Hallo.
Ich benötige mal eure persönlichen Einschätzungen und euere Erfahrungen im Alltag mit Kindern.
Alle 14 Tage ein Wochenende + hälftige Ferien habe ich unsere Kinder im Alter von 8 bis 13 Jahren.
Unter der Woche habe ich an einem Tag jeweils im Wechsel ein Kind zur Übernachtung.
Hier bin ich quasi der Prototyp des Zuckerpapas. Wir haben nur Freizeit ohne Alltag miteinander. Es geht
oft actionlastig zu.
Es gibt hier wenige, überschaubare Regeln und erzieherische Straßmaßnahmen führen nur zu einem
verstärkten ablehnenden Verhalten. Natürlich kommt
es auch mal vor, wenn ich eine zigmal wiederholte Ansage an die Kids machen muß, daß ich dann aus der
Haut fahre und auch mal laut werde. Ich würde mich aber auch nicht erpressen lassen. Wenn ein Kind meint,
die Spielregeln nicht einhalten zu müssen und damit droht "Dann komme ich nicht mehr zu dir!", dann sage ich
dem Kind, das ich das sehr schade finden würde, aber auch niemanden zwingen kann, es mit mir auszuhalten.
Im Großen und Ganzen kommen wir aber miteinander aus.
In der letzten Zeit äußern sich vor allem die älteren Kinder (Mädchen, 13 und Junge, fast 12 Jahre) häufig so,
daß sie bei der Mutter häufig sanktioniert werden. Verbot von Unterhaltungselektronik (Handy&Spielekonsole), Hausarrest, Freunde nicht
besuchen und so weiter. Aus den Schilderungen der Kinder erkenne ich, daß die Mutter und der Stiefvater gemütsmässig wohl
seit einiger Zeit auf dem Zahnfleisch gehen. Das ist eigentlich kein Wunder, der Stiefvater ist berufstätig, man befindet sich mitten im
Umbau des Eigenheims, nebenbei betätigt er sich ehrenamtlich. Da muß er auch mal rund um die Uhr ausrücken, wenn der Pieper geht.
Dann die Betreuung von zeitweise 7 Kindern ( ein gemeinsames Kind + Beutekind von Stiefpapa) von 2 bis 13 Jahren.
Was die Kids noch mehr beschäftigt, ist mangelndes Einfühlungsvermögen von Mutter und Stiefvater oder auch
Schuldzuweisungen an die Kinder. Körperliche Nähe mit in den Arm nehmen, Kuscheln und Streicheln ist von je her
kein Ding von meiner Ex gewesen. Die 13jähre beklagt diese fehlende "Nestwärme".
Die Eltern sind möglicherweise seit geraumer Zeit dünnheutig und reizbar. Ich weiß aber auch zu wenig über deren Privatleben.
Also wie es da zwischenmenschlich bei den beiden läuft. Die Kinder sind der Ansicht, es würde oft lautstark gestritten.
Wir haben zwar eine hohe Kontaktdichte, aber ich lege wenig Wert darauf, daß sich die Privatsphären überlappen.
Die Kinder sind scheinbar auch instruiert, wenig über private Dinge zu reden, besonders was Mutter und Stiefvater betrifft.
Jedenfalls, die älteren Kids beschweren sich auch, daß ihnen die Schuld für Zustände gegeben wird, für die sie nichts können.
Da meint zum Beispiel die Mutter, wenn den Kindern das Essen nicht schmeckt, daß sie keine Lust mehr hätte zu kochen und sie
sich alle doch jemand anders suchen sollen, der den Mutterjob schmeißt. Dann ist sie tagelang nicht ansprechbar und schmollt.
Der Stiefvater hält dann eine Tirade, daß die undankbaren Kinder nun daran schuld sind, daß die Mutter sich in die
Schmollecke zurückzieht (und den Stiefvater dann auch noch mit anschmollt). Kann nicht an dem Essen liegen (das er sich gewünscht
und bekommen hat) Wenn sich das pupertierende Mädchen sich dann abends in das Kopfkissen weint, dann kommt der Stiefpapa ins
Zimmer und meint, sie möge bitte leise weinen, damit sich die Mama nicht noch mehr aufregt.
Die 13jährige ist schon sehr weit für ihr Alter. So konstatierte sie neulich:"Mama steht sich selbst im Weg."
