Sohn mit Wut im Bauch - Terror zuhause

  • musica,


    ich wollte dir nicht unterstellen untätig zu sein. Du tust sicher eine Menge, nur evtl. eben auch an falscher Stelle.


    Klar ist es wichtig für zuhause Strategien zu entwickeln, um die Wut zu kanalisieren und vor allem seine Schwester, dich und letztendlich ihn zu schützen.


    Nur scheint das im Moment einfach nicht genug zu sein.


    Ich weis, der Vergleich hinkt. Aber eine Krebserkrankung versucht man ja auch nicht mit Hausmitteln (Hühnerbrühe, Zwiebelumschläge und kalte Wadenwickel) zu behandeln, sondern sucht schnellstmöglich einen Spezialisten auf, der dann eben auch mal mit Medishämmern auf den Krebs reagiert.


    Gemeint war, dass du vor lauter Abwägung der "Nachteile" und der Außenwirkung eben mit Erziehungsmaßnahmen versucht gegen etwas anzukommen, was weder der kleine Kerl noch du steuern kannst. Das sollten Profis tun. (und das hat überhaupt nichts mit deiner Erziehung oder deiner Liebe zu deinen Kindern zu tun)


    Mein Sohn hat sehr lange unter fehlender Impulskontrolle gelitten. Also musste auch ein 6-jähriger an der Straße permanent an der Hand gehen. Er hatte eine Boxsack und Telefonbücher zum zerreissen im Zimmer, um seine Wutanfälle austoben zu können. Trotzdem flog auch mal die Leiter seines Hochbetts (die Tür war zum Glück schneller zu und hatte dann ein Loch)
    Aber ohne entsprechendes Coaching durch Fachleute hätte er das wohl auch heute noch nicht unter Kontrolle. Wir wären ohne Coaching und Ideen-Input als Eltern wohl auch nicht zurechtgekommen und seine Geschwister hätte nwohl nie verstanden, warum er so ohne Grund und aus heiterem Himmel austickt


  • Ich bin es mindestens ebenso. Aber Mitleid hilft jetzt nicht weiter. Mitgefühl allerdings schon.


    Du kannst Wortklauberei betreiben, so lange Dir das Freude bereitet. Für mich stellt sich deutlich dar, dass der Junge weit weg von der "besten Lösung" für sich lebt. Hier zerbricht eine Kinderseele. Und das kannst Du nicht auffangen, fürchte ich. Du kreist um ganz andere Probleme, die Kinder erscheinen mir nur als "Randproblem".

  • Gemeint war, dass du vor lauter Abwägung der "Nachteile" und der Außenwirkung eben mit Erziehungsmaßnahmen versucht gegen etwas anzukommen, was weder der kleine Kerl noch du steuern kannst. Das sollten Profis tun. (und das hat überhaupt nichts mit deiner Erziehung oder deiner Liebe zu deinen Kindern zu tun)


    Das habe ich verstanden und sehe es auch so. Nach Symptomen zu suchen (etwa Fehler in der Erziehung) hilft jetzt niemandem weiter. Vielleicht könnte das kaschieren, was er eben dauerhaft mit sich trägt. Der Junge braucht Entlastung, die wir als Eltern ihm nicht geben können. Dass jede denkbare Erziehungsmaßnahme scheitert, ist einigermaßen klar. Das einzige, was vielleicht gelingen kann, ist in einem Stadium des Übergangs ihm zu helfen, mit der Situation besser klarzukommen. Aber das kann kein Ersatz dafür sein, ihn vorübergehend aus der Situation herauszunehmen. Dazu kann ich keine Alternative sehen.

  • Arme kleine Kinderseele, die machtlos hinnehmen muss dass ihr das Liebste komplett genommen wird, nämlich seine Mama. Stattdessen muss der Kleine mit einem Vater leben, der sich ununterbrochen reflektiert ohne Ergebnis, der nicht empfindet, sondern nur denkt. Der Junge steht ganz alleine da und zerbricht daran. Wie oft, wie laut, wie überhaupt soll er noch sagen dass er zu seiner Mama möchte?


    Ich bin fassungslos.



    ich meine das nun nicht böse, also nicht falsch verstehen!


    aber es gibt situation im leben des kranken elternteils, das man kinder eher davor schützen muss.
    ich spreche selbst aus erfahrung und weiß das meine kinder ihren papa sehr sehr stark vermissen. sie ihn deutlich brauchen. aber er zur zeit in deiner dermaßen labilen phase ist, das er schon keine vernatwortung für sich selbst tragen kann, wie soll ich dann ihm die kinder anvertrauen? ohne angst haben zu müssen das etwas passiert?
    sei es auf der psychischen, oder eben auch physischen ebene.


    hier ging es teilweise auch nur in einem betreuten umfeld... und ich sage ernsthaft das es für einem selber auch kein spaß ist und man die kinder nicht aus jux und dollerei "vornethält" ...
    und ich selbst als mama kann den papa nicht komplett auffangen, genauso wie er für seine kinder nicht die mama ersetzten kann...


    das es hier eine besondere und sehr schwierige situation ist, ist allen klar ... und oftmals ist es auch gerade für die kinder eine entscheidung zwischen pest und cholera ... die aber letztendlich ich, oder man zu tragen und zu verantworten habe/hat...



    mir fällt beim lesen auf das einiges an dem verhalten schon eine "normale" grundentwicklung ist der kinder ist...
    sei es grenzen auszutesten, sich zuhause anders zu verhalten als woanders ...
    geschwisterrivalität ...
    sich seinen platz in der familie zu suchen und das je nach entwicklungsschub immer mal wieder aufs neue ...


    und durch diese ganzen schwierigen belastungen durch das was sie erlebt haben wird es natürlich zu extremsituationen und besonders schwer ...


    und musica ist es doch bewusst und er sucht nach möglichkeiten und lösungen ... und er ist offen für rückmeldung .... und hat die gabe es für sich zu reflektieren ...


    manchmal muss man manches erst ausprobieren umd zu sehen, ob der weg ein guter, oder ein falscher ist .... und manchmal weiß man es eben erst danach ...


    genauso ist es für mich sehr hilfreich hier zu lesen und zu reflektieren ... weil eben viele paralellen bestehen ...

    ^^ superkalifragelistischexpialigetsich ^^


    "ich bin gerade wie ich bin, weil ich mich jetzt genauso brauche"


    lg chia :wink

  • und musica ist es doch bewusst und er sucht nach möglichkeiten und lösungen ... und er ist offen für rückmeldung .... und hat die gabe es für sich zu reflektieren ...


    Danke. Es ist völlig unerheblich, ob hier oder anderswo irgendjemand das anders sieht ... damit ist weder meinen Kindern noch mir geholfen. Ich kann nur wiederholen, dass ich für die konstruktiven Impulse angesichts des existenziellen Problems meines Sohnes (und letzten Endes auch meiner Tochter und mir) sehr dankbar bin.

  • Der Junge braucht Entlastung, die wir als Eltern ihm nicht geben können. Dass jede denkbare Erziehungsmaßnahme scheitert, ist einigermaßen klar. Das einzige, was vielleicht gelingen kann, ist in einem Stadium des Übergangs ihm zu helfen, mit der Situation besser klarzukommen. Aber das kann kein Ersatz dafür sein, ihn vorübergehend aus der Situation herauszunehmen. Dazu kann ich keine Alternative sehen.


    Das klingt so, als solle er von beiden Eltern weg? Oder was genau meinst Du mit "ihn vorübergehend aus der Situation herauszunehmen"?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Mama Chia,


    ich verstehe vollkommen was Du meinst. Wir sind selbst in der Situation dass der KV äußerst gefährlich für die Kinder war und ich habe versucht, sie vor dem unbetreuten Umgang zu schützen. Leider erfolglos - zunächst. In dieser Zeit war es für alle schwierig, zwischen Wunsch und Realität zu unterscheiden. Dann passierte was ich befürchtet hatte und nun ist Ruhe an der Umgangsfront.


    Bei Musicas Sohn sehe ich es allerdings anders. Die Mutter ist laut Gutachten die liebste Bezugsperson des Sohnes, er sehnt sich nach ihr und mir scheint, als könnte Musica ihn gar nicht auffangen. Könnte ich an seiner Stelle ebensowenig.

  • Das habe ich verstanden und sehe es auch so. Nach Symptomen zu suchen (etwa Fehler in der Erziehung) hilft jetzt niemandem weiter. Vielleicht könnte das kaschieren, was er eben dauerhaft mit sich trägt. Der Junge braucht Entlastung, die wir als Eltern ihm nicht geben können. Dass jede denkbare Erziehungsmaßnahme scheitert, ist einigermaßen klar. Das einzige, was vielleicht gelingen kann, ist in einem Stadium des Übergangs ihm zu helfen, mit der Situation besser klarzukommen. Aber das kann kein Ersatz dafür sein, ihn vorübergehend aus der Situation herauszunehmen. Dazu kann ich keine Alternative sehen.


    Genau das ist der Punkt. Er muss erstmal aus dieser Spannung raus. Nur welches dafür die geeignete Maßnahme ist... ich glaube das ist in diesem Fall unheimlich schwer zu entscheiden.


    Ich "sehe", dass er unheimlich nach mama schreit, nur empfinde ich es auch so, dass gerade der dauerhafte Kontakt und auch die erzwungenen Pausen durch die Erkankung der Mutter ihm aktuell alles andere als guttun.


    Auch wenn die KM im Gericht zugestimmt hat, du weisst, dass sie damit nicht einverstanden ist (aber wahrscheinlich auch keine andere Wahl mehr hatte) Das spürt auch euer kleiner Kerl. Der ist diesem Gefühlswirrwarr hilflos ausgeliefert. Und ich denke (auch wenn ich dafür Prügel beziehe), dass derzeit ein Umgangsausschluß das einzige ist, was ihm auf Dauer helfen wird. Ob das ausreicht, oder ob er für ein paar Wochen besser in einer betreuenden Fachklinik aufgehoben wäre, dass sollten Fachleute entscheiden.
    Sicher ist, so kann und darf es nicht weitergehen. Und um ihm, dir, seiner Schwester und euch als Familie überhaupt eine Chance zu geben muss IMO erstmal Mama hinten anstehen.


    Mein Sohn war übrigens bei einer Kinder- und Jugendpsychiaterin die auf AD(H)S und Traumabehandlung spezialisiert ist. Das Gute an ihrer Praxis ist, dass dort noch eine Ergotherapeutin, mehrere Verhaltenstherapeuten u.ä. angestellt sind. So hatten wir alles auf kleinem Raum und konnten immer und schnell Feedback bekommen. 2 der Therapeuten waren als Triple-P Trainer ausgebildet. Von diesen haben wir am meisten profitiert (aber eben in engem Zusammenhang mit der Ärztin), da dort regelmäßig auch "Verträge" zwischen Sohn und uns oder Sohn und Therapeut geschlossen wurden ;-) . Die Traumatherapie war klasse (auch wenn ich sie erst für sehr ungewöhnlich hielt)

  • Das klingt so, als solle er von beiden Eltern weg? Oder was genau meinst Du mit "ihn vorübergehend aus der Situation herauszunehmen"?


    Er wird m. E. selbst dann, wenn die KM wieder aus der Klinik entlassen wird, mit jeder Faser nach seiner Mutter zurückstreben, die ihn (ziemlich sicher) auch noch ganz für ihn haben möchte. Für ihn ist die Symbiose mit der Mutter der einzig erstrebenswerte Zustand, alles andere ist Warteschleife (so wie es eigentlich die ganze Zeit auch war). Da nicht damit zu rechnen ist, dass die KM ihm etwas anderes vermitteln wird und ich nicht gegen dieses Bestreben ankomme, muss der Sohn aus dieser Situation herausgenommen und professionell mit ihm gearbeitet werden. Ob das nun über Tagesklinik oder anderweitig ist - eine ambulante Therapie reicht nicht aus, weil er ja dann aus seinem derzeitigen Alltag nicht herauskommen kann. Auch wenn wir auf eine Kur führen, wäre er ja immer noch im selben kranken "System Familie". Ich bin aber dabei, das zu klären, was sinnvoll und machbar ist.

  • Mein Sohn war übrigens bei einer Kinder- und Jugendpsychiaterin die auf AD(H)S und Traumabehandlung spezialisiert ist. Das Gute an ihrer Praxis ist, dass dort noch eine Ergotherapeutin, mehrere Verhaltenstherapeuten u.ä. angestellt sind. So hatten wir alles auf kleinem Raum und konnten immer und schnell Feedback bekommen. 2 der Therapeuten waren als Triple-P Trainer ausgebildet. Von diesen haben wir am meisten profitiert (aber eben in engem Zusammenhang mit der Ärztin), da dort regelmäßig auch "Verträge" zwischen Sohn und uns oder Sohn und Therapeut geschlossen wurden . Die Traumatherapie war klasse (auch wenn ich sie erst für sehr ungewöhnlich hielt)

    Das war mein Hintergedanke, weil nach meiner Erfahrung in einer SPZ auch Therapeuten aller Art zu finden sind. Unsere war damals an ein KH angeschlossen, wo Kinder, die stationär aufgenommen wurden, dann auf einer besonderen Station gewohnt haben.


    Und ganz ehrlich, ich bin auch kein Freund von der "Umgang um jeden Preis"-Meinung. Auch wenn es für den kleinen Kerl sicher nicht leicht ist, er wüßte bei einer längeren Umgangsaussetzung dann wenigstens mal, woran er ist. Und kann angemessen um seine (Über-)Mama trauern und Abschied nehmen. Wenn dann alles mal in ruhigerem Fahrwasser ist, kann man ja vorsichtig Umgänge wieder anbahnen. Ich hab bei meinen Kindern auch die Erfahrung gemacht, dass es oft leichter war, sie haben ihren Vater gar nicht gesehen, als dieses dauernde Hin und Her zwischen Hoffen und enttäuschter Erwartung. Das ist ja schon für Erwachsene kaum auszuhalten, geschweige denn für so einen Knopf.

  • Warum kannst Du nicht die Alternative sein?


    Weil ich die KM nicht ersetzen kann, weder in ihren positiven Eigenschaften und erst recht nicht in ihren krankhaften Anteilen. Und weil ich wohl für ihn zwischen ihm und seiner Mutter stehe. Ob da nun tatsächlich etwas dran ist, ist vermutlich irrelevant - sondern das, was er spürt und vermutlich nicht artikulieren kann.

  • musica,


    mein Sohn musste auch den plötzlich beinahe Totalverlust seiner Mutter verkraften, die ja durch die Entfernung von 700 km nur sehr sehr selten für ihn greifbar ist.
    Karl hat darauf mit unterschiedlichen Phasen reagiert:


    1. Phase: Juhu, die (strenge) Mama ist weg, jetzt kann ich mit dem Papa 24/7 Angeln, Jagen, Boot fahren, Jeep fahren und die Sau raus lassen.


    2. Phase: Oh, die Mama ist weg? :Hm Macht nix, die kommt zurück, weil, die hat mich lieb und ohne mich hält die das sowieso nicht lange aus.


    3. Phase: Jetzt kann die Mama aber so langsam wieder hier auftauchen......Am Telefon wurde da erstmalig gefragt: "Mama, wann kommst Du zurück?"


    4. Phase: Die Mama kommt nicht mehr zurück, aber wenn ich richtig heule und sie inständig Bitte, wird das schon werden. Erste Zweifel stellten sich ein.

    5. Phase: Die Mama hat mich verlassen!!!!!Ich bin geschockt und muss das jedem, auch wildfremden Personen, erzählen.


    6. Phase: Warum hat die Mama mich verlassen? Ich war nicht lieb, darum ist die Mama gegangen.


    7. Phase: Ich bin nicht schuld, dass die Mama mich verlassen hat.


    8. Phase: Nein, ich bin nicht schuld, dass die Mama mich verlassen hat. Die Suche nach dem Schuldigen ging los und jeder in der Familie kam an die Reihe.
    Derzeit ist gerade sein Opa Boreé schuld, weil der seiner Mama immer gesagt hat, in Velgast (Wohnort der Mutter) ist es viel schöner als hier in Bergheim.


    9. Phase: Mama wird nie mehr zu mir zurück kommen. Ich habe nur noch den Papa und den teile ich mit niemandem. Wenn ein anderes Kind, selbst meine besten Freunde, zu meinem Papa gehen und getröstet werden wollen, raste ich aus. Mein Papa darf z.B. keinem anderen Kind ein Pflaster auf das Knie kleben.


    Seit Phase 3 reagiert Karl je nach Tagesform entweder mit unglaublicher Trauer, dann wieder mit unglaublicher Wut, die blitzschnell in Aggression gegen Personen und Sachen umschlagen kann. Da Karl für sein Alter ausgesprochen kräftig ist, sind selbst 3 Jahre ältere Kinder in so einem Moment chancenlos und ich muss höllisch aufpassen.
    Dann gibt es Tage, wo er stundenlang Fragen stellt und wieder und wieder alles haarklein erklärt haben möchte.
    An manchen Tagen darf ich mit einer ihm unbekannten Frau kein Wort wechseln, ohne das er gleich Konkurrenz für seine Mutter wittert. Er geht sofort dazwischen und sagt:
    (Originalton) "Papa, verheiratet darf man nicht brechen!"
    Dann wieder steht zufällig eine hübsches Ding vor uns an der Kasse, er boxt mir in die Seite und sagt: "Papa, die ist aber hübsch. Die musst Du heiraten, dann haben wir ne neu Mama."


    All diese Reaktionen sind ein völlig normales Verhalten eines Kindes in dieser (Trennungs)Situation. Meine Aufgabe ist es, diese Reaktionen abzufedern.
    Wenn er wütend ist, lasse ich ihn wütend sein. Oft zeige ich ihm, dass ich über die Gesamtsituation ebenso wütend bin wie er und wir schimpfen dann beide.
    Wenn es extrem wird und ich merke, er braucht ein Ventil, fahr ich mit ihm z.B. an "unseren" See und er kann sich dort abreagieren. Er braucht dann körperliche Belastung, bis er platt ist. Wir haben schon Bäume gefällt und daraus ein Floss gebaut.
    Wenn er traurig ist, lasse ich ihn traurig sein. Wenn er darüber reden will, reden wir. Wenn er nur einfach in den Arm genommen werden will und kuscheln möchte, kuscheln wir und schweigen.
    Ganz viel machen wir "Männerkram". Ich habe ständig einen Grill samt Holzkohle und Anzünder im Auto. Schaufeln, Eimer, Fernglas, Messer und ein Beil sowieso.
    Wir flitzen mehrmals die Woche kurzfristig zum Metzger, holen etwas Grillfleisch und ein paar Würstchen und verbringen einen Nachmittag am See.
    Lagerfeuer bei uns im Garten oder am See machen wir auch sicher auch an 5 - 6 Tagen im Monat.
    Ganz hoch im Kurs steht derzeit Zelten am WE in Holland. Da tobt er mit den anderen Kindern bis 24.00 Uhr über den Campingplatz, bewaffnet mit Taschenlampe und Holzschwert.


    Ich kann ihm seine Mutter nicht ersetzen. Aber ich kann mir Mühe geben, diese Lücke zu füllen. Dazu braucht es meine Breitschaft, Ideen und Zeit.
    Mir war von Anfang an klar, was die allerwichtigsten Voraussetzungen in der Zukunft sein werden:
    1. Ich darf niemals den Zugang zu meinem Sohn verlieren.
    2. Ohne intensiven Zeiteinsatz wird die Aufgabe nicht zu meistern sein.


    Auf Hilfe von Dritten, z.B. Karls Kinderpsychiaterin, habe ich nie gebaut.
    Ein 50minütiges Gespräch, 1 x Monat, hatte meinem Sohn zwar in der Anfangsphase, um einen ev. Therapiebedarf zu ermitteln.
    Aber nach 5 Sitzungen kam die Therapeutin zu dem Entschluss, dass Karl keine Hilfestellung von Dritten benötigt.
    Sie fand den Weg, den ich mit Karl gehe, konsequent, richtig und besser als jede Therapieform.


    In den Schilderungen zu Eurer Situation berichtest Du oft von den Problemen.
    Was ich schon ewig vermisse:
    Was tust Du aktiv, um die Lücke, die die KM im Leben Deiner Kinder hinterlassen hat, zu füllen?
    Wie verschaffst Du dir Zugang zu den Kindern?
    Was tust Du, damit Du die absolute Vertrauensperson in ihrem Leben bist?



    LG
    Joachim


    PS: Ich hab Dir hier nicht aufgelistet, wie es bei uns läuft, um mich als tollen Vater zu präsentieren.
    Es soll Dir lediglich aufzeigen, was man unternehmen kann und wie unkonventionell manche Wege angegangen werden können.
    Ich setzte mich dabei über jede Menge "Regeln" hinweg, z.B. wenn ich Karl den Jeep lenken lasse (auf Waldwegen) oder am See ein Lagerfeuer (chen) mache.
    Das ist mir aber gerade mal völlig wurscht, weil genau diese Dinge meinem Sohn helfen.

    2 Mal editiert, zuletzt von bay-of-russel ()

  • bay-of-russel


    :D Ich bin oft nicht deiner Meinung aber hier propagierst du etwas was ich ebenfalls praktiziere, du vertraust Dir und Deiner inneren Stimme - Bücher sind gut und schön, aber ich bin der Meinung das die eigene Intuition sehr, sehr wichtig ist, sie leider in der heutigen Zeit massiv unterdrückt wird, weil sie halt oft unkonventionell ist.


    Wenn mein eines Kind ausflippt, weiß ich bis heute das dieses Kind nur eins braucht, das Wissen das er gerade jetzt ganz doll geliebt wird. Und meist ist ein in den Arm nehmen wichtiger als auf die stille Treppe usw schicken.


    Was mir hier allerdings himmelangst macht ist das der Sohn absichtlich RICHTIG verletzen will mit Werkzeug oder Messer und das ist nicht mehr lustig, da muss Hilfe her. Und die Schwester gehört aus der Schusslinie genommen!

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

  • Was tust Du, damit Du die absolute Vertrauensperson in ihrem Leben bist?



    Ich glaube dass da was angesprochen wird was overtherainbow schonmal meinte, als es darum ging, dass der Sohn der nun unter der symbiotischen Beziehung leidet aus der er nicht entlassen wurde, dies wenn ich es richtig verstanden habe, bei Musica, im gesunden nachleben muss, um dann gesund daraus entlassen werden zu können.


    Wie auch immer, es ist Musica allein nicht möglich: Deshalb halte ich die Idee, dass das ganze System Musica behandelt wird, auch wenn der Sohn dafür vielleicht erstmal eine stationäre Therapie macht, wird Musica unweigerlich mitbehandelt für gar nicht so schlecht. Der Leidensdruck scheint mir doch immens.


    Was bei dir vielleicht leichter war, war die Abwesenheit der KM, da konntest du dann leichter diese Lücke füllen, mal abgesehen davon, dass es natürlich auch immer individuelle Geschichten und Möglichkeiten sind.

  • Was tust Du aktiv, um die Lücke, die die KM im Leben Deiner Kinder hinterlassen hat, zu füllen?


    Bisher wohl wenig. Denn ich konnte mich darauf verlassen, dass die Kinder ihre Mutter regelmäßig sehen können, und ich kann / möchte die Mutter auch nicht ersetzen. Was mir aber klar geworden ist, dass meine Kinder weibliche Bezugspersonen brauchen, auch im privaten Bereich. Bei meiner Tochter ist das die Patentante, bei meinem Sohn die Ex-Tagesmutter. Für mich war da immer wichtig, den Kindern ein Maximum an Kontinuität bieten zu können.


    Wie verschaffst Du dir Zugang zu den Kindern?


    Ich denke, zu meiner Tochter habe ich einen recht guten Zugang, da ist es offensichtlich gelungen, die Symbiose zur Mutter im Jahr, bevor sie zu mir kam, zu überwinden. Sie nimmt mich an, so wie ich bin und kann damit gut leben. Da hat sich eigentlich nie die Frage gestellt, wie ich Zugang zu ihr finde, der war eigentlich immer da. In entlasteten Situationen habe ich den Eindruck, dass ich in gewissem Sinne auch einen Zugang zu meinem Sohn habe, aber da steht bei ihm zuviel im Weg, um diesen auch tatsächlich finden zu können. Er hatte eben auch schon viel häufigere Beziehungsabbrüche, die sicher ihre Spuren in der kleinen Kinderseele hinterlassen haben. Da ist sehr wenig Kontinuität festzustellen.


    Was tust Du, damit Du die absolute Vertrauensperson in ihrem Leben bist?


    Für den Sohn kann das zur Zeit nur jemand sein, der in Symbiose mit ihm lebt / leben kann, das Vertrauen in mich kann sich erst dann entwickeln, wenn er aus dieser Symbiose entlassen oder diese gebrochen wurde. Mir war es eigentlich nie wichtig, die absolute Vertrauensperson zu sein, aber für meine Kinder da zu sein, wenn sie mich brauchen, und dass sie spüren, bei allem, was sich ändert, dass ich auf jeden Fall für sie da bleibe. Ich bin mir nicht sicher, ob man da so viel dafür "tun" kann.