Fingernägel

  • Shortys Kumpel ist sogar noch eine Spur extremer mit seinen Tics. Er macht mich ganz kirre, weil er anfängt zu flattern. Also, wedelt mit den Armen und hüpft auf und ab, wenn er aufgeregt ist oder sich freut. Ich sage euch, da sind starke Nerven gefragt, wenn man gemeinsam spielt. Kein Wunder, dass ich damals immer verloren habe!:lach

    Danach kam eine Zeit, wo er seinen Mund verzogen hat, heftigst geblinzelt, sich ständig geräuspert oder andere Geräusche gemacht hat, sich dauernd über den Mund gewischt, durch die Haare gestrichen....

    Ich habe Shorty mal gefragt, ob ihn das gar nicht stört. Seine Antwort "Hä???? Was meinst du?":ohnmacht:Er hat es gar nicht wahrgenommen, diese Tics gehören zu ihm.

    Er wurde letztes Jahr auf Tourette getestet, weil die Eltern sich keinen Rat mehr wussten. Alles gut, es wird sich "verwachsen" meinten die Ärzte.

  • Wie beruhigend, zu hören, dass sich da so noch einiges verwachsen wird.:D


    Ich habe hier keine angeknabberten Nägel, stattdessen ständiges Im-Türrahmen-Hängen und die Tür immer auf-und-zumachen. Oder auch Blinzeln&Zwinkern. Oder an der Tischkante hängen,als ob sie eine Klimmstange wäre.

    Ich habe den Eindruck, unser neues Minitrampolin leitet die Energie,die da offensichtlich weg muss, recht gut ab. Im Winter kann man ja nicht so schnell raus um den Block, da wirkt eine Hüpfeinheit Wunder.

  • Meine Biene hat schon bevor sie sprechen konnte immer gebrummt:lach. Ich habe vor vielen Jahren schon einmal einen Thread dazu erstellt. Puh, was haben mich die Erzieherinnen unter Druck gesetzt deswegen. :kopf

    In der Schule hat sich das dann fortgesetzt, wenn auch nicht so ausgeprägt. Die Lehrerinnen haben dann Biene angesprochen den Automaten leiser zu stellen, aber auf so eine liebe und nette Weise, dass Kind nicht beschämt war.

    Der Kinderarzt hat nur gesagt, dass wäre eine Art sich zu konzentrieren, wie andere eben die Konzentrationszunge haben oder ihre Haare drehen (oder dran kauen) usw. Das würde sich verflüchtigen. Mir fiel es gestern wieder ein, weil sie nach langer Zeit diesen Brumm-o-mat gestern wieder anschmiss beim Malen. Und irgendwie ist dieser Tick zwar nicht so unschön wie abgekaute Fingernägel, aber es gehört doch ein wenig zu ihr. Dafür ist es vielleicht für andere störender. Was ich damit meine ist, dass ist jetzt weniger hilfreich für euch, aber es wird vielleicht sich auf Dauer -ohen großes Palaver- von selbst erledigen oder so selten vorkommen, dass es keine Rolle mehr spielt. Mach dir nich so einen großen Kopf wie ich damals. Das war nur verschwendete Energie.

    Ich hoffe, es ist deutlich, was ich sagen möchte.

  • Ja Wahnsinn, was die Kinder so alles an Angewohnheiten haben. Junior wiederholt immer wieder irgendwelche Wortenden, ganz leise nur, mancher hört das gar nicht. Aber ich höre es und sehe es an den Lippenbewegungen. „Ich hab Durst st st“. Es ist wie ein Nachhören, wie das Wort klingt und stammt vermutlich aus der Zeit als er massiv mit phonologischen Übungen bombardiert wurde... das thematisiere ich tatsächlich nicht, weil der Spracherwerb für ihn so schwierig war, da rühre ich nicht dran.


    Die Fingernägel werde ich aber jetzt langsam angehen, da er das schon seit einigen Monaten macht.

  • Nein, ich wollte dich nicht anhalten, dass alles einfach so zu lassen.

    Ich fand auch die Reaktionen unserer Lehrerinnen wichtig. Natürlich ist sie gut so, wies sie ist (und dein Sohn auch), aber sie darf natürlich nicht andere damit stören und dein Sohn möge sich auch langfristig nicht selbst "verletzen". Ich persönlich finde ein "aufmerksam machen" richtig. Nur eben ohne dem Kind ein Gefühl von Scham zu geben. Und ich bin mir sicher, dass wirst du auch nicht tun. Nur mich hat das damals wahnsinnig viel beschäftigt und ich muss jetzt rückblickend sagen: Das stand in keinem Verhältnis.

  • Nein, ich wollte dich nicht anhalten, dass alles einfach so zu lassen.

    Ich fand auch die Reaktionen unserer Lehrerinnen wichtig. Natürlich ist sie gut so, wies sie ist (und dein Sohn auch), aber sie darf natürlich nicht andere damit stören und dein Sohn möge sich auch langfristig nicht selbst "verletzen". Ich persönlich finde ein "aufmerksam machen" richtig. Nur eben ohne dem Kind ein Gefühl von Scham zu geben. Und ich bin mir sicher, dass wirst du auch nicht tun. Nur mich hat das damals wahnsinnig viel beschäftigt und ich muss jetzt rückblickend sagen: Das stand in keinem Verhältnis.

    Ja, alles gut, Deine Herangehensweise mit dem Knetradiergummi und vorsichtig thematisieren finde ich gut und werde ich umsetzen. Ich denke gerade über ein gutes Stoppzeichen nach, das werde ich dem Schulbegleiter dann auch sagen. Denn in der Schule bin ich ja nicht dabei und da passiert es am meisten.

  • Bei uns war's der Daumen. Seit Babyzeiten hat das Kind am Daumen gelutscht und ließ sich auch im fortgeschrittenen Kindergartenalter nicht davon abbringen. Erzieherinnen und der Kinderarzt haben mir Horrorstories über schiefe Zähne, hänselnde Kinder und was weiß ich noch erzählt, ich habe an das Kind hingeredet und manchmal auch hingemeckert, aber nichts half. Auch nicht der Ekellack auf dem Daumennagel. Irgendwann war der Sohn so weit, dass er sich eine richtige Schwiele auf dem Daumen angelutscht hatte.

    Es war aber schon so, wie du es von deinem Junior beschreibst: Er hat alles um sich mitbekommen und wirkte nicht nervös, bedrückt oder angespannt o.ä.. Es war eher so eine Mischung aus Beruhigung und Grad-nichts-Besseres-mit-den-Händen-zu-tun.


    Allerdings gab es auch andere Auffälligkeiten. Er vergaß sehr viel, neigte zu häufigen "Unfällen", d.h. er war ein Tollpatsch. Z.B. stieß er sich oft am Türrahmen, anstatt in der Mitte durchzulaufen. Er hatte eine schreckliche Handschrift und schaffte es selten, eine Tür leise zuzumachen... Als er etwa 10 Jahre alt war, ließen wir ihn auf Anregung seines Lehrers testen. Heraus kam eine Stoffwechselabweichung im Gehirn und eine sehr ungleichmäßig verteilte Intelligenzleistung, d.h. im Schnitt war er normal intelligent, hatte aber ein paar Insel-Hochbegabungen. Die Prognose lautete: Aktuell doofe Situation, aber verschwindet sehr oft nach der Pubertät. Geduld sei von uns Eltern gefordert, es würde sich (irgendwann) entspannen.


    Ich gebe gern zu, dass das echt nicht leicht war, aber wir waren trotzdem wesentlich gelassener im Umgang mit dem Kind. Das Daumenlutschen war damit das erste, was sich verflüchtigte. Ich kann mich daran erinnern, dass ich irgendwann, als das Kind 12 Jahre alt war, ganz bewusst wahrnahm, wie er nach längerer "Abstinenz" mal den Daumen vor dem Fernseher im Mund hatte und ihn - schwupps - kaum, dass er mich sah, rauszog. Das war das letzte Mal. Schiefe Zähne hat er übrigens nicht, gehänselt wurde er auch nicht.


    Rückblickend denke ich, dass Kinder viele ganz unterschiedlliche Bewältigungsstrategien haben und längst nicht alles besorgniserregend ist. Solange sie sich nicht selbst verletzen oder leiden oder selber den Wunsch haben, etwas zu ändern, sehe ich Gelassenheit der Eltern, deren liebevolle Zuwendung in allen Bereichen des Alltags und gelegentliches Bewusstmachen des unerwünschten Verhaltens als ausreichende "Therapie".

  • Ihr glaubt gar nicht, wie hilfreich dieser Austausch gerade für mich ist... der arme Junior, immer wird er von mir argwöhnisch beobachtet und befindet sich doch in bester Gesellschaft.. hier fällt ständig was runter, im Zweifelsfall er selbst vom Stuhl... :rolleyes2: und so weiter... ich warte auch darauf, dass es sich ein Stück weit verwächst. Nur die Gelassenheit, damit tu ich mich schwer. Ich übe...

  • Ja, mit der Gelassenheit habe ich mich auch extrem schwer getan, besonders weil gedudiges Abwarten nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. Und dennoch - im Rückblick hat außer Zeit-geben keine einzige Intervention geholfen.


    Auch diese Ungeschicklichkeiten und Vergesslichkeiten unseres Kindes waren echt schwer erträglich, besonders weil ja nicht zu übersehen war, dass sich das Kind damit selber ernsthaft schadet. Von den zahllosen Stürzen (vom Fahrrad, von Stühlen, von Treppen...) und den damit verbundenen Verletzungen abgesehen, hatte die Vergesserei (trotz ständiger Nachkontrolle von mir!) ja Auswirkungen in der Schule. Eine noch recht unerfahrene junge Lehrerin in der Grundschule hat zweitweise jeden zweiten Tag bei mir angerufen und den Druck, den das auf uns alle erzeugt hat, kann man sich vorstellen. Und genau aus solchen Gründen kamen bei uns dann mehrere, teils erzwungene, und wie in einem anderen Thread schon erwähnte Schulwechsel zustande, bis das Kind dann in der 9. Klasse an einen Lehrer geriet, der einfach nur wunderbar für uns alle war.


    Und heute? Der junge Mann ist zu einem sehr aktiven, aber recht zielstrebigen und zuverlässigen jungen Erwachsenen herangewachsen, der aktuell im vorletzten Mastersemester steckt. Und mir tut es sehr leid, dass ich ihm vermutlich durch meine Angst, dass ich Schaden durch Versäumen anrichten könnte, noch viel mehr Druck als nötig, gemacht habe.

    Was richtig oder nicht richtig ist, weiß man vorher nie. Tröstlich finde ich aber, dass es alle Eltern so gut machen, wie sie können und Kinder viel kompensieren können, solange sie das Wohlwollen ihrer Eltern dahinter spüren.

  • In der Apotheke gibt es so "kaubare Gummis". Sie sind extra für Nägel- und Stiftkauer gedacht. Mein Kind hat Stifte gekaut oder an Nägeln gerissen. Da hab ich mir die geholt. Es ist Meterware, die abgeschnitten und auf Stifte gezogen werden kann oder an einem Kettchen getragen werden kann. Dann können die Kids daran kauen und wenn das Teil durch ist, zieht man es ab und macht ein neues darauf.


    Für mich war es damals eine gute Alternative, weil mein Kind sich die Nägel auch so weit eigerissen hat, bis es geblutet hat oder eben sämtliche Stifte bis zur Mine abgekaut hat. Die Gummis durfte er kauen, hatte auch schnell raus, dass er das nehmen soll und nicht die Nägel. Dadurch war ich entspannter, er entspannter und die Sache nach ca 4 Monaten gekaut.. ähm gegessen. :rolleyes3:

  • Davon habe ich noch nie gehört. Das muss ich mal recherchieren. Oder weißt Du noch, wie das Zeug genau hieß?