Lernlandschaften an den Schulen - hat jemand Erfahrung?

  • Hallo Ihr Lieben,


    in wenigen Wochen ist es soweit... ich werde meinen Sohn an einem Gymnasium unserer Stadt anmelden *freu*. Der "Kleine" ist ganz schön schlau und Mama freut´s. :) Was mich aber weniger freut ist die Entscheidung auf welches Gymnasiumk der Herr nun kommt. Wir haben uns zwei angesehen, beide könnten unterschiedlicher nicht sein. Fest steht jedoch: Sohnemann möchte auf den Naturwissenschaftlich-technischen Zweig.


    Zur Übersichtlichkeit:


    Das eine (Gym A) ist ein sehr großes Gymnasium von 1800 Schülern, das andere (Gym B) hat 680 Schüler.


    Gym B arbeitet mittels Lernlandschaften. Das heißt: teilweise offene Klassenzimmer bzw. es lernen auch mal vier Klassen gleichzeitig zusammen an unterschiedlichen Projketen, Themen. Die Kinder bekommen hohe Eigenverantwortung was ihren Schulstoff angeht (die Schüler kommen zum Stoff und nicht nur der Stoff zum Schüler) und es wird an Whiteboards gearbeitet (Tafeln gib es nicht mehr).
    Diese Form des Lernens ist ein Pilotprojekt an dieser Schule und ich bin noch nicht so wirklich begeistert von dieser Art zu lernen. Birgt es doch auch hohes Ablenkungspotential (die Klassenzimmer sind teilweise gläsern, alles auf dem Gang kann beobachtet werden, es kann in die anderen Klassenzimmer geschaut werden), ständiges Arbeiten an den Whiteboards setzt genauestens geschulte Lehrer voraus und kann auch nachteilig werden für Kinder mit Kopfschmerzproblemen (meiner ist ein Migränepatient hin- und wieder). Vorteile der Whiteboards: Tafelbilder können nach Hause geschickt werden, so dass auch ein krankes Kind den Stoff mitmachen kann.
    Absoluter Nachteil: Die gesamte Schule wird in den nächsten Jahren baulich auf den Kopf gestellt um alles in Lernlandschaften umzuwandeln. Heißt: Auch lärmintensive Bauarbeiten werden während der Unterrichtszeit durchgeführt. Ich hab das extra nachgefragt. Es wird nichts auf die Nachmittagsstunden verlegt, alles Vormittags gebaut. Ich selbst habe das bei uns an der Arbeit zwei Jahr erlebt und es werden noch mehrere Jahre folgen (Konzentrieren fast unmöglich).
    Bei diesem Gymnasium hatte ich das Gefühl der Schüler steht mehr im Vordergrund was das lernen angeht, nicht nur der strenge Lehrplan.
    Hier wird das Basketball, was mein Sohn sehr gerne macht, leistungsorientiert angeboten, Naturwissenschaftlich-technisch wird gerade erst ausgebaut, Schwerpunkt lag bisher mehr auf dem sprachlich-humanistischen Zweig.
    Diese Schule liegt etwas weiter von uns weg (Busfahrten zwingend, teilweise mit umsteigen).


    Gym A arbeitet noch nach dem alten Schema: Geschlossene Klassenzimmer im Klassenverband an normalen Tafeln.
    Mein Sohn möchte, falls er hier in dieses Schule geht, in eine sogenannte Sportklasse gehen. Da hätte er dann 7 Wochenstunden Sport (auch Theorie) und zweimal bis nachmittags um 16.00 Uhr Unterricht (stört ihn aber nicht). Durch die 1800 Schüler ist es teilweise eine "Massenabfertigung" wie mir gestern ein ehemaliger Schüler dieses Gymnasiums erzählte. Es könne schon mal zum "Nahkampf-Überlebensgerangel" kommen (scherzhaft gemeint), was aber nicht gerade von Nachteil wäre, denn man würde dadurch lernen, sich durchzusetzen.
    Diese Schule trägt den Titel MINT-Schule, führt sehr oft bei "Jugend forscht", "Jugend trainiert für Olympia" und hat ein erstklassiges Schul-Orchester und zwei erfolgreiche Schulbands.
    Hier hatte ich das Gefühl es wird mehr auf Leistung zur Aussenwirkung der Schule geachtet, der straffe Lehrplan steht im Vordergrund, Grenzen werden aufgezeigt und eingehalten.
    Gitarre und Basketball werden leider nicht angeboten (was mein Junior beides sehr gerne macht), die Schule liegt auf dem Fahrradweg meines Kindes.
    Es gibt auf Wunsch ein zweites Bücherpaket für zuhause, so dass die Kinder diese nicht mehr in die Schule tragen müssen.
    Aufgrund der Größe der Schule gibt es 140 Wahlmöglichkeiten für die AG´s! Da ist für jeden was dabei.


    Hmm.... nun trifft man mal ne Entscheidung. :hae:


    Hat jemand von Euch Erfahrung mit den "Lernlandschaften"? Arbeiten eure Kids auch an Whiteboards?
    An dieser Schule liegt mir wirklich dieses freie Arbeiten und die teilweise offenen Klassenzimmer im Magen. Klar ist es schön, wenn die Kinder frei entscheiden können, was sie wann lernen (Konzept der Lernlandschaften) aber wo bleiben die Regeln und Grenzen für die Kinder? Was ist mit Kindern, die sich eh schwer konzentrieren können, denen zuviel Gewusel etwas ausmacht beim lernen? Whiteboards...schön und gut. Wenn der Lehrer sich aber kaum damit auskennt (auch schon drüber gelesen) können sie hinderlich sein und wenn das Kind 7 Schulstunden ständig auf nen "übergroßen" Bildschirm schaut, ist das auch nicht gerade konzentrationsförderlich, von Reizübflutung mal zu schweigen. Vom Baulärm nicht zu Reden.


    Sohnemann weiß grad auch nicht, welche Schule er vorziehen möchte.....


    Grübelnde Grüße
    Gewitterhexe

  • na gut die entscheidung über die schule trifft ja nicht dein kind, sondern nach reiflicher überlegung du selbst. strukturen, klare regeln und vernünftiger unterricht sind wichtiger als experimente zu lasten der kinder.


    ich würde die große schule nehmen. gerade auch wegen der geraden strukturen. whiteboards werden irgendwann stück für stück als standard nachgebaut werden. auch in der großen schule wird das irgendwann gemacht. gitarre ist etwas was er auch in einer musikschule lernen kann und basketball kann er in einem sportverein spielen. einfach mal suchen, da findet sich doch bestimmt etwas. nimm die schule die du am sinnvollsten findest. kind wird froh sein, wenn du ihm vorteile deiner entscheidung mitteilst und vielleicht auch die freunde die dorthin gehen.

  • Hallo Laguso,


    ich sehe es ein stückweit anders: Die letzte Entscheidung sollte mein Kind treffen, denn er muss sich dort wohlfühlen, gerne hingehen und gerne lernen. Wenn ich ihn auf eine Schule bringe, wo er nicht hinmöchte ist nichts gewonnen.


    Zum Glück orientiert er sich nicht an seinen Freunden. Das ist ihm relativ egal.


    Aber ich sehe es eigentlich auch wie du: Fester Strukturen sind schon wichtig, denn bisher ist der Herr auch fast immer ohne lernen durchgekommen und das das nicht immer so im Leben läuft, müsste er auch irgendwann mal mitbekommen. Zudem ist er ein sehr umgängliches Kind, was aber auch immer mal wieder seine Grenzen testet und braucht. Feste Orientierung und Abläufe ist ihm eigentlich wichtig.

  • ich vermute dein kind ist 4.-klässler oder ist es so wie bei uns, dass die kids 13 sind, wenn sie in die 7 kommen und dann auf gymi wechseln? in dem alter mag man das alles ein bisschen besser überschauen können, hat vielleicht schon eigene ideen und ansätze und kann vergleichen. mein kind ist 9 wenn es aus der 4 in die 5 wechselt oder knapp 10. völlig überfordert mit solchen dingen u. dem ist das völlig egal ob da whiteboards, multi-media-geräte etc hängen - die wären ehr cool.
    die kinder sind übrigens von den whiteboards in den gymnasien völlig begeistert. schon allein die sache das kein vortrag mehr ausgedruckt wird, maximal ein stick noch mitzubringen ist oder einfach auf die cloud der schule geladen werden kann, erspart ihnen einen haufen zeit und papier. falls es dir in deiner entscheidung hilft. planarbeit ist dann sicher das was die offene arbeit betrifft. das ist bei unserer grundschule seit klasse zwei so. die kinder haben einen plan, den sie wochenweise oder tageweise und manchmal auch monatsweise erfüllen. zum ende des plans wird kontrolliert und zensiert. der lehrer ist die stütze, die den schülern individuell hilft. viel ist von anfang an selbständiges erarbeiten und dann zusammentragen des stoffes. der in regemäßigen phasen endet das lehrer vorne, schüler hört zu - unterricht endet. vielleicht ist eine mischung aus beiden so. 1800 schüler ist nichts ungewöhnliches die treten sich schon nicht gegenseitig tod. :)


    manchmal gibts doch probewochen oder probierstunden. gibts das dort, das er mal ausprobieren kann, wie ihm das eine oder andere gefällt. du scheinst ja auf einer art mischung aus beiden zu tendieren. aber entscheiden wirst du müssen, dass wird dein junior noch nicht überblicken können.

  • Ja er ist jetzt 4. Klässler.


    Die Mischung aus beidem wäre wirklich supi, grins. Geht aber nicht.


    Es ist so wie von dir beschrieben, mit diesem Plan-Arbeiten. Aber das wäre für meinen denke ich nichts, er macht alles auf den letzten Drücker und hält wie gesagt vom lernen bisher nicht viel. Wobei das beim letzten Referat eigentlich richtig gut geklappt hat, fällt mir gerade ein. :hae: Also das selbständige arbeiten, nicht das Nichts-tun :lgh

  • Ich denke, es ist ein Frage, wie ihr bisher so lebt....
    wo es Kind leichter fallen könnte, und es sich wohler fühlt-


    Mir persönlich würde Schule A mehr zusagen- allerdings finde ich persönlich Schule auch nicht sooooooo wichtig :rotwerd
    Kommt ja auch darauf an, wie Kind bisher z.B. mit anstehenden Aufgaben umgegangen ist.... eher selbständig und "locker"- oder ist er eher Leistungsorientiert und "möchte" etwas Druck?

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Hallo Luchsie,


    mit Druck kann er nicht so gut umgehen. Das Tempo in der 4. nervt ihn jetzt schon manchmal aber wenn es um Klassenarbeiten geht ist er meistens der erste der abgibt (mit manchmal entsprechenden Schusselfehlern, weil er zu schnell ist) und die Hausaufgaben erledigt er meist auch schon im Unterricht.


    Was gefällt dir denn an Schule a)?


    Ich finde feste Strukturen besser. Habe aber auch selbst Probleme damit, wenn vieles zu "offen" ist, zuviele Wahlmöglichkeiten.


    Achja.... Schule A bietet auch noch die "Mittelstufe plus" an, also Abi in 9 Jahren und nicht in 8 Jahren.
    Dafür bietet Schule B) ein "Flexijahr" an, wo man auch notfalls eine Klasse in zwei Jahren machen kann ohne dabei "sitzen zu bleiben".


    Bei Schule A brauchen die Schüler auch erst ab Klasse 8 entscheiden, für welchen Zweig sie sich entscheiden (sprachlich, musisch, naturwissenschaftlich). Bei allen anderen Schulen bereits ab Klasse 6.

  • mir persönlich (!) würde für mich (!) die Schule A besser gefallen-
    die Gründe liegen ähnlich, wie bei Dir- feste Strukturen, und Angebote für die, die diese annehmen können...


    Tochterkind und Sohni waren bei mir auf einer "A" Schule... für Tochterkind die beste Wahl :daumen
    sie ist immer mittig durch, konnte von den Angeboten profitieren, und hat auch ihren weiteren Weg in diese strukturierte Richtung (Ausbildung, duales Hochschulstudium) eingeschlagen-


    Sohni ist auch auf dieser Schule... für ihn wäre aber eindeutig eine "B" Schule geeigneter gewesen (gibt es hier nicht in akzeptabler Reichweite :-( )-
    für ihn waren diese festen Strukturen ein Fluch- und somit wurde er sehr sehr "Lehrerabhängig"- seinen Weg hat er bisher leider nicht gefunden ... und nun beginnt er quasi erst mit dem Abi
    damit festzustellen, was sein Weg sein könnte- ein von aussen fest strukturierter wird es nicht werden ;-)

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Danke für deine Zeilen Luchsie.


    Ich denke wir tendieren auch eher zu Schule A. Und...was ich die ganze Zeit schon immer gesagt habe: Wechseln könnten wir immer noch wenn es gar nicht hinhaut.
    Allein schon dass sie das Abitur auch in 9 Jahren anbieten und die Kinder sich erst ab der Klasse 8 festlegen müssen in welchen Bereich sie möchten... ich denke jap. Für mich die erste Wahl. Mal schauen ob das auch mit Sohn und Vater übereinstimmt.....

  • So. Hab vorhin mal mit Junior gesprochen als er vom Papa kam. Auch die beiden tendieren zur Schule A). Junior will es sich aber noch ein paar Tage überlegen. Er findet die vielen verschiedenen Möglichkeiten/AG´s besser, die es dort gibt. Dass er der einzige seiner Freunde ist, der in die Sportklasse möchte, stört ihn nicht. Er freut sich auf viele neue Freunde. ;) Tolles Kind :bigkiss