Wechselmodell - Vorteile, Nachteile - was ist zu beachten?

  • Hallo zusammen,


    ich bin alleinerziehend, meine Tochter ist 12. Derzeit ist unsere Tochter jedes 2. Wochenende bei Papa (von Freitagabend, montags geht sie von ihm zur Schule). Zudem ist sie mittwochs ab etwa 18 Uhr bis zum nächsten Morgen bei ihm. Ferien ist sie überwiegend bei mir.


    Wir wohnen im gleichen Ort, Kinderzimmer gibt es auf beiden Seiten.


    Nun steht die Überlegung im Raum, das Wechselmodell einzuführen. Seine Begeisterung hält sich jedoch etwas in Grenzen, unsere Tochter wäre offen und würde es gerne testen.



    Was müssen wir im Vorfeld beachten um Konflikte möglichst gering zu halten? Muss alles schriftlich fixiert werden? Wie ist das mit dem Unterhalt, hebt dieser sich für beide Seiten auf, auch wenn eine Seite das Dreifache an Einkommen hat?


    Habe bereits das Jugendamt kontaktiert um mich beraten zu lassen, was im Sinne für unsere Tochter sinnvoll ist, pro - kontra Wechselmodell...etc.


    Dort kann man zu diesem Thema leider gar nichts sagen, da dies wohl absolut selten so gehandhabt wird. Wären hier eine totale Ausnahme.


    Vielleicht hat von euch ja schon jemand Erfahrungen gemacht und kann mir zu den genannten Punkten etwas sagen, oder weiß wo man sich sonst hierzu beraten lassen kann.



    Lieben Dank vorab.



    Grüße



    Claudi

  • Dort kann man zu diesem Thema leider gar nichts sagen, da dies wohl absolut selten so gehandhabt wird. Wären hier eine totale Ausnahme.


    Das haben sie uns auch erzählt, ist aber Quatsch.
    Wer Wechselmodell will hat oft noch brauchbare Kommunikation, und dann schlägt man nicht beim Jugendamt auf.


    Wir machen das seit 12 Jahren (Kind wird bald 14) und haben sehr viel verschiedene Erfahrungen damit gemacht.
    Überwiegend aber eher positiv. Also wir Eltern konnten beide (in Teilzeit) im Job bleiben und hatten/haben intensive Phasen mit Kind, aber auch Erholungsphasen ohne Kind.
    In der finanziellen Regelung seid ihr ebenso frei wie in der Verteilung der Zeiten. Schön wäre es, wenn es ein echter Konsens für Beide werden könnte. (Vielleicht findet ihr einen Moderator der dabei vermittelt)
    Als wir damit anfingen war Kind ja noch klein. Da haben sich ganze Wochen nicht bewährt. So kam es zu halben Wochen nach einem vereinbarten Muster: Mo/Di immer an einem Ort, Do/Fr immer am anderen Ort, und das andere im Wechsel. So konnten bestimmte Angebote (Vereine, Kurse) immer in einer Umgebung stattfinden. Das war von Vorteil.
    Vergangenheitsform deswegen, weil das in der Pubertät alles deutlich fließender wird.


    Hast Du konkrete Fragen ?
    Dann her damit, gerne auch per PN.

  • Wir leben seit letzten Oktober das Wechselmodell.


    Bei uns war es nämlich genau so, jedes 2. Wochenende von Freitag bis Montag beim Papa + jeden Mittwoch über Nacht. Also lag das Wechselmodell nahe und die Kinder (2 Stück) wollten mehr Zeit mit beiden Elternteilen verbringen, also haben wir letzten Sommer beschlossen, dass wir ab Oktober einfach einen Testlauf machen. Der Papa hat noch den Montag über Nacht dazu bekommen und so kommen wir im Schnitt auf 50/50. Im Sommer sind sie mehr bei mir als bei ihm, dafür versuchen wir alle anderen Ferien zur Hälfte aufzuteilen. Das Kindergeld behalte ich, da alle laufenden Kosten wie Schule, OGS, Sportvereine und Co von meinem Konto abgebucht werden. An allen anderen Kosten beteiligt sich der Vater nun zu 50%. Sprich: Klassenfahrten, Kleidung, Schulbedarf, Taschengeld, Freizeit, Sparen für die Zukunft, größere Geschenke, .. Urlaube zahlt der, der mit den Kindern in den Urlaub fährt.


