Medikamente oder doch lieber abwarten?

  • Hallo Karamelka,


    bei meiner Tochter wurde in der 4. Klasse, nach längerer Leidenszeit, ADHS mit Impulsivität diagnostiziert. Wir haben damals auch lange überlegt, ob Medikamente oder nicht. Die Situation war damals für sie aber schon so, dass sie bereits gemobt und ausgegrenzt wurde. Durch ihre Impulsivität war sie "unberechenbar" für ihre Mitschüler geworden und wie Kinder eben sind, hatte keiner große Lust sich mit ihr abzugeben.
    Schulisch hatte sie jetzt keine gro0en Problem, sie konnte ihr ADHS gut kompensieren und ist immer gut mitgekommen.
    Sie hat dann bis zur 10. Klasse Realschule Ritalin genommen (am Tag der Abschlußprüfung abgesetzt). Seit der 8. Klasse hat sie die Medis aber nur noch an den Schultagen genommen.
    Sie wollte sie immer selber nehmen, gezwungen hätte ich sie nie.
    Aber sie hatte auch immer Nebenwirkungen. Am Anfang Bauchweh, bis zum schluss Appetitlosigkeit und immer große Ängste.
    Zusätzlich bekam sie in der 8. Klasse Depressionen. bis heute bin ich mir nicht sicher ob Ritalin der Auslöser oder nur der Verstärker war oder tatsächlich nur ihre damals besten Freundinnen, die so so plötzlich fallengelassen haben. Der Kinderpsychologe verschrieb ihr darauf Antidepressiva.
    Im Nachhinein glaube ich da nicht immer die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe mich da vom Kinderpsychater einlullen lassen, dass das alles kein Problem ist soviele Tabletten zu schlucken.
    Mein Noch-Mann wollte auch immer gerne ein ruhiges Kind, das keine Schwierigkeiten macht. Sie wollte ihrem Papa natürlich auch gefallen und hat die Medikamente freiwillig genommen.
    Wir haben dann alles abgesetzt am Tag der letzten Abschlußprüfung.
    Im Herbst ist sie dann aufs Gymansium gewechselt und hat von September bis Ende Januar wieder freiwillig Ritalin genommen (sie hatte Angst sonst die Schule nicht zu schaffen). Als mein Mann dann Ende Januar dieses Jahr ausgezogen ist hat sie sofort die Tabletten abgesetzt und schulisch hat sie sich auch nicht verschlechtert.


    Von ihren Mitschülern hat sie danach lauter positives Feedback bekommen. Einer meinte, dass sie auf einmal so fröhlich ist und immer gut drauf und davor dachte er sie wäre ein "Emo".


    Ich bin froh, dass sie selber jetzt den Absprung geschafft hat. Ihr eigenes Fazit war, dass es ihr eine Weile gut geholfen hat Ritalin zu nehmen, im nachhinein viel früher damit hätte aufhören können.


  • Ich habe damals auch gedacht abwarten und Ergo und ich bereue es heute total, und hätte ihn und mir viel leid erspart.


    Hi,


    es ist auch wirklich sehr schwer, das richtige Verhältnis zu finden zwischen "wir wollen nicht voreilig sein" und "wir können aber Leiden verhindern".


    Auch bei uns wurde- aus meinen Augen gesehen - viel Zeit vermplempert. Und oft haben Kinder Gedächtnisse wie Elefanten, ein Kind, was negativ auffällt über einen längeren Zeitraum hat seinen Ruf weg und es ist schwer bei den anderen Kindern wieder integriert zu werden.


    Dennoch muß ich sagen, lieber etwas warten, als zu schnell mit Medikamenten anzufangen.
    Gerade jetzt, wo die "Diagnose" ADHS doch gern allzu schnell in den Raum geworfen wird.

  • D


    Das stimmt, weil viele Kinderärzte schon die Diagnose stellen. Ich bin zu 2 Psychologen, beide gleicher Meinung. Und gerade weil es viele Mütter gibt die nur zu einen KIA gehen sich die Diagnose geben , zu medis greifen, deshalb ist der Ruf doch schon weg.


    Und ich muss sagen seit meine ihre Medis bekommen, gehen die Leistung genauso wie sie es können, können sich besser konzentrieren und es klappt!!!!


    Wir haben sie auf die Medis eingestellt und nach der Einstellung , bekommen sie die Medis nur wenn Schule ist oder mal was ansteht wo sie sich echt nicht den Lenz rauslassen DÜRFEn.


    Ansonsten WE und Ferien MEDI frei.


    lg
    Dani

  • @ Schnuffi Wie hat sich denn die Situation nach der Medikamentengabe verändert. Mein Kind hat jetzt so keine argen verhaltensauffäligkeiten. Er ist zwar auch recht impulsiv, schadet damit aber meist sich selbst und nicht den anderen ( stolpert oft, läuft irgendwo gegen usw.) Er ist einfach ein Kind der für Aufgaben die 5 fache Zeit benötigt. Da ich zu Hause ihm die Zeit und die Ruhe geben kann, die er braucht, ist sein Defizit hier nicht so bemerkbar.

  • Sie hatte eher ihre "Kräfte nicht im Griff". Soll heissen, dass sie wenn sie jemand umarmt hat, ihn gequetscht hat. Das war aber nie Absicht, sie konnte das nicht steuern. Das gefällt anderen Kindern natürlich nicht. 2 andere Beispiele noch, wir waren mit ihr ca. 6 Jahre alt, im Bierkeller, sie saß mit einem anderen Mädchen im Sandkasten und das andere Mädchen schlug vor, wir können uns doch den Sand zuschieben. Ergebnis war, dass meine mit solcher Kraft "geschoben hat, dass das andere Mädchen den Sand überall hatte. Das Geschrei war groß, die Blicke der anderen Eltern böse und unser Kind wieder untröstlich, da sie ihren Spielkameraden los war. Ein anderes mal, so mit 7 Jahren wollte sie ihre Freundin auf der Schaukel anschubsen. Das endete damit, dass die Freundin im hohen Bogen von der Schaukel flog. Das selbe Spielchen wie vorher beschrieben. So ist sie immer nur angeeckt und war damit selber nicht glücklich. Mit Tablette konnte sie und ihr Verhalten viel besser reflektieren. Sie wurde natürlich ruhiger und konnte sich auch in der Schule noch besser konzentrieren. Sie störte nicht mehr den Unterricht usw.
    Und endlich hatte sie Freundinnen gefunden. Das war eigentlich das Wichtigste für uns.
    Sie war mit den Medikamenten selber viel zufriedener. Später in der Pubertät habe ich den Unterschied zwischen "mit und ohne Tablette" darin auch gemerkt, dass sie Kritik viel besser annehmen konnte man mit ihr in Ruhe darüber reden konnte.
    Zusätzlich zu der Medikamentengabe hatte sie Ergo und Konzentrationstraining und wir hatten Elterntraining. (war alles gleich zu Anfangs)
    Irgendwann in der Pubertät ist dann die Verträglichkeit der Medis gekippt. Sie hat plötzlich viele Ängste entwickelt. Damals habe ich das nicht so sehr im Zusammenhang gesehen. Ab da hat sie die Tabeltten nur noch während der Schultage genommen. Außerdem hat sie die Medis immer freiwillig genommen.
    Wichtig ist, immer mal eine Pause der Medis einzulegen um zu schauen, ob die Dosierung noch passt oder ob sie überhaupt noch benötigt werden.


    Sie selber sagt, dass ihr die Medis gut getan haben und als wir dann gemerkt haben jetzt sind sie nicht mehr gut haben wir auch damit aufgehört.


    Jetzt kommt sie gut ohne zurecht und ist ganz normal pubertär :rolleyes3: