Mischmasch Schule, Papa vermissen

  • Hallo


    Ich hätte gerne mal Input, wie Ihr mit folgendem umgehen würdet:


    Junior arbeitet in der Schule eher unkonzentriert und "schlampig". Er läßt sich auf Deutsch den Hintern hinterher tragen, das Schriftbild ist nachlässig und so weiter. Sobald etwas "schwierig" ist, trödelt er, schmiert rum. Dabei handelt es sich meistens um rein repetitive Aufgaben (Abschreiben, Zahlenreihen, Anmalen).


    Am Sonntag gab es Krach. Er hat in der Schule gebummelt und mußte nun die verbleibenden Zettel nacharbeiten. Er schnauzte rum, Mathe könne er eben nicht, weil ja bei den anderen der Papa mit üben würde und nur bei ihm...und so weiter. Ich habe mich dann mal an den Rechner geschwungen und tatsächlich hat der Vater mit mir an einem Strang gezogen. Junior war entsetzt. Wütend brüllte er ins Telefon "Das hätte ich nicht von Dir erwartet!". Der Vater hat ihm wohl ernst mitgeteilt, dass 12:00 Mittags absolut spät genug sei, sich anzuziehen und das er ebenso wie ich Wert darauf legt, dass Junior seine Aufgaben nach besten Möglichkeiten erledigt. Junior war stinksauer, stapfte ins Bad, Schranktüren knallten weil der Vater angekündigt hatte, nach zehn Minuten erneut anzurufen. Hat er auch. Zukünftig möchte der Vater die Mathematerialien sehen, wenn er zu Besuch da ist. Ich finde das super, Junior ist empört.


    Heute erzählte Junior dann, als er in der Stunde getrödelt hatte und während der Pause fertig abschreiben mußte, der Vater sei gestorben. Die Lehrerin hat nachgefragt und da Junior grinste, habe sie ihn ermahnt, sowas sei kein Thema zum Scherzen. Junior hat es aber wohl mehrfach erzählt.


    Ich habe ihn dann mal dezent gefragt, warum er denn sowas erzählen würde. Da rollten die Tränen, der Vater sei so weit weg und jetzt würde der auch noch wollen, dass Junior ordentlich arbeitet. Und außerdem wolle Junior, dass der Vater wieder hier wohnt und wir eine Familie seien.


    Irgendwie wirkte es ein bißchen nach Drama und ich bin nur kurz darauf eingegangen. Die Tränen waren auch mit Spielpause und Mittag im Bauch schnell weg. Ich denke, Junior wird immer mal Sehnsucht nach Papa haben. Das ist wohl die Trauer der Trennungskinder. Ich werde dem Vater auch eher nichts davon erzählen. Oder soll ich ihn aus dem schulischen Alltag raus halten?


    Gruß

  • Der Junior hätte ich vor ca. 28 Jahren sein können. :D Ich habe mich lange darauf ausgeruht, das meine Eltern geschieden waren. Gelegentlich habe ich auch irgendwelche Märchen dazu erfunden oder die Dramaqueen gegeben. Irgendwann hatte mein Klassenlehrer allerdings, auch nach zwei Gesprächsrunden mit mir und meiner Mutter, den Kanal voll und es hagelte die Note "ungenügend" bis zum Ende des Schuljahres. Ich blieb also in der 8. Klasse mit einer 6 in Mathe sitzen. Das war dann aber viel heilsamer, als ständige und gutgemeinte Nachsicht. Zwar habe ich den Lehrer zunächst dafür verflucht, aber im Nachhinein bin ich ihm doch ganz dankbar. Nach meiner Auffassung kann man und muß man sich nicht für den Rest seines Lebens entschuldigen, wenn in der Kindheit einiges schief gelaufen ist. Mein Abitur habe ich dann mit 1,7 gemacht. Aber: Offen gezeigten, kindlichen Kummer sollte man als Elternteil nicht kommentarlos übergehen. Manchmal steckt auch etwas ganz anderes dahinter und es wird nur ein Grund vorgeschoben, weil das Kind seine eigentliche Not verbergen möchte.

  • Mein Sohn hatte so eine Phase, beim Wechsel zur weiterführenden Schule. Leider wurde er "weggelost" und in eine Schule gestopft die eben nicht direkt Verbundschule ist und eher Kinder von weiter draussen beherbergt. Machen konnte ich da wenig und das bißchen führte nicht zum Erfolg. Diese Situation hat ihm ziemlich Angst gemacht, weil er so ein Gewohnheitstier war/ist und außer einem Freund keiner mitwechselte.
    Da war Papa plötzlich auch wieder Thema und viel Drama hier. Ich hab das auch ernstgenommen, so ist es nicht.
    Ich schätze, wenn schon eine wie auch immer unangenehme Situation auftaucht, wird in die Trennung oder hier eher das Nichtvorhandensein des anderen Elternteils nochmal richtig eingetaucht. Nach dem Motto: Wenn schon etwas blöd ist, dann alles. Und ja in deinem Fall ist wohl noch so ein bißchen Manipulationstraining dabei, von wegen dem armen Kind kann man doch nicht zumuten Mathe zu machen ;-). Und Groll auf den Vater das er ihm in den "Rücken gefallen" ist.

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()