ADHS / Tic-Störung und ratlose Pädagogen

  • Hi.


    Mein Sohn hat Verdacht auf ADHS und hat eine Tic-Störung. Seit Schulbeginn hat er eine Schulbegleitung, wo es vor den Sommerferien aussah, dass er sie im Laufe des 3. Schuljahres nicht mehr bräuchte.
    Windeln brauchte er bis zu den Ferien nur noch nachts, aber jetzt ist er seit Ende der Ferien komplett trocken. Tics, wie z.B. kurzzeitige verkampfte Körperhaltungen traten nur bei großen Druck und starker Freude auf, im allgemeien in der Schule sehr wenig.
    Nach den Ferien ist nun alles anders. Er lehnt seine Schulbegleitung ab, obwohl er im Unterricht sie momentan mehr benötigt wie vorher, kann sich momentan nur in der 1. Schulstunde ohne Hilfe richtig konzentrieren. Selbst in seinem Lieblingsfach Mathe, wo er sonst eigentlich schon fast ein Schuljahr weiter ist vom können her, zeigt er schwächen, weil er einfach nicht voran kommt... weil er sich nicht konzentrieren kann. Die Lehrer sind ratlos, bekommen ihn momentan nur mit zeitweisen Nacharbeiten in Pause und Sportunterricht dazu, den Stoff zu schaffen.
    In der Freizeit tict er sehr viel mehr als vorher, was ein Anzeichen von großen Druck sein muss. Waren auch schon zu Elterngesprächen in der Schule, aber die wissen nicht weiter.
    Hat von euch vielleicht jemand eine Idee oder Erfahrungen?
    Liebe Grüße
    Megarichie

  • Was ist mit ner Überweisung vom Kia zum SPZ?


    Dort wird es dann komplett getestet,& dann hast du es schwarz auf weiss& kannst besser mit der Sache umgehen
    ?

  • Hallo Megarichie,


    dass die Pädagogen ratlos sind, glaube ich gerne. Aber was sagen denn die Ärzte?


    Hier schreibst Du, Dein Sohn hättest "seit ein paar Jahren" die Verdachtsdiagnose AD(H)S, er sei in Behandlung des Kinderarztes und einer Psychologin von AMEOS. Handelt es sich hier um dieses AMEOS?


    Nun, ich finde auf diesen Seiten (egal in welchem Standort) keinen Kinder- und Jugendpsychiater. Ist es eventuell möglich, dass es irgendwie immer beim Verdacht geblieben ist und man es versäumt hat, eine erneute Diagnostik zu durchlaufen und die passende Therapie zu starten? Der Sohn ist ja offenbar nicht nur in der Schule unglücklich, sondern hat immer mal wieder Auffälligkeiten im Verhalten wie z.B. hier die durchaus ausbaufähige Frustrationstoleranz. Falls er in der Schule ebenso impulsiv ist, kann man durchaus mutmaßen, dass in Verbindung mit dem Tic das Kind verstärkt gehänselt wird und nicht auch noch durch einen Begleiter auffallen möchte.


    Dringend zur erneuten Diagnostik und dann zur einer zur Diagnose passenden Therapie (falls nötig medikamentös) raten möchte
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    Einmal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Im Bereich Ameos West gibt es eine Psychiatrische Institutsambulanz, spezialisiert auf Kinder und Jugendliche. Wir haben dort jeden Monat einen Termin. Medikamente hatten wir bisher nicht. Ritalin verbessert zwar die Konzentration, kann aber die Tics verstärken. Das Medikament, was dann noch die Tics reduzieren kann, verschlechtert wieder die Konzentration. Deshalb lief es bisher ohne, und bis zu den Ferien eigentlich im Bereich Schule mit Begleiter recht gut.
    Wir haben in den vegangenen Jahren immer wieder ADHS Fragebögen ausgefüllt, aber es hieß immer nur Verdacht oder Tendenz oder irgendwas ähnliches.
    Er will die Begleitung nicht, weil die anderen auch keine haben. Er hat da klar eine Wahrnehmungsstörung... das stand glaub ich auch schon mal auf irgendeinem Bericht. Er nimmt nicht wahr, das er manchmal ohne die Begleitung gar nichts schafft. Wenn es mittags warm ist, trägt er trotzdem noch in den Pausen eine Jacke, obwohl er schwitzt. Morgens hat er sie noch gebraucht auf dem Weg zur Schule, weil es kühl war, aber er kann da nicht umschalten. Oder das er seine Kräfte unterschätzt... kam in der Schule bisher nur 1-2 mal vor, aber es kam vor, dass er zu grob zu einem anderen Kind im Spiel war.
    Am schlimmsten finde ich die Erwartungshaltung in der Schule. Es wird schon davon ausgegangen, dass er auffällig wird und dementsprechend gehandelt. Nicht immer, aber manchmal erzählt er das er eigentlich "normal" wie andere Kinder auf etwas reagieren wollte, es aber nicht konnte, weil Begleitung oder Lehrer ihn daran gehindert haben.


    Das nächste SPZ ist über 50 km weg, wo wir vor x Jahren schon mal waren. Daher sind wir bisher ganz froh gewesen, eine Ausweichmöglichkeit wie Ameos in der Nähe zu haben.

  • Gibt es denn da nicht auch die Möglichkeit von häufigeren Terminen, bzw Verhaltens/Ergotherapie für deinen Sohn?


    Ich habe eng mit einem Kind zu tun, das sowohl Wahrnehmungsstörung, ADS, als auch Tics hat, und diese Therapien benötigt.


    Nur Schulbegleitung, und einmal im Monat Psychiater scheint mir wenig...


    Es ist übrigens nicht unbedingt so, dass unter den Medikamenten die Tics verstärkt werden. Man sollte die Diagnostik ja sowieso gründlich handhaben, aber das kann man dann ruhig mal ausprobieren.


    Hier wurde es zB. besser.

  • Wir haben in den vegangenen Jahren immer wieder ADHS Fragebögen ausgefüllt, aber es hieß immer nur Verdacht oder Tendenzoder irgendwas ähnliches.


    Warum versteift ihr euch so auf den ADHS Verdacht ?
    Es gibt zig andere. alternative Ursachen warum der Bursche so ticktk wie er tickt







    Es wird schon davon ausgegangen, dass er auffällig wird und dementsprechend gehandelt


    Warum?


    Nicht immer, aber manchmal erzählt er das er eigentlich "normal" wie andere Kinder auf etwas reagieren wollte, es aber nicht konnte, weil Begleitung oder Lehrer ihn daran gehindert haben.


    Wie sieht dasseiner Schilderrung nach den aus?

    Das nächste SPZ ist über 50 km weg, wo wir vor x Jahren schon mal waren. Daher sind wir bisher ganz froh gewesen, eine Ausweichmöglichkeit wie Ameos in der Nähe zu haben.


    Bei allem Verständnis um meinem Kind eine vernunftige Diagnostik und damit eine seinem Defiziten angepasste Therapie zu kommen zu lassen .sind 50 km ein Witz.


    Liebe Grüße


    Ute

  • Zitat

    Ritalin verbessert zwar die Konzentration, kann aber die Tics verstärken. Das Medikament, was dann noch die Tics reduzieren kann, verschlechtert wieder die Konzentration.


    Es gibt außer Ritalin auch andere MPH-haltige Medikamente, retardiert wie auch unretardiert, mit Unterschieden wann welche Dosis ins Blut übergeht, bei Tics ist das Medikament Concerta oftmals am verträglichsten, auch gibt es ein ADHS-Medikament namens Strattera mit einem völlig anderen Wirkstoff. Wenn wirklich ein Medikament zur Erhaltung der Konzentration benötigt wird, würde ich nicht einfach nur sagen " es kann die Tics verstärken " - in vielen Fällen nimmt es nichtmal Einfluß auf die Tics.


    Wurde denn schonmal in Richtung Tourette untersucht und auf Myoklonien ?


    Wurde schonmal auf auditive Wahrnehmungsstörungen untersucht? Da kann z.B. Störschall völlig die Konzentration nehmen.


    Wird zwischendurch mal nach Streptokokken untersucht? Bei Kindern die zu Tics neigen, verstärken sich bei Streptokkenbefall oftmals die Tics und dass ein Kind Streptokokken hat fällt nicht immer auf, wenn es keine Krankheitssymptome dabei hat.


    Ein andere Aspekt wäre noch die beginnende Vorpubertät, da ist das Gehirn quasi im Umbau und das wirkt sich auch auf die Botenstoffe im Gehirn aus, es kann Tics verstärken oder auch mildern.


    Und zu guter Letzt, wurde schon einmal die Schilddrüse untersucht ( nicht nur die Standart-Hausarzt-Werte, sondern in einem Endokrinologiukum ! ) - auch bei Schilddrüsenerkrankungen kann es oftmals zu ADHS-Symptomen kommen, ebenso zu Tics.

  • Danke für die vielen Anregungen.
    Kommt jetzt Bewegung rein... nächster Monat gemeinsamer Termin mit Schule, Schulbegleitung, Psychologin und uns Eltern. Positiv ist schon mal das die Psychologin es genauso sieht, dass Pausen und Sport kontrakproduktiv zum Nacharbeiten sind.
    Schilddrüsenwerten werden auch demnächst überprüft. Und wenn es gar nicht besser wird, ist ein Tagesklinikaufenthalt angedacht.
    Kann also nur noch besser werden :-)