennung sieht...

    Außerdem haben wir einen Hund, den hat er mit in die Beziehung gebracht. Und mit Hund findet sich nicht so einfach eine andere Wohnung. Er will in der Wohnung bleiben, im Fall der Fälle auch alleine.

    Und für mich wäre die andere Wohnung eher von Vorteil: größer, kindgerechter, Geborgenheit der Familie, weg von den Schwiegers (ständig unter Beobachtung)

  • Würde glaube ich gehen wenn er nicht da ist - aber vorher natürlich sagen so und so sieht es aus usw.

    Oder eben einen Brief schreiben - und alles sachlich erklären.

  • Es wäre und ist ein einjähriges Kind mit dabei. Da ist deine (eigentlich eure) erste Aufgabe, das Kind so zu schützen, dass es nicht in eine Auseinandersetzung oder einen Streit gerät.

    Nun wäre eine mündliche Absprache eigentlich eine Selbstverständlichkeit unter erwachsenen Menschen. Zumal, wenn man zusammen war, ein Kind hat. Aber allein deine Frage zeigt schon, dass da sehr wohl eine Angst, Sorge, ein Bedrohungsempfinden mitschwingt in eurer Beziehung. Darum sollte man "zum, Schutz des Kindes" den garantiert sicheren Weg gehen. Und genau das könnte man dem Vater später sagen oder auch schreiben: "Unsere Situation hat sich so zugespitzt und ist so ungeklärt, dass ich tatsächlich Angst habe, im Gespräch dir meine Entscheidung mitzuteilen. Denn ich weiß tatsächlich nicht mehr sicher, ob du ohne übergriffig zu werden reagieren würdest (so weit sind wir leider gekommen) ..."


    Den Auszug selbst solltest du nicht alleine vollziehen, sondern vielleicht jemanden dabei haben (Bruder, Vater, 2 Freundinnen etc. ).

    Dein Anwalt wird dir etwas zu der Rechtssituation erzählt haben, wenn du mit Kind ausziehst (und warum es deshalb wichtig ist, eindeutige Entscheidungen zu treffen und zu vollziehen). Du wirst viele Unterlagen brauchen. Stelle sicher, dass du alle Dokumente mitnimmst, die du brauchst. Es fängt an beim Familienstammbuch, geht über alle Unterlagen zum Kind bis nicht zuletzt über Versicherungsverträge und alle Kontostände und Einkünfte, die ihr beide regelmäßig habt.


    Über das Kindergeld können die Eltern gemeinsam entscheiden, wer es auf sein Konto bekommt. Ist dies streitig, hat a) die mutter das Anrecht und b) derjenige, bei dem das Kind sich nachweislich aufhält. Du kannst also um den Auszug herum den Kigeld-Antrag stellen. Widerspricht der Vater dem Antrag, wird üblicherweise die Zahlung erst einmal ausgesetzt (also keiner bekommt etwas) und der Sachverhalt überprüft. Dann wird nach Überprüfung natürlich der Rückstand ausgezahlt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Danke für die bisherigen Meinungen und danke für die "Anleitung". Irgendwie sind meine Synapsen momentan nicht fähig klar oder geradeaus zu funktionieren. Dazu kommt, dass ich vergessen habe an mich selbst zu denken und stattdessen alles hinzunehmen...


    Jetzt habe ich ihn vorhin über meinen Auszug informiert. Irgendwie war der Moment gerade so passend. Reaktion: Unverständnis, lautstarke Widerworte und Gemecker.

    Ich habe sogar vorgeschlagen, es als Chance zu sehen um Abstand zu gewinnen, Gedanken zu ordnen usw... Aber ich treffe nur auf Sturheit. Nein, wenn ich gehe, dann gleich richtig mit Anwalt usw...

    Ok, damit werde ich leben können!


    Ich freue mich auf eine ruhige Zeit mit meinem Sohn in einem Zuhause, in dem ich ihm Stabilität geben und eine starke Mama sein kann.


