Akademiker Eltern

  • Mir ist das Wichtigste, dass meine Tochter keine Fachidiotin wird.
    Ganz ehrlich: In meinem Umfeld gibt es jede Menge studierte Leute, die keinen Nagel in die Wand schlagen können oder an anderer Stelle so lebensuntüchtig sind, dass ich manchmal nur mit dem Kopf schütteln kann (klar, nicht alle). Okay, aber jeder hat eben Stärken und Schwächen. Naja, einiges kam dann mit der Lebenserfahrung. Erziehung zur Selbstständigkeit ist da wohl ein Stichwort. Auch was Eltern/Lehrer/Erzieher an praktischen Dingen vermitteln und auch Anforderungen stellen an ihre Schützlinge.
    Ich habe schon mal geschrieben, dass ich jede Menge Kinder in der KiTa betreue, die zum early-english- Kurs gehen, Klavierunterricht bekommen oder Balett, aber nicht in der Lage sind sich selbst ein Brot zu schmieren oder die Schuhe zuzubinden. :schiel


    Ich habe "nur" Fachabitur gemacht und wollte studieren. Dann habe ich ein Jahr in der KiTa gearbeitet und dort meine Profession gefunden. Und das mache ich heute noch (22 Jahre später)immer noch gern und ich kann das zudem richtig gut. :-) Ich habe es nie bereut, den Weg gegangen zu sein und die alten Pläne an den Nagel gehangen zu haben. Meine Eltern waren und sind stolz auf mich. Wir sind bunt gemixt in meiner Familie. Mein Vater hat studiert, meine Mutter hat nicht einmal eine offizielle Ausbildung. Meine Bruder ist Handwerker und gelernter Koch und stets fleißig und hilfsbereit. Meine Schwester hingegegen hat studiert(ewig) und macht heute nichts.
    Also Abitur ist für mich auch kein Garnt für ein gutes Leben, höchstens ein Türöffner.


    Was meine Tochter angeht habe ich keine Kristallkugel. Ich halte sie für keinen Überflieger, aber an vielen Stellen für durchaus pfiffig. Sie wird ihren Weg gehen und ich werde stolz auf sie sein, egal wofür sie sich entscheidet. Nur gehen muss sie ihren Weg und ich werde sie unterstützen.


    Fordern, statt fördern ist mein Motto. Mir ist am Wichtigsten, sie nicht mit Wissen abzufüllen, sondern, dass sie merkt, dass das Leben unheimlich spannend ist und es Spaß macht Dinge herauszufinden.
    „Lehren heißt, ein Feuer entfachen, und nicht, einen leeren Eimer füllen.“ wusste schon der alte Heraklit :D


    LG
    Friday

  • Fordern, statt fördern ist mein Motto. Mir ist am Wichtigsten, sie nicht mit Wissen abzufüllen, sondern, dass sie merkt, dass das Leben unheimlich spannend ist und es Spaß macht Dinge herauszufinden.


    Für mich ist Erziehung in altersgemäße Selbständigkeit mit am Wichtigsten. Ich habe zwar keine Ahnung, warum meine Tochter Freude daran hat, Dinge selbst auszuprobieren oder herauszufinden, aber ich unterstütze sie darin, indem ich ihr keine Dinge abnehme, welche sie nicht selber kann - und sei es mit etwas (vertretbarer) Mühe.


    Für mich immer wieder spannend zu sehen, wie meine Tochter am besten (spielerisch) für's Leben lernt. Mal sehen, ob und wie lange das anhält.


  • Warum sollte man auch solch ein Schulsystem schaffen ?


    Man ist doch unter sich, an den entscheidenen Stellen.


    Freundlich: Weil es auch unter Akademikern Menschen gibt, für die Gerechtigkeit ein großer Wert ist. Direkter: Weil es auch im Kapitalinteresse liegt auf eine große Zahl qualifizierter Arbeitnehmer zurückzugreifen. Ideologischer: weil wir nicht ausschließen Können dass ein Genie in der Gosse geboren wird. Alles zusammen bewirkt etwas.

  • Ein abgeschlossenes Studium ist aber auch noch lange keine Garantie für einen Job von dem man leben kann. Generation Praktikum lässt grüßen.


    Lieber ein ordentliches Handwerk lernen, dass einem gefällt und das man brauchen kann & eine Meisterprüfung ablegen als etwas im Bereich Medien & Soziales studieren und dann nach 15 Jahren Ausbilung unbezahlt oder auf 450 Euro Basis arbeiten.


    auf beiden Seiten kenne ich da einige - Soz. Päd. ohne Leitungsfunktion oder auch mit vs. Sekretärin usw.


