ALG II oder besser nicht

  • Hallo zusammen,


    ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken, wie ich vom Jobcenter wegkomme bzw. ob es in meinem Fall überhaupt sinnvoll ist. Ich arbeite in Teilzeit und erhalte aufstockend ALG II. Dies macht ca. 100,00 Euro im Monat aus zuzüglich die 20,00 Euro Zuschuss Sozialkarte und die GEZ-Befreiung, also ca. 140,00 Euro. Ich habe im letzten Jahr aber zum Beispiel im Sommer eine einmalige Prämie von 500,00 Euro erhalten, die ich an das Jobcenter weitergebe, im Winter 125,00 Euro, dann noch eine Rückzahlung Betriebskosten von 170,00 Euro. Ich habe viele Laufereien durch das Jobcenter (und muss mir dann immer einen halben Urlaubstag nehmen), da ich immer wieder die veränderten Gehaltsabrechnungen einreiche, ich immer wieder zum Wohngeldamt geschickt werde zur Überprüfung, ob sich durch das höhere Jahreseinkommen ein Anspruch ergibt. Das Wohngeld liegt aber jedes Mal unter dem Anspruch, den ich beim Jobcenter habe. Dann soll ich wieder an Seminaren teilnehmen, die mich in den Arbeitsmarkt eingliedern. Ich habe aber Arbeit! Eigentlich bin ich ständig mit Behörden beschäftigt.


    Einerseits ist es toll, dass man unterstützt wird und man die Sicherheit hat, dass das Jobcenter hilft, wenn eine Nachzahlung droht. Andererseits möchte ich so gern nicht mehr vom Jobcenter abhängig sein und es nagt an mir. Es spukt immer im Hinterkopf herum. Natürlich könnte ich wieder in Vollzeit arbeiten, was auch mein Ziel ist. Ich muss aber zugeben, dass ich das noch nicht schaffen würde. Mein Kind muss in der Woche nach der Kita noch zu Behandlungen und ich habe keinen, der unterstützt. Weder in der Woche noch am Wochenende. Der Vater kümmert sich nicht. Es ist also im Moment einfach noch nicht möglich. Wenn ich überlege und rechne, dann habe ich den Eindruck, dass ich am Ende eigentlich noch nicht mal wirklich einen großen Zuschuss bekomme und eigentlich mehr Arbeit und inneren Stress habe als Hilfe. Versteht Ihr, was ich meine?


    Liebe Grüße!

    "Why see the world when you got the beach"

  • Ein Bekannter von mir bekommt vom Chef immer unbezahlten Urlaub für JC Termine. Das JC bezahlt so quasi das Vorführen, äh... Vorsprechen. Für sowas regulären Urlaub nehmen ist ein no-go. Der Mitarbeiter muss sich erholen können, nur dafür ist der Urlaub gedacht.

  • Mir hat mal ein JA-SB direkt gesagt, wenn alleinerziehend, dann entweder nur vom Amt oder einen Job, der genug Einkommen bringt - Aufstocken - da hat man das Schlechte von allem. Mittlerweile kam dann der UHV und mit meinem Gehalt, das funktioniert grad so. Aber mich würde vor allem dieses Kontrolliertwerden (Kontoauszüge vorlegen...) und Termine reindrücken kirre machen.


    Ist halt die Frage, ob dies die 140,00 Euro wert ist.... zumal von Erstattungen, Prämien.... alles weggeht.

    Wäre es da nicht einfacher, einen kleinen 450,-- Euro Job zu suchen ? Vielleicht schaffst Du es dann ins Wohngeld ? Da gibt es dann auch das BuT - Budget....

  • Also ich bekomme Wohngeld. Hab zwar ein bisschen weniger, weil ich die GEZ selbst bezahlen muss und das Sozialticket nicht habe, aber ist mir alles lieber als diese "wir müssen über ihre Zukunft sprechen" Termine. Mir haben sie bei der Wohngeldstelle zwar auch wie dir geraten lieber aufzustocken, aber es ist ein Rat. Wenn du sagst, nö, möchte ich nicht, dürfen sie dich nicht einfach weg schicken sondern müssen die Berechnung machen. Ist doch dein Problem, wenn du hinterher 20€ weniger hast. :frag Sofern dein Einkommen höher als 600€ und unter der Grenze liegt, steht dir Wohngeld zu.

