Afro-Deutsche in Deutschland - Kinder, Partner, Freunde und Angehörige

  • Meine beide waren im Kindergarten auch die einzigen dunkleren Kinder und haben dort viel und oft zu unrecht positive Aufmerksamkeit bekommen, ohne das mit ihrer Hautfarbe in Verbindung zu bringen. Das Bewusstsein für "anders" kam erst in der Schule... dort haben sie sich übrigens nicht ähnlicher Kinder als Freunde gesucht, obwohl die durchaus vorhanden sind und deren Präsens von beiden wahrgenommen und kommentiert wurde.

    War/ist bei meinen Kindern auch so. Die Hautfarbe wird weder im Kindergarten noch in der Schule großartig kommentiert. Klar sind sie etwas "anders", haben durch ihren Papa auch andere Wurzeln, aber sie haben auch nur eine Nationalität und fühlen sich als Deutsche, weil wir hier leben.
    Vollbio, ich würde das Thema ganz entspannt angehen und den Kindern so viel Normalität wie möglich geben, das Thema "Rassismus" vor den Kindern nicht unnötig aufbauschen, sondern erst thematisieren, wenn's aufkommt. Ich würde eher versuchen, die afrikanischen Wurzeln über Kinderbücher, Musik etc. zu pflegen. - Dass Neugier und Fragen aufkommen finde ich ganz normal. Ich werde z.B. oft gefragt, ob ich meine Kinder adoptiert habe. Für mich ist das kein Problem. Wer freundlich-interessiert fragt, kriegt Auskunft.
    :-)

  • Die Frage ist doch - wie geht man mit seiner Herkunft um. Ist man stolz darauf, geografisch breit gefächerte Vorfahren zu haben oder nicht. Das erinnert mich an eine ehemalige Klassenkameradin aus der weiterführenden Schule - in ihrer Familie gab es sehr viele verschiedene Staaten (Schweden, Südafrika, Großbritannien, China und Deutschland sind die an die ich mich noch erinnere). Ich fand es faszinierend - ist doch spannender, als wenn die Vorfahren alle nur aus dem selben Dorf kommen.


    Meine Kinder und auch ich sind auch "anders als die anderen", man sieht es uns nur nicht an. Letzten Endes kommt es immer auf die Gruppe an, in der man sich gerade aufhält, ob man auffällt oder nicht. Meinen Kindern habe ich beigebracht, dass nicht das Aussehen eines Menschen zählt - es ist wichtig, wie der Mensch ist.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • ... ich habe auch eine Freundin aus Afrika (Bukina Faso), verheiratet mit einem Deutschen und 3 Kindern. Vor kurzem habe ich mich in "Grund und Boden" geschämt. :rotwerd. Wir waren zu einer Veranstaltung und es gab Schaumküsse. Aus der Gewohnheit heraus habe ich meiner Tochter hinterhergerufen: "Hol doch bitte 2 Nxxxküsse" und schaue danach meine Freundin an. Ich hätte echt sterben wollen... ;(


    Ich habe mich tausendmal entschuldigt und mir vorgenommen, in Zukunft vorher das "Hirn einzuschalten", bevor ich meinen Mund öffne.


    Aber der Begriff hat sich bei mir so eingeprägt aus Kindertagen.

    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, dass tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten Mt 7,12

    Einmal editiert, zuletzt von Nicole39 ()

  • :kopf :kopf :kopf :kopf

    Ich benutze zwar das Wort "Neger" nicht, wohl aber das Wort "Negerkuss". Und davon werde ich mich auch nicht abbringen lassen, egal wie diskriminierend das viele finden. Denn wer mich kennt, der weiß, dass ich alles andere als diskriminierend bin.

    Ich kenne dich nicht. und dieses STatement finde ich zum :kotz
    ....nur weil etwas evt. "Tradition" hat, muß es nicht unbedingt weiterhin "gut" sein, wenn es Andere diskriminiert...und zu sagen, man wisse, dass es andere diskriminiert und es trotzdem weiterhin als solches zu benennen... :kotz zeugt von einer Ignoranz, die grad seinesgleichen sucht....


    ohne worte......ich bin fassungslos....

