Baron Münchhausen oder blühende Fantasie?

  • In letzter Zeit fällt mir vermehrt auf, das Beutejunior nicht immer bei der Wahrheit bleibt..
    Das erstreckt sich von „Ich war´s nicht“ bis hin zu kompletten Märchengeschichten.


    So manches halte ich für völlig normal..
    Zum Beispiel, dass bei Streitigkeiten unter den Kindern immer der Andere angefangen hat.
    Wenn was schief geht war es auch immer der Andere.
    Oder, dass er die Zahnpasta nicht mit dem Finger über den ganzen Spiegel geschmiert hat und nicht weiß wie das dahin kommt.
    Solchen Dingen messe ich wenig Bedeutung bei..


    Märchenstunde:
    Nun hatte letztens der Schulbus eine gute halbe Stunde Verspätung und wir haben uns alle Sorgen gemacht weil wir keine Info hatten und die Schule uns auch nichts sagen konnte.
    Als Junior dann daheim war hat er erzählt, dass der Bus wegen einer Baustelle einen kleinen Umweg fahren musste. Der Bus wäre dann auf dem Feldweg stecken geblieben und ein Traktor hätte geholfen den Bus auf die Straße zu ziehen. Die Kinder hätten alle aussteigen müssen und das Stückchen bis zur Straße laufen müssen.
    Die Baustelle gibt es, aufgrund der Witterungen wäre auch steckenbleiben auf einem Feldweg durchaus denkbar, Kinder aussteigen lassen bei solchen Aktionen wäre nur vernünftig gewesen.
    Also durchaus nicht unrealistisch die Geschichte.. Aber Pustekuchen, alles erstunken und erlogen. Die Schule informierte im Nachhinein: Der Busfahrer hatte schlicht und einfach seinen Einsatz verpasst und war eine halbe Stunde zu spät an der Schule aufgeschlagen.


    Noch ne Story:
    In der Schule wurde Anfang Januar in der Klassengemeinschaft über die Weihnachtsferien und auch Weihnachtsgeschenke gesprochen.
    Junior hat dort erzählt er hätte eine Play-Station und einen Nintendo DS bekommen.
    Weder das eine noch das andere entspricht der Wahrheit.
    Er hat meiner Meinung nach viele schöne Dinge (CD-Spieler+ CD / Düngerstreuer für den Trettraktor/ Spiderman für den Storio 2 usw.) bekommen und hatte sich eigentlich auch darüber gefreut.
    Aber anscheinend war nichts davon gut genug, um den Freunden davon zu erzählen. (Prahlen und angeben sind nicht ganz so nette Worte, die mir dazu einfallen)
    Er geriet dann wohl in Bedrängnis, weil die Freunde gerne zu ihm und mit seiner neuen Konsole spielen kommen wollten.
    Da hat er dann erzählt, ich hätte die Sachen einfach wieder verkauft.


    Noch was:
    Heimlich essen und naschen – das geht irgendwie in die gleiche Richtung
    Vorab: Bei uns kommt niemand zu kurz. Futzi bekommt ein ausgewogenes Frühstück mit in die Schule, Mittags kocht die Oma gut und deftig, Abends koche ich.
    Süßigkeiten sind in Maßen erlaubt, er soll aber fragen. Wenn ich da bin gilt bei Getränken: Wasser löscht den Durst (Bei Oma gibt´s auch schon mal Limo oder Saft)
    Junior geht anscheinend (wenn mal unbeobachtet) durch sämtliche Schränke inkl. Kühlschrank, versteckt Süßigkeiten und versucht den Müll von den Süßigkeiten unauffällig verschwinden zu lassen.
    Ich finde Papier in sämtlichen Hosentaschen, unter Schränken in der Couchritze, in seinen Schubladen, hinter seinem Bett etc.
    Ich selber esse eh keine Süßigkeiten, aber der Papa nascht abends hin und wieder mal (wenn noch was da ist).
    Und ich will aus Prinzip einfach nichts verstecken oder einschließen müssen.
    Wenn ich ihn darauf anspreche, weiß er´s nicht. Er hat´s nicht dahin getan. Er weiß es nicht.. Er weiß es nicht.. Ich nerve.. Ich bin gefeuert +*%*‘#**$§*#


    Über solche Geschichten (alle hier aufzuschreiben sprengt den Rahmen) mache ich mir schon mehr Gedanken.
    Wie viele Märchengeschichten sind normal und einer gesunden Fantasie geschuldet?
    Flunkern, Lügen? Wo duldet ihr das?
    Was zählt als „Notlüge“?