  • Mein Arbeitgeber stellt mich für Termine nicht frei. Entweder, ich habe genug Überstunden zusammen oder ich muss frei nehmen.

    Ich habe schon so viele Arbeitszeitmodelle durchgerechnet. Ich muss leider auch eine Pause machen, wenn ich nur bis 6 Stunden arbeite. Zwar nur 15 Minuten, aber darauf verzichten darf ich laut Arbeitgeber nicht. Sie mögen Teilzeitarbeit nicht so gern und möchten es unattraktiv halten. Dann habe ich alles mit etwas mehr Einkommen berechnet, aber am Ende kommt nichts bei rum. Vollzeit ist unmöglich wegen der vielen Termine momentan. Ich ruder jetzt schon immer zeitlich, man hat ja auch Wegezeiten und so. Der ganze Rest bleibt auf der Strecke. Ein Elend.


    Ich denke, ich werde nochmal zur Wohngeldstelle gehen und eine Probeberechnung machen lassen. Vielleicht habe ich ja dieses Mal Glück und die Differenz zum ALG II ist nicht ganz so hoch. Ich war schon öfter dort, meistens schickt das Jobcenter mich, weil sich irgendein Euro Differenz bei meinem Einkommen ergeben hat. Ich fühle mich vom Jobcenter und der Abhängigkeit erdrückt. Andererseits habe ich auch Angst, weil ich keine Rücklagen habe oder jemanden fragen kann, falls mal eine hohe Nachzahlung droht und ich das dann nicht stemmen kann. Ich glaube, das sind wohl Existenzängste. Ich war früher sehr unabhängig, zwar nie reich, aber ich konnte gut über den Monat kommen und sparen.

    "Why see the world when you got the beach"

  • Die Sorgen und das Abhängigkeitsgefühl und die Gängelei, das kann ich alles gut nachvollziehen. Alleine der Ton in den Behördenschreiben liest sich jedes mal wie eine Anklage ("Sie beziehen Sozialleistungen und müssen daher...sind verpflichtet....sonst...Betrug/Strafe"). Wenigstens muß ich nicht auch noch regelmässig zur Gesichtskontrolle, weil ich schon voll in den Arbeitsmarkt integriert bin. Solche Jobs wie meine, die im Prinzip auch noch gut bezahlt sind, hat das Jobcenter gar nicht zu vermitteln. Im ALG II Bezug ist es natürlich so gut wie gar nicht möglich, irgendwelche Rücklagen zu bilden. Das ist der Ausfall von Haushaltsgeräten, KFZ-Reparaturen oder dergleichen eine Katastrophe. Man lebt jahrelang nur noch von der Substanz. Weil man z. B. kein Öl für die Fahrradkette kaufen kann, wird das Teil eben gefahren, bis es kaputt geht. Bei mir ist es dann auch noch so, daß ich noch mehr Unterhalt bezahlen muß, wenn ich noch mehr verdiene. Ich müsste mit meinem Einkommen schon jenseits der Beitragsbemessungsgrenzen liegen, um alle Unterhaltsansprüche erfüllen und selbst keine Ansprüche mehr auf Sozialleistungen zu haben. Bei mir ist Wohngeld übrigens unterhaltsrelevantes Einkommen. Könnte das zwar theoretisch beantragen, müsste es aber gleich an die Unterhaltsberechtigten durchreichen. Weil ich Erwerbstätigenfreibeträge angerechnet bekomme, aber kaum berufliche Aufwendunge habe, kann ich etwas mehr Geld behalten als jemand, der ausschliesslich von ALG II leben muß. Damit habe ich mir ein kleines Polster im Rahmen der Vermögensfreibeträge geschaffen. Daher muß ich wenigstens nicht auch noch demütig zum Amt dackeln, um nach einem Darlehen zu fragen, wenn mir die Weißware kaputt geht.

  • Mein Arbeitgeber stellt mich für Termine nicht frei. Entweder, ich habe genug Überstunden zusammen oder ich muss frei nehmen.