  • Ich kenne dich nicht.


    Stimmt. ;)


    Und damit will ich es auch belassen, denn es wäre doch zu sehr OT. Hoffentlich postet Ihr weiter konstruktiv in diesem interessanten Thema. :blume

  • Ich hätte echt sterben wollen

    Ich kann dich gut verstehen, und ich möchte dir sagen, wie gut es mir tut, wenn ich hier von deinem ehrlichen Entsetzen über die eigene Unbedachtheit lese. Dafür danke ich dir, denn du ermutigst mich dadurch, mich auch wieder zu Wort zu melden.


    Ich füge diesem Beitrag den Scan der Seite 61 aus Anne Chebus Buch "Anleitung zum Schwarz sein" bei. Mit diesem Ausschnitt, der die Überschrift trägt "Minenfelder des Alltags >Witze< möchte ich beispielhaft verstehbar machen, was mich das Unbehagen/den Schmerz der Autorin mitfühlen ließ.


    Dieser Zeit-Artikel http://www.zeit.de/gesellschaf…erartikel-rassismus-neger mit dem Titel "Schwarz geboren, zum Neger gemacht" ist eine weiter Möglichkeit, das Unbehagen zu verstehen, das mich befällt, wenn das N-Wort fällt.


    So wirkte auch dieser Beitrag in diesem thread, der sicher nicht diskriminierend gemeint war, aber in dem der Schreiber es dennoch geschafft hat, gleich 3 mal das N-Wort auszusprechen. Ich sage nicht dass ich die objektive Wahrheit gepachtet habe. Ich sage nur, dass es sich für mich anfühlt, wie eine Machtdemonstration der Herrenrasse - und darauf konnte ich erstmal nichts mehr antworten.

    Und davon werde ich mich auch nicht abbringen lassen, egal wie diskriminierend das viele finden. Denn wer mich kennt, der weiß, dass ich alles andere als diskriminierend bin.

  • Ich weiß jetzt nicht, ob ich in diesem Thread gerade richtig bin, aber einmal ist mir aufgefallen, dass Kleinkinder, scheint mir, Hautfarben überhaupt nicht wahrnehmen, ebenso wenig wie Haarfarben. Die Wahrnehmung (könnte man es Proto-Rassismus nennen?) muss also dann irgendwann von außen herangetragen worden sein und gleich mit unbewussten Wertungen oder Assozationen in unseren Köpfen verankert worden sein (zu unserer Zeit waren das die Bilderbücher mit dem Lendenschurz aus Bananen, Tarzan, aber auch die entwicklungs-hilfe-bedürftigen "armen Kinder aus Afrika"). Insofern fände ich afro-Spielgruppen, wovon oben zu lesen war, sehr schade, weil sie von vornherein eine Trennung zementieren würden, die ursprünglich gar nicht in den Köpfen vorhanden war, und gegen die Spielgruppen mit unterschiedlichen Kindern das beste Heilmittel wären.



    Das andere ist, ob nicht Orte selbst rassistisch sein können. Z.B. in der Berliner Hasenheide teilt sich die Welt in Weiß und Schwarz auf (oder jedenfalls in männliche erwachsene Schwarze, Frauen und Kinder sind etwas anderes?), die einen laufen kaum in Gefahr, von den ständigen Polizeikontrollen dort angehalten zu werden, weil nur die anderen im Visier sind - nach Hautfarbe. Also werden Leute, die außerhalb d"ganz normale Menschen" sind, sobald sie diesen Park betreten, automatisch zu schwarz oder weiß.


    Und eine dritte Frage an die Angehörigent: Habt ihr eigentlich das Gefühl, dass euer Geschlecht in den Augen der Leute eine Rolle spielt? Es ist fast eher ein diffuses bauchgefühl als eine Wahrnehmung, was mich zu dieser Frage bringt. Aber ich hatte den Eindruck, dass der blonde Vater eines dunkelhäutigen Jungen in unserer Spielgruppe mit sehr viel mehr Achtung angesprochen wurde als die Mütter, ohne dass ich es richtig festmachen könnte.

  • Hallo :-)


    ich mag es, wenn Menschen in der Lage sind, sich diesem Thema zu stellen, wobei ich persönlich es begrüßen würde, diesen Thread nicht ausschließlich für die Familien von Dunkelhäutigen zu widmen, schließlich ist die emotionale Belastung auch denen zu zugestehen, deren Hautfarbe zwar hell ist, aber augenscheinlich doch eine "Andersartigkeit" zu erkennen ist.


    Drüber zu reden/schreiben/erklären hilft fast immer, Hemmungen, Unwissenheit, Ängste, Misstrauen, Arroganz ect. abzubauen.


    Ich selber mag es, wenn man mit einer gewissen Naivität an dieses Thema rangeht, soll heißen.... ich stelle Fragen, ich beobachte und suche das Gespräch mit den Mitmenschen, die eine andere Herkunft haben ... dadurch kommt es zu einer gegenseitigen Integration, der Austauch trägt zu einem guten Miteinander bei und sollte ich bis dato eine "Alltagsdiskriminierung" an den Tag gelegt haben, dann baue ich sie damit ab.


    In meinem Leben seit kurzem ein Thema geworden, da mein Partner und dessen Betrieb "international" besetzt ist, es tat sich urplötzlich in meinem engsten Umfeld ein "Unbehagen" dazu auf, welches mich doch etwas schockierte.


    Darum ist es für mich tagtäglich Thema geworden und ich lese gerne mit, weil ich einige Erfahrungen/Aussagen sehr gut formuliert finde & darin liegt meine Schwäche: kann nicht gut Dinge auf den Punkt bringen. Hoffe aber, ihr habt mich verstanden :hae:;-)
    :strahlen


  • Bitte jetzt nicht falsch verstehen, ich bin kein Nazi oder Fremdenhasser. Für mich war die erste Frage, wenn ich Schwarze traf, "woher kommst du", und wenn der andere mir dann aus Fürth, Niedersachsen oder Texas antwortete, fragte ich nach, woher er wirklich stammt, bis ich irgend einen afrikanischen Staat oder eine afrikanische Stadt genannt bekam, um daran anschließend meine begrenzten Erfahrungen mit Afrika und Afrikanern zu berichten. Und auch die Differenzierung zwischen Schwarzen und, wie z. B. meinen Kindern, "Mischlinge" war für mich normal, bis mir jetzt durch das Lesen klar wurde, dass all dem ein unbewusstes rassistisches Denken zugrundelag.
    "RD".[/quote]


    Entschuldige, aber dass du das: "Bitte nicht falsch verstehen, ich bin kein Nazi oder Fremdenhasser" überhaupt erwähnen musst, macht mich stutzig! Hört sich für mich an wie: "Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber..."


    Zur afrodeutschen Spielgruppe: Ich kenne die Gruppe (in Berlin) und auch regelmäßige Teilnehmer und war auch bei Treffen dabei. Ich habe aber für mich und meinen Sohn entschieden, dass wir sowas nicht brauchen aus unterschiedlichsten Gründen. Um nur einige zu nennen: schon der Name sagt doch überhaupt nichts aus, mein Kind ist kein Afrodeutscher, sondern wenn überhaupt Deutsch-Nigerianer oder Afro-Europäer, und genauso verallgemeinernd geht es in der Gruppe auch zu. Das was alle Mitglieder miteinander verbindet ist einzig und allein ihre Hautfarbe und selbst die kommt bekanntlich in allen Ausprägungen daher. Dann werden da randomly irgendwelche "afrikanischen" Lieder gesungen, die weder übersetzt noch ihre kulturelle Herkunft genauer hinterfragt wird. Und zu guter Letzt werden "afrikanische" Kleider angezogen, "afrikanisch" getanzt und eben erwähnte Lieder mit "afrikanischen" Tänzen begleitet.
    Sorry, das ist für mich fremdschämen deluxe!!!
    Ich will damit niemanden beleidigen, wer das braucht, bitte! Ich bin auch mit einigen aus der Gruppe befreundet, aber diese Treffen brauchen wir nicht (Sohn fand es grottenlangweilig und sehr komisch).


    Viel wichtiger finde ich es, meinem Sohn beizubringen, dass Menschen eben unterschiedlich sind, ohne dabei seine vermeintliche Andersartigkeit hervorzuheben. Wir reisen viel und überall sind Leute anders. Nigeria kennt er auch und da sind auch nicht alle gleich. Er kennt die kulturellen Unterschiede im Land, weiß dass es Hunderte verschiedener Sprachen gibt etc. Er weiß auch aus welchem Kaff ich komme und wie meine Kindheit da war. Wir können auch mal frech sein und über die orthodoxen Juden schmunzeln, die hier rumrennen (wir wohnen in Kanada). Das nehmen wir alles nicht so eng. Die Welt ist bunt!
    Empowerment ist für mich, ihn nicht in seiner Andersartigkeit zu bestärken, sondern stolz auf seine verschiedenen Herkünfte zu machen und locker damit umzugehen.


    Gut, dass dir dein rassistisches Denken offenbar langsam bewusst wird, denn ich habe aus deinen Beiträgen das Gefühl, dass du noch einiges lernen musst! Werd` lockerer, geh mit deinen Kids in die Bibiothek, schaut euch Bücher aus der Heimat ihrer Mutter an, guckt ethnologische Dokus (ohne Entwicklungshilfe Unterton), reist, guckt euch die Welt an.


    Vielleicht schreibe ich später noch mehr, habe ja auch reichlich Rassismus Erfahrungen, die ich noch nicht erwähnt habe, und vielleicht auch Tipps, damit umzugehen.

  • dass du das: "... ich bin kein Nazi oder Fremdenhasser" überhaupt erwähnen musst, macht mich stutzig!

    Schade, das klingt so als ob ich damit die Einladung ausspreche, meinen Beitrag besonders kritisch zu lesen. Das wollte ich nicht. Ich wollte das Gegenteil davon erreichen. Meine Motivation warum ich diese Abgrenzung schrieb war, dass ich, falls etwas zwiedeutig oder missverständlich von mir ausgedrückt würde, es auf jeden Fall klar ist, dass meine Absicht war nicht-diskriminierend zu schreiben. Diesen Thread habe ich ins Leben gerufen um durch den Austausch zu mehr Gewißheit einer gewaltfreien Lebensführung beizutragen.

    Gut, dass dir dein rassistisches Denken offenbar langsam bewusst wird

    Ja, das finde ich auch gut und ich bin dir ja auch dankbar, gerade für ein kritisches Feedback, wenn es angemessen ist. Selbstbild-Fremdbild darin liegt alles.

  • Weißt du, ich finde du bist total verkrampft, was dieses Thema angeht. Und ich kann das gut verstehen, weil ich früher auch so war. Vorsichtig, bloß nichts falsch zu sagen oder zu machen und immer genau auf der Lauer, was andere sagen und wie sie es wohl gemeint haben können. Und du bist damit nicht allein, ich behaupte, dass ein Großteil der Deutschen viel zu verkrampft mit den kulturellen Veränderungen (damit meine ich eine Durchmischung der Gesellschaft mit Menschen unterschiedlichster Herkunft) umgeht, die das Land durchmacht. Klar, das ist historisch bedingt aber geht in meinen Augen leider nach hinten los. Viele versuchen betont bedacht und möglichst wertfrei auf Leute mit (wie sie denken) anderer Herkunft zuzugehen, fassen sie mit Samthandschuhen an und achten darauf, bloß nichts falsches zu sagen. Aber genau dadurch entsteht doch auch wieder eine Abgrenzung und Betonung der Andersartigkeit. Wieder andere sind ganz offen feindseelig, aber darauf will ich hier nicht hinaus, wir wissen alle, dass Rassismus ein Problem in Deutschland ist.


