Muss eine Mutter immer absolut rational handeln?

  • Kurz zur Vorgeschichte: Ex hat mich während der Schwangerschaft betrogen und zwar im großen Stil mit einem Familienmitglied von mir. Beide haben mich über Monate hinweg belogen, bis ich die Farce zufällig entdeckte und beendete, indem ich ihn rauswarf und mit dem Kind wegzog. Übers JA habe ich unfreiwillig erfahren, dass Ex und Next (Familienmitglied) nun verheiratet sind.



    Seitdem (7 Jahre) herrschte absolute Funkstille zwischen allen Beteiligten auf allen Ebenen, Kommunikation nur übers JA und auch die reichlich spartanisch, weder Unterhalt noch Umgang laufen auch nur ansatzweise, prinzipiell gesagt sind wir für "die andere Seite" tot und umgekehrt.


    Es hat mich irrsinnig viel Kraft gekostet, das halbwegs zu verarbeiten, das Trauma sitzt sehr, sehr tief. Die ersten Lebensmonate meines Kindes sind für mich jenseits meiner Erinnerung. Mittlerweile arbeite ich, studiere nebenbei Sozialpädagogik, pflege meine Mutter mit Behinderung und habe mein Leben im Griff. Ich habe mich sehr verändert, meiner Meinung nach nicht nur zum Guten, auch wenn alle um mich rum meine Stärke bewundern. Ich erkenne mich an den meisten Tagen nicht mal im Spiegel wieder, teils mag ich das "neue ich" auch nicht leiden.
    Seit den 7 Jahren bin ich alleine mit dem Kind, einen Partner wünsche ich mir, aber ich ziehe immer wieder die Notbremse, weil ich schlicht niemandem außer mir vertraue.
    Therapie und Medikamente waren in der Phase nach dem Zusammenbruch natürlich aktuell, haben mich funktionsfähig gemacht, mehr wird wohl nicht möglich sein und mehr erhoffe ich mir auch gar nicht mehr


    Nach 7 Jahren taucht das Familienmitglied, also die Next vom Ex bei meinen Eltern (Reise von 700km) auf und behauptet, im Sterben zu liegen. Das habe ich keine Sekunde lang geglaubt, in so einem Zustand fährt man nicht mal eben 1400km, sondern bittet um Besuch und außerdem war das ihr ganzes Leben lang die Masche, mit der sie sich Aufmerksamkeit verschafft hat. Mutter meinte nachher trotz meiner ausdrücklichen Bitte nur, SIE sah auch nicht aus wie kurz vor dem Ableben.
    Obwohl ich keinen direkten Kontakt hatte und mir von Anfang an erbeten habe, meine Privatsphäre und meinen ausdrücklichen Wunsch, mich und mein Kind NICHT mit in die Sache hinein zu ziehen, zu informieren, zu zeigen, was auch immer, ging es mir, während SIE da war absolut dreckig, ein totaler Rückfall.
    3 Tage haben gereicht und ich war wieder so kaputt wie frisch nach der Sache, war nächtelang am heulen, war zwar arbeiten, aber ordentlich war anders und das fiel allen auf.
    Als SIE weg war, merkte ich, dass ich wieder atmen konnte. Bin wieder aufgeblüht.


    Habe nochmal explizit darauf hingewiesen, dass diese Personen für mich nicht existieren und ich nichts mit Ihnen zu tun haben will, um mich selbst zu schützen. Zumal da nach wie vor viele Ungereimtheiten sind-SIE behauptet, von Ex getrennt zu sein, Ex behauptet das Gegenteil beim JA. SIE will bereits einen neuen Partner haben.


    Gestern dann kam meine Mutter mit der Info raus, irgendetwas mit einem Kind von IHR, SIE würde sich Kontakt wünschen und ich solle nicht so eine Schl***e sein, wie sie damals war. Ich habe das Gespräch gleich abgebrochen, möchte weder zu ihr noch zu dem angeblichen Kind Kontakt haben.
    Meine Vermutung: Dieses Kind (sollte es überhaupt existieren, angeblich nicht von EX) wird bei IHRER Vorgeschichte klassisches Opfer von Münchhausen by Proxy. Wenn der ominöse Vater nicht aufpasst.


    Mein Problem ist nun aber eher:
    Übertreibe ich?
    Hab ich das Recht, mich zu schützen?
    Wie mach ich das?
    Darf ich egoistisch an mich denken?


    Es bestehen keine Unsicherheiten und Unklarheiten an meiner Aussage: ich will meine Ruhe, habe diese Person(en) aus meinem Leben gestrichen und möchte das nicht ändern. Meinen Eltern fällt es schwer, diese klare Trennung zu akzeptieren, mehr ungewollt kriege ich immer Informationen, die ich nicht will. Jede solche Info tut mir aber weh.


    Ich habe panische Angst, wieder in diese Depression zu verfallen. Ich kann das Thema nicht mal ansprechen, ohne gleich los zu heulen. Möchte für mein Kind stark sein, aber kann nicht stark sein, weil die mühsam über Jahre hinweg erbaute Mauer bröckelt.


    Möchte meine Eltern nicht im Stich lassen, die brauchen mich. Aber ich kann sie unmöglich auffordern, zu wählen, zu wem sie Kontakt wollen: zu uns oder zu IHNEN/IHR.


    Und so wie es jetzt ist, geh ich daran kaputt.


  • Natürlich hast du das Recht dich zu schützen. Und solang das Familienmitglied nicht gerade die eigene Schwester ist, kann man den eigenen Eltern in so einer Situation auch durchaus deutlich machen, dass da kein gemütliches Miteinander drin ist. Wenn du und deine Eltern nicht gerade in einem Haus wohnt, können sie ja irgendwie Kontakt mit ihr halten, wenn sie möchten. Nur sollten sie akzeptieren, dass du nichts darüber hören und davor deine Ruhe haben möchtest.

  • Krieg grad nix zitiert... zu Faith: Das wäre für mich dann egal, ob Cousine, Tante oder eben Schwester. Wenn Du aus guten Gründen keinen Kontakt willst, müssen Deine Eltern das respektieren, egal welches Verwandschaftsverhältnis Du zur Next hast. Sie können ja getrennt Kontakt zu Euch halten, wie vorgeschlagen.


    Allerdings: ist das Konzept der Kontaktverweigerung gut, wenn Du nach 7 Jahren immer noch panisch Angst davor hast, die Mauer könnte bröckeln? Klingt eher nach Gefängnis statt freier Entscheidung.


    Liebe Grüße, Tangerine

  • Ich würde sogar sagen, gerade wenn das Familienmitglied die eigene Schwester ist, kann man den Eltern sagen, dass da kein gemütliches Miteinander mehr ist!
    Was allerdings nicht ausschließt, dass die Eltern noch Kontakt haben.


    Deine Reaktion erscheint mir dennoch extrem, und das meine ich auf gar keinen Fall vorwurfsvoll !!
    Es scheint mir nur so, als wäre dir mit mehr Therapie noch mehr zu helfen.
    Nur am Anfang hattest du welche, und das ganze ist 7 Jahre her, nur das Ziel zu funktionieren, kann doch nicht alles sein.
    Vielleicht wäre es nun Zeit an die Bewältigung des Traumas zu gehen, und sich ein glücklicheres Leben aufzubauen .
    Dafür wirst du Hilfe brauchen. Alles Gute!

  • Auch ich denke, dass es völlig legitim ist, dass du weder Informationen noch Kontakt wünschst. Das sollte deine Mutter/deine Eltern akzeptieren auch wenn das bestimmt schwer fällt. Schwieriger finde ich eine Entscheidung, für den einen also gegen den anderen zu verlangen.

    LG Campusmami



    Sonne muss von Innen scheinen :sonne


    Das Leben findet draußen statt :rainbow: .

  • Vllt hab ich das nicht ganz verstanden, aber es ist doch ein gemeinsames Kind da? Wie soll denn das funktionieren wenn Kind mal seinen Vater sehen will, bzw. der Vater hätte schon das Recht auf Umgang.


    Ansonsten haben dir auch deine Eltern nicht vorzuschreiben wie du zu denken zu fühlen hast, das darfst du ihnen auch deutlich sagen.


    Allerdings finde ich auch das nach 7 Jahren schon eine gewisse Überwundenheit da sein sollte, dass es bei dir noch so massiv Wunden schlägt, vllt wäre ein Annehmen des Ganzen wichtig, besser als ein Verdrängen und sich Nichtstellen. Ich weiß es nicht, aber vllt mit Hilfe von Außen ein Angehen dieses Problems?

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Mein Problem ist nun aber eher:
    Übertreibe ich?
    Hab ich das Recht, mich zu schützen?
    Wie mach ich das?
    Darf ich egoistisch an mich denken?


    Nein du übertreibst nicht und du hast ganz sicher das Recht dich zu schützen!


    Wie du das machst?! Nunja, wie du siehst funktioniert diese Mauer die du gebaut hast nur bedingt. Jeder reisst sie mit Leichtigkeit ein, spätestens wenn der Vater deines Kindes irgendwann auf Umgang bestehen sollte ist sie weg. Es wird Zeit das du diese Mauer Stein für Stein abreisst. Such dir professionelle Hilfe um mit diesen zwei Personen richtig umzugehen. Sei da ruhig egoistisch, aber dein Ziel sollte sein, das dich nicht jeder Kontakt mit diesen zwei Personen aus der Bahn wirft.


    Gruß
    Gwen

  • Ich kann gut verstehen dass du dich schützen möchtest und keinerlei Kontakt möchtest. Andererseits ist es schade für dein Kind weil es im Moment keinen Papa hat der da ist.
    Ich bin eine Person die nicht lange böse sein kann. Vergessen würde ich sowas aber auch nicht.
    Ich würde sagen, du solltest versuchen, dich abzugrenzen und versuchen damit abzuschließen. Nach so vielen Jahren und dann auch noch die eigene Familie... sollte man da nicht versuchen miteinander umgehen zu können?
    Für die anderen, also deine Eltern und andere Familienmitglieder, ist die Situation auch sehr belastend.
    Wenn du mit dir im Reinen bist, wirst du es schaffen wieder normal mit der Person umgehen zu können.

  • Ich habe panische Angst, wieder in diese Depression zu verfallen.


    so von aussen betrachtet vermute ich ein massives Trauma-


    und das würde ich an Deiner Stelle unbedingt behandeln lassen.... :troest


    Es wird ja immer wieder Situationen geben, wo Kind und Vater vielleicht Kontakt haben, oder Deine Eltern oder oder oder-
    Ich würde mir überlegen, ob ich mein privates Glück wirklich davon abbhängig machen wollen würde, dass so viele andere Menschen sich so verhalten, wie ich es brauche :frag
    Das wird vermutlich immer wieder schiefgehen :-(

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Da muss ich Luchsie recht geben, das hört sich für mich auch nach Trauma an und bei der Dauer, die das Ganze schon hat, brauchst du DRINGEND professionelle Hilfe, sonst verschlimmert sich das immer weiter.
    Besonders der Erinnerungsverlust und die sog. getriggerten Flashbacks sprechen da einen deutlichen Hilferuf


    Raten kann ich dir leider nicht viel mehr, wünsche dir aber viel Kraft und Geduld, beides wirst du brauchen.
    Du bist nicht schwach, wenn du um Hilfe bittest.


    Was den Umgang angeht ist dir hoffentlich klar, dass das nur eine Milchmädchenrechnung ist. JETZT gibt es keinen Umgang schreibst du und wenn du oder dein Kind Glück oder Pech haben, mag dein Ex das auch so belassen. Aber eine Garantie hast du nicht. Und für den Fall musst du dir Gedanken machen, was du tun wirst.


    Geht mir ja auch so ähnlich, wir haben seit Jahren nichts von meinem Ex gehört und irgendwo hoffe ich, dass es auch so bleibt. Ich wüsste auch nicht, wie ich einem Kind im Schulalter dann irgendwann erklären soll, dass der Papa, der sich nie auch nur einen Krümel interessiert hat plötzlich doch Lebenszeichen von sich gibt und auf Umgang besteht.


    Ich würde an deiner Stelle vielleicht versuchen, ein wenig offensiv an die Sache ranzugehen. Neben der Therapie, versuch dir doch dosiert die Informationen zu holen, die du verarbeiten kannst. Du sagst es gibt einen Widerspruch zwischen den Aussagen des Familienmitglieds und denen deines Ex. Kannst du da das Jugendamt vielleicht für dich als Ermittler nutzen um die Widersprüche aufzudecken?
    Dann wüsstest du ja schonmal in einem Punkt, woran du bist.