Familienministerin - fatale Inkompetenz?

  • Ich bin mir ganz unsicher, was da der Maßstab des Kümmerns sein soll. Wie gesagt, hier 15% zu 85%. Ist das schon viel Betreuung ? Weihnachtsferien waren nahezu gleichwertig aufgeteilt. Sommerferien dieses Jahr: 1 Woche er, 5 Wochen ich. Alle Kosten für Ferienbetreuung trage ich.


    Eine Bekannte von mir sieht ihr Kind ca 5 Tage pro Jahr. Ein Kollege betreut sein Kind zu 50%. Dazwischen liegen jede Menge Betreungskonzepte. Wer legt dann fest, wann der Umgang so ausreichend ist, so dass der Unterhalt gekürzt werden darf? Was ist der Maßstab? Das Wechselmodell?


    Ich befürchte nichts Gutes. Vor allem hinsichtlich der Beweisbarkeit und der Nachweisbarkeit des Umgangs. Will sich der Staat dann so einmischen, wie es schon in den Jobcentern passiert ist?

  • Ich finde es schwierig, wenn Umgang und Geld/Unterhalt verknüpft werden. Jetzt schon gibt es Erpressungsversuche ala "entweder du zahlst mehr Unterhalt oder ich verweigere den Umgang" oder "Entweder der Umgang läuft so, wie ich das will, oder ich streiche den Unterhalt". Bisher kann man da gut entgegen halten, dass Umgang unabhängig vom Unterhalt ist und der/die Ex sich die Drohung gern an den Hut stecken kann.


    Nun soll es verknüpft werden und setzt neue Kriegsschauplätze frei. :rolleyes2:

    Außerdem werden die, die keinen Unterhalt zahlen, weil sie nicht leistungsfähig sind, davon weder profitieren, wenn sie sich mehr kümmern, noch benachteiligt, wenn sie sich weniger kümmern. :frag


    Wenn mehr Geld für sich kümmende UET in die Kassen gespühlt werden sollte, dann lieber über Steuerfreibeträge oder eine anders gestaffelte Kindergeldvergabe. :hae:

  • lieber über Steuerfreibeträge oder eine anders gestaffelte Kindergeldvergabe. :hae:

    Ich bin dafür das jeder Steuerpflichtige in Deutschland den Grundfreibetrag bekommt. Heisst für die Kinder, die in der Überzahl sicher keine eigene Steuererklärung machen, der Grundfreibetrag hälftig an die Eltern geht. Das würde wirklich helfen.

    Dann müsste auch mit dem Unterschied zwischen Kinderfreibetrag und Kindergeld Schluss sein. Grundfreibetrag für alle wäre dann mal gerecht.

  • Ein mehr Bezahlen bei weniger Betreuung scheint nicht die Idee von Giffey. Die ist eine finanzielle Entlastung "der Väter" bei mehr Betreuung.


    Umgang/Betreuung werden in einen Topf geworfen. Bedeutet zuende gedacht, dass man bei Übernahme von Betreuungszeit Geld spart (als "Vater") oder bei entsprechender Verweigerung seine Einkünfte schützt (" als Mutter").


    Ist das der Punkt, an dem diskutiert werden sollte? - Ein schräger Auftritt der FamMinisterin.


    Schräg finde ich vor allem Deine Betrachtungsweise.
    Man übernimmt Betreuungszeit um Geld zu sparen und verweigert das Kind dem Unterhaltszahler um Einkünfte zu schützen. Aha.


    Der normale UET (um im hier verständlichen Sprech zu bleiben) in der fiktiven Welt da draußen kümmert sich um seine Kinder wie er das für wichtig, richtig und angemessen hält und kann. Das Ganze völlig losgelöst vom Unterhalt (ein paar sollen ja tatsächlich zahlen). Er kauft seinen Kindern (trotz Unterhalt) Klamotten, fährt mit ihnen in Urlaub, beteiligt sich an Brille, Zahnspange und Führerschein. Selbst Taschengeld soll es schon gegeben haben. Ach ja, und wenn das BET Terminprobleme hat springt er auch gerne bei der Betreuung ein.


    UND natürlich zahlt er vollen Unterhalt nach der Düsseldorfer Tabelle, die ja bis jetzt nicht differenziert...


    ... aber zurück in die reale Welt des Forums hier. Sorry für OT.