    Einen Brief werde ich wahrscheinlich trotzdem schreiben, gerade wegen den festen Umgangszeiten. Obwohl er mich vorhin schon angefaucht hat, dass er dann nicht immer zu den Terminen Zeit hätte... Naja, vielleicht reißt er sich ein wenig am Riemen. Es geht schließlich um den Kleinen, nicht um uns.


    Gibt es dafür eigentlich gesetzliche Regelungungen? Ich meine, bei so kleinen Kindern stundenweise. Aber wie viele Tage in der Woche und wie viele Stunden?

    Ist für mich relativ schwierig, da der Kleine noch zweimal am Tag schläft und das sehr unregelmäßig (weil er hier immer geweckt wurde, Telefon, Türe geknallt, usw.).

    Von mir aus hätte ich jetzt dreimal die Woche vorgeschlagen und dann jeweils vormittags oder nachmittags... Solange er keine Arbeit hat und dann mal sehen. Ist das realistisch? Oder zu viel/wenig?

  • Das ist jetzt ein bisschen der Pferdefuß. Erste gesetzliche Regelung wäre, dass der Vater mit dir zusammen über den Aufenthaltsort des Kindes bestimmt. Stimmt er dem Auszug des Kindes nicht zu, duerftest du nach der reinen Lehre nur ohne, aber nicht mit Kind ausziehen. Aber da er ja anscheinend heute nicht widersprochen hat, sondern mit dir über den Umgang verhandelt, scheint er grundsätzlich einverstanden zu sein.

    Einvernehmlich koenntet ihr auch den Umgang absprechen. Geht das nicht, klärt das am Ende ein Gericht. Da geht die Tendenz zu viel Umgang. Wobei das relativ ist bei einem 10monatigen Zwerg ...

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja, das mit dem Aufenthalt ist mir bewusst. Darauf hat mich der Anwalt schon hingewiesen. Allerdings mit einem klaren Go, da ich seit Geburt an die erste Bezugsperson vom Kleinen bin. Im schlimmsten Fall würde das wohl vor Gericht so entschieden werden.

    Schlimme Sache für einen Frischling wie mich... Diese ganze Geschichte


    Aber was wäre die Alternative? Kind bleibt beim Papa und ich zwangsweise auch, weil ich Kind nicht allein bei ihm lassen will/kann?

  • Wenn du Pech hast, argumentiert der Vater ganz anders. Habe ich richtig verstanden, dass er derzeit arbeitslos ist? Dann kannst du das Argument mit der "ersten Beziehungsperson" knicken. Im Nachhinein kann das wohl kaum gerichtsrelevant entschieden werden. Ihr waert auf Augenhöhe. Vorteil der "Mutter" ist, dass deutsche Gerichte im Streitfall uebers Aufenthaltsbestimmungsrecht eher muetterfreundlich sind.


    Aber darum der vorher gegebene Hinweis, Fakten zu schaffen. Sogenannte Rueckfuehrungen von Kindern sind selten.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ja, er wurde Anfang April fristlos gekündigt und hat Klage eingereicht. Seitdem ist er zuhause und schafft es nicht mal seine Anträge fürs Amt auszufüllen. Er genießt die freie Zeit für Hobbys... Und jetzt ist auch noch Badesaison. JackPot für ihn.

    Ich würde innerhalb der Gemeinde umziehen, nur in einen anderen Ortsteil. Das sind ca. 5km, mit dem Auto 5 Minuten.

  • Die Wohnungsgröße ist egal solange die Kosten stimmen.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Da ich gerade etwas mehr Ruhe habe als sonst: Wer steht in der jetzigen Wohnung im Mietvertrag? Falls beide, kann das zum Problem werden.

    Dein Noch-Mann ist gesteigert erwerbspflichtig, sprich: er muss gerade Bewerbungen ohne Ende schreiben (zumutbar sind 8 Stunden täglich Stellungssuche). Einen Nachweis darüber muss er Dir auf Wunsch vorzeigen.

