Das leidige Thema Holocaust

  • Wie alle wissen, ist ja heute der 70 Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.
    Man kommt also überall mit diesem Thema in Berührung.
    Und was ich heute sehr oft gelesen habe, waren Leser- bzw. Zuschauerkommentare, dass sie es leid sind, immer wieder darüber zu hören, denn die heutige Generation trägt keine Schuld für das was die Generation der Grosseltern angerichtet hat, und überhaupt, es sind so viele andere Kriegsverbrechen begangen worden, auch von anderen Ländern und überall auf der Welt, aber nur die Deutschen sind die "Bösen". :wow


    Ich will jetzt keine Diskussion über den Holocaust lostreten, denn ich finde es sollte auch so jedem klar sein, dass die heutige Generation nicht persönlich schuld ist, aber die Verantwortung dafür trägt, dass so etwas nie wieder passiert, und das sind zwei verschiedene paar Schuhe.


    Vielmehr hat es mich als nicht gebürtige Deutsche schon immer gewundert, warum so viele Deutsche es so empfinden. Ich finde nämlich dass diesen Stempel der "ewigen Schuld" sich viele Deutsche selbst aufgedrückt haben, denn niemand außer ihnen in der Welt redet davon. Auch nicht die Politiker, wenn man genau zuhört, denn sie sprechen immer von Verantwortung und damit ist die Verantwortung für die Zukunft gemeint. Außerdem hat jedes Land dunkle Kapiteln in der Geschichte und jedes Land muss nun mal seine eigene Geschichte aufarbeiten.
    Über Holocaust wird nur so viel geredet, weil es erst 70 Jahre zurück liegt. Die damalige Generation lebt sogar noch. Und schon will man es nicht mehr hören?


    Warum reagieren denn die heutigen Deutschen so empfindlich auf dieses Thema? Und warum empfinden viele es so, dass ihnen die Schuld aufgedrückt wird und dass die Deutschen immer noch die "Bösen" sind, wenn Deutschland doch eins der beliebtesten Länder auf der Welt ist, als sehr tolerant und weltoffen gilt und der erste Begriff, der laut Umfragen mit Deutschland assoziiert wird, "Autos" ist und nicht "Holocaust"? Das ist mir wirklich unbegreiflich. Vielleicht kann mich jemand aufklären.

  • Ich glaube wir deutschen sind einfach so ! Das ist unsere Mentalität
    Wir wollen politisch korrekt und sozial und weltoffen und tolerant sein - eben weil wir keine bösen sein wollen...und verwechseln dies oft mit zuviel Toleranz -denken das viel sozial viel gutes tut - auch Vorurteile irgendwoher kommen und das man eben NICHT für ALLES Toleranz aufbringen sollte.Wenn wir das aber auch denken haben wir ein schlechtes Gewissen und versuchen wieder
    politisch korrekt, sozial, weltoffen und tolerant zu sein !

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

  • Wenn man die Meldung über die gewünschten griechischen Reparationszahlungen zwischen 11 Mill. und 163 Mill. hört: Vergessen ist garnichts.


    Ich schätze dir geht es wie jedem "Aussenstehenden": 100% nachvollziehen kann man es nicht. Meine deutsche Mutter hat es früher vorgezogen im Urlaub ausschließlich englisch mit meinem Vater zu sprechen und sich als Amerikanerin auszugeben (mittlerweile auch nicht mehr der Hit), damit sie sich nicht dumm anschwätzen lassen muss. Ein LAP von mir Mitte der 90er, wenn er mit mir und/oder Kumpel seine Schwester in Holland besuchte (welche btw. mit einem Indonesier verheiratet war), haben beide drauf geachtet ihre GolfII nah "am Mann" zu behalten, ein deutsches Kennzeichen reichte schon um morgens Kratzer oder Dellen zu finden. Ganz egal ob die Vorfahren Wehrmachtssoldaten waren, die sich einfach mitschleifen lassen mussten und man als Nachfahre erst recht nicht Nazi ist: Schmisse bekam man trotzdem. Und das über Jahre...
    Und ja, das nervt vermutlich so, wie es mich nervt, wenn einige Menschen arabischer Herkunft die Klappe zieht, wenn ich sage: ich habe einen US-Pass. Ich kann auch nichts dafür, was sich die USA leisten. Bin aber trotzdem mit Iranern usw. befreundet, weil auf den Menschen kommts an, nur manche geben einen die Chance nicht. Das k*tzt einfach an, irgendwann wird man sauer und "macht auch auf blöd".


