Berufsorientierung in und nach der Schule

  • ....Kinder bezüglich Thema Berufswahl zu beraten, hinzuführen, Erfahrungen machen zu lassen, ist eines der zentralen Theman ab Klasse 7/8 in Sekundarschulen, es würde mich freuen, hier über eure Erfahrungen etwas zu lesen :love , ich bin in dem Thema vertraut, da ich hier selber sehr unterschiedliche Erfahrungsebenen durchlebt und erlebt habe..... . Da wir hier im Forum ja nun Mitglieder aus allen Bereichen haben, Selbstständige, Arbeitnehmer und eben auch Eltern sind, freue ich mich auf eine spannende Diskussion :thanks:


    LG Mike

  • ....Damit Anmidas Faden nicht zerschossen wird und das Thema wohl auf Intetesse stößt, mache ich mal was Neues dazu auf :engel


    LG Mike


    Danke Mike..
    Also.. mal zu den alten Zeiten. :D Wir haben damals ab der 8. Klasse in den Ferien Praktika gemacht. Da wir faule Hunde waren natürlich nicht die ganzen Ferien, sondern nur 2-4 Wochen davon. Vorteil für mich: Sehen was die Arbeitswelt so zu bieten hat und ich habe dabei sogar noch mein Taschengeld verbessert.
    Sorry, ich bin noch einer aus der Generation, der Zeitung ausgetragen sowie Eltern und Nachbarn bei der Gartenarbeit geholfen hat, um sich Dinge leisten zu können. Daher muss mein kleiner Mann nun auch (Asche auf mein Haupt, Kinderarbeit ist ja verboten) in seinen Ferien mit am Haus helfen. aus meiner Sicht wird er dann die Dinge, die er sich kauft mehr zu schätzen wissen, etwas lernen, was ihm im Leben noch viel Geld sparen wird (Handwerker werden nicht günstiger) und damit eben auch sein - ihm zur Verfügung stehendes - Geld erhöhen.
    Nennt mich altbacken, oder gern auch von gestern, aber ich möchte, dass mein Sohn nicht alles in den Allerwertesten geschoben bekommt..

  • Dann "hole ich mich auch mal hier rüber"... ;)



    Hier ist das noch drei Jahre hin; Sohnemann ist jetzt mit der Realschule fertig und geht nach den Sommerferien zu einer Gesamtschule; dort sind es ja zum Glück 13 Jahre bis zum Abi.


    Bis jetzt ist sein Plan, dann eine Ausbildung bei der Polizei zu machen. :ohnmacht: Wenn er dann aber erstmal gar nichts machen möchte und das irgendwie finanzierbar ist (zum Beispiel wenn er die Sparbücher der Großeltern, die ihm dann ausgezahlt werden, dazu nutzen wollte), fände ich das völlig in Ordnung, ob nun im Ausland oder hier. Um herauszufinden, was wirklich seine Freude ist, was ihm soviel Spaß machen würde, dass er es gar nicht als Arbeit bezeichnen würde und nicht schon Montags dem WE entgegenfiebern müsste. Und mit 40 - 50 Jahren kurz vor oder im Burnout steckt.


    Ein Träumchen wäre ja, wenn unser Schulsystem so angelegt wäre, dass man das schon in der Schulzeit herausfinden könnte. Aber das ist ja leider nicht der Fall. Sondern der Nachwuchs wird aus der Schule entlassen, nachdem er viele Jahre Dinge (auswendig) lernen musste, die ihm so am Pöppes vorbei gehen, dass er sie in ganz kurzer Zeit wieder vergessen hat. Was auch total egal ist, weil man sie für´s Leben eh nicht braucht...