    Sind die Möbel alle seine? Das Kinderzimmer gehört dem Kind, das würde ich also schon mal mitnehmen. Waschmaschine ebenso, die werden im Normalfall dem zugesprochen, der das Kind/die Kinder hat.

    Das Kindergeld steht ihm nicht mehr zu, wenn Du ausgezogen bist, das würde ich jetzt schon mal dort auf den Weg bringen. Das hälftige Kindergeld wird ihm dann beim Unterhalt abgezogen.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Die Mietkosten kann ich quasi festlegen... Klingt blöd, ist aber nun mal so...


    Im Mietvertrag der gemeinsamen Wohnung stehen wir beide. Allerdings will er die Wohnung unbedingt behalten, das hat er mehrfach gesagt. Die Miete dürfte für ihn als Alleinstehenden zu wuppen sein. Ist nicht sonderlich hoch.

    Von Arbeitsamt aus muss er bis zur Verhandlung vorm Arbeitsgericht lediglich 1-2 Bewerbungen pro Woche absenden. Das dürfte nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen.


    Die Möbel gehören teils ihm, teils mir.

    Wohn- und Esszimmer ist seins. Schlazimmer, Flur- und Badmöbel, Pflanzen, Gardinen, Waschmaschone/Trockner, Küchenausstattung usw. gehören mir.

    Das Kinderzimmer haben seine Eltern gesponsert (deshalb haben sie auch mehr Anspruch aufs Enkelkind, weil sie bisher mehr Geld für den Kleinen ausgegeben haben, als meine Familie!?:kopf). Er hat sich schon gesagt, dass das Kinderzimmer an Ort und Stelle bleibt... Er und seine Machtspielchen. Auch wenn ich durch das Forum hier mittlerweile weiß, dass ich dem Kleinen seine Möbel mitnehmen dürfte, lass ich sie dort. Dem Frieden Willen und weil ich in der anderen Wohnung soweit gut ausgestattet bin.


    Auf meine Frage hin, ob er etwas von meinen Sachen behalten möchte, hat er mit nein geantwortet. Ok, dann wird's eben für ein paar Euro verkauft oder verschenkt... Und er wird sich in einer kahlen Wohnung wieder finden. Ich hätte es ihm überlassen, weil ich ihn nicht hasse oder ähnliches. Ehrlich gesagt, hänge ich sehr an ihm, obwohl er so abweisend und aggressiv geworden ist... Aber ich hab einfach keine Energie mehr und gelacht hab ich auch schon lange nicht mehr.


    Das Kindergeld werde ich, sobald ich umgezogen bin, ummelden. Allerdings befürchte ich, dass er mir was den Kindesaufenthalt angeht, Steine in den Weg legen wird.

  • Wenn er in der Wohnung bleibt und Du weiterhin mit im Vertrag stehst, bist Du auch weiterhin in der Pflicht zur Mietzahlung. Soll heißen: Zahlt er mal nicht, darf sich der Vermieter an Dich halten. Daher würde ich zusehen, dass eine Kündigung (geht nur gemeinsam) erfolgt, er kann ja danach einen neuen Vertrag abschließen.

    Da es ohnehin Stress geben wird würde ich vom Kinderzimmer mitnehmen, was gebraucht wird. Da Dein Ex jetzt schon stresst und sich aufbläst, halte ich eine friedliche Trennung derzeit nicht für realistisch - dafür benötigt es zwei, die das wollen, einer allein reicht da nicht.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Kurzes Update:

    Nichts läuft so, wie ich es mir gedacht habe (auf neutrale Art)

    Nachdem ich samt kleinem Mann vor einem Monat ausgezogen bin, bemüht sich der Herr Papa um Sohn und siehe da, auch um mich. Er hat auf einmal hat er Interesse an Ausflügen, erwägt seinen heiß geliebten Benz gegen ein tauglicheres Fahrzeug zu tauschen, hält sich jederzeit bereit um uns bzw. seinen Sohn zu sehen, etc. Klein beigeben möchte ich allerdings nicht, da er sich nach wie vor nicht finanziell beteiligt und mir lediglich das volle Kindergeld zur Verfügung stellt und es manchmal doch zu unschönen Diskussionen kommt. Außerdem fühle ich mich nicht bereit zurück zu gehen. Ich habe das Gefühl, dass es wieder mal nur so eine seiner guten Phasen ist und sich das Blatt bald wieder wendet... Obwohl er davon redet, dass er uns zurück haben will und als Familie leben. Hört, hört. Ich traue dem Frieden nicht und habe ein merkwürdiges Bauchgefühl.

