Wir und unsere Monster - Geschichten über Depression

  • Das weiß ich ja eigentlich auch, dass ich es verdient habe, und versuche es ja immer wieder, mir selbst vorzusagen...
    Eventuell gibt es da noch das Selbstentwertmonster...


    Es gibt Tage, da geht es gut, alles läuft, ich fühle mich gut.
    Dies kann binnen nach wenigen Sekunden sich ändern und die Stimmung kippt total.


    Ich kann es nicht mal vorher abschätzen oder erkennen.


    Habe aber einen Notfallplan, was ich tun kann, um nicht völlig abzustürzen. Und befolge den dann auch, mittlerweile hat sich das schon wie ein Ritual eingespielt.


    Ich habe autogenes Training und PMR gelernt, immer aber damit nicht gut zurecht. Mir hilft Yoga, laufen (oder gehen), malen und ein Fürmichdasein von Menschen, wo ich sein kann wie ich bin.


    Ganz banale Dinge tun, Struktur und Gewohnheit.


    Versuchen meine Gefühle zu erkennen, aber nicht zu bewerten oder sie gar mich völlig beherrschen zu lassen.
    Nicht im falschen Film hängen zu bleiben.


    Die Gewissheit, dass es auch wieder anders sein wird...




    Schön, dass ihr da seid, samt euren Monstern :knuddel

    Einmal editiert, zuletzt von Jona ()

  • Schön, dass ihr da seid, samt euren Monstern :knuddel


    Oooooh, süss!!! Dankeschön, das hat mich zum Schmunzeln gebracht und mich angerührt. :blume


    Ich lese hier weiter mit, ich würde auch gern mehr schreiben. Ich kann auch gut schreiben. Wenn es net um meine Gefühle geht...denn es ist schwer etwas zu schreiben, was man selber net versteht. Für den Grossteil meiner Probleme gibt es eine ganz einfache Lösung: tu dies, lass jenes usw. Das weiss ich. Von nichts kommt nichts. Es gibt nur irgendwas, was mich davon abhält, es zu tun.


    In der Therapie haben wir mein Leben als Linie dargestellt. Wo bin ich, wo war ich, wo will ich hin. Ich weiss wo ich hin will, ich WILL da auch hin. Obwohl mir das Ziel irgendwie Angst macht. Das Hier ist so vertraut... aber das Hier gefällt mir nicht. Dann schaue ich nach hinten...vielleicht habe ich meinen Rucksack am Anfang des Weges nicht richtig gepackt, vielleicht WURDE er mir nicht richtig gepackt. Den Inhalt des Rucksack habe ich schon oft durchstöbert und festgestellt, was zuviel ist und was fehlt für den Weg. Überflüssiges Gepäck kann ich nach und nach vielleicht abwerfen, aber was fehlt bekomme ich nicht von heute auf morgen. Dafür muss ich weitergehen, vielleicht kommt am Weg mal ein kleiner Tante Emma Laden wo ich was kriege... aber net HIER bleiben. Aber wie erwähnt, das Ziel macht mir Angst...okay, gehe ich halt weiter, aber schöööön langsam (das Schlimme ist ja auch dieser ätzende Dauerregen, würde ich mich beeilen käme ich mal aus diesem Schlechtwettergebiet raus, aber naja...) , Schritt für Schritt, gucke mir hier ein Blümchen am Wegesrand an, bleib mal da auf der Bank sitzen...plauder a weng mit den anderen Wanderern, ruhe mich immer wieder aus. Weil ich hab ja schon drei Schritte gemacht, das reicht ja auch, besser als nichts. :rolleyes2: Der Rucksack (oder halt mein Rucksack-Monster) träufelt auch die ganze Zeit, irgendwo läuft ein Beruhigungsmittel aus oder so, ich weiss es net. Dadurch bin ich erschöpft, dauermüde, verwirrt, und laufe, dennoch irgendwie entspannt, in Schlangenlinien, kreuz und quer, mal hier mal da...ich komme vorwärts, aber seeehr sehr mühsam, zeitaufwändig und net wirklich zielbringend.


    Und dann kommt wieder ein Berg, ein Spalt im Boden, ein Baum auf dem Weg, eine Schafherde, ein bissiger Hund, der nächste Schnürsenkel der reisst... :motz: und habe einfach keinen Bock mehr, es wird mir zuviel, der Weg, die Last, das verf*** Rucksack-Monster, und ich werde sauer, bockig, hole meinen Schlafsack aus dem Rucksack, schmeiss mich an den Wegesrand und verkrieche mich wütend und heulend im Schlafsack und komm da erst nach zwei Tagen wieder raus. Ich würde gerne da liegen bleiben, aber die Nacktschnecken kriechen mir schon über´s Gesicht...ich kann einfach net liegen bleiben...und so stehe ich auf und schleppe mich schwermütig weiter. In der Hoffnung, dass ich wieder so einen hübschen Schmetterling wie letzte Woche finde der mir den Weg versüsst und mir Schwung gibt für den Weg...

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Mein Monster habe ich noch nie gesehen, es sitzt gut versteckt in einem tiefen Abgrund. Dieser Abgrund tut sich immer ganz überraschend auf. Gerade spaziere ich über eine grüne Blumenwiese, die Welt ist schön und plötzlich ist er da. Ich stehe davor und höre die Stimme, "hier geht es nicht mehr weiter".


    Ich gehe an diesem Abgrund entlang und diskutiere mit dem Monster:
    -Ich bin stark, alle sagen das, ich kriege es hin diesen Abgrund zu überwinden!
    -Alle? Ich sehe niemandem, du stehst allein hier
    -Ich kann nach Hilfe rufen und dann kommen sie!
    -Dafür bist du zu stolz! Du müsstest dein Lächeln absetzen, sie hinter die Fassade blicken lassen, Schwäche zeigen
    -Ich habe bisher jeden Abgrund überwunden.
    -Es hat dich aber auch sehr viel Kraft gekostet, wie viel Kraft hast du noch über?


    Ich komme ins grübeln... hat das Monster vielleicht recht? Ich schaue kurz zum Abgrund herüber... er scheint sehr breit zu sein. Wieder höre ich die Stimme meines Monsters, es zählt alle Probleme auf, die diesen Abgrund erschaffen haben.... es sind verdammt viele. Zweifel nagen an mir, schaffe ich das wirklich? Wenn ich über diesen Abgrund springe, was kommt danach? Das Monster flüstert mir zu, gebe auf, komm zu mir in den Abgrund du brauchst nur zu springen und alle deine Probleme sind mit einem mal erledigt. Ich höre seiner Stimme zu, sie klingt hypnotisierend, vertrauenerweckend, irgendwie verlockend.
    Dann reißt mich das Lachen meiner Kinder aus der Trance, ich drehe mich um und sehe sie auf der Blumenwiese spielen, spüre neue Kräfte in mir erwachen, nehme Anlauf und springe über den Abgrund. Geschafft, der Abgrund schießt sich und verschwindet. Aus dem Hintergrund höre ich die Stimme meines Monsters, die mir hämisch zuflüstert: „Mit jedem Sprung schwinden deine Kräfte... ich komme wieder!“

    4 Mal editiert, zuletzt von Karamellka ()

  • Schön, dass ihr da seid, samt euren Monstern :knuddel


    Gerne ^^


    Wenn das Thema nicht so ernst wäre:
    Fast wie in der Krabbelgruppe.
    Auch alle samt "Monstern" anwesend :lach:lgh:lach


    Spaß bei Seite:
    Danke für die teils sehr offenen Worte. :thumbup:


    Wenn ich wieder fit bin (Grippe :motz::nawarte::krank: )
    klinke ich mich wieder ein. Dann ist der Kopf wieder frei .. im wahrsten Sinne des Wortes :rotwerd
    Im Moment ist schlecht formulieren.


    Allen einen angenehmen Abend :winken:

  • Zitat von »Jona«
    Schön, dass ihr da seid, samt euren Monstern :knuddel




    Oooooh, süss!!! Dankeschön, das hat mich zum Schmunzeln gebracht und mich angerührt. :blume


    Ja, das ging mir auch so :-)


    Obwohl mir das Ziel irgendwie Angst macht. Das Hier ist so vertraut... aber das Hier gefällt mir nicht. Dann schaue ich nach hinten...vielleicht habe ich meinen Rucksack am Anfang des Weges nicht richtig gepackt, vielleicht WURDE er mir nicht richtig gepackt.

    Nele,
    ich glaube ich weiß, was du meinst. Das Hier ist so vertraut, dass man bleiben möchte, schließlich hat man sich da eingerichtet und auch arrangiert mit dem, was einem nicht gefällt. Deshalb erscheint es leichter zu bleiben, als sich unter Anstrengungen wegzubewegen irgendwohin ins Unbekannte. Denn das Unbekannte macht ja auch Angst.
    Und dann merkt man aber doch, dass man nicht bleiben kann...


    Das ist mir klargeworden nach meinem ersten Absturz - und deswegen bin ich eigentlich sogar sehr dankbar dafür, dass es so heftig gescheppert hat bei mir, dass ich wirklich gezwungen war, mir mich und mein Leben genauer anzugucken. Vorher hab ich's nämlich nicht kapiert, erst da habe ich begriffen: So geht es nicht weiter, hier kann ich nicht bleiben. Zurück kann ich nicht und will ich nicht, das würde mich nur wieder an denselben Punkt bringen, und außerdem war es nicht wirklich schön da hinten.
    Also bleibt mir nur eine Möglichkeit: Flucht nach vorne!


    Das hieß für mich Therapie und gründliche Bestandsaufnahme, zB auch zu schauen, was ich an Bordwerkzeug in meinem Rucksack habe, um mit Schwierigkeiten klarzukommen, was ich da überhaupt habe an Nützlichem und was schlicht Ballast ist und weg sollte.
    Ich habe gesehen, dass mein Rucksack auch nicht gut gepackt war. Und das ist aber nicht vorrangig meine Schuld, finde ich, das ist eher eine Mischung aus Schicksal und dem, was meine Eltern mir mitgegeben haben (oder eben auch nicht).
    In meiner Verantwortung liegt es dann aber, daraus etwas zu machen für mich. Ballast abwerfen, fehlende Fähigkeiten erlernen (auch wenn's mühsam ist), unvorteilhafte Denk- und Verhaltensmuster duch sinnvollere ersetzen, Dinge auch aus einer neuen Perspektive betrachten (mich selbst zB!)...all das, was man in der Therapie eben so macht.
    Das Wichtigste aber: Mut. Mut zur Veränderung, Mut, weiter zu gehen. Dazu braucht es zumindest zu Beginn ein Fünkchen Selbstvertrauen - aber beides bedingt sich gegenseitig und man kann sich da langsam hochschaukeln mit kleinen Schritten.
    Ich bin noch lange nicht am Ziel, aber seit 11 Jahren auf dem Weg. Manchmal verplempere ich Zeit und Energie, indem ich eine Weile im Kreis herumlaufe, weil es da so schön vertraut ist...


    Sei nicht zu streng mit dir selbst! Ein paar Ehrenrunden sind Teil des Weges - und Umwege erweitern die Ortskenntnis ;-)

  • Der Begriff "Monster" gefällt mir gut - erstaunlicherweise lässt er mich die Worte finden, nach denen ich so lange gesucht habe. Ich danke dir dafür, Sonne* :sonne :blume
    Also möchte auch ich euch von meinem Monster erzählen, von meinem Begleiter seit Kindertagen


    Noch vor einem Jahr habe ich gedacht, mein Monster frisst mich auf. Es wurde mir aufgebürdet, als ich ein Kleinkind war, und seitdem ist es von Jahr zu Jahr ein Stück größer geworden. Bis es drohte, mir über den Kopf zu wachsen. In den letzten drei Jahren habe ich oft gedacht, ich schaffe es nicht mehr, mich zu wehren. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich noch hier sitzen würde, wenn es meine Tochter nicht gegeben hätte. Ich wusste, dass ich für sie verantwortlich bin. Dass ich für sie hier bleiben muss. Wegen ihr war aufgeben keine Option. Meine Liebe zu ihr war stärker als das Monster, wenn auch nur haarscharf. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich die Bäume entlang der Straße äußerst verlockend fand... doch... sie war wichtiger. Das Wissen, dass meine Tochter mich brauchte, brachte mich dazu, weiterzumachen, auch wenn ich das Gefühl hatte, nicht mehr weiter zu können.


    Trotzdem war es fast zu viel. Immer, wenn ich mich gerade ein wenig aufgerappelt habe, kam ein neuer Schicksalsschlag, der mein Monster genährt und mich fast wieder in die Knie gezwungen hätte. Das hat so unendlich viel Kraft gekostet. Einmal, in einer wieder einmal schlaflosen Nacht, erschien mir der Gedanke, einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen, so verlockend...


    Das war der Punkt, wo ich gemerkt habe, dass ich es alleine nicht mehr schaffe. Dass ich wirklich ernsthaft Hilfe brauche. Ich hatte das Glück, eine Psychologin zu finden, mit der ich sehr gut zurecht kam. Von ihr lernte ich, mein Monster nicht nur von vorne zu betrachten, wo mich sein Blick lähmte wie die Schlange das Kaninchen. Ich erkannte, dass es, aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, zwar immer noch schrecklich genug war, aber nicht so furchterregend, dass ich nur noch weg wollte. Und als die Lähmung weg war, fing ich langsam an zu erkennen, dass um mein Monster herum auch gute Dinge waren. Dinge, die mich genug von ihm ablenken konnten, dass ich durchatmen und neue Kräfte sammeln konnte, um ihm ernsthaft entgegen treten zu können.


    Ich hatte das Glück, dass meine Mutter Kind Kur genau auf diesen Zeitpunkt fiel. Mein Monster war zwar immer noch furchterregend riesig, aber war bereit dafür, neue Strategien zu lernen, an denen auch ich wachsen konnte. Ich lernte, NEIN zu sagen, Lob zu akzeptieren, meinen Perfektionismus einzuschränken. Mich sichtbar zu machen, indem ich meine Meinung und meine Interessen höflich, aber bestimmt vertrete. Und Gelassenheit. Das ist für mich das Wichtigste. Daheim führte meine Psychologin weiter auf diesem Weg.


    Nun, ein Jahr später, bin ich so weit, dass meine Psychologin und ich übereingekommen sind, dass meine Therapie erstmal ausgesetzt werden kann. Mein Monster ist zwar noch da, und so groß wie eh und je, aber nun bin ich mit ihm auf Augenhöhe. Ich weiß, wie ich ihm begegnen kann, damit es mich nicht unterkriegt. Und ich habe akzeptiert, dass es mich immer begleiten wird. Es ist ein Teil von mir, verwoben mit meinem Leben. Und ich bin auch ein Teil von ihm, denn aus mir, meinen Gefühlen, meinen Gedanken ist es entstanden. Ohne mich wäre es nichts, und ohne mein Monster wäre ich ein anderer Mensch. Und so gehören wir zusammen. Ob es mir gefällt oder nicht, wir müssen uns miteinander arrangieren.


    Im Moment weiß es, das ich stark genug bin, um es abzuwehren. Es weiß, dass es mir im Moment nichts kann, und so hat es sich zurückgezogen. Aber es lauert. Es wartet auf seine Chance, auf meine Schwäche. Darauf, dass in meinem Leben etwas passiert, das ihm Nahrung gibt, damit es mir wieder über den Kopf wachsen kann. Doch im Moment geht es mir so gut, dass ich glaube, ich werde in der Lage sein, mit ihm zu wachsen wenn es so weit ist. Ich bin zuversichtlich, dass ich das Gleichgewicht zwischen uns nun halten kann. Und, wer weiß, vielleicht können wir irgendwann sogar eine Art Frieden schließen, wenn wir beide wissen, woran wir sind, und nicht mehr ständig unsere Kräfte messen müssen.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

    Einmal editiert, zuletzt von JayCee ()

  • Wisst Ihr, was ich hier toll finde? Dass wir das so bildlich schreiben können. Wir alle haben irgendeine Art der Darstellung für uns gefunden, womit wir "es" etwas erklären können.


