Umgang mit dem Antolin

  • ....meine waren von Anfang an Leseratten, mein Sohn hat die Antolin-Fragen immer so nebenher beantwort, hatte x-Punkte, für ihn war das null Herausforderung 8-) , er hat’s halt mitgenommen..... . Ich sehe es dann kritisch ( sage dazu als Lehrer in der Schule nix ), dass es auch Basis für die Deutschnote ist..., habe das so nebenbei von den SchülerInnen gehört....., da wird schon auch wettgewerbelt :laber . Den positiven Effekt sehe ich darin, dass bildungsferne Kinder ans Lesen geführt werden...und es gibt leider genügend Familien, wo kaum Bücher daheim sind...., dafür aber ein 80 Zoll TV, gut das war jetzt sehr klischeehaft, aber es ist halt leider so :hae: . Ich kann die Bedenken der TS aber gut nachvollziehen...


    LG Mike

  • Bei uns ist Antolin natürlich noch kein Thema, die Rumpelwichtin ist ja gerade erst 1 Jahr alt geworden. Aber mir geht's da trotzdem ganz genau wie dir, HoneyB!
    Ich bin Buchhändler-Tochter, mein Laufstall stand schon in der Buchhandlung, ich bin im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Büchern groß geworden und kriege richtige Entzugserscheinungen, wenn ich zu lange kein Buch in der Hand hatte (die Zeit muss ich mir im Moment auch echt frei schaufeln). Dementsprechend finde ich auch, dass Bücher (die echten aus Papier - nicht dieser Kindle-Unsinn für Sissis, die zu faul sind, 500g Papier zu tragen) etwas wunderbares und das Lesen selbiger etwas intimes ist. Mich gruselt es schon bei der bloßen Vorstellung, selber mit Antolin zu arbeiten, weil mir das gewiss viel von dieser Magie beim Lesen nehmen würde (auf solche Wettbewerbs-Kisten steige ich nämlich dummerweise auch immer automatisch ein). Ich denke, man sollte da das Gespräch mit den Lehrern suchen. Natürlich ist so ein System ein guter Anreiz für Menschen, die ansonsten vielleicht eher weniger Motivation zum Lesen entwickeln. Aber man sollte sich als Eltern und Lehrer schon kritisch damit auseinander setzen und hinterfragen, ob es deshalb gleich ein Allheil-Mittel für alle Kinder sein muss. Wer von allein gern und viel liest, braucht das meines Erachtens wirklich nicht. Das Interesse an Büchern allein ist doch Beweis dafür, dass das Gelesene auch verstanden und gedanklich und emotional verarbeitet wird. Sonst bestünde doch von vornherein kein Interesse an Büchern bzw. würde nicht so viel Zeit in den Umgang mit Büchern investiert. Und wenn man dann als Eltern noch in der Lage ist, eine gute Vorbildfunktion einzunehmen, ist das pädagogisch eindeutig wertvoller als ein Fragebogen auf einem Bildschirm, gerade bei jüngeren Kindern (das ist sowohl logisch offensichtlich als auch wissenschaftlich bewiesen).


    Mein Fazit: Die Individualität der Kinder und deren familiäre Hintergründe berücksichtigen und Antolin dort einsetzen, wo es tatsächlich Lücken zu füllen gilt - im Gegenzug diejenigen in Ruhe lassen, die es wirklich nicht brauchen.

    "Wenn wir einfach alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte.“ Marina Weisband

  • Die Lehrerin meiner Tochter hat auch ziemlich früh mit Antolin begonnen. Ich habe mich mit ihr damals hingesetzt und daran Anteil genommen, wie an vielem anderen auch, was meine Tochter macht. Mit der Zeit wurde es dann aber wohl für sie immer weniger wichtig, weil sie aus Interesse liest, und zwar sehr viel. Wir gehen oft in die Stadtbibiliothek und leihen uns Bücher aus, die sie lesen möchte. Das Interesse an Büchern ist also da, und ich glaube, es gibt da gar nicht so sehr einen Konkurrenzkampf.


    Ich denke, das Wichtigste ist für Kinder, welches Vorbild sie zuhause haben. Ich freue mich sehr, dass für meine Kinder Bücher genauso dazugehören wie Essen, Trinken und Schlafen, und dass ich sie nie dazu anhalten musste, zu lesen. Bei anderen Kindern mag das anders sein.


    Ich habe den Eindruck, bei Dir, liebe HoneyB, läuft das ähnlich. Deine Tochter scheint zu lesen, weil sie Freude an Büchern hat. Und dass sie nebenbei Punkte für irgendwelche Urkunden sammelt, läuft so nebenbei. Solange sie das nicht als Stress empfindet, ist das auch völlig in Ordnung.


    Und solange Du den Wettstreit nicht mitmachst, ist alles in Ordnung. Können die anderen Eltern ja toll finden, wenn ihre Kinder die meisten Punkte gesammelt haben, aber ist das für Dich oder Deine Tochter relevant?