    Ich verstehe ihn oft nicht..
    Warum hat er das Gefühl etwas verheimlichen zu müssen?
    Warum vor Freunden angeben – Materialismus hat nichts, aber gar nichts mit den Werten zu tun, die ich vermitteln möchte.
    Es enttäuscht mich, es macht mich wütend.
    Ich mache mir Sorgen…


    Ich weiß nicht ob ich das zu eng sehe?!
    Wann eingreifen? Wie eingreifen?
    Mein Bauch sagt ja, mein Kopf sagt es würde zu nichts führt.

    Mit Gruß :wink
    Vaquera


    Life is simple: Eat, sleep, ride... :love:

  • auf den ersten Blick liest es sich für mich so, als ginge es im darum, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen-
    sowohl von Euch, als auch von seinen Freunden....
    dies könnte an mangelndem Selbstwert liegen-


    kann man vielleicht seine Stärken mehr hervorholen, betonen und unterstützen?


    So, dass er merkt, dass es mehr Sinn macht, für die Dinge, die er besonders toll kann Aufmerksamkeit zu erhalten?

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Die Angeberei würde mich in diesem Alter weniger beunruhigen. (Ich nehme mal an, wir reden vom frühen Grundschulalter?) Die Traktorgeschichte entsprang vermutlich der Phantasie, vielleicht hat er mal sowas gesehen oder gehört.


    Sorgen machen würde ich mir wegen der Süßigkeiten. Streng genommen ist das Diebstahl. Vielleicht kannst du diese Sachen doch wegsperren und ihm den Schlüssel dazu geben. Er hat dann die Verantwortung, dass nichts wegkommt. Das könnte sein Selbstvertrauen stärken. Ich meine, jetzt sind es noch Süßigkeiten, später vielleicht ganz andere Dinge.


    Ich würde mir auch überlegen, woher diese Süßsucht kommt. Vielleicht fühlt er sich tatsächlich zurückgesetzt?

    Einmal editiert, zuletzt von si_lence ()

  • hm, ich habe das mit sohnemann auch durch......also was anlügen anbelangt......beispiel, er ist immer in mein zimmer und hat da sachen rausgenommen ohne zu fragen.....ich hasse das.....bis ich dann mal den Spieß umgedreht habe, etwas aus seinem Zimmer genommen habe und auch nix gesagt habe..ihn beobachtet habe und....ihn dann allerdings gefragt habe, was für Gefühle er dabei hat, dass jemand in SEIN Zimmer geht und was raus nimmt? wie gehts dir damit? und ob er denkt, dass es mir anders damit geht?


    Das mit dem Lügen - ob nun Süßigkeiten klauen oder Geld aus dem Geldbeutel......er war es immer nicht....irgendwann war mal nix und ich habe ihn verdächtigt, nun ich wußte er war es nicht, aber ich habe ihm einfach versucht klarzumachen, dass wenn er lügt, man ihm irgendwann keinen Glauben mehr schenkt, dass es dann egal ist, ob er es gemacht hat oder nicht, MAN wird ihm NICHT glauben. ! (aufgeklärt über diesen Sachverhalt, habe ich ihn natürlich nicht!)


    ja, ich weiß , harter Tobak, ABER es hat geholfen.


    du kannst ja froh sein, dass du das süßigkeitspapier auf der couch findest.... :D anders ist es, wenn man sich selber auf nen keks freut, weil es steht ja noch ne volle Packung im Schrank und dann steht da nur die Packung, aber ist ansonsten - leer....... :aetsch :angry


    Könnte er sich nicht seine Süßigkeiten von seinem Taschengeld kaufen? so machen das meine....ab und an kaufe ich etwas für uns alle. Dann können sie auch gleichzeitig lernen mit Geld umzugehen. Wenn sie etwas haben wollen, dann müssen sie sparen......muß ich auch - bekommen sie ja auch mit.

    Einmal editiert, zuletzt von Kopf-Salat ()

  • Wenn was schief geht war es auch immer der Andere.


    Kenne ich auch von meinem Sohn. Er schwärzt regelmäßig seine Schwester an, sowohl bei seiner Mutter als auch bei mir. Unterschied ist: dort wird ihm geglaubt und die Schwester ist die Böse, hier funktioniert das nicht. Er muss sich daran gewöhnen, selbst Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen - diese Verantwortung wird ihm von der KM komplett abgenommen und er wird so behandelt, als wäre er noch ein Kleinkind. Vielleicht gibt es dazu irgendwelche Ähnlichkeiten in Beutejuniors Vergangenheit? Ich würde versuchen, auf anderem Wege die Wahrheit herauszubekommen (z. B. über Eltern der Kinder, die mit dem gleichen Schulbus fahren), ihn jedesmal damit konfrontieren, dass er die Unwahrheit gesagt hat, dass er Dir erklären soll, warum er nicht bei der Wahrheit geblieben ist, und dass Du Lügen nicht duldest. Dass die Konsequenz ist, dass Du ihm nicht mehr glauben wirst, und dass er die Konsequenzen zu tragen hat, wenn er nicht bei der Wahrheit bleibt.


    Ich würde mir auch überlegen, woher diese Süßsucht kommt. Vielleicht fühlt er sich tatsächlich zurückgesetzt?


    Hat er vielleicht kein Sättigungsgefühl entwickelt? Bei uns gibt es die einfache Regel, dass der Tag nicht mit Süßigkeiten beginnt, dass aber die Kinder jederzeit sagen können, wenn ihnen nach Süßem zumute ist. Wenn das kurz vor den Mahlzeiten ist, dann darf es Süßes gerne als Nachspeise geben. Und wenn es Hunger ist, dann ist bei uns die erste Wahl Obst oder Gemüse. Ich weiß, dass die Mutter meiner Kinder diese mit Süßigkeiten vollstopft, kann das aber nicht ändern - was ich damit sagen möchte, ist, dass bei uns Regeln eigentlich immer geholfen haben. Es ist m. E. wichtig, dass die Kinder solche Regeln kennen und erlernen - man kann diese z. B. auch im Rahmen von "Familienkonferenzen" gemeinsam festlegen (d. h. an Regeln, die einstimmig beschlossen werden, hat sich auch jede(r) zu halten, ob nun eigenes Kind oder Beutekinder). Dabei kann man auch festlegen, welche Konsequenzen es hat, wenn solche Regeln nicht eingehalten werden. Das ist etwas anderes, als Kinder für ihr Verhalten zu strafen.

  • Meinen Kindern hab ich immer gesagt, dass jeder Mensch mal Fehler macht. Es ist aber besser, zu seinen Fehlern zu stehen, auch, wenn man mal etwas heftigeres angestellt hat. Wenn ich aber angelogen werde und mühsam herausfinden muss, was passiert ist, wird die Strafe verdoppelt. Wer zu mir kommt und seine Fehler eingesteht, darf damit rechnen, dass die Strafe entsprechend gering ausfällt oder sogar ganz entfällt. Beispiel: Kind hat mit Freunden in der Schulpause gespielt. Dabei ist das Spiel außer Kontrolle geraten, so dass bei einem unbeteiligten Erwachsenen ein heftiger Sachschaden entstand. Der Erwachsene hat sich bei der Schulleitung gemeldet, als er den Schaden entdeckte, die Kinder saßen alle wieder im Unterricht. Die Schulleitung hat herumgefragt und die Kinder haben sich als Verursacher zu erkennen gegeben. Klar hätte ich jetzt Stress machen können. Stattdessen hab ich aber mein Kind dafür gelobt, dass es sich gemeldet hat. Auch mein Kind war darüber erstaunt, ich fand es aber berechtigt. Den Schaden hat die Haftpflichtversicherung dann auch anstandslos beglichen. Ein Gespräch darüber, dass Kind weiß, dass das keine tolle Idee war und dass man nicht immer alles mitmachen muss, gab es dennoch. Aber das schlechte Gewissen, einen derartigen Schaden verursacht zu haben, fand ich als Strafe schon ausreichend, Kind ist war aufrichtig geschockt über die Höhe des Schadens.


    Was das Naschen angeht: Bei mir stand Süßes immer offen auf dem Tisch und es durfte jeder quasi jederzeit hemmungslos zugreifen. Nur vor dem Essen gab es die Ansage, dass das Süße jetzt mal stehen gelassen werden soll. Daher waren meine Kinder an Süßem gar nicht so interessiert und haben auch nicht Mengen in sich reingeschoben. Bei Besucherkindern habe ich vorher die Eltern informiert, dass sie bei uns offen rumstehen und auch, dass sie bitte Bescheid sagen sollen, wenn ich sie wegräumen soll.


    Ein anderer Gedanke: Kann es sein, dass beim Kind da gedanklich die unglückliche Verbindung Süßes = Liebe besteht? Dass quasi das Gefühl fehlender Nähe/Zuwendung mit den Süßigkeiten ausgeglichen wird?

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Ja, irgendwie müssen Männer schon im frühen Alter einen auf dicke Hose machen :lach Wobei Biene auch eine Freundin hat, die ständig dolle und glaubhafte Geschichten auf Lager hat. Biene ist regelmäßig schwer beeindruckt, mein kleines Schäfchen.
    Mein Patenkind war ähnlich gestrickt und ich finde, dass hat ihre Mutter sehr gut in den Griff bekommen: Sie hat ihre fantastischen Geschichten aufgeschrieben und später aufschreiben lassen. Es also gut kanalisiert. Ohne das Kind zu beschämen konnte man dann immer sagen: Ist das eine wahre Geschichte oder gehört das ins eigene Märchenbuch? Fand ich gut und hat gefruchtet.


    Mit den Süßigkeiten war bei uns auch oft Thema: Jetzt hat sie eine kleine Schachtel für die Woche, die kann sie beim einkaufen selbst befüllen. Ist diese am 1. Tag leer: Pech. Inzwischen haben wir zwei einen regelrechten Handel, da ich zwar schlank bin, aber das nur mit Disziplin bleibe und ich mir das selbst einteilen muss. So tauschen wir ab und an. Hat ja auch was von Vorbildverhalten.


    Das Gordonmodell, das musica vorschlägt finde ich gut. Gerade zu lernen Ich-Botschaften zu senden ist für Kinder einfach zu verstehen. Manchmal reichen schon die Basics daraus, wenn Kinder das Gefühl haben gehört zu werden im Alltag.


    Ich war es nicht....das ist natürlich der Klassiker. Das würde ich nicht so überbewerten. Wobei ich empfindlich reagiere, wenn man Freunde verpetzt, um selbst gut da zu stehen. Da bin ich schon hart.

  • Ein anderer Gedanke: Kann es sein, dass beim Kind da gedanklich die unglückliche Verbindung Süßes = Liebe besteht? Dass quasi das Gefühl fehlender Nähe/Zuwendung mit den Süßigkeiten ausgeglichen wird?


    Die Antwort darauf kann ich weder geben noch vermuten, aber vorstellen kann ich es mir schon. Bei uns ist das so: Für den Sohn ist natürlich die Normalität die Art und Weise, wie seine Mutter mit ihm umgeht, und damit verglichen bin ich (so sagt er es) "viel zu streng". Die KM sieht sich nun als diejenige, welche ihren Sohn viel mehr liebt als ich und das, was er (aus ihrer Sicht) an Liebe bei mir nicht bekommt, kompensiert sie durch Süßigkeiten. Klar bekommt er dort maximale Nähe und maximale Zuwendung, bei mir bekommen beide Kinder gleichermaßen Aufmerksamkeit und Zuwendung, aber eben anders als bei der KM. Aber die Frage an Dich, liebe TS wäre, was denn die Ursache für sein Gefühl fehlender Zuwendung kommen könnte. Hättest Du da eine Vermutung?


    Wenn ich aber angelogen werde und mühsam herausfinden muss, was passiert ist, wird die Strafe verdoppelt.


    Ich frage mich, ob Strafen überhaupt mittelfristig etwas nützen. Ich versuche immer, einen Bezug herzustellen zwischen Verhalten des Kindes und Konsequenz, die ich auch vorher ankündige. Ich glaube manchmal, Kinder sind ganz gut darin, eine Strafe auszusitzen und an ihrem Verhalten nichts zu ändern. Und was will man tun, wenn eine verdoppelte Strafe nichts nützt? Verdreifachen? Vervierfachen? Wo ist das Ende der Fahnenstange?

