Wie geht Ihr mit chronischen Erkrankungen des anderen Elternteils um?

  • Um den Thread "Dinge, die der Mensch nicht braucht" nicht zu sprechen und die Anregung von Ratte aufzunehmen, starte ich mal, weil die Mutter meiner Kinder eben eine solche chronische Erkrankung hat.


    Es ist eigentlich ganz einfach: ich vermittele meinen Kindern, dass diese Erkrankung einfach zu ihrer Mutter dazugehört, insofern erspart mir das die meisten Diskussionen. Wenn ich dazu gefragt werde, dann erzähle ich eben das, was erforderlich ist (z. B. das die Mutter gerade im Krankenhaus ist und deshalb die Kinder bis auf weiteres nicht zu den Umgängen abholen kann). Zur Krankheit selbst bin ich sowieso nicht auskunftsfähig wegen der ärztlichen Schweigepflicht.


    Es ist eben so, wie es ist. Und wenn sich jemand daran stört, ist es definitiv nicht das Problem der Kinder oder meines. Ob oder wie die KM das zu ihrem Problem macht, darauf habe ich keinen Einfluss.


    Nicht die Erkrankung ist das Problem, sondern der Umgang mit ihr. Etwa, wenn man versucht, sie schönzureden oder sie zu vertuschen. Man muss nicht immer alles sagen, was man weiß, weil es manche Menschen schlichtweg nichts angeht. Das hat auch etwas mit dem Respekt vor der Privatsphäre des anderen zu tun.


    Vielleicht noch eine Anmerkung am Rande: es ist erst einmal Sache des Erkrankten, wie er mit seiner Erkrankung umgeht. Und zweitens müssen (gegebenenfalls) auch die betroffenen Kinder damit irgendwie umzugehen lernen. Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man den Kindern einen möglichst unkomplizierten Umgang damit vorlebt.

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Ich habe meinem Kind nur erzählt, der Vater sei krank und deshalb ginge es nicht.

    Ich muss dazu sagen, der Kontaktabbruch im vorigen Jahr, war zu diesem Zeitpunkt für Kind irgendwie richtig. Dieses andauernde hin und her, hat ihn einfach narrisch gemacht.

    Bis jetzt hat er es auch ohne zu murren geschluckt, aber langsam kommen die Fragen was der Vater denn hätte, wann er wieder gesund wird und wie er aussieht.

    Und nun stoße ich an meine Grenzen, ich kann schlecht die ungefilterte Wahrheit sagen. Zum einen würde ich ja gegen das "Gebot" verstoßen den anderen ET nicht schlecht zu machen und zum anderen wird Junior denken, er wäre nicht gut/ OK so wie er ist.

    Egal wie man es macht, es immer das Falsche.

  • Warum meinst Du, den anderen Elternteil schlecht zu machen, wenn Du von seinen objektiv vorhandenen Einschränkungen erzählst?

    Einmal editiert, zuletzt von musicafides ()

  • Es ist ja auch so, dass man nicht weiß, ob es Kontakt geben würde, wenn der andere Teil gesund wäre. Da kann man nur Vermutungen anstellen.

    Manche können auch ohne Erkrankung mit dem Privileg Eltern-sein nichts anfangen.

    Deshalb würde ich die "Diagnose" auch weniger in den Vordergrund stellen. Zum Einen kann das Ängste schüren und zum anderen eine sich vielleicht nie erfüllende Hoffnung, dass Papa/Mama einfach nur gesunden müssen. Krank sein, gesunden bei psychischen Erkrankungen, dass ist schon für Erwachsene sehr abstrakt. Wie soll ein Kind das richtig einordnen können?

    Letztlich würde ich den Schwerpunkt darauf legen, dass der Kontakt nicht besteht und man das selbst bedauert, aber nicht ändern kann. Und das Sohn selbstverständlich gut ist wie er ist. Der Vater bekommt es gerade nicht hin, aus welchen Gründen ist doch wurscht.

  • Nur meine Gedanken,.


    Meine Burschen hatten / haben schon daran zu schlucken, das ihre Väter keinen Kontakt zu ihnen wollten/wollen.


    Ist es da nicht einfacher, wenn man dem Kind sagen kann es hat nichts mit nicht wollen ,sondern mit nicht können zu tun ,das kein Kontakt besteht ?


    Bitte nicht falsch verstehen, es sind nur Gedanken und keine Aussage in Richtung , dann haben es Betroffene doch leichter.


    Das es erste Priorität hat ,dem Kind zu vermitteln, das es nichts dafür kann, das es gut ist wie es ist, gilt doch in allen Fällen.