    Wir verdienen ungefähr das gleiche Geld, deswegen zahlt niemand dem anderen Unterhalt, die Kosten werden ja eh geteilt. Meist strecke ich vor und bekomme von ihm die Hälfte wieder. Sonst gehen wir auch mal einen Tag gemeinsam shoppen, wenn wieder neue Kleidung und Schuhe benötigt werden und dann schauen wir, dass wir ungefähr auf ähnliche Beträge kommen. Wir wiegen das nicht genau auf. Oft kaufe ich auch außerhalb der Reihe (wie letzte Woche zB. im H&M Sale), die 200€ zahle ich dann selbst. Die waren nur bedingt nötig :crazy:lach


    Und wie Loewe schon sagte.. in der kinderfreien Zeit kann man bedenkenlos Überstunden machen, aber wenn man die Kinder hat, hat man auch die Zeit, weil man bewusst (meistens) alle anderen Termine in die Tage legen kann, wo die Kinder nicht bei einem sind.


    Wir haben das schritflich nicht festgehalten, da wir uns einig sind. Die Familienkasse wollte wegen Unterhaltsvorschuss einen richterlichen Beschluss darüber sehen, die habe ich dann freundlich darüber informiert, dass sie gerne von meinem Ex und mir eine schriftliche Erklärung dazu haben könnten, aber dass nicht alle Eltern Rosenkriege auf dem Rücken ihrer Kinder austragen und wegen jeder Kleinigkeit vors Gericht ziehen (müssen), da auch Einigkeit unter den Eltern herrschen kann und wir das Wechselmodell auf Wunsch der Kinder führen. Damit war Ruhe.

    LG, Mellie :strahlen


    Mein Baujahr: 09/1984
    Baujahr der Kinder: 2x 06/2008 &
    AE: 05/2011 :anbet

  • Wir leben seit letztem Jahr September das Wechselmodell.


    Bei uns wechseln die Kinder Montags. Die Beiden sind 5 und 10 Jahre. Trotzdem sehe ich meine Kleine meistens 1x in der Papa-Woche,weil sie es dann unbedingt möchte. Wird aber weniger. Ferien werden hälftig aufgeteilt, wobei jedes Kind auch immer Mal zum Anderen zu Besuch fährt.
    Ich kann mir immer schlecht ein Wechselmodell vorstellen, wenn man nicht miteinander reden kann. Der Große hat häufiger Arzttermine. Die machen wir so, wie wir die Termine bekommen und achten nicht auf eine gleichmäßige Verteilung. Wenn es dem Einen dann nicht passt, unterstützt man sich.


    Unterhalt haben wir anhand einer Formel aus dem Netzt berechnet, da mein Ex deutlich mehr verdient als ich.


    Ansonsten telefonieren die Kinder fast jeden Abend mit dem anderen Elternteil.


    Ich finde, es läuft in unserem Fall sehr gut und kann auch die kinderfreie Zeit so gut planen, mehr arbeiten in der Woche und bin dann in der Kinderwoche ganz für die Kids da.

  • Wichtig ist aus meiner Sicht eine örtliche Nähe.
    Das Thema KU gibt es bei uns nicht - da er nie gezahlt hat.
    Wir haben wenige feste Wochentage - wechseln viel nsch Bedürfnis
    des Kindes bzw. berufliche Termine.
    Nachteile fürs Kind kann ich nicht erkennen.
    In unserem Umfeld nehmen WM-Kinder bzw. Trennungen gerade massiv
    zu. Für die Kids ist das im Alltag wenig Thema.
    Mir geht es manchmal auf die Nerven mich mit meinem Ex abzustimmen.

  • Hallo,


    danke für die Infos und doch durchweg positiven Erfahrungen.


    Ich denke Unterhalt wird bei uns auch ein Thema werden da eine sehr große Differenz beim Einkommen herrscht. Zudem werden Kosten für Kleidung, Schule, Bahn etc bestimmt auch geklärt werden müssen.


    Wie gesagt räumlich wäre es kein Problem. Zeitlich stelle ich mir für uns einen wöchentlichen Wechsel ganz gut vor. So können wir alle 3 planen und auch Ferien wären geklärt.


    Treffen uns morgen für einen ersten Austausch. Bin gespannt und würde es gerne probieren, unsere Tochter ja auch.


    Bin gerne für weitere Erfahrungen, Infos, Tipps usw dankbar. Vielleicht habe ich auch noch was übersehen.....



    Liebe Grüße



    Claudi

  • Jetzt hört euch am besten erst mal gegenseitig zu, wie sich der jeweils andere das vorstellt - und alle Reaktionen / Antworten darauf könnten z.B. per Regel erst nach einer Nacht drüber schlafen kommen.


    Manche Idee ist auf den zweiten Blick eigentlich dann doch ganz gut.


    Ihr braucht eine gute Lösung - und das darf ruhig etwas Zeit zum Überlegen brauchen.

  • So, da bin ich nun nach dem Gespräch.


    Schade, hatte was anderes erwartet.


    Mein Exmann blockt nun völlig ab und möchte alles so lassen wie es ist. Er kann nicht mehr Umgang wahrnehmen aus beruflichen Gründen. Tochter wäre dann zuviel alleine Zuhause usw


    Mmmhhhh, muss da mal ne Nacht drüber schlafen.


    LG Claudi

  • Und wie seid ihr verblieben ?

    Die Idee kam ja - wie ich es verstanden habe - ursprünglich von eurer Tochter.
    Konnte die Ihre Beweggründe in eure Elterndiskussion ausreichend einbringen ?

  • Unsere Tochter hat in letzter Zeit immer mehr nach ihrem Vater verlangt (weiß jetzt nicht wie genau ausdrücken....)



    Daher kam von mir der Vorschlag, wenn sie möchte könnte man an der derzeitigen Situation etwas ändern, vorausgesetzt Papa kann das auch (beruflich und so). Räumlich wäre alles kein Problem. Wir müssten alle reden und kucken wie es für alle passt.



    Tja, Papa möchte aber gar nicht. Natürlich ist es beruflich nicht ohne, aber unsere Tochter ist 12, und braucht keine Rundum-Betreuung mehr - werde ich so unserer Tochter natürlich nicht sagen. (Sie war heute nicht dabei)



    Kann das gerade nicht verstehen.....andere möchten mehr aber "dürfen" nicht. Ist doch auch sein Kind....



    Ich schlafe nun drüber, vielleicht sehe ich morgen klarer.



    Gute Nacht in die Runde :zzzz:

  • Kann das gerade nicht verstehen.....andere möchten mehr aber "dürfen" nicht. Ist doch auch sein Kind....


    DAS dachte ich auch gerade ....



    Drüber schlafen ist eine gute Idee :daumen

  • Tja, so wirklich weiß ich es noch immer nicht.


    Mit unserer Tochter habe ich gesprochen, ist soweit ok. Jetzt stehen erstmal Ferien an. :strahlen


    Kann es einfach nicht nachvollziehen, dass man (n) auch nicht nur 1 Tag zusätzlich möchte. Ich kann ihn ja nicht zwingen.... :amok:


    Ist es mit Unterhalt getan und froh über die freie Zeit ohne Kind? Reicht einem das? :hae: Gerne auch hier ehrliche Meinungen von der anderen Seite aus.


    Tochter würde gerne mehr Zeit mit/bei Papa verbringen, wobei so ganz doof ist es bei mir ja auch nicht :D


    Ich lasse nun etwas Zeit vergehen und möchte das Thema aber wieder aufgreifen. Ob Wechselmodell oder einfach noch nen Tag zusätzlich werden wir sehen.


    Was meist du/meint ihr?


    LG Claudi

  • Ich denke in dem Alter entwickelt sich das von selbst, die Kids kommunizieren outtark.
    Warte mal die Ferien ab - vielleicht verbringen sie doch mehr Zeit miteinander.
    Ich kenne allerdings auch ETs die zahlen und lieber die Freiheit/das neue Leben genießen oder sich zwangsläufig daran gewöhnt haben.

  • Ich kenne auch beide Extreme.
    Wie geht es denn ihrem Vater ?
    Kommt der gerade mit sich klar ?

  • Ja, er kommt klar.


    Wir kommen gut miteinander aus und ich mag jetzt auch nicht drängeln. Ich lasse ihm etwas Zeit um darüber nachzudenken und mit unserer Tochter zu sprechen. Er soll sie ruhig auch hören. Nehme aber das Thema wie gesagt nochmal auf.


    Für mich wäre es ehrlich gesagt auch etwas Entlastung. Ich könnte etwas Verantwortung abgeben, ich weiß sie ist bei Papa gut aufgehoben und die 2 lieben sich. So bleibt alles an mir und manchmal ist es einfach viel. Aber gut, ich gehe gerne den Weg so weiter und warte ab was kommt.

  • Ich denke, dass gerade diese Bequemlichkeit auch ein Grund sein kann, wenn man kein Wechselmodell möchte.


    Es bedeutet ja doch einiges mehr an Planung, wenn man die Kinder auch Nachmittags hat.


    Sie müssen zu Vereinen, Kursen, Freunden etc.! In eurer jetzigen Planung ist dies ja nur auf deiner Seite. Und mich mit diesen Sachen anzufreunden, da brauch er vielleicht noch Zeit.


    Vielleicht wäre es ja hilfreich, wenn man signalisiert, dass man trotzdem zur Verfügung steht, wenn mal etwas ist. So machen wir das.


    Der Papa hat auch gemerkt, wie oft 2 Kinder innerhalb der Woche rum gefahren werden und was man organisieren muss. Das habe ich früher ganz alleine gemacht.


    Ich drücke die Daumen, dass der Papa sich das doch noch überlegt.


    VG
    Antje