    Ich meine mit "nichts machen" nicht ein Praktikum. Es sei denn natürlich, das ist sein Wunsch. Das ist ja -wie Du schon sagst- eben nicht "nichts machen". Sondern wirklich nichts machen. Außer das, was einem richtig Spaß und Freude macht. Wenn das sein sollte, jede Nacht Party und tagsüber schlafen - eröffnet der Nachwuchs vielleicht irgendwo den In-Club und ist damit glücklich. ;) Und wenn es dazu nötig ist, auch in Buchhaltung fit zu sein, wird er das entweder auch mit Freude lernen - oder halt jemanden dafür einstellen, der sich nichts schöneres vorstellen kann, als Buchhaltung zu machen. ;)


    Letztlich hoffe ich, wie auch immer er sich nach dem Abi mal entscheidet, dass er weiß, dass er sich immer, jeder Zeit auch wieder anders entscheiden kann. Dass nichts in Stein gemeißelt ist und er nichts durchziehen muss, nur weil "man" das ja so macht und weil "man" ja nicht die dritte Sache abbrechen kann, weil sie einfach überhaupt keinen Spaß mache. Doch - kann "man". Und sollte "man" ggf. auch, dem eigenen Glück und der eigenen Gesundheit zuliebe.


    Rockabilly_74


    Nur weil es bei uns so oder so lief, muss das nicht richtig sein. Ja, natürlich hat man als Eltern Teilhabe. Leider lässt die Schulpflicht nicht halb so viel Teilhabe zu, wie es mMn nötig wäre, damit es so laufen kann, wie ich es mir für alle Kinder wünschen würde. Es mag jeder so machen, wie er es meint und für richtig hält. Ich habe dazu eine komplett andere Meinung als wohl die meisten hier. Aber das macht ja nichts.
    Es wäre vielleicht auch spannend, sich darüber mal ausführlicher auszutauschen - aber wie Du schon sagst - weiß ich nicht, ob dieser Thread dazu der richtige Ort ist. ;)

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Praktika, Nebenjob gibt's hier sowieso.
    Mein Grosspubi musste 8 Monate Zeitungen austragen damit er sich sein super PC leisten konnte ( Rest war von Jugendweihegeld)...das finde ich absolut in Ordnung.
    Danach hat er in der Schule richtig Gas gegeben, denn so einen Knochenjob will er nie wieder machen.
    Bei den Schulpraktika hat er gemerkt, was ihn z.B. gar nicht liegt, was vorher sein Wunsch war ( Jura).

    Nicht auf das Leben kommt es an, sondern auf den Schwung, mit dem wir es anpacken. H. Walpole

  • Sohn1 haben Schulpraktika einen Ausbildungsplatz ermöglicht. Alle im selben Unternehmen, dort wurde erkannt das er Praktiker ist. Kind ist glücklich und geht auch in der Berufsschule gut mit. Hat Übernahme und Meisterqualifikation in Aussicht. Lernt Anlagenmechaniker für Wasserwirtschaft.


    Sohn2 9.Klasse probiert herum. Hier gibt es etliche Jobbörsen. Bei der letzten wurde er von der Uniklinik Leipzig gebeten eine Bewerbung zum Gesundheits- und Krankenpfleger abzugeben. Nun macht er in den Sommerferien freiwillig 4 Wochen Praktikum im Krankenhaus, will erkunden ob es seins ist.


    Ich würde es mir ja wünschen, aber es ist Sohns Entscheidung.


    Freu mich das man auch ohne Abitur durch's Leben kommt.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Der Grosse hat auch dadurch herausgefunden, dass er ein Duales Studium machen will.
    War mit seinen Kumpels bei verschiedenen Ausbildungs/Studienbörsen...sogar bei der Veranstaltung der Bundeswehr...( da hab ich geschluckt...)
    Wir redeten viel darüber und inzwischen weiss er was et möchte.
    Nach dem Abi möchte er work and travel in Australien machen... das müsste er selbst finanzieren, oder FSJ im Ausland... wir werden sehen.

    Nicht auf das Leben kommt es an, sondern auf den Schwung, mit dem wir es anpacken. H. Walpole

  • Und Dich auch, Quirina...


    Aber trotzdem haben wir gelernt, dass " Lehrjahre keine Herrenjahre" sind.
    Wir haben gelernt, uns durchzubeißen und nicht alles gleich hinzuwerfen, nur weil es keinen Spaß macht!