  • Aquintus, nichts dagegen, wenn die Betreuung der Kinder nach einer Trennung besser und fairer geklärt wird. Aber hier geht es ja nur um jene "Fälle", in denen die Eltern sich nicht auf Betreuung, Umgang und Unterhalt einigen können, sondern die Gerichte gefragt sind. Bei diesen streitigen Situationen Geld und Kinderzeit miteinander zu verknüpfen und keinen Gedanken darauf zu verschwenden, ob das klappen kann (wo Stolpersteine liegen, haben ja schon mehrere Diskutanten aufgezeigt) - das halte ich für weltfremd. Und nicht die Diskussion hier im Forum, die zu 99% von real Betroffenen geführt wird, also aus der eigenen Lebenserfahrung heraus.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich gebe Dir ja recht dass es bei strittigen Eltern zu Schwierigkeiten kommen wird. Aber die kloppen sich doch sowieso um alles und jedes.


    Die strittigen Eltern können aber doch nicht ständig der Maßstab sein, auch wenn sie hier im Forum vielleicht die Mehrheit sind.

  • Giffey redet einzig und allein von und über sich streitende Eltern.

    Über jene, die sich nicht einig sind. Dort macht sie Vorschläge, wie die Dinge im Streitfall von den Gerichten geregelt werden sollen. (Darum fällt das ja auch eigentlich in die Kompetenz des Justizministers ... )

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ich denke nicht, dass es eine optimale Lösung, die für alle gleich aussieht, gibt. Nach einer Trennung, Scheidung oder (was ganz schlimm ist..) dem Tod des Partners steht man doch finanziell eigentlich fast immer schlechter da?!


    Aber man kann diskutieren und das finde ich gut!


    Ich habe heute in dem Zusammenhang ein kurzes Interview mit einem Vater gesehen, der seine Kinder mitbetreut. Er hält ein Zimmer bereit, nimmt seine Kinder mit in den Urlaub, kauft Kleidung usw. usf. Trotzdem ist er verpflichtet, genau das Gleiche zu zahlen wie ein Vater, der sich nicht kümmert und hat damit deutlich höhere Kosten. Ist das fair oder gerecht? Ich finde nicht....


    Es stellt sich allerdings die Frage, wie eine gerechtere Verteilung in der Praxis aussehen könnte.


    Eine andere Überlegung ist, dass ich vermutlich auf Vollzeit umgestiegen wäre, wenn sich der Vater meiner Kinder stärker engagiert hätte. Und mit der Vollzeit wären vermutlich auch meine Einkünfte gestiegen.

  • Vor kurzem gehört:


    „Also mein ex zahlt sehr viel Unterhalt, das brauche ich aber auch da Haus mit Garten, Auto, Hobby hier und da, Urlaub etc.

    Kann mir nicht vorstellen mehr als halbtags zu arbeiten, brauche die Zeit für mich....

    Somit wäre eine Reduzierung des Unterhalts eine Katastrophe“


    Kind ist in der weiterführend Schule


    Also den anderen als Zahler zu sehen und selbst nur Empfänger zu sein, finde ich auch nicht gerecht. Eine Ausweitung der Umgangs/Betreuungszeiten wird abgelehnt, bzw ginge nur wenn das Geld wie seither fließt.


    Ich kann mir gut vorstellen dass es viele solche Beispiele gibt und daher eine Überarbeitung oder Neuregelung Sinn machen kann.

    Es gibt nicht nur schwarz und weiß sondern noch ganz viele Farben dazwischen.

  • Ich denke nicht, dass

    Eine andere Überlegung ist, dass ich vermutlich auf Vollzeit umgestiegen wäre, wenn sich der Vater meiner Kinder stärker engagiert hätte. Und mit der Vollzeit wären vermutlich auch meine Einkünfte gestiegen.

    und durch eine solche Möglichkeit zahlt man mehr in die Rente ein - viele (vor allem Frauen) haben durch die lange Zeit in Teilzeit später sehr viel weniger Rentenbezüge

  • Ja stimmt, aber auch (bzw. gerade!) die zahlen nach Düsseldorfer Tabelle.

    Möglicherweise bzw. Sie haben sich irgendwie geeinigt, so dass alle Seiten damit leben können. Die wären überhaupt nicht von Giffeys Plänen betroffen, weil das Jugendamt, die Gerichte sich ja nur einschalten, wenn Uneinigkeit herrscht. Also eher eingeschaltet werden - denn wenn es läuft, schaltet sich doch keine Instanz ein. Das könnten Jugendämter und Justiz gar nicht leisten.

  • Nach der DüTa zahlt, wer sich mit dem (Ex-)Partner darauf geeinigt hat oder wer sich im Verfahren mit der Beistandschaft unterworfen oder vor Gericht dazu verurteilt wurde. Sich nicht streitende Eltern können sich auf die DüTa als Kompromiss einigen oder aber völlig andere Regelungen treffen.


    (Meine Ex hat zum Beispiel gedroht, keinen Umgang mit den Kindern zu führen, wenn sie Unterhalt leisten müsste. Also, weil mir der Umgang wichtig war, habe ich auf den Unterhalt verzichtet. Eine freiwillige Vereinbarung zwischen den Eltern ... Wie Gerichte und FamMin in dieser meiner damaligen Situation Unterhaltszahlung und Umgang hätten in der Praxis durchsetzen wollen, würde mich sehr interessieren ...)


    Die Idee von Giffey, Umgangselternteile oder zahlende Wechselmodelleltern finanziell zu entlasten, ist ja okay. Nur die Idee, das im Regelfall notwendige Unterhaltsgeld beim Betreuungselternteil zu kürzen, stürzt mutmaßlich zahlreiche Trennungsfamilien in erneute Abhängigkeit von JC oder anderen Sozialzahlungen. Genau das sollte eigentlich durch den erweiterten U(nterhaltsvorschuss verbessert werden: AE-Familien aus der Sozialhilfe herausholen.


    Hier übrigens zu sagen, durch eine bessere Aufteilung der Kinder ermögliche sich mehr Zeit für den bisherigen Betreuungselternteil, auf dem Arbeitsmarkt aktiv zu werden, ist ein genauso scghwieriges Argument wie die Gegenrechnung: Umgangselternteilen/Vätern, die durch den Unterhalt an oder unter die Mindestbedarfsgrenze gedrückt werden, müssen einfach ein bisserl mehr arbeiten ...


    Nein, hier werden die Eltern durch die FamMinisterin in den "Geldkrieg" geschickt. Das ist höchst perfide.

    Für "Familien" wäre sie tätig, wenn sie sich dafür einsetzen würde, dass breiter Umgang / Betreuung beider Eltern neben einer durchschnittlichen Arbeit mit einem durchschnittlichen Einkommen in Teilzeit möglich ist. Das gehört in meinen Augen unabdingbar dazu und laut ausgesprochen, wenn man solche steilen Thesen von sich gibt wie Giffey in dem Interview.

    Es stört also nicht zwingend, was sie sagt, sondern übel ist, was sie nicht sagt. Das weckt den Eindruck, dass sie erneut die Komplexität der Materie nur bedingt im Blick hat.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Mich interessiert allerdings nicht so sehr, was eine Ministerin sagt, sondern welche Regelungen tatsächlich umgesetzt werden.


    Wer es besser weiß oder kann, der kann ja selbst anfangen, für's Ministerium zu arbeiten.

  • Für mich gehört es zur Demokratie, deutlich meine Meinung zu sagen, wenn eine Ministerin ihre Meinung sagt, was sie demnächst durchsetzen will und wenn ich deutlich handwerkliche Fehler sehe wie hier.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Das Ganze ist doch sowieso wieder nur eine Placebo, um den steigenden Druck im Kessel zu halten. Die "Unterhaltstaskforce" der wechselnden Regierungen ist seit Jahren ergebnislos zugange, Neuordnungen im Unterhaltsrecht zu evaluieren. Es darf (den Staat) halt nix kosten. Aber was nix kostet, taugt eben auch nix. Die ewigen Streithansel werden sich auch mit neuen Regelungen vor Gericht um die vorderen Plätze im Nachtrennungsleben kloppen.


    Frau Giffey verbessert die Rückholquote für Unterhaltsvorschuß, weil die Vati's weniger Unterhalt zahlen müssen, weil sie Betreuung leisten.

    Das ist dann der Erfolg, den die Familienministerin dann für sich ganz alleine einfahren kann. Ist doch clever. :D

    Macht doch nicht so einen Bohei drum. Die Ministerin hat doch nur das Wort zum Sonntag gepredigt. Umgangsrecht und Unterhalt liegen ohnehin beim Justizministerium. Das ist doch gar nicht ihr Ressort.


    Mit Frau Zypries von der SPD hat doch diese männerfeindliche Politik überhaupt erst richtig angefangen. Und diese Partei will sich uns jetzt
    mit so einem Vorschlag als Heilsbringer anbiedern? Danke für nichts SPD, für wie blöd haltet ihr mich eigentlich?

  • Die ewigen Streithansel werden sich auch mit neuen Regelungen vor Gericht um die vorderen Plätze im Nachtrennungsleben kloppen.

    Genau. Das verschärft den Streit um Umgang mit dem Kind. Dann wollen beide Eltern maximal viel Zeit mit dem Kind. Der betreuende Elternteil, um möglichst viel für die Betreuung des Kindes zu bekommen, der umgangsberechtigte Elternteil, um möglichst wenig an den anderen Elternteil (für das eigene Kind!) zahlen zu müssen. Wer im Kampfmodus ist, wird eben nicht aufhören und jede Möglichkeit suchen, um aus einem Waffenstillstand heraus neuen Streit anzufangen.