  • Verantwortung übernehmen heisst mehr, als nur das Auto einzutauschen.


    Hat er sich um einen Job gekümmert? Oder sonstwie seinen Tagesablauf strukturiert?


    Oder hängt er rum und macht den Spaßpapa?


    Übernimmt er regelmäßig Verantwortung, indem er Umgang hat? Also Kind abholt und alleine etwas mit dem Kind unternimmt?


    Oder strengt er sich eher an, weil es ohne kostengünstige Haushaltshilfe doch eher doof ist?


    Ich sag mal so, die Trennung hatte ja ihren Grund, wie kann sich in so kurzer Zeit dauerhaft etwas ändern?


    Wenn Du ihm ne Chance geben willst, dann würde ich nicht gleich zurück ziehen, sondern mit Hilfe einer Eheberatung erarbeiten, was will er, was willst Du und lässt sich das auf einen Nenner bringen.

  • Genauso sehe ich das auch und bin froh darüber, dass jemand anders auch so denkt . Danke!

    Zwischendurch habe ich nämlich fast den Verstand verloren und gedacht ich bin die Falschdenkerin und er hat recht... Aber da hat er mich schon hingebogen gehabt und ich habe mir alles gefallen lassen.


    Nun, er streitet mit seinem Arbeitgeber vor Gericht und das zieht sich wohl bis ins vierte Quartal. Ausgang ungewiss. Gut möglich, dass es sich noch länger zieht. Wie die wenigen Vorstellungsgespräche gelaufen sind, weiß ich nicht. Da muss er Antworten abwarten.

    Einen strukturierten Arbeitsablauf hat er nicht, außer dass er dreimal am Tag mit dem Hund raus geht und sich wahrscheinlich von Mutti verköstigen lasst. Ich weiß, dass er sich weiterhin bzw. noch öfters als bisher mit Kumpels trifft, Straßenfest etc. Dementsprechend müde ist er bei den Treffen, bei denen ich meistens anwesend bin, da er echt keinen blassen Schimmer hat, was er mit dem Kleinen machen soll. Das ist definitiv nicht Sinn der Sache, das weiß ich selbst und bin damit sehr unzufrieden. Aber soll ich ihm den Sohnemann einfach so für einige Stunden da lassen, obwohl ich weiß, er wird ihn über kurz oder lang vorm TV parken? Das Einzige was ihm einfällt, ist zu seinen Eltern zu gehen, damit die den Zwerg bespaßen. Er gibt somit also alles ab, was er eigentlich in den wenigen Stunden Papa-Sohn-Zeit hätte...

    Den Autositz hat er erst vorgestern besorgt, da er diesen bisher für Geldverschwendung gehalten hat. Ich habe ja einen und kann Taxi spielen. Allerdings habe ich ihm dazu die Pistole auf die Brust gesetzt, dass das so nicht weiter geht. Umgang will er am liebsten jeden Tag, weil er den Kleinen ja sooo vermisst. Mich übrigens auch. Anscheinend.

    Ich werde allem wohl eine Chance geben, allerdings brauche ich erstmal eine Verschnaufpause für mich. Dann werden wir ein Beratungsgespräch machen. Das will er jetzt auf einmal auch. Als ich es ihm vor vielen Wochen vorgeschlagen habe, hat er es nicht für notwendig gehalten.

    Jeder hat doch eine zweite Chance verdient, oder?

    Und ich will mir später keinen Vorwurf machen, dass ich hingeschmissen habe ohne was zu machen.

    Ganz schön verzwickt...