    Ja - das haben wir gelernt. Und das war so erfolgreich, dass wir jetzt alles total glücklich in unseren Berufen sind; niemand hier je einen Burnout hatte, im Blöde-Dinge Thread niemals steht "Montag", im Gegenthread "Wochenende". Und das Schulsystem ist so Klasse, dass alle Kinder total gerne da hingehen, Klassenarbeiten und Noten generell ganz toll finden, niemand schon in der Grundschule Nachhilfe bekommt, damit er ja auf´s Gymnasium kann und später einen guten Beruf ergreifen, für den "man" ja auch eigentlich unbedingt studieren muss usw. ... Oder? ;)


    "Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder. so werdet Ihr nicht ins Himmelreich kommen." Hat der ein oder andere bestimmt schonmal irgendwo gehört oder gelesen. ;)
    Kinder sind einfach. Wenn ihnen etwas Spaß macht, gehen sie ganz darin auf; vergessen alles um sich herum; gerne auch die Zeit. Wenn ihnen etwas nicht gefällt, weh tut usw., äußern sie das ganz deutlich, indem sie weinen, schreien. Und dann ist es auch wieder gut.
    Und dann geht es los. Dann lernen sie ganz bald, dass "man" jenes nicht tut und dieses lassen muss. Dass ihre Bedürfnisse nicht gleich erfüllt werden, weil sie ja sonst nicht lernen, warten zu können. Sie lernen, dass sie so, wie sie sind, nicht richtig sind. Dass sie sich anpassen müssen. Und das tun sie, weil sie wollen ja von Mama und Papa weiter lieb gehabt werden. Es wird verinnerlicht, "ich muss so sein, wie man mich haben will, um zu überleben."
    Und das behält man dann bei, auch wenn es vordergründig nicht mehr um´s nackte Überleben geht. Man ist erstmal so, wie man glaubt, dass der Partner einen haben möchte. Funktioniert meist nicht dauerhaft; diese Forum könnte darauf ein Hinweis sein. ;)


    Dann kommen sie in den Kindergarten, wo sie dann auch gleich mal bewertet werden und in Schablonen gesteckt. Und wehe, sie passen da nicht rein - zig Therapien warten gleich um die Ecke.
    Und so geht es in der Schule weiter. Sie müssen still sitzen und Dinge lernen, die sie später meistens nicht mehr brauchen. Wer aus dem Rahmen fällt, bekommt eine Diagnose.


    Und am Ende der Schulzeit sind sie dann doch ganz oft orientierungslos, was ihren Berufswunsch betrifft. Und auch dann bekommen sie keine Zeit, in Ruhe herauszufinden, was wirklich ihres ist; was sie erfüllt und worin sie dann auch mal "erfolgreich" sein können. "Das geht ja nicht. Das System funktioniert so ja nicht. Es war ja immer schon anders und wir haben es ja auch nicht so machen können."
    Wie gesagt - nur weil es bei uns oder immer schon so war, ist es nicht automatisch gut. Nur weil man vor einiger Zeit rothaarige, kräuterkundige Frauen als Hexen verbrannt hat, ist das nicht gut. Lässt sich beliebig fortsetzen.


    Dinge können sich ändern. Die Hoffnung habe ich auch für Kinder, für das Schul- und Berufssystem. Für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Ob ich das noch erleben werde, weiß ich nicht. Zum Glück gibt es viele Leute, die das genauso sehen und es werden immer mehr. Und sie sind teilweise auch einen ganzen Tacken jünger als ich; mit noch kleinen Kindern, die schon wieder ganz anders aufwachsen, als meine.
    Es gibt immer mal Schulen, von denen man hört, dass das Unterrichtsfach "Glück" eingeführt wurde. Wo Unterricht schon komplett anders stattfindet; oft ist das in anderen Ländern, meist Skandinavien. Das ist ein Anfang...

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~

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  • Und Dich auch, Quirina...


    [quote='Quirina','index.php?page=Thread&postID=2136198#post2136198']Aber trotzdem haben wir gelernt, dass " Lehrjahre keine Herrenjahre" sind.
    Wir haben gelernt, uns durchzubeißen und nicht alles gleich hinzuwerfen, nur weil es keinen Spaß macht!