    Es mag meinem Hintergrund geschuldet sein, aber ich bin immer für offene Karten, natürlich dem Alter angepasst .


    Liebe Grüße


    Ute

  • Vielleicht noch eine Anmerkung am Rande: es ist erst einmal Sache des Erkrankten, wie er mit seiner Erkrankung umgeht. Und zweitens müssen (gegebenenfalls) auch die betroffenen Kinder damit irgendwie umzugehen lernen. Ich denke, es ist von Vorteil, wenn man den Kindern einen möglichst unkomplizierten Umgang damit vorlebt.

    Das ist für mich auch ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt ja nicht nur psychische Erkrankungen, sondern auch körperliche chronische Erkrankungen oder auch Beeinträchtigungen, die dem Betroffenen durchaus "peinlich" oder unangenehm sein können.


    Ich denke da zuallererst an die Kinder. Meine Kinder wussten ab dem Moment "Bescheid", in dem sie alt genug waren, um zu "verstehen" - eben damit keine diffusen Ängste entstehen.

    Ich schreibe jetzt nicht, worum es bei uns eigentlich ging, liefere aber ein viel banaleres Beispiel: meine eigenen Migräneattacken, die früher noch viel heftiger und schlimmer waren und vor allem länger andauerten als heute. Bei mir ist es so gewesen, dass ich im Verlauf einer Migräneattacke tatsächlich "weg" und damit quasi wie bewusstlos war. Ich konnte nichts machen, nicht sprechen, nicht reagieren, manchmal kamen auch leichte Krämpfe dazu. Es war für mich, gerade als meine Kinder noch ganz klein waren, immer der pure Horror, eine der "richtigen" Migräneattacke zu bekommen, wenn ich mit den Mäusen alleine war. Und natürlich ist es dann auch vorgekommen... sehr selten, aber immerhin. Meine Tochter wusste mit ca. 4 Jahren Bescheid. So habe ich sie beispielsweise einmal zu einer Nachbarin rüber geschickt, die die Kinder dann zu sich rübergeholt hat. Aber es "musste" den Kindern in so einer Situation auch klar sein, dass es mir (ihrer Mama!!! =O) dann für ca. 2 Stunden gar nicht gut ging und danach wieder alles okay war (abgesehen von den sich anschließenden horrenden Kopfschmerzen).


    Mittlerweile sind die Attacken nicht mehr ganz so rasant (abgesehen von den Kopfschmerzen, aber mit denen lebt man halt). Ich renne nicht mit einem großen Schild "Vorsicht! Migräneattacke möglich!" auf der Stirn durch die Gegend :rolleyes::lach. Aber es gibt auch heute noch immer Menschen in meiner Umgebung, die Bescheid wissen. Ich sehe es so, dass eine gewisse Offenheit Klarheit und damit auch Sicherheit gibt. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • Für Junior ist echt schwer zu ertragen. Ich versichere ihm ja immer er ist genau so gut wie er ist.

    Es ist nunmal doof, wenn die Freunde ganz stolz von ihrem Dad erzählen. Er sitzt dann in der Zwickmühle und weiß nicht weiter. Mir geht es da ehrlich gesagt auch so, ich stehe hilflos da und kann nichts dazu sagen.

    Auf dem Wunschzettel sollte ganz oben stehen : ein neuer Papa, da der alte ja kaputt ist.

    Das habe ich unkommentiert so stehen lassen müssen.

  • Für Junior ist echt schwer zu ertragen. Ich versichere ihm ja immer er ist genau so gut wie er ist.

    Es ist nunmal doof, wenn die Freunde ganz stolz von ihrem Dad erzählen. Er sitzt dann in der Zwickmühle und weiß nicht weiter. Mir geht es da ehrlich gesagt auch so, ich stehe hilflos da und kann nichts dazu sagen.

    Auf dem Wunschzettel sollte ganz oben stehen : ein neuer Papa, da der alte ja kaputt ist.

    Das habe ich unkommentiert so stehen lassen müssen.

    Das Gefühl haben alle Kinder ohne Kontakt zum anderen Elternteil.


    Natürlich fehlt was .Das was fehlt wird oft unrealistisch verklärt.



    Es ist da an uns den Kindern zu vermitteln, das wir trotzdem eine Familie sind.

    Das es gut ist, so wie es ist.


    Ich weiß ich wiederhole mich, Du musst Dein eigenes Gefühl, das es ein Makel ist AE zu sein los werden.


    Ich habe mir als Kind oft gewünscht meine Mutter möge sich trennen.


