Wie leben Aes in Berlin?

  • Hallo ihr Lieben!
    Ich überlege seit einiger Zeit nach Berlin umzuziehen. Zurzeit wohne ich in Nordhessen und ernähre mich und meinen Sohn von unsicheren freiberuflichen Tätigkeiten im Veranstaltungsbereich.
    In Berlin bestünde die Möglichkeit einen festen Job zu finden, der sich an meinem Studienabschluss orientiert. Jedoch ist mir klar, dass ich dort als Geisteswissenschaftlerin nicht mehr als 1500 Euro netto raushaben werde. Es ist nicht besonders viel, jedoch in Berlin kein unübliches Einkommen oder?
    Ein kurzer Blick auf den Wohnungsmarkt lässt einen erschaudern. 800 Euro Kaltmiete für eine stinknormale 3 Zimmer Butze scheinen eher Mieten im unteren Preissegment zu sein. Bekomme noch Kg und Uv. Brauche für meinen Sohn eine Vollzeitbetreuung und befürchte, dass ich bei dem Einkommen keinen Cent Wohngeld sehen werde.
    Hinzu kommt, dass ich monatlich noch Bafög abzahlen muss.
    Wie macht ihr das denn alle in Berlin? Wohnt ihr in Wgs oder in Trabantenstädten, in Containern? Ist die Lebensqualität so viel wert, dass es sich lohnt diesen Schritt zu wagen?
    Freue mich auf eure Antworten!

  • 1500,-€ ist hier in Berlin das normale Einkommen. Eine preiswerte Wohnung zu finden ist schwierig, in den Innenstadtbezirken (innerhalb des S-Bahn Rings) -schier aussichtslos. Chancen auf bezahlbaren Wohnraum hat man eigentlich nur bei den staatlichen Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften.


    Meine Freunde und Kollegen wohnen entweder in den Trabantensiedlungen oder bei den oben genannten Gesellschaften. Abstriche musste ich bezüglich der Wohnung machen. Wie die Leute sich die teuren Mieten in den neuen chicen Wohnungen leisten können ist mir schleierhaft.... ?-(


    Die Lebensqualität in Berlin ist soweit in Ordnung, jedoch nicht überragend. Die Stadt ist stressig und überfüllt. Ich bin geborene Berlinerin, ich habe hier alle Freunde und Verwandte, sonst hält mich hier nicht viel.

  • Die Mietpreise richten sich stark nach dem Bezirk und viele AE's wohnen hier in Zwei-Zimmer-Wohnungen. Auch ein paar AE-WG's soll es geben.
    Ansonsten muss ich zugeben, dass ich 1500+Kindergeld+Unterhaltsvorschuss schon echt viel finde aber das ist mein ganz persönlicher Maßstab.


    Wie lebt es sich in Berlin speziell als AE... Ich fühle mich wohl. Ich wäre lieber weiter draußen, wo es ruhiger und etwas ländlicher ist aber es sprechen für meine Situation zu viele Gründe dagegen. Ich tröste mich damit, dass Berlin eine sehr grüne Stadt ist, mit vielen Parks und Freiflächen zum durchatmen. Was ich sehr schätze, ist die enorme Vielfalt für Kinder, bzw. viele Angebote verteilt in den verschiedenen Bezirken.
    Das Betreuungsangebot ist ebenfalls sehr vielfältig und abwechslungsreich, jedoch in Quantität sehr mangelhaft.
    Wenn man ein bisschen sucht, Eigenaktivität zeigt und etwas Geduld hat, findet man auch einige anderen Alleinerziehende.
    Bedenken sollte man, dass es zwar in jedem Bezirk alles gibt und man nicht zwingend "raus" muss aber wenn man eine gute Freundin findet, die am anderen Ende der Stadt wohnt, kann das schon frustrierend sein. Auch ein Arbeitsweg von 1 Stunde ist in Berlin nicht unüblich und ein Monatsticket für öffentliche Verkehrsmittel kann einem schon 80-100€ aus der Tasche ziehen.


    Über Lebensqualität kann man sich streiten. Das kommt drauf an, was dir ganz persönlich und für den Kind wichtig ist.

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  • Ich denke, als AE lebt man nicht schlecht. Das Einkommen würde reichen, soviel habe ich mit TZ-Job und Kindergeld + Unterhaltsvorschuss in etwa raus. Habe eine 3-Raum-wohnung in ruhiger Lage (glück gehabt!). Aber es ist wahr, die Mieten sind gestiegen, allerdings eine 2-Raum-Wohnung wäre überlegenswert, soviel Platz braucht man zu zweit auch nicht. Umziehen würde ich nicht, da ich weiß, dass ich im Vergleich zu den jetzigen Preisen einen guten Mietpreis habe.


    Es gibt in Berlin auffällig viele AE´s und man lernt auch viele kennen, das ist bei 25% AE´s in der Stadt normal. Ich würde darauf achten, dass es eine gute Gegend ist, nicht weit weg zur Arbeit und zur Kita (Gold wert) und am besten Straßenbahn oder U-Bahn-Anschluss, falls man auf die öffentlichen angewiesen ist. Bus oder S-bahnen fallen öfters flach und das ist dann wirklich einfach mist.


    Was aber auch zu bedenken ist, Berlin ist die Stadt der einsamen, jeder lebt sein Leben... es ist echt schwer hier Kontakte zu knüpfen, die zu einer gewissen Tiefe führen. Aber dieses Problem haben viele AE´s auch in anderen Regionen.


    Angebote für AE´s gibt es viele, ich würde auch meinen, dass die Stadt relativ kinderfreundlich ist. Und die Hortbetreuung in der Schule ist bis 16 Uhr bei Ganztagsschulen kostenlos (außer Essen). Ich würde sagen, dass hier viel für Eltern gemacht wird, die weniger Einkommen haben (günstiger Kitaplatz).


    Viel Glück bei deiner Entscheidung.