    Den Stress würde ich mir da nicht antun. Wozu auch?

  • Nun meine Frage? Wie macht ihr das?



    Eigentlich ist Antolin ja genau dafür gedacht, dass die Kinder Gefallen und Interesse an Büchern und dem Lesen finden. Es soll auf spielerische Art und Weise Freude vermitteln. Wer den Wettstreit daraus macht, sind - wie so oft - die Eltern!!! Nicht die Kinder.


    Meine Tochter (inzwischen 15 Jahre alt) hat mit Antolin genau DAS gefunden, was Du über Dich schreibst und Du Dir für deine Tochter auch wünscht. Sie ist ein absoluter Lese-Narr. Vertilgt hier 600 Seiten Bücher in zwei Tagen. Ich selbst habe auch immer gerne und viel gelesen, habe meiner Tochter auch von klein auf vorgelesen und dann kam in der Grundschule Antolin dazu und hat all dieses unterstützt.


    Was die Urkunde betrifft, so gibt es die eigentlich für ALLE Kinder...so war das bei uns damals in der Grundschule.


    Natürlich gab es auch bei uns "Belohnungen" für die ersten drei Kinder, die die meisten Punkte hatten. Am Ende der Grundschulzeit bekamen diese drei Kinder die drei Klassen-Masquottchen als Erinnerung. Mhm ja, darüber mag man nun streiten. Aber letzten Endes ist es nichts anderes als mit den Noten und wie auch im Sport und wenn wir da beim Schulischen bleiben wollen, bei den Bundesjugendspielen. Die Besten kommen weiter bzw. werden belohnt. So ist das nun mal. Das mag dem einzelnen nicht gefallen, aber darüber eine Grundsatzdiskussion zu führen, ist in meinen Augen unnötig. Daran wird sich nichts ändern.


    Ich weiß nicht, wie es bei der Schule deiner Tochter ist, bei uns war Antolin aber auch freiwillig. Die meisten haben es zwar privat auch mitgemacht, aber es war keine Pflichtveranstaltung. Es gab keinen Rüffel von der Lehrerin oder eine schlechte Note in Deutsch, wenn man nicht zuhause mit seinem Antolin weiter gemacht hat. In der Schule selbst wurde es natürlich von allen Kindern im Unterricht genutzt.


    Kurzum: Antolin soll eigentlich freudig unterstützen und nicht stressen! Meine Tochter war damals total traurig, als sie auf die weiterführende Schule kam und es da eben kein Antolin mehr gab. Inzwischen ist sie natürlich aus dem Alter draußen, aber sie erzählt heute noch freudestrahlend von dem Programm.

    LG N. :winken:
    .
    1 + 1 = 4 :love:


    - 1 wenn die Ex-Frau so ist wie sie hier bei uns ist ;(

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  • Kleines update


    Ich habe jetzt mit ihr angefangen unsere Lieblingspixies mit ihr einzugeben. Damit wir schnell diese 100 Punkte haben für diese Urkunde für das Zeugnis und sie ihren Wettstreit-Mitschülern sagen kann, dass sie auch Antolin-Punkte hat. Und damit dann wieder Ruhe ist. Gestern wollten wir eigentlich ein Buch "Der magische Blumenladen" anfangen. Nun war es leider Band 7 und im Antolin geht es nur bis Band 6 und das geht mir schon wieder alles total gegen den Strich.


    Sie hat natürlich verstanden, was sie gelesen hat und in 5 Minuten 10 Punkte bekommen und sich gefreut wie leicht das ist. Ich wollte das anders. Ich wollte, dass sie sich daran erinnert, dass wir uns zusammen gekringelt haben und wieviel Freude ein winziges Buch und ein liebevoll gezeichnetes Bild machen kann. Dass ein Buch verbinden kann, wenn man es zusammen liest und einen Streit vergessen lassen kann. Natürlich kann sie das mit 7 nicht in einem Quiz beantworten. Mit 7 fühlt sie es. Mit 17 zeichnet sie vielleicht ein Comic und mit 27 in einem Studdium hat sie dafür Worte und Inhalt. Tiefgang. Das wollte ich für sie. Kein Quiz.


    Auch das da jetzt "unsere" Pixies drin stehen. Unsere Auswahl. Unsere Lieblingsgeschichten. Wir haben so gelacht über manche Bilder und Passagen und jetzt ist das irgendwie öffentlich. Das ist etwas Privates, das jetzt "verkauft" wird. Auch wenn es keinen interessiert. Manches ist heutzutage richtig ätzend. Manchmal würde ich am liebsten meine Tochter mit in meine Kindheit beamen. Da durfte man noch lesen was und wann man wollte, wichtig war nur, dass man es konnte.


    Mehr habe ich darüber glaube ich gar nicht zu sagen.


    Vielen Dank für eure Beiträge. :blume