    Und jetzt mit der EU, die dann wohl doch nicht so töfte als Friedensprojekt funktioniert, wo Deutschland auch wieder heftig Kellen bekommt, z.T. zu Recht (siehe Haushaltsdefizit, aber wem gefällt das schon als Angestellter/Arbeiter-Bürger, das Lohndumping?) - Ja, ich kann mir vorstellen, das das nervt. Ob die Deutschen noch überall so beliebt sind, glaube ich eher nicht. Man sieht eben die (wirtschaftliche) Macht usw., oh, ich schreib gerade eine Hausarbeit über Mitglieder im globalen Zirkus. Da geht es zwar um China, aber wenn man dieselben Kriterien anlegt, naja, ein gutes Mitglied ist die "neue" BRD auch nicht immer. Soll hier aber nicht das Thema sein.


    Ich bin mir ehrlich gesagt, auch nicht sicher, ob ich es gern sehen würde, wenn mein (deutscher) Sohn ein KZ besucht. Erziehung und Aufklärung müssen reichen, das Konzept "Drittes Reich" stand schon auf unserer Allgemeinbildungstafel, seitdem er 7-8 ist, natürlich kindgerecht. Schocktherapie ist nicht so meins und ich weiß auch nicht ob das so effektiv ist. Zu wissen wie es dazu kommen konnte, halte ich für sinnvoller, die Mechanismen sind immer dieselbe.

    3 Mal editiert, zuletzt von butterblum ()

  • ich bin schockiert, dass viele sagen, dass der Holocaust gar nicht existiert hat und dass die Amerikaner die Geschichte in den Geschichtsbüchern umgeschrieben haben. Diese ganzen Verschwörungstheoretiker, die sich einfach nicht der Verantwortung stellen wollen, dass so etwas niemals wieder passiert.....


    in Zeiten von Pegida und Co....mich kotzt das Thema Pegida und Co grad tierisch an.....denn viele laufen einfach nur mit und ich finde einfach, wenn ich doch nicht gegen "Ausländer" bin, weil ich viele Freunde diesbzgl habe , dann laufe ich nicht da mit, wo Rechte mitlaufen....

  • Matthias Fornoff, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Politik und Zeitgeschehen hat gestern im ZDFspezial zur Gedenkfeir der Auschwitz-Befreiung die Auschwitz-Überlebende Eva Schloss, Stiefschwester von Anne Frank, im Studio gehabt. Es war ein beeindruckendes Interview, das ich hier gerne - mit ZDF-Erlaubnis - verlinke:


    http://www.zdf.de/ZDFmediathek…nke-Neitzel---Eva-Schloss-


    Beeindruckend ist es deshalb und für die Diskussion hier interessant, weil Eva Schloss auch über das Schuldgefühl der Deutschen spricht: aus der Erfahrung einer Leidtragenden heraus. Das ist sehr diffenziert. Und ihr Statement ist letztlich, dass sie den Tätern, die ihre Familie ermordet haben, wohl bis an ihr Lebensende nicht vergeben kann. Aber Schuld der nachgewachsenen generation oder "eines Volkes" sieht sie nicht und müsse deshalb auch nicht die hehren Worte "Vergebung" in den Mund nehmen. Aus der geschichte heraus sieht sie aber die Verantwortung eines jeden, dafür Sorge zu tragen, dass in der Zukunft solche Dinge nicht mehr geschehen können. Da seien Deutsche wie Nichtdeutsche in einer kollektiven Verantwortung. - Schloss sagt es nur viel schöner und besser als ich. Das Interview lohnt sich anzuhören. Ebenfalls lohnt sich ihre gerade erschienene Autobiografie "Evas Geschichte".

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Ganz ehrlich: Ich bin es auch leid, dass das Thema immer wieder hochgekocht wird und bin davon mehr als genervt. Schuld daran hat allerdings eine Lehrerin von mir, wir hatten das Thema Nazis knapp 2 Jahre im Unterricht. Während es anfangs noch interessant war, darüber zu lernen, wurde es dann zunehmend nerviger, zumal es gar nicht so viel Schulstoff dazu gibt, da das ja gar nicht so ausführlich in den Lehrplänen steht. Unsere Klassensprecherin ist dann zum Schulleiter gegangen, als einfach kein Ende abzusehen war. Die Lehrerin verließ dann die Schule.


    Für mich persönlich habe ich beschlossen, dass es mir reicht, mich interessieren Nachrichten etc. ohnehin nicht so sehr, mein Leben ist auch ohne stressig genug. Befreundet bin ich mit Menschen, nicht mit Nationalitäten oder Glaubensrichtungen.


    Was das Aufarbeiten der eigenen Geschichte angeht: Da haben so manche Länder noch eine Menge nachzuholen.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Ganz ehrlich: Ich bin es auch leid, dass das Thema immer wieder hochgekocht wird und bin davon mehr als genervt. Schuld daran hat allerdings eine Lehrerin von mir, wir hatten das Thema Nazis knapp 2 Jahre im Unterricht. Während es anfangs noch interessant war, darüber zu lernen, wurde es dann zunehmend nerviger, zumal es gar nicht so viel Schulstoff dazu gibt, da das ja gar nicht so ausführlich in den Lehrplänen steht. Unsere Klassensprecherin ist dann zum Schulleiter gegangen, als einfach kein Ende abzusehen war. Die Lehrerin verließ dann die Schule.


    Für mich persönlich habe ich beschlossen, dass es mir reicht, mich interessieren Nachrichten etc. ohnehin nicht so sehr, mein Leben ist auch ohne stressig genug. Befreundet bin ich mit Menschen, nicht mit Nationalitäten oder Glaubensrichtungen.


    Was das Aufarbeiten der eigenen Geschichte angeht: Da haben so manche Länder noch eine Menge nachzuholen.

    Ich bin entsetzt und kann Dir eigentlich nur empfehlen, dass Du Dich "ordentlich schämst", so etwas zu schreiben. Dies war in der Geschichte der Menschheit, wohl mit eines der entsetzlichsten Verbrechen an Menschen, welches geschehen ist. Es ist an Grausamkeit, Menschenverachtung kaum zu übertreffen. Selbst Tiere sind nicht so grausam... ;(

    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, dass tut auch Ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten Mt 7,12

  • Ich kenne in meinem persönlichen Umfeld erstmal niemanden der sagt, der Holocaust sei ihm über.. hab ich noch nie gehört und deswegen kann ich nicht beurteilen wie verbreitet solche Meinungen wirklich sind.


    Wie einigen war mir in der Schulzeit das Thema im Unterricht auch irgendwann zu viel. Aber nicht weil ich es nicht wichtig fand, sondern weil viel Wiederholung dabei war. Wir haben da in unserer Schule zum Glück sehr viel erlebbares gemacht. Wir sind in viele Ausstellungen gegangen. Ausschwitz ist unsere Partnerstadt und es gab und gibt jedes Jahr einen Schüleraustausch, wir hatten Zeitzeugen da und wir sind oft selbst gegen Waffengewalt in der Welt marschiert.
    Ich wäre die erste die ihr Kind schickt ein KZ anzusehen (Wobei man den Schrecken von damals oft auch vor der eigen Tür findet). Ich finde das unheimlich wichtig das die Kinder begreifen das es ‚echt‘ ist. Das hat mit Schocktherapien nichts zu tun. Es macht nachdenklich.


    Richtig emotional an mich ranlassen kann ich das aber, glaube ich, erst seit ich mein Kind habe. Wenn ich Zeitzeugenberichte lese kann ich einfach nur weinen, weinen, weinen.. egal wo ich gerade bin.. aber ich lese sie trotzdem, die Menschen haben es verdient nicht vergessen zu werden und ihre Schicksale mahnen mich.
    Ich habe das Gefühl noch nie in meinem Leben war es so wichtig aus diesen Dingen die richtigen Lehren zu ziehen wie heute, in Zeiten von IS, Boko Haram und den anderen Greulen.