    Was mir noch durch den Kopf spukt ist, dass wir ja alle am liebsten das Monster loswerden möchten. Gut, zum Teil haben manche gelernt, sich damit zu arrangieren. Aber mal ehrlich, wenn Ihr so ein Monster sein würdet und man tut alles um Euch zu bekämpfen, würdet Ihr dann nicht auch erst recht alle Geschütze auffahren? Versuchen sich gross zu machen, mehr Macht zu bekommen. Vielleicht haben die Monster selber Angst, dass sie nicht mehr existieren dürfen? Ich frage mich, ob wir nicht mit dem Monster mal versuchen sollten, eine Co-Existenz zu versuchen. Angst haben, depressiv sein, kraftlos, mutlos usw.. das ist ein Teil der menschlichen Natur und kann nicht ausgeschaltet werden!! Das Monster DARF existieren. Aber es muss auch mal lernen, dass nicht es die Herrschaft hat, sondern wir. Wir müssen vielleicht lernen das Monster besser zu erziehen, es in seine Schranken weisen. Und wenn es dann eine Weile lieb gewesen ist und unser Leben nicht gestört hat, dann müssen wir aber auch mal eine Zeit erlauben, dass es sich austobt. Wir müssen vielleicht dem Monster gestatten auch zu sein. Und wenn wir dadurch dann eben einen ganzen Tag im Bett liegen und uns die Augen aus dem Kopf heulen, dann ist das so, dann nehmen wir uns das Recht dazu. Monster, tu was Du willst, aber denk dran, morgen/übermorgen bin ich wieder an der Reihe. ;)


    Ich möchte Euch nochmal ganz besonders das neue Lied von Andreas Bourani ans Herz legen, es heisst "Hey" und handelt davon, dass "es" vorbei geht und man nicht so hart zu sich selber sein soll...

    Wer sich den Gesetzen nicht fügen lernt,

    muß die Gegend verlassen, wo sie gelten.

    (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Als ich eben las, dass ich mein Monster akzeptieren soll, da dachte ich erst: NEIN, es soll WEG!!! Blödes Monster. Ich bin mal, in einer guten Phase, ganz normal traurig gewesen. Ich habe geweint, ich weiß gar nicht mehr warum. Aber es war nicht dieses gelähmte, verzweifelte, hilflose Weinen, sondern einfach ein befreiendes, trauriges. Das ist um die zehn Jahre her und ich erinnere mich so gut daran, wie schön es war, einfach nur traurig zu sein.


    Aber natürlich hat das Monster auch seine Berechtigung. Ich stieß im letzten Jahr im Netz auf eine Seite, auf der es um den inneren Kritiker geht. Dort war genau das beschrieben, was du beschrieben hast, Nele. Der innere Kritiker findet immer mehr und größere (und eventuell auch absurdere) Argumente, je mehr wir gegen ihn kämpfen. Dort wurde empfohlen, den inneren Kritiker anzunehmen und ihm zu sagen, dass seine Zweifel nachvollziehbar und verständlich wären. Immerhin hätte man ja mal XY erlebt, da wäre es gut, dass er zur Vorsicht gemahnt. Und dann sollte man ihm sagen, dass man heute aber anders entscheiden kann, seine Warnung nicht mehr braucht. Weil man älter, stärker, weiser ist. Oder es einfach ausprobieren will. Es nicht lebensbedrohlich sei, auf die Nase zu fallen.


    Es klingt so komisch, aber mir hilft das. Ich habe viele Jahre gar nicht gemerkt, wie extrem und niederschmetternd ich mich selber fertig mache. Dass ich mich teilweise laut beschimpfe und mich mit Bezeichnungen belege, die ich meiner Tochter verbieten würde, in den Mund zu nehmen. Das ist mir auch nur darum aufgefallen - weil meine Tochter um mich ist und mitbekommt, was ich mir selber so erzähle. Erschütternd war das für mich. Vor allem, dass diese Mechanismen dermaßen automatisiert sind, dass ich sie gar nicht mehr wahrnehme.


    Also versuche ich freundlich zu mir und all meinen Facetten zu sein, auch den monströsen. Also meistens. Wenn ich dran denke. Und nicht meine erste Reaktion so wie hier eben ist: Nein, weg, blödes Monster ...


    Edit sagt: Ein toller Teil meines Hilfsnetzwerkes sagt immer zu mir, dass meine "Verteidigungsmechanismen" ihren Sinn haben. Sie haben mir als Kind das Überleben gesichert (und ich denke, das sich diese Mechanismen auf alle Lebensereignisse ausweiten lassen, die so lebensbedrohlich wirken, dass man sie zunächst in Teilen oder komplett von sich schiebt). Depression kann als vermiedene Trauer angesehen werden, stand letztens in der Psychologie heute.
    Es hat alles seine Berechtigung und ich habe die Berechtigung, mich nun zu lösen. Das gibt mir sehr viel Kraft.

    Einmal editiert, zuletzt von Jul1983 ()

  • Weil ich mir in diesem Zusammenhang oft Gedanken um das Seelenleben meiner Töchter mache, gibt es hier bei uns zum Einschlafen abends oft eine Kinder-Meditations-CD, die heißt "Meine Gefühle werden meine Freunde" und beschäftigt sich mit Wut, Angst und Trauer. Offenbar ist es für durchaus hilfreich, diesen "negativen Gefühlen" eine eigene Stimme und Persönlichkeit zu geben. Ihnen beispielsweise ein Tier zuzuordnen und mit diesem zu spielen.