    Es gibt auch die andere Seite , nur weil beide Elternteil anwesend sind, ist nicht automatisch ,alles gut.





    Liebe Grüße


    Ute

  •  

    Auf dem Wunschzettel sollte ganz oben stehen : ein neuer Papa, da der alte ja kaputt ist.

    ..vermitteln, dass Papa nicht kaputt ist sondern nur anders...anders als "wir"/"ihr"..


    Ist es da nicht einfacher, wenn man dem Kind sagen kann es hat nichts mit nicht wollen ,sondern mit nicht können zu tun ,das kein Kontakt besteht ?

    ...es ist nicht nur einfacher... es ist einfach ehrlich... und natürlich kindgerecht vermittelt-das ist eh klar - verstehen kids das

    oft besser als wir Erwachsenen...


    *Viele Grüße Susayk*



    _____


    * Lass los, dass Du nicht ändern kannst*


    *Träume sind wichtig, sie gestalten Dein Leben u. Dein Handeln*


  • Ich habe mich damit abgefunden, dass Ex in dieser Hinsicht ein Totalausfall ist und ich mir da nichts vorzuwerfen habe.


    Tatsache ist, er sieht im Kindergarten, dass seine Freunde auch mal von ihren Vätern abgeholt werden (auch bei getrennten Eltern, es gibt in unserer Einrichtung mit ihm 3 Trennungskinder) und sie sind bei den ganzen Veranstaltungen dabei. Er sieht, bei ihm ist es anders, das macht ihn dahingehend unzufrieden. Er möchte das auch haben. Deshalb will er auch einen neuen Papa haben, einen der das mit ihm erleben kann.

    Dass sein Vater das nicht kann, weil er es nicht kann, ist für ihn doof. Gestern Abend war Laternenfest und die Vorschulkinder haben etwas vorgeführt, Kind war total stolz. In einem ruhigen Moment abends erzählt er mir, der Vater wäre doof, weil er nicht da gewesen ist, ihn zu sehen.

  • Meinst Du nicht, es würde Deinem Sohn helfen, wenn Du ihm ein positiveres Bild von seinem Vater vermitteln würdest?

  • Meinst Du nicht, es würde Deinem Sohn helfen, wenn Du ihm ein positiveres Bild von seinem Vater vermitteln würdest?

    Was für ein positives Bild?

    Ihm etwas aufzeigen, was er nicht kennt? Er kennt seinen Vater nur als unzuverlässig und überfordert. Sein ganzes bisheriges Leben war von Enttäuschungen durch den Vater geprägt. Der Vater kam und ging ohne eine Antwort warum! Ich konnte dem Kleinen erst vor rund 1 1/2 Jahren erklären, dass der Vater krank sei, denn da war es erst offiziell, da nun der Sozialbetreuer sich einschaltete.

  • Du solltest dir ein positives Bild von euch beiden vermitteln. Denn dein Sohn kann alles nur als Mangel sehen, weil du es so siehst. Wenn du willst , dass dein Sohn selbstbewusst aufwächst, musst du erstmal eines entwickeln. Ansonsten ist jedes Gespräch über deinen Sohn sinnlos, weil dein Vorleben alle Bemühungen zunichte macht.

  • Du solltest dir ein positives Bild von euch beiden vermitteln. Denn dein Sohn kann alles nur als Mangel sehen, weil du es so siehst. Wenn du willst , dass dein Sohn selbstbewusst aufwächst, musst du erstmal eines entwickeln. Ansonsten ist jedes Gespräch über deinen Sohn sinnlos, weil dein Vorleben alle Bemühungen zunichte macht.

    Ich sehe mein AE-dasein nicht als Mangel in Sachen Lebensqualität, die ist 100mal besser als vorher. Unser soziales Netzwerk ist in den letzten Jahren von unterirdisch auf ein gutes Level angestiegen.

    Junior bekommt jetzt richtig mit, wie es in "normalen" Familien zugeht. Er zieht nun mal Vergleiche und ist unzufrieden, er hat keine väterliche Bezugsperson außer den Opa (der selbst krank ist und auch immer wieder "Out of order" ist). Diese Situation gepaart mit dem Gefühl des Fehlens ist eine Herausforderung für uns.


    Daher bin ich immer wieder erstaunt über musicafides wie er die Ausfälle der KM über sich ergehen lassen kann. Durch den dauerhaften Kontakt mit dem JA fühlte ich mich immer gehetzt, bedrängt, hilflos und sollte ich nicht mitmachen würde man sich darum kümmern, dass ich mitmache. Es war keine Unterstützung, sondern eine Belastung.

  • Ich denke, bei uns ist es etwas anders. Solange die KM kann, ist sie zuverlässig für die Kinder da und kümmert sich. Da ich aber aus der Vergangenheit weiß, dass sie aufgrund ihrer Erkrankung zeitweilig nicht kann, habe ich mich so eingerichtet, dass es mich nicht stört. Bleibt aber, dass die Kinder damit zurechtkommen müssen.

  • Siri2012


    Ich bin ja nun schon lange hier und ich kann Dir sagen , das ein musicafides wahrlich auch schon anders geschrieben hat.

    Da war alles was die KM getan hat wichtig und würde analysiert.


    Nur um eventuelle Gedanken ,andere können mit der Erkrankung umgehen , warum ich nicht, ganz schnell ad absurdum zu führen.


    Das ist nicht böse gemeint, mir passiert es als alte Häsin auch mal , das ich vergesse, wie wütend, traurig , hilflos u.ä.ich in bestimmten Situationen mit den Burschen war.

    Ich bin es zum Teil immer noch jedes Alter hat seine Herausforderungen.


    Konzentriere Dich auf das, was Ihr tolles habt.



    Liebe Grüße


    Ute

  • Ratte: da hast Du sicher recht. Seinerzeit war der Einfluss der KM auf den Sohn noch größer, es konnte keine Beziehung zu mir und zur Schwester wachsen. Vieles hat sich auch äußerlich normalisiert. Nicht zuletzt haben die Kinder einen verlässlichen Lebensmittelpunkt.


    Siri2012 diese Verlässlichkeit kannst eben nur Du ihm geben, der KV nicht.

  • Junior bekommt jetzt richtig mit, wie es in "normalen" Familien zugeht.

    Was soll das sein, eine "normale" Familie? Vater, Mutter, Kinder, Haustiere? Ich finde, man kann seinen Kindern sehr wohl vermitteln, dass sie Teil einer normalen Familie sind. Weil jede Familie anders ist, sowohl strukturell als auch von den Lebensumständen. Solche Normalität kann man seinen Kindern sehr wohl vorleben, in welcher Situation auch immer. Und dazu tragen auch Freundschaften zu anderen Kindern und Kontakte zu verlässlichen Bezugspersonen bei.

  • Was bitte ist eine "normale" Familie? Als Ex-Gatterich und ich noch verheiratet waren, war ich als die "verheiratete Alleinerziehende" bekannt. Das allermeiste habe ich mit den Kindern alleine unternommen - ja und? Opas, Omas, Tanten, Onkel, Geschwister meinerseits wohnten mindestens 180 km weit entfernt, waren also ebenfalls nicht "greifbar". Ja und? Wir haben das Beste draus gemacht. Natürlich habe ich neidisch zu Freundinnen und Bekannten rübergeschielt, bei denen sich die Väter deutlich mehr engagiert haben ("neidisch" bitte nicht im Sinne von Missgunst verstehen, ich hätte es nur auch gerne für die Kinder und mich so gehabt).


    Aber ist es nicht immer auch die Frage, wie man mit der jeweiligen Lebenssituation umgeht? Mein Ex-Mann war äußerst selten (!!!) bei irgendwelchen Veranstaltungen dabei - auch das gibt es durchaus.

  • Naja, der Gro der Kinder hat ja meist zwei Elternteile, die zusammenleben und sich um ihr Kind gemeinsam kümmern. Väter, die ihr Kind in die KiTa bringen, Feste mitfeiern, an Elterngesprächen teilnehmen sind schon lange keine Ausnahme mehr. Und das ist auch gut so. Je jünger die Kinder sind, umso weniger "Schicksalsgenossen" sind vorhanden meiner Erfahrung nach. Je älter sie werden, umso mehr verändert sich das Umfeld.

    Ich bin ja mit meiner Biene auch seit Anfang an allein und klar schielte auch mein Kind mal neidvoll auf die Väter anderer, stellte Fragen, verstand vieles, aber auch nicht alles. Das Fehlen des Vaters wird sie ihr Leben lang begleiten. Das kann man nicht schönreden.

    Aber man kann trotzdem glücklich sein, wenn man für das Thema selbst genug Akzeptanz mitbringt. Klar, hätte ich es mir auch anders gewünscht für mein Kind, aber der Gedanke beherrscht uns nicht. Und ich habe nicht das Gefühl, dass mein Kind oder ich glücklicher oder unglücklicher sind als andere Familien. Ich habe für mich festgestellt, je offener ich mit dem Thema umgehe, umso toleranter ist mein Umfeld.

    Liebe Grüße


    Friday

    Einmal editiert, zuletzt von friday ()