Trotzphase mit 8?

  • Es ist zum Haareraufen. Eigentlich ist mein Sohn ein Engel aber in letzter Zeit gibt es immer öfter Stunk und Zankereien. Am Samstag beispielsweise sollte er ein Gedicht für die Schule auswendig lernen, als er es beim dritten Mal nicht konnte ist er ausgeflippt mit Heulattacke und Tobsuchtsanfall. Ich hab erst mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass das ganz normal ist, dass man sich solch einen Text nicht einfach nach drei Mal lesen einprägt und hab ihm gesagt er möge sich beruhigen in seinem Zimmer und dann versuchen wir es gemeinsam wieder. Er hat mich dann nachgeäfft und insgesamt hat dieser Kampf und das Diskutieren dann Stunden und Nerven gekostest und am Ende konnte er das Gedicht und die Zankerei wäre nicht nötig gewesen. Heute Morgen waren wir im Stress, ja ich weiß, ich könnte NOCH früher mit ihm aufstehen aber er ist auch ein Trödelprofessor. Anziehen, Toilettengang, Trinken, Jacke und Schuhe anziehen sind lästige Übel für ihn und wenn ich im nicht jeden Schritt tagtäglich vorpredige, dann kämen wir nie aus dem Haus. Heute morgen war dann die Krönung - ich hab ihn gerufen, dass wir los müssen und er antwortete einfach nicht und kam dann absichtlich im Schnarchtempo angeschlurft - ich hab ihn dann mit der flachen Hand am Hinterkopf ins Bad geschoben (ja ja, ich weiß - höflich bitten ist netter und das habe ich vorher auch schon 5.000.000.000 Mal gemacht in der Vergangenheit) und er meinte dann zu mir "Du hast mich GESCHLAGEN" :wow . Ich musste dann mit ihm das Haus verlassen und habe ihm gesagt, dass er gar keine Ahnung hat, was das überhaupt bedeutet jemanden zu schlagen und das ich sein Verhalten im Augenblich nicht ok finde und dass das für mich ganz schlimm ist mit sowas im Raum nun den Tag begehen zu müssen und das ich will, dass er mich anschaut und wir uns anständig benehmen und vertragen und das es natürlich nicht ok sei, dass ich ihn halb ins Bad geschubst hab, damit er endlich die Zähne putzt und wir los können aber das er nicht solch einen Unsinn behaupten soll. Ich traue meinem Sohn zu, dass er so etwas in der Schule erzählt. Bei dem Gedanken daran wird mir ganz schlecht -ich würde mein Kind NIEMALS anfassen und ich muss ehrlich sagen, dass ich mich von meinem eigenen Kind in dem Augenblick emotional erpresst gefühlt habe. Er wollte sich auch nicht vertragen und ansehen wollte er mich auch nicht ... er meinte "dann kauf dir doch eine neues Kind"!!! Ist das normal, dass Kinder mit 8 Jahren sich in dieser Form widersetzen? Hat das mit der Loslösung zu tun oder was soll das? Was sage ich ihm denn, um zu erklären, dass er sowas nicht bringen kann und "kauf dir doch eine neues Kind" - ist solch ein Ausspruch normal oder muss man sich da ernsthaft Sorgen machen? Manchmal fragt man sich wofür man das Alles macht - jeden Tag durch den Alltag rennen, es versuchen jedem Recht zu machen und am Ende des Tages ist man der Arsch.

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  • Meiner ist 6 und ist momentan drauf... irgendwas scheint ihm zu beschäftigen, ich denke deswegen sind die Kiddies so drauf.


    Eine Lösung habe ich noch nicht.

  • Manchmal fragt man sich wofür man das Alles macht - jeden Tag durch den Alltag rennen, es versuchen jedem Recht zu machen und am Ende des Tages ist man der Arsch.


    Ich fordere von meinen Kindern gewisse Dinge, weil sie eben nicht im "Hotel Papa" leben - und das, was sie selbst können, sollen sie auch selbst tun. So einen Trödelmeister habe ich auch, das zehrt schon an den Nerven, aber dann fallen halt andere Dinge weg, wenn die Zeit verbummelt ist. Kinder müssen lernen, mit natürlichen Konsequenzen zu leben und dass sie eben nicht der Mittelpunkt der Welt sind. Das hat für mich etwas zu tun mit sozialer Kompetenz.

  • Danke. Mein Sohn ist schon ziemlich ich bezogen und war auch schon immer ein bisschen selbstgerecht. Das war schon im Kinderladen so, dass er immer andere verpetzt hat und ihnen Benehmen beibringen wollte und wenn er meint er kommt zu kurz, dann lässt er es einen unverzüglich wissen. Er ist auch mäkelig was das Essen anbelangt, beschwert sich über andere Kinder (der sowieso will immer der Beste sein, die Mädchen sind dumm usw). Vieles ist nicht gut genug. Am Samstag waren wir bei einem Bastelworkshop, da durfte ich ihm nicht helfen, da meine Kenntnisse nicht seinen Ansprüchen entsprachen, das fand ich schon ein bisschen verletzend. Der Apfel fällt ja nicht weit vom Stamm und ich bilde mir ein das Nörgelgen des Vaters zu erkennen, wobei ich auch oft ziemlich nörgelig bin.

  • Hallo Ratsuchend37,


    das ist eine vollkommen normale Lebensphase, in der sich das Verhältnis zueinander nochmal zurechtrüttelt in der Eltern-Kind-Beziehung.
    Ich bin normalerweise ganz und gar nicht Freundin von Waldorfpädagogik, aber die Erklärung "Rubikon" finde ich schlüssig und passt sehr oft.