    Für mich selbst, ist die nur begrenzt "tröstlich". Ich stolpere schon zu lange "...ganz ohne Licht blind durch's dunkle Tal..."; mir fehlt oftmals einfach die Kraft, um mit meinen Monstern zu spielen. :(

  • Für mich selbst, ist die nur begrenzt "tröstlich". Ich stolpere schon zu lange "...ganz ohne Licht blind durch's dunkle Tal..."; mir fehlt oftmals einfach die Kraft, um mit meinen Monstern zu spielen.

    Ich denke, "spielen" kann man mit seinen Monstern auch nur, so lange sie klein sind. Und sie dann in seinem Sinne erziehen.


    Hat man so ein unerzogenes Riesenmonster an der Backe, nützt spielen nix mehr und ist vielleicht sogar gefährlich, weil es einfach zu wild ist. Da muss es einfach in die Schranken gewiesen und beherrscht werden.

    Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer...

  • Hat man so ein unerzogenes Riesenmonster an der Backe, nützt spielen nix mehr und ist vielleicht sogar gefährlich, weil es einfach zu wild ist. Da muss es einfach in die Schranken gewiesen und beherrscht werden.


    Hallo in die Runde!


    Solang es der niedliche kleine Handtaschenhund ist, der herrenlos umherirrt, kann man ihn "bespielen" um ihn einzufangen.
    Bei einem bedrohlichen, größeren, offensichtlich "wildem" Hund hilft nur professionelle Hilfe.


    Wenn jedoch die schwarzen Hunde/Kellermonster mal brav sind, dann müssen wir sie loben.
    Dann haben wir die Möglichkeit eine Coexistenz mit ihnen aufzubauen.
    Sozusagen Vertrauen schaffen mit "Leckerlies" oder eine Stunde länger Licht am Abend im Keller.


    Gleichzeitig haben wir die Chance zu erkennen, wie gut wir unsere schwarzen Hunde/Kellermonster schon erzogen haben.
    Sie zwar wie Teenager bockig in ihr Körbchen/ihren Verschlag trotten, ABER gehorchen.


    ... Aha, so schlecht bin ich garnicht in der Erziehung ...


    Wie ich meinen schwarzen Hund in seine Schranken brachte:
    Es hat lange gedauert, brauchte die letzten Reserven, sich einzugestehen, ICH BRAUCHE HILFE
    Noch mehr Kraft war nötig die ersten Schritte zu gehen ... wenn man überhaupt noch von "gehen" sprechen konnte.
    Eher ein Taumeln ... wie auf einem Schiff in hoher See ... aber keine Reeling um sich festzuhalten. Jede Sekunde die Angst über Bord gespült zu werden.
    Dann diese Tür nach Innen ins Schiff.
    Ein schweres Stahlschot, sturmsicher verschlossen. Jeder der einzelnen Riegel benötigt dieses unbändige Aufbäumen um ihn zu öffnen ...
    mit einem Mal schwingt die Tür auf ... rettende Arme umschliessen mich und ich höre nur noch das Schot zuschlagen.
    Fühle mich auf einmal wieder "geborgen in Wärme und Licht"
    Der schwarze Hund liegt neben mir... ebenso am Ende seiner Kräfte vom Kampf/dem Zerren an mir, draussen im Sturm zu bleiben.
    JETZT war der Moment ihm ein Leckerchen zu geben.
    Nicht umbedingt der direkte "Friedensschluss" aber ein Anfang.


    Der Anfang eines langen gemeinsamen Weges bei dem ab sofort der schwarze Hund an MEINER Seite geht,gehorcht und langsam zum beherrschbaren Begleiter geworden ist. :thumbup:


    Wünsche noch einen angenehmen Tag und wenn bei euch die :strahlen scheint dann schnell raus in die :strahlen

    Einmal editiert, zuletzt von Inkamann ()

  • Weiß jemand, ob Migräne und Trigeminusneuralgie auch Monster oder Hunde sind?


    Falls ja, sie haben mich im Griff.
    Ich versuche mich nicht zu wehren und liege jetzt mit ihnen am Sofa.


    Sind diese Monster da, sind die anderen weg.



    Aber auch generell, sich mit dem Monster aufs Sofa setzen und Tee trinken lässt sie weitaus ungefährlicher erscheinen, und ich habe festgestellt, wenn man mit ihnen achtsam und freundlich umgeht, werden sie nicht gar so übermächtig.



    LG Jona

  • Komischerweise kann ich mit Monster nichts anfangen.


    Ich sehe es wie eine Mondphase, bei dem der Mond erst ein klein wenig verdeckt wird und dann quasi fast vollends schwarz verdunkelt ist. In meiner Seele ist ein dunkler Fleck, etwas was vor langer Zeit herausgerissen wurde, eine Wunde sagen wir. Dieser dunkle Fleck kann mich ganz und gar erfüllen und überdecken, alle schönen Gefühle, die bunt und leuchtend sind, sind dann verschwunden. Mein Körper funktioniert dann nicht mehr.


    Der dunkle Fleck wird nicht weggehen, er bleibt, ihn in Schach zu halten und dafür zu sorgen, dass er klein bleibt, ist meine Aufgabe, welche schwierig ist. Manchmal breitet er sich nur kurz aus, in einer Art Welle, eine Art Echo, ich kann dann nicht klar denken, meine Wahrnehmung ist dann nicht real. Man nennt das posttraumatische Belastungsstörung. Dagegen tun kann ich nichts. Nur wirklich zu beschwören, dass ich mein Leben nicht kaputt machen lasse und immer weiter gehen werde. Ich selber muss diese Dunkelheit überstrahlen.

  • Ich bin zuversichtlich, dass ich das Gleichgewicht zwischen uns nun halten kann. Und, wer weiß, vielleicht können wir irgendwann sogar eine Art Frieden schließen, wenn wir beide wissen, woran wir sind, und nicht mehr ständig unsere Kräfte messen müssen.

    Ja, ich nenne es: Die Machtverhältnisse zu meinen Gunsten klären.
    Auch wenn ich manchmal trotzdem (vorübergehend) den Kürzeren ziehe - insgesamt bin inzwischen ganz klar ich diejenige, die sagt, wo es lang geht.


    Wisst Ihr, was ich hier toll finde? Dass wir das so bildlich schreiben können. Wir alle haben irgendeine Art der Darstellung für uns gefunden, womit wir "es" etwas erklären können.

    Genau das war meine Idee mit meinem "Kellermonster" und der Anregung, die eigene Geschichte mal aus einer ungewohnten Perspektive zu beschreiben :-)

    Und wenn es dann eine Weile lieb gewesen ist und unser Leben nicht gestört hat, dann müssen wir aber auch mal eine Zeit erlauben, dass es sich austobt.

    Das sehe ich anders. Akzeptieren, dass es existiert - ja, hinnehmen, dass es sich ab und zu bemerkbar macht - ja (wenn auch zähneknischend), aber ihm erlauben, sich auszutoben - eindeutig nein.
    Je mehr Raum oder Gelegenheit man ihm gibt, umso größer wird es, glaube ich. Das gilt auf jeden Fall für die Angst.

    Der innere Kritiker findet immer mehr und größere (und eventuell auch absurdere) Argumente, je mehr wir gegen ihn kämpfen. Dort wurde empfohlen, den inneren Kritiker anzunehmen und ihm zu sagen, dass seine Zweifel nachvollziehbar und verständlich wären. Immerhin hätte man ja mal XY erlebt, da wäre es gut, dass er zur Vorsicht gemahnt. Und dann sollte man ihm sagen, dass man heute aber anders entscheiden kann, seine Warnung nicht mehr braucht. Weil man älter, stärker, weiser ist. Oder es einfach ausprobieren will. Es nicht lebensbedrohlich sei, auf die Nase zu fallen.

    Ja, der innere Kritiker, ein sehr gutes Stichwort. Ich habe damals in der Therapie ein paar Zeichnungen gemacht (als Hausaufgabe), in denen ich meine Situation dargestellt habe. Eine zeigte mich auf halber Höhe in einem Abgrund hängend, mich krampfhaft festklammernd, denn das war tatsächlich meine größte Angst, da ganz hinein zu rutschen. Unten lugte ein Monster hervor, wenn ich mich recht erinnere...
    Eine andere zeigte mich nackt (ungeschützt und verletzlich) vor einem Richter, so einem fiesen, dicken Kerl mit Lockenperücke und Hängebacken, der mit überaus finsterem Blick seinen Hammer schwang, währemd er mich immerzu verurteilte.
    Auch er war natürlich ein Teil von mir, genauer gesagt eine Instanz meines Gewissens, in dem auch meine imaginären Eltern noch mit am Richtertisch saßen. Die ständigen Verurteilungen haben mich total ausgebremst und niedergemacht, klein gemacht. Ich habe auch mit ihm diskutiert, aber meine Stimme war irgendwie immer zu dünn und zu leise, er brüllte mich einfach nieder.
    Ich kann gar nicht genau sagen, wie ich den Kerl losgeworden bin, jedenfalls wurde seine Stimme in meinem Kopf irgendwann leiser.
    Und dann war sie weg.
    Vermutlich lag es daran, dass ich einfach stärker und lauter wurde, selbstsicherer.


    Deine Art, mit deinem Kritiker zu diskutieren, klingt für mich sehr sinnvoll. Denn genau so ist es ja: Er darf einen warnen, wenn es wirklich nötig ist, aber er darf nicht dauernd bestimmen - das ist deine Aufgabe.


    Ein toller Teil meines Hilfsnetzwerkes sagt immer zu mir, dass meine "Verteidigungsmechanismen" ihren Sinn haben. Sie haben mir als Kind das Überleben gesichert (und ich denke, das sich diese Mechanismen auf alle Lebensereignisse ausweiten lassen, die so lebensbedrohlich wirken, dass man sie zunächst in Teilen oder komplett von sich schiebt). Depression kann als vermiedene Trauer angesehen werden, stand letztens in der Psychologie heute.
    Es hat alles seine Berechtigung und ich habe die Berechtigung, mich nun zu lösen. Das gibt mir sehr viel Kraft.

    Das unterschreibe ich sofort. Depression als vermiedene oder nicht gelebte Trauer passt bei mir sehr gut.
    Ich hatte in der 2. Therapie ein seltsames Erlebnis, da sollte ich eine kleine Imaginationsreise in die Vergangenheit machen und mir mich selbst als Kind vorstellen in irgendeiner Situation. Das fiel mir schwer, aber ich sah mich dann als Grundschülerin allein auf dem Pausenhof stehen, wie so oft. Keine dramatische Situation, aber sie gibt doch mein Grundgefühl der Kindheit wieder. Ich sollte als Erwachsene dem Kind helfen, die traurige Situation irgendwie abzuwenden, irgendeine Lösung zu finden. Das hat mich total gequält, denn es fiel mir sehr lange nichts ein. Schließlich habe ich mein Kind-Ich an die Hand genommen und es hierher zu mir und meiner Tochter geführt, habe uns drei auf eine Sommerwiese gesetzt und die Sonne auf uns scheinen lassen. Wärme und Geborgenheit, Verbundenheit mit der Familie, Licht und Freude habe ich meinem Kind-Ich damit geschenkt.
    Währenddessen war ich viel zu sehr damit beschäftigt, diese "Aufgabe" zu bewältigen, da war kein Platz für Gefühle. Aber als ich dann einige Tage später jemandem davon erzählt habe, da platzte es regelrecht aus mir heraus. Tränen strömten, eine tiefe und heftige Traurigkeit überkam mich plötzlich, wie ich sie niemals erwartet hätte und so bisher nie empfunden habe. (Soger jetzt noch beim Schreiben, obwohl das ca 3 Jahre her ist)
    Danach dachte ich: Respekt, Herr Therapeut, da haben Sie etwas aufgedeckt, das gaaaanz tief vergraben war.


    Ja, das hat seine Berechtigung. Und wir haben das Recht, diese Traurigkeit zu empfinden, um sie dann irgendwann loszulassen.
    Danke, dass du mich daran erinnert hast.

    Es hat lange gedauert, brauchte die letzten Reserven, sich einzugestehen, ICH BRAUCHE HILFE
    Noch mehr Kraft war nötig die ersten Schritte zu gehen ... wenn man überhaupt noch von "gehen" sprechen konnte.

    Dein schwarzer Hund ist leider bisher untergegangen neben dem gefräßigen Monster deiner Frau... Ich war mir auch nicht sicher, ob du lieber nicht ausführlicher davon erzählen willst, vielleicht auch weil er jetzt ziemlich brav ist (oder weil viele Männer bei diesem Thema eh oft recht zugeknöpft sind).
    Aber das gibt mir schon zu denken... Und ich bin froh, dass du dir eingestehen konntest, Hilfe zu brauchen (im Gegensatz zu einigen Geschlechtsgenossen, um noch mal das Männerthema zu bemühen) - und die Hilfe dann auch mit Erfolg genutzt hast.

  • .....
    Dein schwarzer Hund ist leider bisher untergegangen neben dem gefräßigen Monster deiner Frau... Ich war mir auch nicht sicher, ob du lieber nicht ausführlicher davon erzählen willst, vielleicht auch weil er jetzt ziemlich brav ist (oder weil viele Männer bei diesem Thema eh oft recht zugeknöpft sind).
    Aber das gibt mir schon zu denken... Und ich bin froh, dass du dir eingestehen konntest, Hilfe zu brauchen (im Gegensatz zu einigen Geschlechtsgenossen, um noch mal das Männerthema zu bemühen) - und die Hilfe dann auch mit Erfolg genutzt hast.


    Guten Abend in die Runde!


    Ja, im Moment ist mein schwarzer Hund sehr brav.
    Hat zwar hin und wieder ein paar Flausen im Kopf :nanana
    aber ansonsten "ganz ein Braver". ^^


    Keine Ahnung, wie es bei meinen Geschlechtsgenossen so ist, wie sie es handhaben, aber ich gehe relativ offen damit um, einen schwarzen Hund als ständigen Begleiter zu haben.
    Auch hilft mir der Austausch mit anderen "Hundehaltern/Kellermonsterbesitzern/MondfleckimZaumhaltern" ;)


    Lang genug habe ich allein versucht mit den Flausen meines schwarzen Hundes klar zu kommen. Eine immer mehr wachsende innere Anspannung auch schon vor der nächsten Konfrontation mit ihm.
    So angespannt, das Kleinigkeiten sofort Selbstzweifel hervorgerufen haben, Versagensängste sich ausbreiten konnten bis kurz vor Panikatacken.
    Irgendwann und ich kann nicht mehr sagen WAS es war, aber irgendwas hat mir auf einmal ganz klar gesagt, dass nun die Zeit ist sich in Behandlung zu begeben.
    Alles zum Glück zeitlich weit vor der Erkrankung meiner damaligen Frau.


    Mein eigener schwarzer Hund hat mir sogar in der schweren Zeit mit meiner damaligen Frau geholfen.
    Er half mir das Monster meiner Frau zu erkennen .. leider nicht seine Gefräßigkeit, aber überhaupt zu erkennen, welchen Kampf meine Frau in diesem Moment mit ihrem Monster ausgefochten hat.



    Zitat von »Nele64«
    Und wenn es dann eine Weile lieb gewesen ist und unser Leben nicht gestört hat, dann müssen wir aber auch mal eine Zeit erlauben, dass es sich austobt.


    Von mir auch ein klares NEIN zum Austoben.
    Ich gehe aber mal davon aus, dass Nele64 es so meint wie ich mit meinem schwarzen Hund, wenn er mal "Flausen" im Kopf hat.
    Wir geben das Heft nicht aus der Hand, haben die Leine fest und mit entsprechenden Komandos, geht der Hund wieder normal bei Fuß.


    Einen ruhigen Abend wünsch ich euch :winken:

  • Ganz schnell mal ein TV-Tipp für alle Interessierten:
    Tod auf Rezept - Doku über Psychopharmaka auf 3sat. (krasser Titel!)


    Und als ich die Glotze eben eingeschaltet habe - was läuft da gerade? "Monster aus der Tiefe" :lgh

  • ich moechte einfahc nur weg, weg ganz weit weg.
    ich kann nicht mehr-hoert ihr das nicht. ich schreie und doch kommt kein ton raus
    ich laufe und gehe keinen schritt
    die gedanken, sie sind da und bleiben da. sie werden mich einholen und nicht los lassen.
    ich will das nicht, ich kann nicht, nicht mehr.
    aber alles um mich bleibt leer, gefuehlt dreht sich alles.
    alles was die letzten monate war und alles was heute wieder war. ich kaempfe doch. ich bin doch da. ich will das doch schaffen.
    ich lebe, aber es ist still in mir und es sind nur die dumpfen geraeusche um mich rum. hoert auf und seit alle leise. aber es wird nicht still
    ich spuere traenen, wieder und wieder.......ich will nicht das sie jemand sieht und doch laufen sie unaufhoerlich meine wangen runter. die darunter heiss brennen. alles verschwimmt. der armel ist schon nass waehrend ich sie mir wieder aus den augen wische.
    ich fuehle mich grad jetzt ueberfordert. wovon nur, vom leben? das schon wieder etwas schief ging. das ich es nicht aendern kann.
    wieder etwas was ich kaum aushalten kann. wieder etwas was einem zeigt wie scheisse das leben sein kann.
    ich finde es so gemein. aber es interessiert keinen.........da ist niemand zum greifen. niemand der mich schuetteln kann damit ich spuere das mein herz bebt und es sich nicht nur leer anfuehlt.


    dieses leben ist so leer, es passieren immer wieder dinge die ich nicht mehr bewaeltigen kann, immer wird auf einen rumgetrampelt. immer wenn mal was gutes passiert, muss auch was schlechtes passieren.........
    wie soll ein mensch das schaffen, jeden tag muss es weiter gehen. es muss. du kannst nicht stehen bleiben. aber meine schultern, die schaffen das nicht zu tragen.
    nicht nach diesem jahr, nicht nach dieser zeit und nicht mehr allein.

    Kinder die geliebt werden, werden erwachsene die liebe schenken koennen.


    [font='Tahoma, Arial, Helvetica, sans-serif'] "In meinem Leben habe ich unzählige Katastrophen erlitten. Die meisten davon sind nie eingetreten."

  • Mein Monster ist kein flauschiger Hund. Es ist das Flüstermonster das in meinem Schatten wandelt. Den es wohnt nicht in meinem Keller, es flüstert plötzlich, egal wo ich bin und was ich tue.


    Es flüstert mir negative Gedanken und Gefühle, hält mich wach weil ich über irgendetwas nachgrübel soll. Die einzige Waffe die ich habe ist mein Verstand.


    Wenn ich merke das es da ist, kann ich anfangen zu kämpfen und das ist gut so, den das ist der halbe Sieg. Ich weis das er lügt und ich überführe ihn ziemlich schnell und es fällt mich leichter ihm nicht zu glauben. Manchmal merke ich es nicht und je länger es ungehindert geflüstert hat, desto schwieriger wird der Kampf. Den er hat mich dazu gebracht wirklich das zu sein was er mir einflüstert.


    Ich will auch nicht lange über mein Monster nachdenken, den dann hat mein Monster leichtes Spiel. Ich will nicht mehr wissen warum es da ist, Tatsache ist es ist immer da.

  • Ich hatte in der 2. Therapie ein seltsames Erlebnis, da sollte ich eine kleine Imaginationsreise in die Vergangenheit machen und mir mich selbst als Kind vorstellen in irgendeiner Situation. Das fiel mir schwer, aber ich sah mich dann als Grundschülerin allein auf dem Pausenhof stehen, wie so oft. Keine dramatische Situation, aber sie gibt doch mein Grundgefühl der Kindheit wieder. Ich sollte als Erwachsene dem Kind helfen, die traurige Situation irgendwie abzuwenden, irgendeine Lösung zu finden. Das hat mich total gequält, denn es fiel mir sehr lange nichts ein. Schließlich habe ich mein Kind-Ich an die Hand genommen und es hierher zu mir und meiner Tochter geführt, habe uns drei auf eine Sommerwiese gesetzt und die Sonne auf uns scheinen lassen. Wärme und Geborgenheit, Verbundenheit mit der Familie, Licht und Freude habe ich meinem Kind-Ich damit geschenkt.
    Währenddessen war ich viel zu sehr damit beschäftigt, diese "Aufgabe" zu bewältigen, da war kein Platz für Gefühle. Aber als ich dann einige Tage später jemandem davon erzählt habe, da platzte es regelrecht aus mir heraus.


    Der Umstand, dass mir beim Lesen dieses Absatzes sofort die Tränen kamen, zeigt mir wohl, dass ich da auch nochmal ran sollte. Ansatzweise hat meine damalige Therapeutin das mal mit mir versucht. Im Zusammenhang damit, dass ich nicht mit meiner Mutter zusammen trauern möchte/kann, aufgrund meiner Kindheit, obwohl da schon viel dran gearbeitet wurde und verziehen ist und viel Reue bei meinen Eltern vorhanden ist. Ich habe aber abgeblockt; weil ich das Gefühl hatte, ich war gar nicht in der Lage, das Cocokind zu umarmen und ihm das Gefühl zu geben, es ist alles gut. Weil es nicht gut ist und die große Coco am Boden zerstört. Ich weiß nicht, ob es jetzt funktioniert, es ist ja immer noch nichts gut; es wird auch nicht "wieder gut". Vielleicht wäre es ja auch in der Trauer hilfreich, wenn es klappt.


    Danke, dass du mich daran erinnert hast.


    Da danke ich auch. :-)


    Das hört sich irgendwie sehr akut an


    Das war auch mein Gedanke. :|


    marzipan und SilentGwen habt Ihr denn aktuell (therapeutische) Unterstützung?

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~