    Ich habe schon so viele Arbeitszeitmodelle durchgerechnet. Ich muss leider auch eine Pause machen, wenn ich nur bis 6 Stunden arbeite. Zwar nur 15 Minuten, aber darauf verzichten darf ich laut Arbeitgeber nicht. Sie mögen Teilzeitarbeit nicht so gern und möchten es unattraktiv halten. Dann habe ich alles mit etwas mehr Einkommen berechnet, aber am Ende kommt nichts bei rum. Vollzeit ist unmöglich wegen der vielen Termine momentan. Ich ruder jetzt schon immer zeitlich, man hat ja auch Andererseits habe ich auch Angst, weil ich keine Rücklagen habe oder jemanden fragen kann, falls mal eine hohe Nachzahlung droht und ich das dann nicht stemmen kann. Ich glaube, das sind wohl Existenzängste. Ich war früher sehr unabhängig, zwar nie reich, aber ich konnte gut über den Monat kommen und sparen.

    In so einem Fall kannst du (fast) immer um eine Ratenzahlung bitten. Bis zu 11 Monate war bei mir nie das Problem gewesen. Oder wenn es wirklich existenzielle Dinge sind wie Waschmaschine oder ähnliches kann Caritas oder Diakonie helfen.

  • Lieben Dank für Eure Hilfe! Ich habe nun wieder drei nette Schreiben des Jobcenters im Briefkasten gehabt. Ich soll Verdienstnachweise seit August 2018 vorlegen, obwohl alle Gehaltsabrechnungen vorliegen. Dann soll geprüft werden, ob ich überhaupt Ansprüche auf Leistungen hatte seither. Letztes Jahr im Sommer gab es eine Sonderzahlung und im November halt die Betriebskostenrückzahlung. Die Sondereinnahmen wurden schon verrechnet, so dass ich monatlich weniger vom Jobcenter erhalten habe, als uns eigentlich zustünde. Immer Laufereien, Erklärungen, dann Kontoauszüge vorlegen. Nein, das bestärkt mich wieder darin, dass ich unbedingt vom Jobcenter weg möchte.


    Wie ist es denn, wenn ich angenommen im April 2019 einen Antrag beim Wohngeldamt stelle? Dann "kündige" ich ebenfalls im April 2019 beim Jobcenter, da das Wohngeldamt meinen Antrag sonst ablehnt, da man ja kein ALG II beziehen darf. Gibt es dann vom Jobcenter sozusagen eine Endabrechnung? Das für April 2019 erhaltene Geld muss ich dann natürlich erstatten.

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  • Das JC kann von sich aus einen Änderungsbescheid erlassen, der den Ursprungsbescheid ersetzt. Danach kann es tatsächlich zu einer Nachzahlung oder eben auch zu einem Rückforderungsbescheid kommen. Bei mir wird regelmässig nachgefordert, weil die es einfach nicht gebacken bekommen, die Erwerbstätigenfreibeträge richtig auszurechnen.

    Zitat

    Wie ist es denn, wenn ich angenommen im April 2019 einen Antrag beim Wohngeldamt stelle?



    Ich denke, du brauchst erst mal den fertigen Bescheid v. Wohngeldamt. Dann veranlasst du weiteres (Kündigung ALGII). Es gibt auch umgekehrt mal vom JC die Aufforderung, Wohngeld zu beantragen. Ich würde dann bei dem Antrag bei dem Wohngeldamt nachfragen, wie die das üblicherweise handhaben.

  • Danke! Ja beim Wohngeldamt gefragt hatte ich schon. Man kann sich eine Probeberechnung erstellen lassen. Einen Antrag stellen nicht, der wird ungeprüft abgelehnt, so lange man beim Jobcenter gemeldet ist. Da geht also nur, sich beim Jobcenter abzumelden und dann beim Wohngeldamt einen Antrag zu stellen. ich bin so dankbar, wenn ich wieder auf eigenen Beinen stehen kann! Das macht auch mürbe. Ständig denkt man, was richtig und was falsch ist. Ob man es schafft oder doch nicht. Grausig.

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