  • Aber die Frage an Dich, liebe TS wäre, was denn die Ursache für sein Gefühl fehlender Zuwendung kommen könnte. Hättest Du da eine Vermutung?


    Es gäbe eigentlich keinen aktuellen Anlass, der Auslöser für das Verhalten sein könnte. Bei uns geht alles seinen gewohnten Gang. Klar, wir sind viel arbeiten, aber das war schon immer so.
    Wir wohnen ja in recht engen Familienbanden (Oma, Opa, Uroma, Tante, Onkel, Cousine - jeweils eine Tür rechts oder links weiter) Er hat also immer Bezugspersonen um sich und wird nicht "allein" gelassen.
    Abends essen wir drei gemeinsam, erzählen uns vom Tag. Kuscheln gehört zum allabendlichen Bett-geh-Ritual dazu und Wochenendes natürlich auch mal etwas ausgiebiger.


    Er kann es sich selber nicht erklären (oder will nicht) warum er so schlechte Laune hat.
    Wenn man fragt was los sei, erntet man meist ein "Lass mich" oder "Du machst mir Stress" und seid euch gewiss wir fragen nicht mit Nachdruck.
    Schule läuft gut, da gibt es auch keine Probleme.
    Ich weiß nicht, aber es kommt mir falsch vor, als Ursache für alle Probleme die Trennung seiner Eltern bzw. den nicht vorhandenen Kontakt zur Mutter hervorzuholen.


    Zum Thema Essverhalten: Süßigkeiten die offen rumstehen, werden nicht gegessen. Es geht wirklich um die Heimlichkeit.
    Er isst generell sehr unkontrolliert, Sättigungsgefühl ist eher mangelhaft ausgeprägt. Ich würde ihn gerne öfter bremsen, tue es aber nicht, weil das erfahrungsgemäß das Gegenteil bewirkt.
    Und ja er hat bestimmt 6-7kg Übergewicht.
    Ich weiß wie es ist, als übergewichtiges Kind und Jugendlicher aufzuwachsen. Ich wünsche heute noch meine Mutter hätte mich reguliert. Und ich kenne den Zwang jetzt und sofort etwas zu Essen zu brauchen es haben zu müssen, um mich besser zu fühlen. ich wünschte jemand hätte bei mir diesen Teufelskreis in meiner Kindheit unterbrochen.


    (ich werde später nochmal intensiver lesen und schreiben - leider stört der Job meine privaten Interessen :P )

    Mit Gruß :wink
    Vaquera


    Life is simple: Eat, sleep, ride... :love:

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  • Ich glaube manchmal, Kinder sind ganz gut darin, eine Strafe auszusitzen und an ihrem Verhalten nichts zu ändern. Und was will man tun, wenn eine verdoppelte Strafe nichts nützt? Verdreifachen? Vervierfachen? Wo ist das Ende der Fahnenstange?


    Das finde ich grundsätzlich eine ganz wichtige Frage - auch auf den ein oder anderen gerade ebenfalls aktuellen Thread bezogen.


    Vaquera, ob das Verhalten Deines Beutekindes unter "normale, entwicklungsbedingte Flunkereien" fällt oder ob das das Süßigkeitenmopsen vielleicht auch in der schwierigen Situation mit seiner Mutter begründet ist, lässt sich aus der Ferne nicht beantworten. Die Idee, die Geschichten aufzuschreiben, finde ich gut.


    Du sagst, Kind hätte Deiner Meinung nach tolle Sachen zu Weihnachten bekommen. Waren das denn auch die Dinge, die es sich gewünscht hat, oder hätte es gerne den Nintendo usw. gehabt? Dieses Mithaltenwollen um nicht ausgegrenzt zu werden ist leider sehr verbreitet. Ich hätte mir auch gewünscht, dass ich den Kindern vermitteln konnte, dass es darauf nicht ankommt. Hat auch nur bedingt funktioniert. Der Einfluss ist da wohl begrenzt. Es gibt in unserem Fall ja auch noch einen Vater, der leider immer schon ein Markenfetischist war, :rolleyes3: Großeltern, die das auch unterstützen... Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch ist...

    LG
    CoCo




    Halte mich fern von der Weisheit, die nicht weint; von der Philosophie, die nicht lacht und von der Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt.
    ~ Kalil Gibran ~

  • Du sagst, Kind hätte Deiner Meinung nach tolle Sachen zu Weihnachten bekommen. Waren das denn auch die Dinge, die es sich gewünscht hat, oder hätte es gerne den Nintendo usw. gehabt? Dieses Mithaltenwollen um nicht ausgegrenzt zu werden ist leider sehr verbreitet. Ich hätte mir auch gewünscht, dass ich den Kindern vermitteln konnte, dass es darauf nicht ankommt. Hat auch nur bedingt funktioniert. Der Einfluss ist da wohl begrenzt. Es gibt in unserem Fall ja auch noch einen Vater, der leider immer schon ein Markenfetischist war, :rolleyes3: Großeltern, die das auch unterstützen... Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch ist...


    Das sind alles Dinge, die auf seinem Wunschzettel standen. Selbstverständlich hätte er gerne eine Spielekonsole. 8-) Welches Kind nicht? Oma hat eine Wii, da dürfen die Kinder (ich schreibe immer Kinder, weil die Cousine (5) hier quasi zum Inventar gehört) gelegentlich drauf spielen. Grundsätzlich vertrete ich die Meinung "Das Leben findet draußen statt" und eine Spielekonsole - nennt mich altbacken - aber ich kann damit nix anfangen und wehre mich gegen so ein Ding in unserem Wohnzimmer (Papa sieht das auch so).
    Die Bildschirmzeit (Fernsehen und Tablet) übersteigt eh oft schon meine Grenzen (Oma hat da andere, aber das ist ein Thema unter uns Erwachsenen), da brauche ich nicht noch ein zusätzliches Medium, welches Junior an die Couch fesselt.
    Was Marken und Klamotten betrifft: Naja wir sind da wenig oberflächlich und materialistisch... Papa zieht nur zu besonderen Anlässen, was anderes an als seine Arbeitsklamotten und ich bin auch eher praktisch als modisch veranlagt. Uns kleidet höchstens Engelbert & Strauss.. :lach (Findet Junior übrigens echt cool)


    Es gibt bei uns auch keine Strafen herkömmlichen Sinne für Heimlichkeiten und Flunkereinen. Wie soll man so was auch bestrafen? Ich halte generell nicht viel von Bestrafungen :frag
    Es gibt den Versuch klärende Gespräche zu führen. Und wir hoffen, dass unser Reden Früchte trägt und es bei Junior klick macht.
    Ich denke die Kids müssen selbst verstehen, sonst bleibt der Lerneffekt aus.


    ..und mit den Süßigkeiten, werde ich wohl weiter beobachten müssen...

    Mit Gruß :wink
    Vaquera


    Life is simple: Eat, sleep, ride... :love:

  • Hallo Vaquera,


    Er kann es sich selber nicht erklären (oder will nicht) warum er so schlechte Laune hat.
    Wenn man fragt was los sei, erntet man meist ein "Lass mich" oder "Du machst mir Stress" und seid euch gewiss wir fragen nicht mit Nachdruck.
    Schule läuft gut, da gibt es auch keine Probleme.


    das ist viel verlangt. Ich kenne nur wenige Erwachsene, die das können.


    Ich weiß nicht, aber es kommt mir falsch vor, als Ursache für alle Probleme die Trennung seiner Eltern bzw. den nicht vorhandenen Kontakt zur Mutter hervorzuholen.


    Das sehe ich genauso. Genauso verkehrt finde ich, Schuld zu suchen - egal ob man nun dem abwesenden Elternteil die Schuld geben möchte, der örtlichen Hundesportgruppe oder dem Kind selbst.


    Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, warum Kinder lügen: Weil sie sehr viel Phantasie haben oder eben aus Not. Auch zu wenig Aufmerksamkeit ist eine Not. Das sogar dann, wenn es objektiv gar nicht zu wenig Aufmerksamkeit ist. Strafen (auch wenn sie verkleidet sind als "Konsequenzen") bringen das Kind eventuell dazu, zu funktionieren; kleiner wird die Not dadurch jedoch nicht.