    Ja - das haben wir gelernt. Und das war so erfolgreich, dass wir jetzt alles total glücklich in unseren Berufen sind; niemand hier je einen Burnout hatte, im Blöde-Dinge Thread niemals steht "Montag", im Gegenthread "Wochenende". Und das Schulsystem ist so Klasse, dass alle Kinder total gerne da hingehen, Klassenarbeiten und Noten generell ganz toll finden, niemand schon in der Grundschule Nachhilfe bekommt, damit er ja auf´s Gymnasium kann und später einen guten Beruf ergreifen, für den "man" ja auch eigentlich unbedingt studieren muss usw. ... Oder? ;)


    "/quote]



    CoCo, ich gebe Dir in ganz vielem recht!
    Und ich bin bestimmt die letzte, die mein Kind zu irgendetwas zwingen will und wird ( abgesehen davon, dass das in dem Alter eh nicht mehr geht ;-) )


    ABER : es ist ein Irrglaube, zu denken, mit der richtigen Berufswahl und Spaß an der Arbeit sei ein Burnout ausgeschlossen!
    Arbeit beinhaltet immer, auch mit Spaß und Interesse, dass es auch stressig werden/ sein kann, dass man z. Bsp. gegen Windmühlen läuft, dass man mit Menschen zu tun hat, die einem nicht liegen, dass man trotzdem auch mal überfordert sein kann.


    Und das meine ich - man muss auch gelernt haben, durch solche Zeiten zu kommen, innere Stärke besitzen und die bekommt man nicht nur in die Wiege gelegt.
    Auch das muss gelernt werden, kommt mit der Erfahrung und eben auch mit dem " sich durchbeißen".


    ich arbeite gerade in der Wohnungslosenhilfe.
    Es macht unglaublich Spaß, gibt mir ein gutes Gefühl, da es auch sinnhaft ist ( für mich) aber ich sage Dir eines:
    Momentan ist die Hälfte der Mitarbeiter wegen BurnOut nicht am Arbeitsplatz - die Arbeit nimmt nie ein Ende, man kommt nie hinterher und ist manchmal einfach nur noch platt und ausgebrannt.
    Frage mich, wie ich gestern abend heimgekommen bin....
    Trotzdem ist es für mich ein Traumjob!
    Den ich schon längst geschmissen hätte, wenn ich nicht gelernt hätte, dass das Leben kein Ponyhof ist ;-)

    " Lebensmotto" Alle Sorgen hinaus auf`s Meer schicken und kleine Gluecksmomente sammeln, wie Muscheln am Strand

  • dass das Leben kein Ponyhof ist


    Auch das wird ja von den meisten so empfunden, weil es eben so ist, wie ich es beschrieben habe... Ich gehe mal davon aus, dass all die Mitarbeiter, die jetzt wegen Burnout fehlen, auch mit der "das Leben ist kein Ponyhof-Devise" aufgewachsen sind... Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen wäre eine Wohnungslosenhilfe vielleicht überflüssig... Wenn es von Anfang an anders laufen könnte, wäre das Leben durchaus ein Ponyhof. Für alle. Nicht nur für die, die schon jetzt versuchen, soviel Ponyhof daraus zu machen, wie möglich.

    LG
    CoCo




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    ~ Kalil Gibran ~

  • Und ich dachte, Mike hätte mich im anderen Thread angesprochen, dass er das Thema als ganzes interessant fand und deshalb diesen Thread eröffnet hat. Weil das alles zusammenhängt. Wer nicht will, muss das ja nicht lesen...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Meine Tochter hat nach der 8. Klasse (da war grad Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule) in den Ferien ein freiwilliges Praktikum in einer Behindertenwerkstatt gemacht und wußte dann, irgendwas in die soziale/medizinische Richtung ja, aber sowas nein.
    In der 9. Klasse kam dann das Pflichtpraktikum, das sie in einer Sehbehindertenschule gemacht hat, aber war auch nicht ganz ihres.
    In den Ferien hat sie dann nochmal ein freiwilliges Praktikum in einer Ergotherapiepraxis gemacht und war ganz begeistert.
    Da nach der Mittleren Reife die Bewerbung auf eine Ergo-Schule hier nicht geklappt hat (auf der Staatlichen zu viele Bewerber und für die Privatschule zu jung), fiel die Entscheidung für die FOS im Bereich Gesundheit. In der 11. Klasse hat man dann ja zur Hälfte Praktika (einmal in der Pflege im Krankenhaus, dann war sie noch kurz beim Orthopäden und dann wieder in der Ergotherapie), also kann einiges sehen und das Fazit war, doch nicht Ergo! Aber totale Begeisterung für Medizin!
    Jetzt sucht sie grad weitere Praktikumsstellen (entweder wieder beim Orthopäden oder auch in der ambulanten Pflege, da sie den Pflegehelferkurs hat) und möchte weiter in die medizinische Richtung testen.
    Nach dem Fach-Abi kommt jetzt noch die 13. Klasse mit Abschluss "allgemeine Hochschulreife" und evtl. das Ziel Medizinstudium, wenn sie bis dahin an den Zulassungsvoraussetzungen einiges ändern (was ja für Herbst 2019 geplant ist).


    Die Überlegung war aber auch, nach dem Abi dann noch ein FSJ (evtl. im Ausland) zu machen, um sich für den Weg noch sicherer zu sein.


    Ich finde es grundsätzlich nicht schlimm, wenn man eine erste Ausbildung abbricht, weil man doch völlig falsche Vortellungen hatte, aber irgendwann sollte schon mal der richtige Weg eingeschlagen werden bzw. etwas abgeschlossen werden (was auch immer man danach draus macht). Ich kenne Fälle, die mit Mitte 30 noch immer studieren und den Eltern auf der Tasche liegen.... das würde ich nicht mitmachen!


    Aber es ist schon wichtig, einen Beruf zu finden, der einem Spaß macht. Ich spreche da selber aus eigener Erfahrung, denn mein Job macht mir keinen Spaß. Ich hatte aber nie den Mut, dann nochmal was anderes zu machen und bereue es jetzt sehr. Damals (vor 30 Jahren) war es aber noch nicht üblich Praktika zu machen. Ich hab zwar in den Ferien gejobt, um Geld zu verdienen, aber das war es dann schon.

  • Und ich dachte, Mike hätte mich im anderen Thread angesprochen, dass er das Thema als ganzes interessant fand und deshalb diesen Thread eröffnet hat. Weil das alles zusammenhängt. Wer nicht will, muss das ja nicht lesen...


    Du musst mich angehen ich hab lediglich gefragt. Kann nämlich durchaus sein das ich das Thema missverstanden habe. Und was ich lese und antworte ist meine Sache.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Da ich keine Kinder in der Phase der Berufsorientierung habe, meine eigenen Erfahrungen:


    Erweiterter Realschulabschluss Anfand der 90er
    Gutes Zeugnis, 5 Zusagen für Ausbildungsplätze. 3 mal öffentlicher Dienst, 2 Automobilhersteller. Ich entscheide mich für den führenden Automobilhersteller, weil Mama, Papa und Opa auch schon da arbeiten und er am besten bezahlt. Ich selbst wollte am liebsten weiter zu Schule gehen und studieren.
    Mama sagte: Dafür haben wir kein Geld. Hinter mir folgten 3 jüngere Geschwister zwischen 11 und 4 Jahren.


    Ich beiße mich durch eine todlangweilige Ausbildung als Industriekauffrau. Darf auf 2,5 Jahre verkürzen. Zwischen 16 und 19 Jahren lerne ich, was es bedeutet, für das Wochenende zu leben. Mit 20 habe ich Panikattacken, die Ausbildung beendet und weiß was ich will. Einen sozialen Beruf. Und was ich nicht mehr will: Für das Wochenende leben.


    Heute, 23 Jahre später: Ich arbeite in einem sozialen Beruf, habe ein Studium beendet und vorher das Abi nachgeholt. Ich hatte nie wieder Panikattacken oder Angst vor dem Montag. Von Burn-Out keine Spur.


    Fazit: Es war gut meine Ausbildung zu beenden, auch wenn sie beruflich nicht sinnstiftend für mich war. Auch die Panik war sehr lehrreich. Eine Art Meister Yoda.


