Hallo liebes Forum.
Ein solches Thema in einem Alleinerziehenden-Forum anzusprechen kommt wohl ein bisschen blöd. Aber es macht mich einfach fertig und ich muss darüber reden. Leider habe ich sonst niemanden, dem ich mich anvertrauen könnte, deswegen schreibe ich hier. Und ich bin auch neugierig darauf, was andere dazu sagen, oder ob es ähnliche Geschichten gibt.
Mir ist auch klar, dass mir niemand einen Rat geben kann. Oder einen Rat vielleicht schon, aber niemand kann mir helfen, das zu bewältigen. Das muss ich ganz alleine schaffen. Trotzdem könnte es gut sein, einfach mal darüber zu schreiben, Ordnung in meine Gedanken zu bringen, Gefühlen nachzuspüren... Manchmal kommt man dann schon selber auf einen guten Weg.
Ich lebe in einer Beziehung. Wie Beziehungen nun mal sind. Mal schön, mal schwierig, Höhen und Tiefen. Im Grunde aber bin ich zufrieden. Glücklich? Manchmal. Der Alltag eben... Wir haben grundsätzlich keine nennenswerten Probleme. Niemand von uns hat eine Sucht, niemand ist gewalttätig. Wir können einigermaßen gut miteinander reden, das kommt wohl aufs Thema an, ich glaub in jeder Beziehung gibt es mehr und weniger brisante Themen. Unsere Finanzen stehen gut, wir sind ausreichend abgesichert. Beide haben wir einen guten Job, der uns mal mehr mal weniger fordert.
Ich denk mir, jeder Mensch hat seine Macken. Ich hab auch meine Macken. Wir lieben uns und nehmen uns so an, wie wir sind, und er ist nichts, was ich nicht akzeptieren könnte. Ihm geht es auch so.
Da wir eine sehr große Familie sind, ist eigentlich immer was los, grade ich bin da sehr gefordert, man verlässt sich auf mich. Unser Privatleben kommt, wie bei vielen Familien, meist zu kurz. Grade im zwischenmenschlichen Bereich. Unternehmungen zu zweit... Kuschelabende... Sex... kommt alles viel zu kurz. Überhaupt hat mein Mann es nicht so damit, Gefühle zu zeigen. Dass er mich liebt, das sagt er mir manchmal, wenn er denkt, ich schlafe. Und wenn ich dann zufällig wach bin, hör ich das. Ich melde mich dann nicht, ich möchte nicht riskieren, dass er es gar nicht mehr sagt...
Und ich bin ein Mensch, dem man das sagen muss. Ich weiß, er zeigt seine Liebe auf viele Arten. Allein, jeden Tag heimzukommen, zu mir und den "Kindern"... das müsste er nicht, wenn er es nicht wollte. Er weckt mich jeden Morgen, weil ich sonst nicht aufstehe, und ich verlasse mich auf ihn. Wenn ich mir etwas wünsche (materieller Art), dann versucht er, es zu erfüllen. In vielen kleinen Dingen zeigt er mir Liebe.
Es gab und gibt immer wieder Situationen, wo mir das Verhalten meines Mannes den Boden unter den Füßen weggerissen hat, wo mein Vertrauen in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Nicht in Bezug auf Treue oder Ehrlichkeit, sondern in Bezug auf Sicherheit. Er ist einer dieser Menschen, die von jetzt auf gleich alles hinwerfen, an allem zweifeln, alles schwarz sehen, nur um dann mit vergehender Zeit wieder klar zu sehen. Er macht dann gerne einfach so weiter, als wäre nichts gewesen. Aber ich fühle mich danach lange Zeit wie vor einen Abgrund geschubbst.
Mein Hunger nach Nähe, Wärme, Geborgenheit, Liebe, Schutz, Begehren... kommt manchmal zu kurz. Manchmal bin auch ich es, die es ausbremst, indem ich meine Mauer ziehe, nach einem Zank keine Nähe zulassen kann, immer auf den ersten Schritt von ihm warte, weil ich einfach begehrt werden möchte.
Aber trotzdem bin ich grundsätzlich glücklich und zufrieden. Wir haben ein gutes Leben. Wir können reden. Wir können miteinander. Also, das, was ich als negativ angegeben habe, beeinflusst mich nicht so sehr, dass ich die Beziehung nicht weiterführen möchte. Ich weiß, ich hab einen guten Mann, ich würde auch alles dazu tun, um diese Beziehung zu verbessern, stabilisieren, optimieren. Die Liebe ist grundsätzlich vorhanden, klar und fest. Und auch der Wille zum Zusammensein.
Und doch ist da dieser andere.
Eine kurze, sehr sehr kurze Liebe von früher. Von vor der Zeit mit meinem Mann. ER war frisch getrennt von seiner Frau (8 Monate glaub ich, ich weiß es nicht mehr genau), ich war frisch getrennt von meinem Exmann und in einer mehr oder weniger katastrophalen Affaire gefangen, die mich fast mein Leben gekostet hätte. Es war wie jetzt, um die Weihnachtszeit, wir haben uns in einem Kurs näher kennengelernt, ein Treffen am Weihnachtsmarkt ausgemacht. Mal hier und da telefoniert und uns gegenseitig einfach gut getan. Zu meinem Geburtstag hat er gratuliert und gemeint, er denkt zwar, dass es mir nicht wichtig sei, ob er gratuliert, aber ihm sei es wichtig. Ich sagte ihm, nicht alles ist so, wie es nach außen hin scheint... und so ging das dahin... Was war ich verliebt. Wir haben nächtelang telefoniert. Und wir hatten auch Sex.
Bis ich endlich Mut und Vertrauen gefasst hatte, eine offizielle Beziehung einzugehen, war es zu spät. Seine Frau hat davon Wind bekommen, hat gemerkt, was für einen guten Mann sie aufgegeben hat und ihn um eine zweite Chance gebeten. Und er hat sie noch zu sehr geliebt, und mich noch zu wenig geliebt... er war noch nicht fest genug in mir gefangen. Seine Kinder... Ich habe gelitten wie ein Tier.
Ich hab mir immer gesagt, wichtig ist, dass er glücklich ist. Wenn sie es ist, die ihn glücklich macht... man wirft nicht einfach etwas weg, was jahrelang gut war. Es sind Kinder dabei, für die eine intakte Familie das Beste ist. Da sind zwei Menschen, die sich mal sehr geliebt haben, die sich vorübergehend aus den Augen verloren haben und die eine zweite Chance verdient haben. Und insgeheim habe ich gelitten wie ein Tier.
Noch in der Nacht, als er mir sagte, sie hätte ihn um eine zweite Chance gebeten und er hätte sie ihr gegeben, habe ich gebettelt, bitte... bitte geh nicht... bitte geh nicht weg von mir... Und später hab ich mich gefangen und ihn gehen lassen. Er sagte, sie kam einfach ein oder zwei Wochen zu früh wieder. Noch eine oder zwei Wochen... und er hätte eine andere Entscheidung getroffen. Und das hat mich damals nochmal runtergezogen... Hätte ich nicht so lange gezögert... Hätte, Wäre, Wenn...
Ich habe gelitten. Gelitten. Und insgeheim gehofft, er möge scheitern... Und ihm trotzdem gewünscht, er möge glücklich werden. Zerrissen...
Ich habe beruflich mit ihm zu tun. Unser Verhältnis ist gut. Nur wir beide wissen von uns. Keiner von uns würde riskieren, dass etwas bekannt wird. Keiner von uns würde seine Beziehung riskieren. Das alles ist jetzt 7 Jahre her. In diesen 7 Jahren haben wir uns nochmal sehr viel besser kennengelernt. Mal hören wir wochenlang nichts voneinander. Anfangs schrieben wir uns täglich. Erst wollte er sich natürlich rechtfertigen, mich beruhigen, mich auch trösten. Später wurden es dann Briefe, Austausch... wie Tagebuch schreiben. Jetzt lesen wir uns seltener, dafür umso vertrauter. Wir kennen uns.
Und ich fühle. Und fühle. Und fühle. Sehnsucht. Trauer. Liebe. Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Kürzlich hatten wir mal wieder eine etwas vertrautere Unterhaltung, und ich sagte ihm, ich fühle mich immer geliebt. Ich bin sicher, würde meine Beziehung scheitern und würde seine Beziehung ebenfalls scheitern, so würden wir in Zukunft zusammen eine glückliche Beziehung führen. Und ich stelle nicht einmal in Frage, ob er das überhaupt wollen würde, mit mir, ich setze das einfach voraus. Seine Antwort war, er hätte noch nie eine schönere Liebeserklärung bekommen, und er freut sich auf uns... beim zweiten Mal. Trotzdem steht es für ihn und für mich außer Frage, die aktuellen Beziehungen in Frage zu stellen. Nur diese Sicherheit... da ist jemand, der liebt dich... jetzt und immer...
Und ich fühle und fühle...
Und ich liebe meinen Mann, würde das nicht aufs Spiel setzen.
Und ich liebe ihn und freue mich auf uns. Später. Beim zweiten Mal.
Vielleicht morgen. Vielleicht in 50 Jahren. Vielleicht auch nie.
Und ich grüble... würde ich alles hinschmeißen, wenn er käme? Würde ich? Und weil ich mir nicht sicher bin, zweifle ich... Ich weiß es nicht... Nein, ich würde nicht... Aber wäre dann noch irgendetwas so, wie es mal war? Wäre dann nicht alles anders?
Oh Gott... Wie soll ich jemals Ruhe finden? Ich warte insgeheim auf Nachrichten von ihm. Freue mich und muss immer lächeln. Ich sehne mich... Was mach ich bloß?
Ist es, weil es aussichtslos ist? Oder grade, weil eine winzige Aussicht besteht? Ist es, weil die unerfüllte Liebe so von Tragik und Romantik durchsetzt ist, dass es meine innersten Sehnsüchte nährt? Suchen wir immer die Tragik? Bin ich der Esel, dem es zu gut geht, so dass er sich aufs Glatteis begibt?
Er war schon immer da. Und schon immer unerreichbar für mich. Mein Mann erfüllt Kriterien, die ich gesetzt habe, um einen Mann zu finden, der IHM ähnlich ist. Sternzeichen, berufliche Position, Alter... habe ich meinen Mann nur, weil er IHM ähnelt oder weil er halt der Mann ist, den ich haben wollte? Wollte ich so einen Mann, weil ER so ist?
Was ist noch echt und was ist gebaut? Aus Glas und auf Sand...
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Danke fürs lesen... ich weiß, ich kann hier nicht mehr antworten. Und mein Bericht ist ziemlich verwirrend. Klarer bin ich mir jetzt auch nicht. Trotzdem Danke...