    Wir haben etliche Male positiven und negativen Alltagsrassismus erlebt. Das fängt damit an, dass Lehrerinnen und Erzieherinnen besonders genau hingeguckt haben, wenn es Streit gab, dass da bloß keiner wegen der Hautfarbe diskriminiert wurde. Sohnemann wurde ständig angelächelt, in die Backe gekniffen oder ihm durch die Haare gewuschelt. Er wurde bevorzugt und besonders nett behandelt. Aber auch aggressiv negative Erfahrungen haben wir machen müssen mit Situationen, die brenzlich waren. All das trägt gleichermaßen zur Ausgrenzung bei finde ich.

  • ich finde du bist total verkrampft, was dieses Thema angeht.

    Ja, genauso nehme ich mich auch wahr, das stimmt. Ich sitze hier oft eine halbe oder ganze Stunde, wenn ich etwas in diesem Thread schreibe. Aber was soll ich machen? "Sei halt mal locker", hilft nicht wirklich. Zumindest nicht bei mir.


    Ich habe Kontakt mit Frau Tupoka Ogette. Sie ist Expertin für Vielfalt und Antidiskriminierung und führt u. a. Empowerment-Trainings für Kinder schwarzer Eltern durch. Ich möchte versuchen, dass sie einen solchen Workshop hier in Nürnberg durchführt. Hier ist der Link zu einem ihrer Artikel, der ganz anschaulich den Lernprozess des Rassismus im Vorschulalter beschreibt.


    http://www.migazin.de/2014/12/…auner-hautfarbe-bestelle/

  • Hallo Vollbio,


    ich lese sehr interessiert mit.


    Ich finde den Begriff Alltagsrassimus interessant und im Hinterkopf flüstert ein Stimmchen den Begriff Sekundärgewinn.


    Ich erinnere mich an Themenstränge, in denen du beklagst, wie sehr die Mutter Deiner Kinder diese nach den Sitten und Gepflogenheiten ihrer Herkunfts-Kultur erzieht. Dir fehlen Abzählverse, Fingerspiele, Pekip-Gruppen, Sprachtraining, Kindersportgruppen, Eltern-Spielgruppen, Krabbelvereine. Die Mutter trifft sich mit ihren Landsleuten in der Zeit, in der die Kinder Deiner Meinung nach intelektuell gefördert werden müssten. Die Sprachentwicklung des Großen besorgt Dich, die Kleine soll von Beginn an noch besser gefördert werden als der Große.


    Vollbio, ab und an hatte ich den Eindruck, Du übertreibst dieses Engagement weil Du ein gefühltes Defizit ausgleichen möchtest, das in der Kultur der Mutter begründet ist. Oder anders ausgedrückt: Du verrennst Dich in's Anders-und-Besser-Sein.


    Nun haben Deine Kinder zwar ur-deutsche Vornamen (die in der Heimat der Mutter sicher befremdlich sind und die ich aufgrund persönlicher Umstände mit blond assoziiere) aber sie haben nun einmal eine dunkle Hautfarbe. Worum geht es nun, wenn Du Bücher zum Thema Afro-Deutschtum liest, Vorträge hörst, afrodeutsche Krabbelgruppen und Gesprächskreise besuchen möchtest?


    Oder anders gefragt: Warum soll nun die binationale Herkunft der Kinder in den Mittelpunkt des Denkens aller anderen rücken? Du thematisierst den Alltagsrassimus und möchtest selbst Dein Vatersein ausrichten auf die andere Hautfarbe der Kinder und wie ihnen begegnet werden könnte? Widerspricht sich das nicht? Du magst den Erziehungsstil der dunkelhäutigen Mutter kritisieren und damit deutsche Maßstäbe anlegen, gerätst aber in Rage wenn jemand berichtet, dunkelhäutige Bekannte würden sich als "negroe" empfinden?