Das ist m. E. irgendwie schon ein Stück weit an der Wahrheit dran. Was aber dazu führt, daß das Mädchen seine Mutter und den Stiefvater immer mehr ablehnt ("Würde am liebsten da weg! Sehe vergleichsweise doch, wie andere Eltern mit ihren Kindern umgehen").
Als ich heute mit einer Bekannten im Café sitze, ruft mich der Stiefvater an. Er habe gerade eine Diskussion mit dem Elfjährigen.
Weil er seinen jüngeren Brüder körperlich attackiert habe, habe man ihn bestraft und sein Handy eingezogen. Als er dann angefangen hat,
die Eltern zu beschimpfen und die dann gemeint haben, dann bekommt er sein Handy eben noch länger nicht wieder, ist er "ausgerastet".
Unser Sohn meinte dann, er wolle zu mir ziehen, da gäbe es nicht so viele Regeln und Vorschriften und Bestrafungen wie bei der Mutter.
Ich habe dann am Telefon erklärt, daß es bei mir auch Vorschriften für ein geregeltes Zusammenleben geben würde, wenn wir den Alltag miteinander leben würden. Das sieht der Junge natürlich nicht. Das hieß es dann vom Stiefvater:"Siehste Junge, bei Papa ist es ganz genau so. Das wäre nix anderes." Da war ich gerade etwas verwirrt, ob mein Nachfolger damit pädagogische Kompetenz demonstrieren wollte, oder vielleicht auch nicht. Das Telefonat war dann jedenfalls auch schnell wieder zu Ende.Es gibt schon Probleme, die ich sehe. Die 13jährige lässt wenig Nähe zu, wie die Mutter. Sie will nicht emotional verletzt werden, wenn sie sich jemandem öffnet. Hat sie so selber gesagt.
Der 11jährige ist ein Sturkopf, aber sehr sensibel. Teilt gerne aus, kann aber nichts einstecken.
Auch keine Kritik. Die jüngeren Kinder sind loyaler gegenüber Mutter und Stiefvater. Die beschweren sich zwar auch, aber eher nur, um sich einzuschmeicheln. Aber ich ermuntere sie nicht dazu. Die 10jährige ist relativ unauffällig. Ein aktives, aufgewecktes und fröhliches Kind. Der 9jährige macht mir am meisten Sorgen. Er ist intelligent. Ein guter Schüler, gute Auffassungsgabe, viel Sinn für Humor und ein Ass in seinem Sport. Aber er kann sich außerhalb von der Schule und Sport nichts merken. Er vergisst einfach alles, was man ihm sagt oder zeigt, innerhalb von Sekunden. Ein totaler Träumer. Den kann man unmöglich alleine in den Strassenverkehr lassen. Er hört auch nur das ungefiltert, was ihn interessiert. Er tut im Prinzip auch nur das, was ihn interessiert. Manchmal habe ich den Eindruck, daß sich sein Sozialverhalten mit zunehmenden Alter noch weiter zurückentwickelt. Da ist manchmal auf dem Niveau eines Zweijährigen. Es ist mir leider auch nicht gelungen herauszufinden, was ihn eigentlich die ganze Zeit gedanklich so beschäftigt. Ich habe ihn in der letzten Zeit genauer beobachtet und festgestellt, daß so Sachen wie selbstständiges Zähneputzen, Waschen, Haare kämmen, Sachen (richtig) anziehen/Wäsche wechseln bei ihm praktisch nicht vorkommen, wenn man das nicht mit Nachdruck einfordert. Ich nehme an, daß die Mutter da oft morgens keine Hand mit anlegt. Die Kinder haben sich auch mal in der Richtung geäußert, das sie alleine aufstehen, sich schulfertig machen und frühstücken. Die Mutter würde oft erst später aufstehen. Überhaupt wäre es oft so, daß die Mutter sich vor der restlichen Familie "zur Ruhe" zurückzieht.
Mit der Mutter kann ich darüber nicht reden. Die ist in diesem Punkt aus meiner ganz persönlichen Sicht leider nicht kritikfähig und beratungsresistent. Einerseits weiss ich, das Kinder in dem Alter Rebellen sein können, aber auch berechnend. Aber es sind eben auch Kinder. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich etwas tun sollte. Oder eben die weitere Entwicklung abwarten.
Ich bin mir im Klaren darüber, das die BET'S dort eine Menge leisten müssen um Familie und Karriere unter den Hut zu bekommen.
Allerdings sehe ich eben auch die Probleme. An denen ich aus der Ferne aber auch nichts ändern kann.