    In meinem Umfeld auch gerne diskutiert die Wahl der richtigen Schule - nach 10-20 Jahren im Job interessiert das in der Regel niemanden mehr - Ausnahme-Felder gibt es natürlich immer - aber bei Max Mustermann mit deinem Durchschnittsberuf interessiert max. noch der Abschluß aber sicher nicht welches Gymnasium.

  • Freundlich: Weil es auch unter Akademikern Menschen gibt, für die Gerechtigkeit ein großer Wert ist. Direkter: Weil es auch im Kapitalinteresse liegt auf eine große Zahl qualifizierter Arbeitnehmer zurückzugreifen. Ideologischer: weil wir nicht ausschließen Können dass ein Genie in der Gosse geboren wird. Alles zusammen bewirkt etwas.


    Hallo grünschnabel.


    Die Wahrscheinlichkeit ist sicherlich gegeben.


    Allerdings dies z. B. in Prozenten aus zu drücken, vermag ich - nicht.


    Es wäre eine gefühlte Zahl, die sich aus meinen jahrzehntelangen beruflichen und privaten Kontakten und Erfahrungen, zusammensetzt.


    Sind nicht wenige, aber sicherlich nicht repräsentativ.


    HG - sg

    Und wenn man sich auch noch so bemüht ... Ich passe in KEINE Schublade!


    Der Mensch ist das einzige dumme Lebenwesen auf dieser Erde, der genau DEN Ast absägt, auf dem er sitzt.


    Denke nicht in Problemen, sondern suche Lösungen.

  • Der eine will Jura studieren, der andere Totengräber werden. Von mir haben sie das bestimmt nicht. Ich hätte gern einen Bundeskanzler und einen A-Kantor gehabt. :brille

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe." (1. Korinther 16,14) - Jahreslosung 2024


    „Mach‘s wie Gott - werde Mensch.“ (Franz Kamphaus)

  • Nemesislady,
    ja, mit Abitur stehen alle Möglichkeiten offen (vorausgesetzt, dass der Notendurchschnitt zum Studienwunsch passt).
    Nur habe ich das Gefühl (vielleicht irre ich mich auch, hatte damals jedenfalls selbst keinen Schimmer, in welche Richtung ich will), dass Schüler nach Beendigung der Schullaufbahn bzw. nach dem Abitur häufig nicht wissen, was sie beruflich machen wollen. Möglicherweise folgt dann ein Studium, auch wenn die berufliche Vorstellung nicht gerade konkret ist.
    Eine Ausbildung und Berufserfahrung in jüngeren Jahren, die zeigen kann, ob die Richtung wenigstens schon mal grob stimmt oder nicht, kann deshalb schon ein Vorteil sein. Das Abitur lässt sich, wenn es benötigt wird, häufig immer noch nachholen.

  • Vorab: ich finde das einen spannenden Threat


    ich selbst habe die Hauptschule absolviert, danach Mittlere Reife gemacht und wollte eigentlich gleich danach mein Abi machen. Mein Dad meinte er unterstützt mich ABER für was? Irgendwann wirst du sowieso heiraten und zuhause bleiben :D


    nunja ich war jung... habe dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht, früh eine Family gegründet und war nach dem dritten Kind todunglücklich. Ich habe immer gearbeitet, mit den Kindern, seien es kleine Putzjobs, 400-Euro-Basis Bürojobs, soziale Projektleitung etc. ich bin keine Frau die nur zuhause sitzen kann...


    nunja wie gesagt, ich habe das meinen Eltern lange vorgeworfen, dass sie mich nicht unterstützt haben und ich so gerne Abi gemacht hätte... mit 29 habe ich mich dann entschlossen, mein Abi zu machen mit drei Kindern KEINER hat mich unterstützt weder ex noch meine Family. Beide Parteien warfen mir vor eine Rabenmutter zu sein, ich solle zufrieden sein ...


    habe dann ein 3/4 Jahr Mathe gepaukt und in einem Jahr Fachabitur gemacht, mit besserem Durchschnitt als manch junger Hüpfer. Nun bin ich 33 und werde im Dezember fertig mit dem Studium sein. Ende des ersten Semesters hat EX mich verlassen und viele rieten mir es abzubrechen, die ehe scheiterte wg dem Studium etc... ich habe weitergemacht und bin bald am Ziel. Verdienen werde ich weniger als mein ursprünglicher Job aber ich werde glücklicher sein, weil ich jobtechnisch genau in dieser Branche arbeiten möchte.
    Meine Große geht auch auf die Hauptschule (wäre eigentlich ein Realschulkind gewesen) weil die Trennung kam und sie abgesackt ist. Mir ist es wichtig, dass sie in Ruhe ihren Weg gehen kann und sie hat alle Möglichkeiten. Ich halte nichts von trimmenden Eltern und Kindern die auch zuhause NUR pauken müssen, hier sind einige Kinder, die auf Real und Gymi gehen aber total überfordert sind und überfordert werden. Ich kann nur von meinen Kindern sprechen, meine Große hat so schon viel zu kämpfen, sei es die sehr problematische Beziehung zu ihrem Papa ;( (leider) sei es jetzt die Pubertät usw. natürlich muss sie hier auch lernen aber lieber hat sie hier Erfolgserlebnisse als dass sie dann in der Realschule mehr zu kämpfen hätte und evt überfordert wäre. Dann lieber langsamer. Der Lehrer von ihr hat es auch bedauert das sie auf die Hauptschule gehen sollte weil sie mehr drauf hat, hat mir aber auch dazu geraten, weil sie diese Trennungsproblematiken so aus dem Ruder gebracht haben. Und er war sehr überrascht auf meine Reaktion, das ich das befürworte. Er meinte im Vertrauen, dass viele Kiddies die eigentlich auf die Hauptschule müssten, auf die Realschule "gesteckt" wurden, was zu Überforderung und oft auch zu Rückschlägen wie auch wieder herabstufungen führt. Tja... bei Sohni werden wir sehen, ob Gymi oder Real... er ist hochintelligent aber im sozialen hapert es etwas, wobei es viel besser geworden ist dank psy.ther. Hilfen und ich lasse es auf mich zukommen.
    Mir ist es wichtig, das Kinder Verantwortung für sich übernehmen aber dabei auch noch ihre Kindheit genießen...


    lg


    zana

    Ein Licht das von innen her leuchtet, kann niemand löschen...

  • Meine Eltern haben nicht studiert - ich schon.
    Allerdings habe ich mein Abi nicht auf dem gymi gemacht - da gehörte ich irgendwie nicht hin. Zweiter Bildungsweg war genau mein Ding.


    Hier in Deutschland hat man alle Möglichkeiten. Kein Abschluss ohne Anschluss. Es gibt heute alleine so viele Möglichkeiten, sein Abitur zu machen oder seinen beruflichen Werdegang so zu gestalten, dass man dennoch studieren kann.


    Bei dieser Vielfalt an Optionen macht es mir ehrlich gesagt keine Bauchschmerzen, welchen schulischen Werdegang meine Kinder absolvieren. Und diesen Standesdünkel kann ich ohnehin nicht ab.


    Ich habe erst ganz spät begriffen was ich werden möchte und dass Schule / Abitur dafür notwendig ist. Von da an lief es auch mit den Noten. Bis zu dem Zeitpunkt war ich so etwas wie ein Schulverweigerer. Zumindest war es für mich das größte Übel auf diesem Planeten und ich war aufsässig und widerwillig.


    Ich unterstütze meine Kinder in dem was sie tun und möchte ihnen alle Optionen offen halten.
    Vorgefertigte Wege - davon halte ich nicht viel.

  • Nemesislady,
    ja, mit Abitur stehen alle Möglichkeiten offen (vorausgesetzt, dass der Notendurchschnitt zum Studienwunsch passt).
    Nur habe ich das Gefühl (vielleicht irre ich mich auch, hatte damals jedenfalls selbst keinen Schimmer, in welche Richtung ich will), dass Schüler nach Beendigung der Schullaufbahn bzw. nach dem Abitur häufig nicht wissen, was sie beruflich machen wollen. Möglicherweise folgt dann ein Studium, auch wenn die berufliche Vorstellung nicht gerade konkret ist.
    Eine Ausbildung und Berufserfahrung in jüngeren Jahren, die zeigen kann, ob die Richtung wenigstens schon mal grob stimmt oder nicht, kann deshalb schon ein Vorteil sein. Das Abitur lässt sich, wenn es benötigt wird, häufig immer noch nachholen.


    Na wenn sie es nach dem Abitur nicht wissen, dann wissen sie es nach der Realschule noch viel weniger, weil noch ein paar Jahre jünger und unreifer.
    Ich wusste nach dem Abi auch nicht wirklich was ich machen soll. Habe deshalb die BWL Richtung genommen, da sehr vielseitig und passt eigentlich immer.
    Ja man kann das Abitur nachmachen. Hat eine Freundin von mir gemacht. 3 Jahre Stress pur, lernen nach einem VZ Job, hat zudem auch eine Menge Geld gekostet, Nerven und Zeit. Die ist drei Jahre so gut wie nicht rausgekommen. Und hat sich selbst im Nachhinein verflucht, dass sie zu den Schulzeiten zu faul fürs Abitur war. Und das nur damit man dann weitere Jahre anhängen kann, weil man ja noch studieren möchte.
    Kann man machen, klar. Finde ich aber nicht erstrebenswert, denn man konnte es viel einfacher haben, indem man gleicht Abitur macht und das Thema abhackt.

  • Bei mir ist es so gewesen, dass mein Elternhaus ätzend war und ich auf keinen Fall länger als nötig (das wäre mit Abi und Studium so gewesen) zu hause wohnen wollte. Mir wurde auch vermittelt, dass eine Ausbildung vollkommen ausreichend sei. Urlaube gab es nie, Diskussionen oder Kultur auch nicht.


    Dann Ausbildung, Kinder und Familie. Jetzt bleibt mir gar nichts anderes übrig als zu arbeiten. Ich könnte meinen Kindern nicht zumuten jetzt, aufgrund meiner Bildungswünsche, mal eben auf H4 Niveau zu sinken. Abgesehen davon wurde ich vom Staat, was die Ausbildung angeht, aufgrund meines Alters, jetzt nicht mehr unterstützt werden, soweit ich weiß.


    Deshalb möchte ich, dass meine Kinder sich gut überlegen was sie mal werden wollen und familiär alle Möglichkeiten dazu haben. Und fände es traurig wenn sie es nicht wahrnehmen, wobei man in ihrem Alter davon noch nicht sprechen kann.

  • Was ich ganz wichtig dabei finde ist die Sprache und das Sprachniveau.
    In Akademikerfamilien liegt eher ein höheres Sprachniveau vor als bei Kindern von Eltern mit einer Ausbildung. Dieses kann man aber auch aneignen oder von wo anders lernen.


    Das heißt es beginnt beim Verständnis. Der Lehrkräfte, aber auch von Texten. Und nur wenn ich etwas verstehe, kann ich es durch Wiederholungen lernen.


    Kann ich mir nichts unter den verwendeten Begriffen vorstellen habe ich ein Problem.



    Viele Grüße,
    Finegirl

    Nicht zu wissen, was man will ist schlimm, schlimmer noch ist jedoch nicht zu wissen was man nicht will.
    (Ich hoffe, das ist kein Zitat)

  • Hallo hoffnungsvoll,


    vielen Dank für diesen Themenstrang. Ich lese sehr gerne mit!



    Hallo LolaMontez,


    ich glaube, das trifft den Kern.


    Viele der Erfahrungen hier schildern doch im Grunde genommen nichts anderes als: Kinder müssen motiviert sein, müssen Bildung als wichtig und lebensprägend betrachten (oder -wie so oft erzählt- von Vorbildern vorgelebt bekommen).


    Ist das Umfeld bildungsbeflissen, wird Bildung als Schlüssel zum "besseren" Leben betrachtet. Wird das womöglich vorgelebt, nehmen die Kinder dieses Vorbild oftmals als Motivation mit in's Leben. Leider übertreiben es einige der Eltern, da werden dann Arzt-Söhne gezwungen, Arzt werden zu müssen und zerbrechen bereits während der Schulzeit an diesem Anspruch. Da werden dann Töchter armer Eltern gezwungen "du sollst es besser haben" und zerbrechen dann an diesem Anspruch.


    Meistens aber ist dieses "Bildung ist der Schlüssel" sowohl bei armen Eltern wie auch bei Eltern mit höherer Bildung für die Kinder große Motivation, an ihrem Leben zu arbeiten. Einige glauben das sofort und sind fleißig, bei anderen muss es irgendwann später dann *klick* machen.


    Ist das Umfeld nicht sehr bildungsbeflissen, hat es das Kind schwerer. Da muss die Motivation aus dem Kinde selbst kommen. Das sind dann diejenigen, die sagen "meinen Eltern war das egal, aber mir eben nicht". Das sind die Stories derjenigen, die hier erzählen, sie hätten es auch aus armen Verhältnissen geschafft.
    Oftmals ist es übrigens so, dass diese Kinder immer eine Liebe zur Sprache hatten. Zwar wurde im Elternhaus vielleicht nicht elaborierter Sprachcode vorgelebt, aber dann eben gelesen und die Bibliothek frequentiert. Sprache, Lesen und Imagination verleiht Kindern oftmals Ehrgeiz. Ebenso ist es bei wissenschaftlichem Interesse, das dann in die Bibliothek treibt oder in die wissenschaftliche AG.