    Gerade im Hinblick Deiner eigenen Vorbehalte gegenüber der Kultur der Mutter mag ich Dir und Deinen Kindern einen Wahlspruch mit auf den Weg geben "Akzeptanz führt zur Resilienz" Oder anders gesagt: Ist man selbst im Reinen mit den Gegebenheiten, lebt es sich leichter mit der Dummheit der anderen.


    Achtet man nicht darauf, selbst die andersartige Pigmentierung des Nachwuchses nicht als Defizit zu sehen, dürfen das andere Menschen auch nicht.


    Alles andere führt dazu, was hier geschildert wird: Dem dunkelhäutigen Wuschelköpfchen sieht man die eine oder andere Sünde nach, schrubbelt die wohlwollende Hand durch's gelockte Haar, sieht dessen schweres Leben und räumt Sonderkonditionen bei der alltäglichen Beurteilung von Verhalten ein. Bei Behinderten (nein, dunkelhäutige Menschen sind nicht behindert!!) nennt man das Sekundärgewinn.


    Dieses Phänomen tut ganz sicher keinem Betroffenen gut!
    Ist das nicht eine vorgeblich positive Variante des alltäglichen Rassimus?


    fragt
    FrauRausteiger

    .
    .
    •» Cave quicquam dicas, nisi quod scieris optime. :rauchen «•
    .
    .

  • Wir haben etliche Male positiven und negativen Alltagsrassismus erlebt. Das fängt damit an, dass Lehrerinnen und Erzieherinnen besonders genau hingeguckt haben, wenn es Streit gab, dass da bloß keiner wegen der Hautfarbe diskriminiert wurde. Sohnemann wurde ständig angelächelt, in die Backe gekniffen oder ihm durch die Haare gewuschelt. Er wurde bevorzugt und besonders nett behandelt. Aber auch aggressiv negative Erfahrungen haben wir machen müssen mit Situationen, die brenzlich waren. All das trägt gleichermaßen zur Ausgrenzung bei finde ich.


    Nun.,
    ich habe da eher gegenteiliges erlebt. Dass zb. Sohnemann gleich in die
    Schublade gesteckt wurde von wegen "Dunkle Hautfarbe = laut und
    ungebildet" - und dann aber total überrascht tun, dass es grad das
    Gegenteil war mit dem Satz " das hätte man nun aber nicht gedacht" und
    das wohlgemerkt von einer Amtsärztin mit spanischem
    Migrationshintergrund bei den schulischen Tests im JA......ohne worte.


    Oder OT von ner Grundschullehrerin, weil er jemandem auf die Füsse gestiegen
    sei, sei er selber dran schuld, dass ihn das andere kind
    Schokoladengesicht, Obamakind etc. nennt......- von den ganzen anderen
    Ausdrücken mal ganz zu schweigen....( irgendwann kann man einfach nicht
    mehr sagen , dass das ein dummes Kind von dummen Eltern ist)
    WAs haben wir uns alles überlegt, was er antworten könnte......ohne
    wirklich beleidigend zu werden....Bleichgesicht, käsegesicht, ach, du
    magst keine Schokolade, das tut mir aber leid, etc....


    Mein sohn hat in manchen Situationen mit sicherheit dazu beigetragen, dass es
    Streit gab, trotzdem gehen manche Sachen einfach nicht, wie diese
    pädagogischen UNwertvollen Aussagen. Für das was er angestellt hat, muß
    er auch die Konsequenz tragen, wie jedes andere Kind auch.


    Ich bin froh, dass er jetzt gsd an einer Schule ist, die dem Projekt "Schule
    ohne Rassismus" beigetreten ist - 70% aller Schüler müssen da
    unterzeichnen plus die Lehrer......bei einigen Schülern ist das wohl
    noch nicht angekommen.....- aber mittlerweile kann er da für sich
    einstehen und das melden. Und die 2 Worte mit "N" gehen nicht.


    Und wenn ich mitbekommen hätte, das jemand meinen Kindern einfach so ohne
    weiteres in den Haaren "wuschelt"...da krieg ich eh zuviel.....ich lang
    auch niemanden ungefragt in die Haare.

  • Es tut sicherlich auf Dauer nicht gut, sich in der diskriminierten-Minderheit-Wagenburg zu vermauern und alles, womit man unzufrieden ist, darauf zurückzuführen. Aber was Schwarze, Muslime, Rroma, usw. tagtäglich an Vorurteilen erleben, muss zuweilen einfach auch ausgespuckt werden können, und das braucht zur eigenen Seelenhygiene auch seinen Platz. Aber es ist auch wahr, wie Ololufe schreibt, dass Begriffe wie "Afro" oder "Gypsy" eigentlich kulturell leere Begriffe sind, weil alles, was darein zu einem Einheitsbrei verrührt wird, eigentlich von den Zutaten her gar nicht zusammenpasst. So als würden Franzosen und Russen und Italiener und Deutsche zusammen "Euro" sein. Da bleibt nichts Verbindendes mehr, als die Hautfarbe. Gibt es denn eine afrodeutsche Kultur?
    "Sei mal locker und nicht so verkrampft!" ist natürlich ein paradoxer Appell. Aber abgesehen davon haben wir nun mal die Geschichte, die wir haben, und die lässt sich nicht abstreifen: Wir haben den ersten Völkermord in Afrika verübt (an den Herero, danach an Juden und Sinte, in dieser Zeit wurde dieser Gesellschaft ein Rassismus indoktriniert, der sich weit in die 1960er Jahre hinein gehalten hat (siehe Kinderbücher), und noch heute kämpfen wir mit einer Sprache, die voller Rassismen steckt, und können uns kaum ausdrücken, ohne darauf zurückzugreifen. Nein, das ist nicht sehr entspannt.
    Hier wurde auch Kanada erwänt, Kanada, das mehrheitlich aus Einwanderern besteht, das Zufluchtsort für die Flüchtlinge vor der Sklaverei in den USA war... Natürlich ist das Verhältnis der verschiedenen Ethnien dort viel unbefangener als z.B. in den USA. Und wie bitte sollte hierzulande jemand "über die orthodoxen Juden schmunzeln" (Post 30) ?! Dazu müsste man schon sehr geschichtsvergessen sein, und es klingt in meinen unlockeren Ohren auch nicht wie Wertschätzung verschiedener Kulturen, sondern eher wie die Art von Humor, der sich darüber lustig macht, dass Muslime keinen Wein trinken oder vier Frauen haben dürfen. Aber ich verstehe schon, wie du es meinst, Ololufe: Ein unbekümmerteres Verhältnis, in dem Humor mögich ist. Nur eben wie sollte man das basteln in einer Nation mit solchen Altlasten? Man kann nun mal nicht auf Appell hin locker und unverkrampft sein und seine Geschichte einfach abschütteln.

    Einmal editiert, zuletzt von Maunzelberta ()

  • Am 27./28. Juni findet in Hamburg ein Workshop für Eltern Schwarzer Kinder statt, mit dem Titel "Wir stärken unsere Kinder". Er wird vom "Verband binationaler Familien und Partnerschaften" veranstaltet und Referentin ist Tupoka Ogette. Ich habe mich angemeldet und werde auf jeden Fall berichten.

  • Hallo, zurück aus Hamburg, zurück von einem wunderbaren Workshop.
    das für mich wichtigste Ergebnis ist, dass ich die Idee, einer Afrokids-Spielgruppe jetzt mit Begeisterung umsetzen werde.
    Vor dem Workshop fand ich die Idee einer Spielgruppe gut, konnte aber nicht richtig stichhaltig sagen, warum. Und auf die vielen Gegenstimmen, die ich bezüglich der Idee zu lesen bekam, wußte ich auch nicht so recht, was ich drauf erwidern sollte.
    Das ist jetzt zwar nicht anders. Wer Bedenken gegen die Spielgruppe hat, den werde ich auch jetzt nicht vom Gegenteil überzeugen können. Der Unterschied für mich ist, dass ich ein kleines bißchen mit dem Herzen verstanden habe, wie sich Schwarze Menschen in einer Weißen Mehrheitsgesellschaft fühlen.
    Die Spielgruppe soll einmal im Monat, Samstags Nachmittags für 3 Stunden stattfinden. Einmal wo unsere Schwarzen Kinder die Mehrheit sind.
    Bei diesem Seminar hat auch eine Schwarze Frau, die hier in Deutschland geboren und aufgewachsen ist teilgenommen. Ich habe keine Veranlassung deren Wahrnehmung nicht zu glauben. Sie berichtet, dass wenn man als Schwarzer Mensch hier in der Weißen Mehrheitsgesellschaft aufwächst, lernt man das von Kindesbeinen an, anders zu sein.
    Waren es während der ersten Lebensjahre noch die positiven Herausstellungen, weil sie kleinen Schwarzen Kinder ja so niedlich aussehen, so dreht sich das ab einem recht vfrühen Alter ins Gegenteil: Die Jungs werden als irgendwie laut, schwierig, gefährlich, bedrohlich wahrgenommen und die Mädchen sehen sich sehr früh von Männern jeden Alters sexuellen Attacken ausgesetzt, seit es durch Blicke, Worte, Gesten, Begrapschen...
    Was bei mir ein Aha-Erlebnis auf dem Seminar ausgelöst hat, war als wir uns unserer selbstverständlichen Privilegien als Weiße Menschen bewußt wurden. Eines von vielen Privilegien die ich alleine aufgrund meiner Hautfabe habe ist, dass ich bedenkenlos einen Urlaub mit meiner Familie überall in Deutschland planen kann, ohne befürchten zu müssen, aufgrund meiner Hautfarbe Probleme zu bekommen.
    Da ist mir der Groschen gefallen. Klar, als Schwarzer Mensch würde ich nicht, bzw. mit meinen Schwarzen Kindern WERDE ich nicht bedenkenlos irgendwo in Deutschland meinen Urlaub planen.
    Ich habe diese (und jede Menge weiterer) Einschränkung seit der Geburt meiner Kinder mit einzubeziehen; Meine Kinder, die hier aufwachsne, lernen diese Einschränkung von Klein an. Sie wird wie ein Teil von ihnen. Was dazu führen kann, dass sie später, als Erwachsene, Mühe haben, immer wieder ihrer eigenen Wahrnehmung zu trauen.
    Aus diesem Grund mache ich die Spielgruppe, dass sie eben auch lernen, dass diese Einschränkung NICHTS MIT IHNEN zu tun hat, sondern mit der Weißen Mehrheitsgesellschaft.

  • Schön, das du eine positive Wahrnehmung daraus gezogen hast. Bist ja praktisch "Ausländer" :-)

    Einmal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • Zwischenbericht zur Spielgruppe. Wir haben jetzt die Zusage, dass wir ab September, also nach den Schulferien, uns einmal im Monat Samstags im Spielhaus des Aktivspielplatzes treffen können. Dort können wir alles benutzen, also wir können dort kochen, gemeinsam essen, und anschließend spielen. Das Team des Aki war von Anfang an sehr aufgeschlossen und ich freue mich, dass wir so auf Anhieb Erfolg haben. Jetzt muss die Zukunft zeigen, wie sich die Gruppe entwickelt.
    Am nächsten Donnerstag treffen wir uns, 3 Eltern, um den Platz, das Haus und die Gegebenheiten in Augenschein zu nehmen und dann werden wir daraus und aus unseren Ideen und Wünschen einen Plan machen. Wenn der steht, werde ich ihn hier reinstellen.