    In Eurem Falle ist die Lebensphase vielleicht etwas heftiger als normal. Die Trennung vom Vater ist noch nicht so lange her, sie war konfliktbehaftet. Da sucht ein Kind sehr gerne mal Grenzen beim im Alltag verbleibenden Elternteil und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass sie halten mögen. Zudem ist da ein neuer Partner in's Leben getreten, der Dich (also auch ihn) auch nicht immer nur glücklich macht. Da rebelliert sich's gleich nochmal ein bisschen flotter.


    Das Wichtigste, was Du Deinem Kind jetzt geben solltest, ist nicht Konsequenz oder Strafe. Du solltest auch nicht hoffen, dass durch Derartiges das Verhalten des Sohnes sich dann an das Regularium anpassen wird. Wie soll das funktionieren? Was Dein Sohn braucht, ist Halt. Wenn es so ist, dass er morgens auf dem Weg in's Bad den Auftrag Zähneputzen vergisst, dann ist das nun mal so. Hast Du noch nie auf dem Weg zum Kühlrschrank vergessen, was du diesem entnehmen wolltest? Findet gemeinsam Lösungen und rüttelt damit Euer Innenverhältnis wieder zurecht!


    Beste Grüße
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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  • Wenn ich mich richtig erinnere, ist Dein Sohn Autist. Da ist heikles Essverhalten vollkommen normal - manche reagieren sehr Empfindlich auf bestimmte Konsistenzen, Gerüche, Geschmacksrichtungen... Einige mögen es lieber, wenn sie über längere Zeit immer das gleiche essen können, da es dann vorhersehbar und planbar ist. Verständnis für neurotypische Kinder ist auch eher begrenzt, vor allem, wenn diese gegen Regeln verstoßen. Regeln sind wichtig, sie geben Halt.


    Die beginnende Pubertät verunsichert Autisten meist noch zusätzlich. Der Körper verändert sich, die Mitschüler verändern sich meist noch drastischer, indem diesen "Kinderinteressen" unwichtiger werden und sie "Teenieinteressen" entwickeln, mit denen Autisten noch nichts anfangen können.


    Wenngleich ich jetzt verallgemeinert geschrieben habe, ist jeder Autist anders - der eine kann mit dem einen besser umgehen, dafür gerät er bei einem anderen Thema gleich in die Nähe eines Overloads. Bei einigen ist es zusätzlich erschwert durch die Kombination mit anderen Special Effects wie ADS, ADHS, Überempfindlichkeiten, Synästhesie...


    Von dieser Problematik abgesehen, habt ihr turbulente Zeiten hinter euch. Da kommen manche Probleme erst verspätet durch. Kann Dein Sohn morgens allein aufstehen oder braucht er andere Hilfestellungen? Vielleicht fragst Du ihn mal, wenn ihr beide Zeit habt, wie er sich den Verlauf morgens wünschen würde.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • es ist die Übung für Dich für die kommende Pubertät ;-)
    :troest
    übe Humor, und Gelassenheit :daumen


    und lass das:


    es versuchen jedem Recht zu machen


    ab sofort sein :thumbsup:


    bringt nix, und macht kaputt!
    lass sie :laber

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Wenn ich mich richtig erinnere, ist Dein Sohn Autist. .


    Hallo Haselmaus, nein, mein Sohn ist kein Autist. Er ist ein zerstreuter Professor. Dozieren bis zum Abwinken aber Hose anziehen ist langweilig ...

  • Hallo Ratsuchend37,


    das ist eine vollkommen normale Lebensphase, in der sich das Verhältnis zueinander nochmal zurechtrüttelt in der Eltern-Kind-Beziehung.
    Ich bin normalerweise ganz und gar nicht Freundin von Waldorfpädagogik, aber die Erklärung "Rubikon" finde ich schlüssig und passt sehr oft.


    Ich bin der Waldorfpädagogik sehr angetan und ich bin sicher, dass mein Sohn durch den Halt, welchen ich ihm damals durch Rituale und Grenzen gegeben habe, ein Trauma mit drei Jahren überstehen konnte. Er wurde damals von Hinten von einem Jagdhund angefallen, der versuchte ihn durch Bisse in den Nacken und Hinterkopf zu töten - darauf hin lag mein Sohn Stationär und hat bereits mit drei Jahren eine Traumatherapie machen müssen. Wir hatten das große Glück einen tollen antroposophischen Kinderarzt zu haben und ich habe mich viel und oft mit der Lehre von Rudolf Steiner auseinandergesetzt und auch der Kinderarzt hat mich hinsichtlich dessen beraten. Als ich meinen Sohn heute holte und begann mit ihm die Thematik von heute morgen zu besprechen, hat er gleich eingelenkt. Er hat sich entschuldigt und ich habe mich für mein Anschieben und meine Ungelduld auch entschuldigt und ich hatte nicht den Eindruck, dass wir uns gegenseitig beschwichtigen wollen. Das mit dem neuen Partner ist sicherlich manchmal auch nicht so leicht, obwohl mein Freund meinen Sohn sehr mag und die Beiden sich gut verstehen - für meinen Sohn ist es donnoch eine vollkommen neue Erfahrung seine Mutter mit jemanden an der Hand zu sehen - mit dem Vater gab es ja weder Umarmungen, Gemeinsamkeiten, Küsschen, gemeinsame Malzeiten oder was auch immer - eigentlich gab es immer nur Streit wenn der Vater da war. In der Schule ist es gerade auch nicht leicht - mein Sohn ist ein guter Schüler aber er es jetzt in der 3. Klasse und das Lerntempo wurde ordentlich angezogen und um ganz ehrlich zu sein, bin ich manchmal auch ein bisschen zu streng. Ein bisschen mehr Gelassenheit wäre angebracht.

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