    Das hier finde ich prägnant und vor allem sehr richtig:
    http://www.hoppsala.de/index.php?menueID=21&contentID=1095


    Beste Grüße
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    2 Mal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Meine Tochter hat in der Vorweihnachtszeit 2014 mal einen ziemlichen Bock geschossen, sie war da 8:
    Sie hat beim Einüben des Weihnachtstheaterstückes mit der Klasse vor ihrer Klassenlehrerin behauptet, genau das Stück habe sie schon letztes Jahr in ihrer alten Schule gespielt und sie habe dieselbe Rolle gehabt.
    Sehr "schön" dann, als die Klassenlehrerin bei der Weihnachtsfeier auf mich zukam und mir erzählte, wie witzig sie es fände, dass Tochter GENAU die Rolle in DIESEM Stück letztes Jahr schon mal gehabt habe.
    Ich habe nichts gerafft und debil gegrinst. Meine Tochter in die Pfanne hauen wollte ich ja auch nicht.


    Zuhause habe ich dann gedonnern, aber richtig. Ich war so wütend und enttäuscht, dass Tochter einfach so vor sich hinlügt.


    Nach einiger Zeit (uns als sie wieder zu Wort kam ;-)) hat sie es dann so erklärt: Sie wollte AUCH mal was ganz Besonderes sein, sie sei ja immer noch die Neue in der Klasse.


    Die Erklärung fand ich schlüssig und ich habe sie akzeptiert.


    Um ihr Gesicht zu wahren, haben wir uns geschworen, es für uns zu behalten. ;-) Der Klassenlehrerin war es vielleicht nicht aufgefallen (oder sie hat mich getestet)...
    Und ich habe meiner Tochter dann natürlich auf 1001 Wegen erklärt, dass sie was Besonderes ist. ;-)

  • Strafen (auch wenn sie verkleidet sind als "Konsequenzen") bringen das Kind eventuell dazu, zu funktionieren; kleiner wird die Not dadurch jedoch nicht.


    Mag sein, aber ich sehe schon einen wesentlichen Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen. Wenn mein Kind trödelt und um die vereinbarte Zeit nicht im Bett ist, dann fehlt halt die Zeit für Dinge, die man sonst hätte machen können, etwa Vorlesen vor dem Schlafengehen. Oder wenn man nicht rechtzeitig an der Bushaltestelle ist, dann ist der Bus eben weg und man muss anders zum Ziel kommen (z. B. zu Fuß). Ich selbst finde es sehr wichtig, dass Kinder lernen, dass ihr Verhalten durchaus Konsequenzen hat - und zwar positive wie negative. Ich mute meinen Kindern zu, für sich selbst zu entscheiden, was sie wollen, vorausgesetzt sie kennen die Auswirkungen ihres Handelns. Das heißt im Übrigen nicht, dass man nicht altersgemäß mit den Kindern über (unerwünschtes) Verhalten sprechen und ihnen dabei helfen kann. Das geht nach meiner Erfahrung an besten, wenn man sich auf vorher festgelegte Regeln oder Verhaltensweisen beziehen kann, damit die Kinder erfahren, dass hier keine Willkür im Spiel ist.


    Und ja, manchmal ist es einfach nötig, zu funktionieren. Das können auch Kinder schon lernen und hat nichts mit Dressur zu tun.

  • Hm, ich würde das im Zusammenhang mit dem Selbstständig werden sehen ..... Da Süßigkeiten sehr oft strenger Kontrolle unterliegen, ist es halt dann auch besonders wichtig darüber selber Kontrolle zu erlangen - so war das bei meiner Tochter. Letztendlich habe ich die Süßigkeiten dann freigeben, mit der Auflage vernünftig damit umzugehen - natürlich hat das immer wieder zu Diskussionen geführt, was vernünftig ist - aber das ist ja das, worum es geht.


    Beim PaPA ist alles weggesperrt, aber irgendwie kommen sie trotzdem ran, haben sie gesagt.


    Jetzt wird ab und zu noch gebunkert damit der Bruder das Leckere nicht wegessen oder weil sie keine Lust hat, runter zu gehen :-)

    Das Leben passiert jetzt :rainbow: