wiederkehrende Depression

  • Hallo,


    ich bin noch recht neu, aber hoffe hier trotzdem auf Unterstützung.
    ich habe wiederkehrende Depressionen, bin ambulant in Behandlung, medikamentös eingestellt und habe dazu noch eine integrative Versorgung der krankenkasse.
    so weit bin ich auch deutlich stabiler als am anfang, trotzdem habe ich wie viele das gefühl zu funktionieren - aber nicht zu leben.
    warum ich aber hier schreibe, ich habe mich im laufe der Erkrankung emotional immer mehr von den menschen zurück gezogen.
    ich sitze viel am pc und grübel- was nicht gut ist und auch keine Probleme löst, das ist mir klar.
    irgendwie hab ich eine ganz tiefe angst mich auf menschen einzulassen, weil sie gehen könnten und mich dann abwerten- wenn sie mich erstmal kennen.
    überhaupt große versagensängste und das blockiert mich sehr.
    für mein Kinder ist das natürlich nicht schön, leider
    für mich selber auch nicht, denn so paradox es klingt, mir fehlt das gemeinsame und lachen und so
    ich weiß halt nicht so recht wie und hab wenig Hoffnung das dauerhaft in meinem leben etablieren zu können.
    hat jemand Erfahrungen mit solchen Problemen?
    und wie man die gut überwinden, oder zumindest vermindern kann? :thanks:


    lg deprimami

  • Hallo,


    Zitat

    ich sitze viel am pc und grübel- was nicht gut ist und auch keine Probleme löst, das ist mir klar.
    irgendwie hab ich eine ganz tiefe angst mich auf menschen einzulassen, weil sie gehen könnten und mich dann abwerten- wenn sie mich erstmal kennen.
    überhaupt große versagensängste und das blockiert mich sehr.


    die Symptome klingen für mich nach einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung (ÄVPS). Die Beschreibung erinnert mich auch sehr deutlich an mein früheres Verhalten und Empfinden. Wobei die ÄVPS keine Persönlichkeitsstörung im eigentlichen Sinne, wie etwa Narzissmus, ist. Diese "Krankheit" ist nicht heilbar, ist aber mit kognitiver Verhaltenstherapie gut behandelbar. Die AVPS entsteht häufig in der Kindheit, aus einem Konflikt zwischen Bindungs- und Autonomiebedürfnis. Einerseits sehnen sich diese Kinder nach Nähe und Sicherheit, andererseits vermeiden sie enge Beziehungen. Häufige Abweisung oder emotionale Kälte im Elternhaus oder im Zusammenleben mit nahestehenden Personen können die Ursache sein. Sie kann auch Folge einer gelebten Doppelbindung (Doppelbindungstheorie) entstehen. So bringt ein Elternteil ein Kind z. B. regelmässig in einen Zwiespalt, wenn er sagt: "Du kannst gerne bei deinem Schulfreund auf der Geburtstagsparty übernachten, auch wenn Papa/Mama dann traurig ist.".
    Für das Kind ist das wie Pest und Cholera. Gerne würde es beim Schulfreund übernachten, hat aber Angst, den Elternteil damit traurig zu machen. Bleibt es aber Zuhause, bedauert es die entgangene schöne Zeit mit dem Schulfreund. Vielleicht wird der Schulfreund demnächst keine Einladung mehr aussprechen.
    Das Kind ist dann quasi wie ein Agent in einem Film, der sich entscheiden muß, ob er bei der tickenden Zeitbombe den blauen oder den roten Draht durchkneifen muß.
    Sein Problem ist hier allerdings, das es trotzdem knallt, egal welchen Draht er durchschneiden wird.
    Selber war ich vor 5 Jahren etwa 2,5 Jahre in ambulanter Behandlung und heute bin ich diesbezüglich weitgehend beschwerdefrei. Habe zwischenzeitlich zwei Whatsappgruppen für Freizeitunternehmungen gegründet. Mit der Krankheit haben sie rein gar nichts zu tun. Die gelegentlichen gemeinsamen Treffen sind im Prinzip für mich auch therapeutische Arbeit, denn gegen die Vermeidungshaltung muß man in der geselligen Runde natürlich dagegenhalten. Das ist für mich zwar zeitweise anstrengend, aber auch sehr erfüllend.
    Ansonsten ist es im Prinzip dabei wichtig Schwächen zu erkennen und ggf. zu akzeptieren und eigene Stärken herauszuarbeiten. Man muß eine Zeitlang viel reflektieren, denn viele Verhaltensweisen des Vermeidens gehen in das Unterbewußtsein über. Beispiel:
    "Schaut die gerade zu mir hin, wie ich meinen Kaffee trinke? Hoffentlich verschütte ich jetzt nichts. Das wäre so peinlich. Jetzt muß ich sehr aufpassen, das nichts daneben geht."
    Das muß man sich bewußt machen und sollte genauso trainieren, diese Reaktion, die wir anderen Menschen uns gegenüber unterschieben, zu hinterfragen. Durch das Training, in Gedankenspielen oder auch durch "gestellte" Situationen, also Rollenspielen möglich, kann man diese Unsicherheiten im Unterbewußtsein wieder korrigieren.
    Vielleicht sprichst du mal deinen Arzt/Therapeuten darauf an, ob er mal mit dir in diese Richtung eine Anamnese macht. Wünsche gute Besserung.

  • danke für die antwort!
    habe es auch gleich mal bei wiki nachgelesen und ja das trifft es erschreckend.
    meine Eltern haben zwar nicht diese Wahl gestellt- aber kälte, Abweisung und Desinteresse gab es genug.
    das hatte bei ihnen auch seine gründe und sie haben es wohl nicht mit Absicht gemacht.
    aber diese Prägung scheint es bei mir gemacht zu haben.
    in der Therapie machen wir grade problemlösungstraining, damit ich lerne sie zu konkretisieren und dann auch an zu gehen und genau wie es bei wiki steht brauche ich wirklich lange mich einzulassen
    dachte immer ich bin nur zu blöd, aber dann könnte es da eine Erklärung geben...


    hast du vielleicht eine buchempfehlung, wo ich es (mich) noch besser verstehen kann und das evtl tips zum angehen hat?

  • hast du vielleicht eine buchempfehlung, wo ich es (mich) noch besser verstehen kann und das evtl tips zum angehen hat?


    Ja. Ich habe eine Hardcopy von meinem Therapeuten. Der Titel war sinngemäß "Anleitung, sich selbst zu mögen". So etwas in der Art. Es ist erstaunlich, wie gut das eigene Gefühlsleben als Betroffener/Betroffene dort wiedergegeben wird. Man kann sich leicht wieder erkennen und die Übungen sind leicht und nachvollziehbar erklärt.


    Allerdings habe ich nicht wirklich die Muße, das alles einzuscannen. Wenn du mir eine Anschrift per PN geben magst, kann ich dir das Buch als lose DINA Sammlung zuschicken. Ich brauche es nicht mehr.

  • danke, das wäre sehr lieb
    habe dir eine pn geschickt und warte mal ab
    werde aber auch noch mal im netz weiter suchen.
    bin grad wirklich überrascht das es jemand auch so geht, das du meine Gedanken /Gefühle zu gut nachvollziehen kannst
    und noch mehr freut mich, das es dir offensichtlich besser geht.
    das macht Hoffnung und freut mich natürlich auch für dich
    diese psychischen Erkrankungen sind oft so schwer zu vermitteln, viele menschen können es nicht nachvollziehen
    hatte ein wenig angst, halt zu lesen dann geh doch mal raus, wenn es so einfach wäre.
    ich hab heute einen der weniger guten tage, danke für den Lichtblick :thanks:

  • Liebe deprimami,
    zuallererst: änder deinen Nick- Namen (oder wie das auf deutsch heißt) in einen positiveren oder mutmachenden!
    Ich glaube, man darf das Unterbewußtsein nicht unterschätzen!
    Ganz liebe Grüße

  • änder deinen Nick- Namen (oder wie das auf deutsch heißt) in einen positiveren oder mutmachenden!



    Hallo deprimami,


    sie hat Recht. Geht über die Mods.
    Und Svea hat Recht. ;-) ....egal ob er Mut macht oder auch ganz neutral ist. Du hast eine Form von Akzeptanz, das ist schon viel...


    Du bist nicht allein und weil Du tust was Du tust wird es besser werden.



    lg von overtherainbow :rainbow:

  • Hast du schon mal über einen Klinikaufenthalt nachgedacht?
    Das ist nochmal ein Riesenunterschied zu ambulanter Versorgung. Vor allem lernt man dort, in einer geschützten Umgebung, einige andere Menschen mit ähnlichen Problemen kennen.
    Man merkt man ist nicht alleine und kann sich auch nach der Klinik verabreden.


    Ich selbst war Anfang des Jahres 11 Wochen in der Tagesklinik. Meine Medikamente wurden umgestellt, ich habe Ergotherapie und sowas gehabt, was mich an neue Hobbies heran geführt hat und nicht zu vergessen, viele verschiedene Therapien gehabt. Skills, oder Sozialkompetenztraining. Die Hefter davon nehme ich heute manchmal noch zur Hand und doch entdeckt man immer wieder was neues oder wie man unbemerkt in altes Verhalten gerutscht ist.


    Ansonsten, weg vom PC, geh raus ;-) das Leben findet draussen statt. Der Körper braucht Licht und Sonne um aus einer Depression raus zukommen. Unternehmt was als Familie (wenn die großen Kids dazu noch Lust haben), geht in einen Tierpark....der Hunger kommt beim Essen ;-) genauso kommt das Lebensgefühl wieder je mehr man unternimmt.

  • Hallo deprimami,


    ich hab da auch so meine Geschichte. Was mir hilft, wenn es mal gar nicht vor oder zurück geht ... ist, das einfach zu akzeptieren. Wenn ich mich in einer totalen Missstimmung dazu zwinge irgendwo hinzugehen oder mich mit irgendwem zu treffen, dann geht es mir in der Regel hinterher einfach noch schlechter (da mag aber jeder anders sein).


    Wichtig für mich ist mich zu erinnern, dass es auch andere Phasen gibt. Das ist mir früher richtig schwer gefallen, da habe ich immer gedacht, dass es mir IMMER so dermaßen schlecht geht, wenn es mir richtig schlecht ging - was aber einfach nicht stimmte.
    Jetzt, wo ich das weiß, kann ich mir gut vergeben, dass es Tage gibt, an denen ich einfach auf Sparflamme laufe. Irgendwann bin ich dann wieder aktiv (und seit ich das so sehe, werden die schlechten Phasen auch kürzer).


    Ich habe auch einen Klinikaufenthalt hinter mir (der war noch vor Kind) und habe viele Jahre danach noch Therapie gehabt (bis das Pensum ausgeschöpft war). Was ich da wichtig finde ... man muss jemanden haben, der zu einem passt. Ich hatte vor dem Aufenthalt viele Therapeuten, die nicht zu mir passten und mir darum auch nicht helfen konnten.


    Hier im Forum gibt es übrigens einen "schönen" Thread dazu. Vielleicht hilft dir da ja ein querlesen (Wir und unsere Monster ) - du bist nicht alleine.

  • Danke für eure antworten


    in der Klinik war ich auch schon und bin im Moment , auch wenn heute halt grad nicht, stabil genug zu hause zu sein
    tja die kontakte aus dem Aufenthalt sind alle eingeschlafen
    und ja allein bin ich nicht, das weiß ich letztlich auch aus einem depressions forum wo ich auch noch bin
    zu dem raus, hatte grad ein langes Gespräch mit meiner großen und sie meinte auch raus, was anderes sehen
    zusammen, aber auch mal für mich
    puh
    nun machen wir nach dem Abendessen einen gemeinsames bild für Aktivitäten, vielleicht ein anfang
    schön wäre es
    im großen und ganzen sind die dunklen tage auch weniger geworden als die normalen (an hell arbeite ich noch 8) )
    und das war vor Klinik und Therapie anders
    nur wenn ich im tunnel bin, dann scheint er lang und endlos
    das mit dem weniger druck machen ist sicher gut und das gelingt mir ab und an auch schon
    aber zum Beispiel, wenn ich mal nicht so lust hab, dann versuch ich mir es zu sagen- aber das hirn rennt trotzdem los
    dann wird es morgen auch nix und überhaupt nie was
    das bißchen was du dir erarbeitet hast, läßt wieder fallen und bla bla bla
    hab mich halt verloren, aber wie sagte die große grad: mama man kann jeden tag was ändern :troest

  • Wir alle tragen Lasten der Vergangenheit mit sich herum. Die einen gehen gestärkt davor und wiederum gibt es welche die Probleme damit haben. Wichtig ist, dass man sich selbst erkennt, dass man Hilfe braucht und die einfordert.


    Ich bekenne, dass auch ich immer mal wieder mit sich selbst kämpfe. Mein Selbstwertgefühl könnte besser sein. Lass mich noch zu oft von belanglosen Dingen verunsichern, .... Ich hinterfrage meist, ob das nötig ist. Mach mich da selbst verrückt :rolleyes: Muss mich da echt von dem Gerede anderer lösen.