    Und als Mutter: Es ist sehr schwer das richtige Maß zu finden. Meine Mutter hat mich in dieser Phase definitiv nicht gut begleitet. Mein Vater auch nicht. Sie konnten das Thema Beruf nicht mit Sinn und Inhalt füllen. Für sie ist und war Arbeit zu 99 % Broterwerb und 1% Sinnstiftung.


    Ich hoffe, dass ich es das dann, wenn mein Kind soweit ist so gut wie möglich begleiten kann.

  • Ich halte es nicht für förderlich, jedesmal den Beruf zu wechseln, wenn es anstrengend wird. Das ist nämlich überall von Zeit zu Zeit der Fall. Ich glaube nicht, dass es auch nur einen Job auf der Welt gibt, wo man täglich gerne hingeht.


    Ich selbst habe inzwischen zum zweiten Mal Arbeit in einem Traumjob, nachdem ich den ersten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben konnte. Ich habe immer sehr gerne gearbeitet, aber es gab früher und es gibt heute Tage, da würde ich am liebsten alles hinwerfen. Ob das gut wäre? Wäre man dann glücklicher?


    Meine Erfahrung ist, ob wir glücklich sind oder nicht, das liegt an unserer Einstellung zu den Dingen.


    Es kann auch sehr kraftraubend sein, sich immer wieder auf die Suche zu machen.

    Einmal editiert, zuletzt von si_lence ()

  • Hier von Schulseite:
    - jährlich Zukunftstag
    - 9. Jg. Bewerbungstraining mit externen Fachexperten
    - Rhetorikkurse
    - 11. Jg. Pflichtpraktikum
    - Berufs- und Studienberatung durch eine externe Fachkraft von der Arbeitsagentur


    Elternseite:
    - Geh zu VW!


    Aber natürlich machen die Schulen zu wenig und Allgemeinbildung ist völlig überflüssig.

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Meine Jungs waren total überfordert mit der Vielfalt an Berufs- und Studienmöglichkeiten, die ihnen angetragen wurden.


    Recht katastrophal waren die computerisierten Tests, um den zukünftigen Beruf rauszufiltern. (Das war noch schlimmer als der berühmte "Wahlomat" zu den deutschen Wahlen.) Nur bedingt nützlich waren Pflicht- und freiwillige Praktika: Sie haben geholfen, Berufe auszuschließen ... Aber gefunden wurde da nichts.



    Das deckt sich auch mit der beruflichen Erfahrung: Seit Jahren sinkt nicht nur die Qualität (Motivation und Interesse am Job neben der immer stärker sinkenden "Allgemeinbildung") der Schulpraktikkanten und studentischen Volontäre. Immer mehr sagen laut Abschlussgesprächsprotokoll, die Zeit habe ihnen geholfen zu erkennen, dass dieser Beruf nix für sie sei (mein AG bietet solche Praktika in ca. 10 sehr differenzierten Berufszweigen an. Liegt also nicht zwingend am Job).

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ach ja.... wo wir total enttäuscht waren, war der Termin zur Berufsberatung beim Arbeitsamt.


    Wir haben im Vorfeld schon angegeben, dass es um medizinische Berufe geht, außer eben klassisch Krankenschwester und Arzt..... was gibt es "dazwischen", an das man sonst so garnicht denkt.


    Ergebnis war das dicke Berufebuch, wenn sie weder das eine noch das andere möchte.

  • in Sohnemanns Schule findet ab der siebten Klasse jeden Herbst ein zweiwöchiges Praktikum statt.
    Es ist ziemlich schwierig einen Platz zu finden, und da im gewünschten Bereich nichts zu haben war letztes Jahr, haben wir dann im Endeffekt einen Betrieb genommen, der gut zu erreichen war, die Leute nett waren und man einen ersten Einblick in den Berufsalltag hatte.
    Die Betriebe wollten gerne, dass man sagt, ja das ist der Beruf , den ich später ausüben möchte und evtl eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz später hinschicken werden. Das ist bei 12 oder 13 jährigen meist noch nicht der Fall,
    aber sie werden ja älter und habe noch mehrere Praktika vor sich und sie sehen dann in der neunten bzw zehnten Klasse alles etwas klarer.....eine gute Sache