    Deswegen meine ich auch, unser Bildungssystem ist im Großen und Ganzen in Ordnung so wie es ist.
    Alle Kids haben die Chance, höhere formale Bildung zu erlangen. Auch die vielbesprochenen teuren Taschenrechner, fehlenden Musikinstrumente, mangelnden Förderung sehe ich nicht als problematisch. Sind die Kids aus armem Haushalt, gibt es nun wirklich genug Möglichkeiten zur Teilhabe und Förderung. Sind die Kids aus reichem Haushalt, ist das sowieso kein Thema. Die Chance als Solche ist also immer gegeben.
    Eine kleine Einschränkung mache ich bei all denjenigen Haushalten, die knapp über H4-Niveau aber weit unter dem Label "reich" sind. Diese Eltern müssen hier für ihre Kinder große Opfer bringen: Hier will Schullandheim, Taschenrechner und Nachhilfe aus dem laufenden Einkommen finanziert sein - glücklich ist, wer hier nicht zu viele Kinder hat und entscheiden muss, welches nun gefördert werden kann - und welches eben nicht.


    Mir wurde auch vermittelt, dass eine Ausbildung vollkommen ausreichend sei. Urlaube gab es nie, Diskussionen oder Kultur auch nicht.
    ....
    Deshalb möchte ich, dass meine Kinder sich gut überlegen was sie mal werden wollen und familiär alle Möglichkeiten dazu haben. Und fände es traurig wenn sie es nicht wahrnehmen, wobei man in ihrem Alter davon noch nicht sprechen kann.


    Das bestätigt mein Denken.


    Bei Dir selbst war nicht genug Motivation (von außen oder innnen) vorhanden - eigentlich ist Dir aber bewusst, dass Bildung der Schlüssel ist. Das möchtest Du bei Deinen Kindern nun anders machen.


    Deswegen ist es vollkommen unerheblich, dass Deine Kinder keine Akademiker-Mama haben, sie haben eine, die den Wert der Bildung vermittelt!


    Ein additiver Gedanke zur Diskussion:
    Was mir hier in dieser Diskussion ein wenig zu kurz kommt, ist der Bildungsbegriff als Solcher.
    Ist "Bildung" wirklich Abitur? Hat man es wirklich besser im Leben mit Abitur? Sind studierte Menschen glücklicher als andere?
    Mir fehlt mittlerweile die Akzeptanz für Menschen, die sich bewusst gegen "bildungsbeflissen" und für "schaffend" entscheiden. Menschen, die Spass daran haben, zu schreinern oder andere Menschen zu pflegen. Und die auf ihre Art dann Erfolg haben werden. Eben weil sie aufgehen, in dem was sie tun.


    Muss man Kids, die Erfüllung im handwerklichen Tun finden wirklich zum Abitur und womöglich zum Studium treiben?


    fragt
    FrauRausteiger

    .
    .
    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
    .
    .

  • Ich denke nicht, dass Bildung immer Abitur heißt. DIe besser bezahlten Jobs sind aber die, die ein Studium voraussetzen oder eine hohere Ausbildung.


    Ich mochte, dass meine Kinder einen Job erlernen, von dem sie gut leben können. Dh. für mich zb , dass sie Reisen und an Kultur teilnehmen können .


    ich bin Kinderkrankenschwester . Wie es der Lauf des Lebens ergeben hat, kann ich in keiner Kinderklinik mehr arbeiten, musste in die Altenpflege wechseln um ortsnah und kinderverträglich arbeiten zu können. Das mache ich zwar nicht ungern, aber hauptsächlich schlicht um Geld zu verdienen. Der Vater zählt nicht mal MUH nimmt selten Umgang war, kümmert sich um Schulisches gar nicht.ich habe das grosse Glück mietfrei bei meinen Eltern wohnen zu können, daher kann ich den Kindern einiges ermöglichen was mit meinem Gehalt sonst nicht möglich wäre.


    Die Last meine Kinder zu bestmöglichen Erfolgen zu bewegen liegt allein bei mir. Vielleicht ist auch das der Kanckpunkt, dass ich mir für ihr "Versagen" die Schuld geben würde.


  • Ist "Bildung" wirklich Abitur? Hat man es wirklich besser im Leben mit Abitur? Sind studierte Menschen glücklicher als andere?
    Mir fehlt mittlerweile die Akzeptanz für Menschen, die sich bewusst gegen "bildungsbeflissen" und für "schaffend" entscheiden. Menschen, die Spass daran haben, zu schreinern oder andere Menschen zu pflegen. Und die auf ihre Art dann Erfolg haben werden. Eben weil sie aufgehen, in dem was sie tun.


    Muss man Kids, die Erfüllung im handwerklichen Tun finden wirklich zum Abitur und womöglich zum Studium treiben?


    fragt
    FrauRausteiger



    Ob Bildung Abitur ist? Bei mir nicht. Generell glaube ich, dass man mit Abi nicht zwingend als reifer junger Erwachsener aus der Schule rausläuft, nur weil man die Entfernung zum Mond berechnen kann und Antigone gelesen hat.



    Ich kenne Leute, die haben sich selbst gebildet, sind aufgeschlossene, diskussionsfreudige und interessierte Menschen. Nicht nur an abstrakten Bildungsthemen sondern auch am Leben selbst :)


    Ich glaube auch nicht, dass Menschen glücklicher sind wenn sie studiert haben. Ich glaube sie sind dann glücklich, wenn sie morgens gerne zur Arbeit gehen und von ihrem Einkommen nicht nur am Existenzminimum kraxeln.


    Wenn eines meiner Kinder (oder alle) mir sagt, dass es einen ganz normalen Ausbildungsberuf ergreifen möchte, werde ich es unterstützen. Nicht ich muss später damit leben, sondern mein Kind. Es wird selbst merken, ob der gelernte Beruf nicht genügt oder es vollends darin aufgeht. So viel darf ich meinen Kindern denke ich zutrauen.



    Ich finde, jeder hat das Recht, seinen eigenen Weg zu gehen.

  • Ein additiver Gedanke zur Diskussion:
    Was mir hier in dieser Diskussion ein wenig zu kurz kommt, ist der Bildungsbegriff als Solcher.
    Ist "Bildung" wirklich Abitur? Hat man es wirklich besser im Leben mit Abitur? Sind studierte Menschen glücklicher als andere?
    Mir fehlt mittlerweile die Akzeptanz für Menschen, die sich bewusst gegen "bildungsbeflissen" und für "schaffend" entscheiden. Menschen, die Spass daran haben, zu schreinern oder andere Menschen zu pflegen. Und die auf ihre Art dann Erfolg haben werden. Eben weil sie aufgehen, in dem was sie tun.


    Muss man Kids, die Erfüllung im handwerklichen Tun finden wirklich zum Abitur und womöglich zum Studium treiben?


    Die Frage halte ich für eine Luxusfrage. Da der formal höchste Bildungsabschluss immer noch mit dem Gehalt korreliert, hier die Schere zwischen einfachen und höheren Einkommen größer wird, formale Abschlüsse höhere Gehälter legitimieren, ist sie nicht so neutral wie sie erscheint. Es macht etwa einen Unterschied ob ich für 1000€ Netto einen ganzen Monat arbeiten muss oder ob ich das an einem Wochenende bekomme. Rechnet man das mal in Lebenszeit um, die für Arbeit draufgeht, und die übergroße Zahl der Jobs ist ja nicht primär dazu da, dass Menschen darin ihre Erfüllung finden, ist klar was ich meine.


    Wolfgang Neuss sagte mal, Askese sei nicht keinen Pudding zu essen, sondern einen Pudding im Kühlschrank zu haben und diesen nicht zu essen. Mit Bildung und Schulabschluss sehe ich das ähnlich. Und Sätze wie lieber arm und glücklich als reich und xxx, haben einen zu hohen ideologisch-legitimatorischen Gehalt als dass sie als Leitlinie taugen. So schön es etwa für manche sein kann im pflegenden Bereich zu arbeiten so bescheiden sind da oft die Gehälter, man denke an die Gehälter von Kindergärtnerinnen. Auch beim Handwerk ist glaub ich die Romantik eines Schreiners größer als die Praxis des Einbauküchenaufbauers.

  • Ich halte es auch für eine absolute Luxusfrage ob Bildung glücklich macht.
    Es ist sicher ein bequemeres Leben wer 40 Stunden die Woche arbeitet und 2 mal im Jahr in der Urlub fährt
    als 60 Stunden und meh als Kellner Tabletts zu jonglieren.
    Es ist auch traurig das Nachhilfe Unterricht richtig Geld kostet oder eine Sprachreise ( die viel ausmacht ) eben auch nicht umsonst ist.


    Eine Schule in Berlin Neukölln hat es sicher nicht leichter Wissen zu vermitteln als eine Schule in Berlin Steglitz.


    DAS macht natürlich nicht bessere oder schlechtere Menschen , zufriedenere oder unzufriedenere ( es spricht übrigens vieles dafür das Menschen die weniger haben glücklicher sind )weil die sich auf wahre Werte wie Familie,Freundschaft etc.. stützen.


    Aber ich denke lernen ist Disziplin . nicht rauchen und gesund leben geht nur mit Disziplin .
    Wer seine Kindheit und Jugend von Tablet,Handy, TV und co verbringt hat tatsächlich weniger Chancen auf Abitur als Kinder dessen Eltern
    alles aus machen und den Kindern was von Pyramiden oder Riesenschlangen erzählen.Aber auch dazu gehört Disziplin...weil bequeme Kindererziehung sind diese Dinge ja nun mal.

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

  • Deswegen meine ich auch, unser Bildungssystem ist im Großen und Ganzen in Ordnung so wie es ist.
    Alle Kids haben die Chance, höhere formale Bildung zu erlangen. Auch die vielbesprochenen teuren Taschenrechner, fehlenden Musikinstrumente, mangelnden Förderung sehe ich nicht als problematisch. Sind die Kids aus armem Haushalt, gibt es nun wirklich genug Möglichkeiten zur Teilhabe und Förderung. Sind die Kids aus reichem Haushalt, ist das sowieso kein Thema. Die Chance als Solche ist also immer gegeben.


    Das sehe ich anders ! Es wird viel gemacht in diese Richtung aber längst nicht genug.
    Ich habe den Luxus das für mich 10 € nicht so problematisch sind aber für andere sid 10 € tatsächlich warmes Mittagessen für 2-3 Tage.
    Da muss man sich schlicht überlegen ob es wieder nur Nudeln mit Ketchup gibt und Kind zum Musikunterricht oder ob es auch etwas Gemüse und
    Hähnchenfleisch sein darf.Es gibt zu viele alleinerziehend die wirklich ohne Hilfe oder Familie dastehen.
    Bildung kostet nach wie vor und wird auch immer so sein wirklich GELD !
    Aber Chancen an sich sind gegeben nur die zu erbringenden Opfer sind relativ ( für ein reiches Land wie Deutschland ) hoch finde ich .

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

    Einmal editiert, zuletzt von Antje77 ()

  • Die Frage halte ich für eine Luxusfrage. Da der formal höchste Bildungsabschluss immer noch mit dem Gehalt korreliert, hier die Schere zwischen einfachen und höheren Einkommen größer wird, formale Abschlüsse höhere Gehälter legitimieren, ist sie nicht so neutral wie sie erscheint. Es macht etwa einen Unterschied ob ich für 1000€ Netto einen ganzen Monat arbeiten muss oder ob ich das an einem Wochenende bekomme. Rechnet man das mal in Lebenszeit um, die für Arbeit draufgeht, und die übergroße Zahl der Jobs ist ja nicht primär dazu da, dass Menschen darin ihre Erfüllung finden, ist klar was ich meine.


    Hallo grünschnabel,


    so möchte ich mich nicht verstanden wissen. Wichtig ist mir "Mir fehlt mittlerweile die Akzeptanz für Menschen...."


    Sicher darf man als Eltern für die Kinder einen höheren Bildungsabschluss in's Auge fassen, darf sich das wünschen und soll die Kinder motivieren. Die Entscheidung als Solche muss aber beim Kinde verbleiben. Ist das Kind glücklicher als Handwerker, so hat das die Umwelt zu akzeptieren und zu respektieren - auch die Eltern müssen hier Grenzen erfahren im Bemühen, das Kind (auf ihre Art mit ihren Werten) glücklich in's Leben zu schicken.


    Ein junger Mann in meiner Familie hat sich durchgesetzt: Er ist Schreiner, er liebt Schreiner-Sein, er möchte nichts anderes. Mit seiner Frau hat er sich ein Häuschen gekaut, renoviert dieses mit viel Liebe selbst. Die beiden erwarten dieser Tage das erste gemeinsame Kind. Sie bauen ich ihr Leben und haben bereits jetzt einen besseren Lebensstatus erreicht als die ältere, hochgebildete Cousine, die sich derzeit Gedanken macht, ob und wo sie einen Wohnberechtigungsschein erhalten könnte.
    Eine junge Frau hat sich durchgesetzt: Obwohl von den Eltern stark dazu motiviert, nach dem Realschulabschluss doch weiterhin die Schule zu besuchen, hat sie sich durchgesetzt und eine Lehre als Konditorion begonnen und mittlerweile abgeschlossen.


    Beide jungen Leute können eines Tages (entsprechende Motiviation vorausgesetzt) durchaus einen höheren formalen Bildungsgrad erlangen.
    Ich persönlich finde es jedoch schade, dass sie sich "durchsetzen" mussten um ihren Weg in's Handwerk gehen zu dürfen.
    (Um beim Thema zu bleiben: der junge Mann ist aus einer Arbeiter-Familie, die junge Frau hat einen akademischen Elternteil und einen gut ausgebildeten).


    Ich persönlich finde diesen Weg in's Leben um einiges besser, als wenn man Kids dem Zwang aussetzt, studieren zu müssen.
    Ebenso meine ich, Eltern sollten ihre Kids selbst auch genau beobachten, ihre Talente erkennen. Mir gibt es mittlerweile zu viele abgebrochene oder nie beendete Studien-Karrieren. An diese wird dann eine Lehre angeknüpft oder womöglich gehen diese Menschen dann ohne Abschluss durch das Leben. Bei dem einen oder der anderen meine ich, hätte frühzeitig vielleicht ein anderer Lebensweg angeraten werden sollen.


    Beste Grüße
    FrauRausteiger

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    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
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    3 Mal editiert, zuletzt von FrauRausteiger ()

  • Zur Frage, ob Bildung Abitur ist: Nein, aber hier ging es ja um Berufschancen. Nicht um Bildung. Bildung "bekommt" man auch nicht an der Schule und hat m.E. auch nicht viel mit Berufschancen zu tun.


    Die Angst vor dem Nicht-Abitur hängt denke ich nicht nur mit weniger Berufsmöglichkeiten zusammen sondern auch damit, dass die anderen Abschlüsse abgewertet sind, ja gerade zu stigmatisierend. Ich erinnere mich, wie mir ein Mädchen erzählte, sie geht an die Realschule, und hinterher stellte sich heraus, sie geht an die Hauptschule. Es ist keine freiwillige Wahl, wenn mir immerzu vermittelt wird, Gymnasium ist für die Schlauen, Realschule für die Mittelmäßigen und Hauptschule für den Rest. Ich bin gar nicht gegen unterschiedliche Schulformen für unterschiedliche Bedürfnisse, aber das dreigliedrige Schulsystem bietet eben keine drei verschiedenen, je für sich wertvollen Profile, sondern ist zu einem Bewertungssystem verkommen. Darüber sich zu ärgern bringt nicht viel, denn das Schulsystem kann nicht besser sein als die Gesellschaft, und in unserer steht anstelle von Wertschätzung vor den Menschen eine Dauerkonkurrenz, bei der nach "oben" mit Neid und nach "unten" mit Verachtung geschielt wird. Solche Schulformen, die die Wertschätzung vor der persönlichen Entwicklung des Einzelnen vermitteln, wie Montessori, sind privat und damit kostenpflichtig, also für die besseren Einkommen. Dazu kommt,, dass man für immer mehr Ausbildungen Realschulabschlüsse braucht, für die früher der Hauptschulabschluss genügt hat, und genommen werden dann die Abiturienten. Da hat die Wahl der Schulform nicht viel damit zu tun, welche Bildung ich will, sondern dass ich auf dem Arbeitsmarkt möglichst viel zu bieten habe, um gegen die Konkurrenz bestehen zu können. Davon lebt dann der Nachhilfemarkt.


    Am Rande: Übrigens halte ich nicht viel von dem Vorschlag, die Dreigliedrigkeit nach hinten zu verlegen. Wenn wir überhaupt so eine Selektion brauchen (darüber kann man ja streiten, aber es sprengt wohl den Thread), ist es wirklich m.E. besser so wie jetzt, als sie mitten in die Pubertät zu verlegen. Ein Modell gefällt mir ganz gut: Eine Gesamtschule, in der die Schüler für sich selbst entscheiden, in welchem Fach sie lieber A-, B- der C-Kurse haben wollen. Da entscheidet dann nicht die "Leistung", sondern auch die Interessenlage, das Urteil wird einem nicht übergestülpt und man sitzt nicht für alle Fächer für alle Jahre in einer Schublade fest.

    Einmal editiert, zuletzt von Maunzelberta ()