    Schuld für die Zeiten meiner Urgroßeltern empfinde ich keine, aber Verantwortung für meine Zeit.

  • Ich will jetzt keine Diskussion über den Holocaust lostreten, denn ich finde es sollte auch so jedem klar sein, dass die heutige Generation nicht persönlich schuld ist, aber die Verantwortung dafür trägt, dass so etwas nie wieder passiert, und das sind zwei verschiedene paar Schuhe.


    Danke!

  • Ich finde nämlich dass diesen Stempel der "ewigen Schuld" sich viele Deutsche selbst aufgedrückt haben, denn niemand außer ihnen in der Welt redet davon.



    Zitat

    Warum reagieren denn die heutigen Deutschen so empfindlich auf dieses Thema? Und warum empfinden viele es so, dass ihnen die Schuld aufgedrückt wird und dass die Deutschen immer noch die "Bösen" sind,


    Vielleicht weil wir immer wieder damit konfrontiert werden, z.b. seitens der Medien? ;-) Oder, weil hier und da im Ausland immernoch Sprüche deswegen zu hören sind.


    Ich bin auch einige Male damit in Berührung gekommen- insbesondere in Frankreich und den USA. Ich hörte dort einige Male Sprüche, die mich als Deutsche angreifen sollten und genau auf diese Problematik zielten...auch von jungen Leuten. Sicher waren die entsprechenden Leute nicht sehr gebildet und niveauvoll und nicht unbedingt repräsentativ, aber es hat mich schon verletzt und überrascht, mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht zu werden.


    Aber es mag sein, dass wir uns zusätzlich auch selbst diesen Stempel aufrdücken; eher vielleicht als andere Nationen. Dennoch aber sprechen meine Erfahrungen dafür, dass uns dieser Stempel halt eben auch aufgedrückt wird. Das findet dann nur eher außerhalb der Öffentlichkeit/ von Mensch zu Mensch statt, weswegen es nicht so offensichtlich sein mag.

  • Ich kenn jetzt auch niemanden, der davon nichts mehr hören möchte. Aber damals in der Schule war es auch so, dass einige stöhnten "Nicht schon wieder!" wenn das Thema Holocaust oder Drittes Reich auf dem Plan stand. Da ist es wie bei vielen Fächern ganz arg vom Lehrer abhängig, wie er den Stoff gestaltet und rüberbringt.


    Als ich in Israel war, war der Holocaust z.B. gar kein Thema, egal ob ich mich mit Israelis, Arabern oder anderen Touristen unterhalten habe und es war kein Problem, als Deutsche unterwegs zu sein, auch sonst habe ich da im Ausland keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das ist heute denke ich nicht mehr das "Hauptthema" das im Ausland mit Deutschland in Verbindung gebracht wird.


    Vielleich sind einigen die immer gleichen "Worthülsen" zuviel, die regelmäßig bei solchen Jahrestagen gebraucht werden. Deswegen finde ich Zeitzeugenberichte auch so wichtig, weil sie mir klar machen, dass hinter den unbegreiflichen Zahlen die Menschen und Schicksale verborgen sind, besser als die "allgemeine, abstrakte Weise"(ich kann dass nicht besser ausdrücken, ich hoffe euch ist klar was gemeint ist), in der oft von Politikern oder in den Medien über das Thema geredet wird. Und gerade den Besuch an Gedenkstätten wie Auschwitz oder Yad Vashem auch, weil hier einfach viel mehr und unmittelbarer "begreifbar" wird, als wenn man einfach nur was darüber liest oder hört.


    Ich denke auch, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit allgemein sind immer noch ein großes Thema in Deutschland, und dass man sich damit auseinandersetzt, gerade vor dem Hintergrund unserer eigenen deutschen Geschichte, ist wichtig.


    LG, Bellis

  • ich empfinde es keineswegs als "leidiges Thema", und bin der Meinung das das NIEMALS in dne Hintergrund noch in die Vergessenheit gehört, das wir immer daran erinnert werden, egal welche Generation.
    Meine Familie Selbst hat mehrere Mitglieder verloren weil sie Behindert waren,ich sage nicht,was sie mit ihnen gemacht haben, nur soviel, das meine Oma bis zu ihren Tode darüber geweint hatte.....sowas soll ich verschönigen. NIEMALS?wir schulden es der Welt das wir uns erinnern, zu jeden Jahrestag,das sowas nie mehr passieren darf überall auf der Welt

  • Es ist einerseits gut an den Holocaust erinnert zu werden, andererseits traurig.


    Gut, dass wir ein Bewusstsein dafür behalten was unsere Verantwortung uns selbst und anderen gegenüber bedeuten kann.


    Traurig in sofern, dass Menschen überhaupt zu was in der Lage sind.


    Aber auch darüber, dass es nicht selbstverständlich ist das jeder Mensch versucht Verantwortung für das zu leben was er tut und nicht tut. Einfach weil es richtig ist.


    An solchen Tagen stelle ich mir die Frage was mit der Welt los ist, in der es immer noch Konzentrationslager wie z.b. in Korea gibt...


    Irgendwann sollte es doch auch einfach der letzte begreifen, dass wir alle Menschen sind und Teamwork einfach mehr rockt, als Opposition...

    Leben ist das was passiert und was ich daraus mache. :daumen

  • Dass dieses Thema den Schülern neuerer Generationen zum Hals heraushänkt, zeigt, wie wichtig es ist - es fehlt nämlich am persönlichen Bezug dazu. Und gerade deshalb kann man es nicht oft genug wiederholen!


    Diese unmenschlichen Begebenheiten und das damit verbundene Leid quasi unter den Tisch fallen zu lassen, wäre ein Schlag ins Gesicht der Überlebenden (und es gibt noch welche) und deren Nachkommen.


    Und wer Wehrmachtssoldaten, die von klein auf im Geiste des wahnsinnigen Hitlers gedrillt wurden, als Mörder bezeichnet, der lese sich folgende - und etliche mehr - Artikel durch, denn DAS waren Mörder:


    http://de.wikipedia.org/wiki/N…nberger_%C3%84rzteprozess


    http://de.wikipedia.org/wiki/M…chen_Konzentrationslagern


    http://www.gesch.med.uni-erlan…usstell/zwill/text_07.htm


    http://www.dieterwunderlich.de/menschenversuche.htm

    Einmal editiert, zuletzt von si_lence ()

  • Ich bin entsetzt und kann Dir eigentlich nur empfehlen, dass Du Dich "ordentlich schämst", so etwas zu schreiben. Dies war in der Geschichte der Menschheit, wohl mit eines der entsetzlichsten Verbrechen an Menschen, welches geschehen ist. Es ist an Grausamkeit, Menschenverachtung kaum zu übertreffen. Selbst Tiere sind nicht so grausam... ;(


    Warum sollte ich mich schämen? Weil ich ganz ehrlich sage, dass es mir einfach reicht, nachdem ich über zwei Jahre fast täglich das Thema in der Schule hatte, wir haben uns ausgiebiger damit beschäftigt als es die Medien heute tun. Ich hab ja nicht geschrieben, dass ich es gut finde, was damals passiert ist - würde ich niemals, ist ja nicht meine Meinung. Aber ändert das was, wenn alle nur nach hinten sehen? Wir leben heute, wir können aus einer Sache lernen und heute etwas tun um die Gegenwart zu ändern/verbessern anstatt über gestern zu heulen. Ich werde mich bei niemandem für die Zeit entschuldigen, denn ich habe nichts getan, nicht mal meine Eltern haben die Zeit bewusst erlebt. Ich habe meine Kinder dahingehend erzogen, dass nur der Mensch an sich wichtig ist, Wohnorte, Vermögen, Hautfarbe, Glauben oder sonst etwas nicht.

    Im Forum gängige Abkürzungen:
    ABR: Aufenthaltsbestimmungsrecht (kann sich auf das alleinige ABR beziehen) / ASR: Alleiniges Sorgerecht / GSR: Gemeinsames Sorgerecht / SR: Sorgerecht
    BU: Begleiteter Umgang oder Betreuungsunterhalt / KU: Kindesunterhalt / UHV: Unterhaltsvorschuss / WM: Wechselmodell / BET: Betreuungselternteil / UET: Umgangselternteil
    TE bzw. TS: Threadersteller bzw. Themenstarter / JA: Jugendamt
    KV: Kindsvater / KM: Kindsmutter / ET: Elternteil / GE: Großeltern

  • Die Bertelsmann-Stiftung hat vor wenigen Tagen erneut eine Studie zum Holocaust und zum Verhältnis Deutschland - Israel vorgelegt. Für die Diskussion hier interessant:


    81 Prozent der Deutschen möchten die Geschichte der Judenverfolgung "hinter sich lassen".


    58 Prozent möchten definitiv einen "Schlussstrich" ziehen. (Was, Randbemerkung, die F.D.P. schon 1946 auf ihren Wahlplakaten gefordert hat.)


    Die gleichen Fragen wurden auch in Israel gestellt. Dort wollen (nur) 22 Prozent mit der Vergangenheit abschließen.


    1991 und 2007 hatte die Bertelsmann-Stiftung die selben Fragen gestellt. 1991 lag die Zahl der "Schlussstrich"-Befürworter bei rund 60 Prozent. Deutlich zugenommen hat seitdem die Zahl derer, die meinen, die Schoah sei auf jeden Fall für die Gegenwart von Bedeutung: von 20 auf 38 Prozent.


    Gleichzeitig wächst das Interesse am Holocaust. Bücher über die Schoah verkaufen sich sehr stark. Man beschäftigt sich mit einem Abstand mit den Geschehnissen. "Täter" leben kaum noch - wer 1929 geboren wurde, war 1945 16 Jahre - ein Jugendlicher. Kaum ein 26-Jähriger, heute dann 96 Jahre alt, wird in einer verantwortlichen Position gesessen haben. Da kann man mit mehr Abstand, mit mehr Objektivität und mehr Differenzierung die Dinge betrachten. Die direkte "Schuldfrage" ist außen vor.


    Wer sich die aktuellen Interviews mit Auschwitzbefreiten anhört (ich verweise noch mal auf den Link oben auf Eva Schloss) oder wer mal auf einer Lesung mit Michael Stolowitzky war, der merkt, dass die Betroffenen heute mit einer größeren "Erdung" mit dem Holocaust umgehen können als "wir Deutschen". (Die deutschen Empfindsamkeiten merkt man ja deutlich auch hier im Thread). Wahrscheinlich brauchen "wir" tatsächlich noch etwas Zeit. Das ist aber auch gut so. Uns steht es gut an, dass das "3. Reich" mit allen Gräueltaten mehr pr#sent und in der politischen Diskussion ist als irgendwo anders auf der Welt.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Bei mir war es in der 8. Klasse Pflicht sich das KZ Buchenwald anzusehen. Ich wäre dafür das sowas Bestandteil im Lehrplan wird.


    Nach so einer Besichtigung lernt man Demut. Selbst einige unserer damaligen "harten" Jungs hatten Tränen in den Augen.

    Es ist besser,
    ein eckiges Etwas zu sein,
    als ein rundes Nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Elin ()

  • Gestern war eine junge Dame im Radio die ein soziales Jahr ich der Gedenkstätte Auschwitz macht. Das Mädel berichtete von Menschen die Selfies machen und dem Tor über das die Insassen zur Selektion geführt wurden.


    Eine Mitarbeiterin von mir war letztes Jahr in Berlin. Bei Facebook gab es dann Bilder im TopModel Style. Mit dem Rücken an einzelne Steine des Holcaust Denkmals gelehnt.




    .......................


    Also warum ist das immer noch wichtig?
    Natürlich ist der Blick auf andere Verbrechen nicht falsch und sicherlich kann und darf man auch mal in die Analyse gehen.
    Hätte Dschingis Khan die gleichen industriellen Mittel gehabt.....


    Aber ich denke solange wie es Menschen gibt, die eben nicht zwischen persönlicher Schuld und kollektivem Gedächtnis unterscheiden können oder wollen, oder so Kandidaten wie weiter oben beschrieben, ist es wohl wichtig die Menschen daran zu erinnern wozu sie fähig sind.


    overtherainbow :rainbow: