Pflegekind

  • Hi Also kurz zur Situation
    Ich habe ein Kind von 5 Jahren und ich werde kein weiteres mehr bekommen !
    Ein Pflegekind ist seid längerer Zeit angedacht und auch schon das Erstgespräch mit
    einen Träger vollzogen .Der gab schonmal grünes Licht ;). Angedacht ist eine Langzeitpflegeschaft.
    In meiner privaten Situation war vorher an einem Pflegekind NICHT zu denken.


    Nun ist es so das sich mein Sohn auch ein kleines Geschwisterlichen durchaus wünscht ABER
    doch mit seinen 5 Jahren sehr auf sich fixiert ist.
    In Kurz: Er ist ein süßer kleiner Egomane ! Ich setzt klare Grenzen aber er testet sie auch immer wieder aus.
    Das finde ich okay und normal aber weiß nicht ob ein evtl. vorbelastetes Pflegekind da rein passt.
    Würde ich natürlich ein Kind bekommen müsste er sich ja auch dran gewöhnen und die
    Einführung in unserer Familie geschieht ja auch sehr langsam. Wo man sehen kann ob es passt !
    Ich habe mit Sohn darüber auch geredet ( kindgerecht ).


    Hat jemand von euch Erfahrung mit aufgenommenen Kindern ?
    Wie seid ihr mit (völlig natürlich ) Eifersucht der eigenen Kinder umgegangen ?
    Wie lief es bei euch ab ?


    Ich denke prinzipiell das mindestens 2 Kinder immer besser sind ,als wenn eines alleine aufwächst.
    Weiterhin warten möchte ich eigentlich nicht.Aber ob der Kleine schon so weit ist bin ich mir auch nicht sicher.

  • Freigeschaltet.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • In meinem Bekanntenkreis sind 2 Pflegefamilien.
    Ich finde das mit dem dein Kind soll nicht alleine aufwachsen den falschen Ansatz - du weisst nie wie lange die Kinder bei dir bleiben.
    Langzeitpflege heißt ja nicht automatisch für immer, sondern primäres Ziel ist immer die Rückführung in die eigene Familie. Und ist auch der Normalfall. Und dahingehend soll die Pflegefamilie auch hinarbeiten bei den umgängen!
    Erst nach 2 Jahren wird das nicht mehr angestrebt und das Kind bleibt dauerhaft.


    Familie 1 aus meinem bekanntenkreis hat keine eigenen, aber ein mädchen seit babyalter in Pflege. Mittlerweile 7 wird also in der familie bleiben. Dazu wechselnde Kinder in allen möglichen altersstufen immer mal wieder einige Wochen oder Monate, das ist alles langzeitpflege.
    Die grosse kennt das ja nun nicht anders, als das sie alle Nase lang nen neuen Bruder oder Schwester hat.


    Familie 2 hat 2 eigene mit etwa 12 und 8 Jahren und seit einem Jahr einen inzwischen 3jährigen pflegling,.
    Die kinder machen auch hier keine Probleme, aber der Mutter fällt die Aussicht den mittlerweile emotional wie ein eigenes Kind angenommenen jungen wieder hergeben zu müssen zunehmend schwerer ..


    Bei allen kindern fällt Umgang mit den leiblichen Eltern an, der von der Pflegefamilie auch zu fördern ist.
    Was auch nicht immer einfach ist, wenn die grosspurig tun und erzählen was sie alles tun das das Kind bald wieder nach Hause kommt und alles wieder gut wird, man selbst aber vom Amt weiss, das die Wohnung immer noch unter aller Kritik ist und die angeordnete Therapie mit immer neuen ausreden nicht in angriff genommen wird.
    Das nur als Beispiel.


    Alle Kinder die ich in den letzten Jahren mitbekommen habe waren ganz normale klein bis grundschulkinder.
    Kamen aus Familien in denen sie zwar vernachlässigt wurden, weil zB Alkohol Drogenprobleme, Depressionen,,mediensucht was auch immer verhindern das ein geregelter Tagesablauf und hinreichende Förderung stattfindet.
    Alle hatten sicherlich ihre probleme in der Entwicklung hinterher oder schlicht nicht erzogen, zappelig unkonzentriert usw
    Und alle hatten eine enge und liebevolle Bindung an die eigene familie.
    Will sagen damit musst du klar kommen, das die ihren Eltern nachweinen, aus ihren Augen aus dem gewohnten und geliebten Umgebung gerissen wurden und sich nicht unbedingt gerettet fühlen und dein Trost nicht sein kann "jetzt bist du ja hier und alles ist gut"
    schwer traumatisierten Kindern aus gewalttätigen Familien, missbraucht oder vernachlässigt bis an die lebensbedrohliche Grenze oder ähnliches sind zum einen glücklicherweise eher selten und zum anderen kommen die in mit solchen situationen erfahrene Pflegefamilien.


    Soo einfach und rosig ist das alles nicht, ich würde mir gut überlegen, wo meine beweggründe liegen.
    Der Wunsch die eigene familie zu komplettieren allein wird nicht dauerhaft tragen...

  • Hallo,


    ich bin Pflegemami, mein Erstes Kind bekam ich vor 10 Jahren. Wir waren aber immer Bereitschaftspflege.
    Vorletztes Jahr hatte ich aber mal für 1 Jahr (war das längste) einen authistischen Jugendlichen für 1 Jahr aufgenommen.


    Selbst habe ich 3 Kinder und alle drei haben unterschiedlich reagiert. Du kannst es im Vorfeld nicht abschätzen wie sich deine häusliche Situation mit dem Kind und dem Eigenen entwickelt.
    Es ist auch keine Schande zuzugeben, wenn es schief läuft oder du merkst dass es einem der beiden Kinder in dieser Situation nicht gut geht. Da gibt es Hilfen.


    Auch wir haben mal "Nein" gesagt zu einem Kind, als eines meiner Kinder Probleme mit sich selbst hatte und Zeit/Ruhe für sich brauchte.


    Letztendlich steht und fälllt alles damit, ob ihr das wirklich wollt, dann kämpft ihr das auch aus.


    Ich möchte meine Pflegekinder nicht missen, keines von denen! Sie sind mir ans Herz gewachsen und meinen Kindern auch. Eine Geschwisterbindung konnte jeweils aufgebaut werden und alle haben die Situationen von Eskalationen, Abschied, Zusammenwachsen und Zuneigung miterlebt.


    Dein Sohn kann in die neue Rolle als Ältester reinwachsen und auch geschwisterliche Bindungen aufbauen.
    Nur sollte dir bewusst sein, dass fast alle Pflegekinder irgendein "Problem/chen" mitbringen....körperlich, psychisch. Und daran muss man als Familie arbeiten.


    Ein Pflegekind bedeutet nicht eine heile Familie vergrößern, sondern die Lebensaufgabe für das Pflegekind es mit dem Gepäck "Problem" zu begleiten, zu unterstützen und auf den Weg zu bringen.
    Dazu gehören auch die leiblichen Eltern, die man, wie liederlich sie auch immer vllt. ihre Kinder behandelt haben mögen, eventuell ein Lebenlang mit ins Boot holen muss.


    Ein Pflegekind groß zu ziehen ist aus meiner persönlichen Erfahrung ein Geschenk, ich möchte es nicht mehr missen....sofern man mit realistischen Erwartungen daran geht.


    Ich finde es toll, wenn Eltern sich dazu entscheiden!!! :thanks:

    Liebe Grüße Tinchen

    "Sacrificium Intellectus!"
    :-)
    "Ama et fac quod vis!"

  • ohne jetzt zu weit ausholen zu wollen.....


    wenn, dann nimm ein Kind, welches dtl. jünger ist, als Deins-
    und überleg Dir je nach Vorgeschichte genau, ob Du ausreichend Zeit und Nerven hast, mit den eventuellen Defiziten und Schäden umzugehen-


    Ich kenne diverse Pflegefamilien und, eins ist klar-
    wer auch nur irgendwie im Hinterkopf hat (ich möchte Dir dies nicht unterstellen.... sondern generell aus meiner Erfahrung sagen) dies zu tun, "statt" Vollzeit arbeiten zu gehen, wird Probleme bekommen.... es "rechnet" sich definitiv nicht-
    auch muss man mit wirklich sehr hohem Zeitaufwand rechnen.... dies sollte einen familiären Hintergrund (Partner) haben, die dem echt gewachsen sind, und vor allem auch "gefestigte" Kinder-

    Lieber Gruss


    Luchsie


    Dein Denken kann aus der Hölle einen Himmel und aus dem Himmel eine Hölle machen.


    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur)

  • Ich rate Dir, Dich mit verschiedenen Pflegeeltern zu unterhalten.


    Eine Bekannte von mir hatte immer Pflegekinder und als sie mal "aus dem Nähkästchen" geplaudert hat und ich mehr über ihren Alltag als Pflegemutter erfahren habe wurde mir klar, dass ich völlig falsche Vorstellungen davon hatte.


    Ich würde es mir selbst NICHT zutrauen, da es mich wahrscheinlich überfordern würde. Es ist eine riesengroße Verantwortung, denn diese Kinder haben zum Teil eine übelste Vergangenheit und dementsprechende Defizite. Diese Kinder brauchen einen besonderen Umgang, unendlich viel Zeit, Geduld, Gefühl und Förderung. Manche müssen ganz grundlegende Dinge erst lernen, was sehr anstrengend sein kann, weil sie zeitlebens vernachlässigt wurden. Meine Bekannte bekam einen zehnjährigen Jungen und er wusste z.B. nicht, dass man Duschgel nach dem Duschen abwaschen muss. Er verschlang Unmengen am Lebensmitteln und bettelte unterwegs fremde Leute an, weil er viel hungern musste und das tat er lange, lange, lange, nachdem er aus seiner Ursprungsfamilie genommen wurde, sie bekam es einfach nicht raus aus ihm. Meine Bekannte sagte, sie könnte ihn auch nicht alleine lassen, schon gar nicht in der Küche, denn er würde zwar nicht absichtlich Feuer legen, aber würde es passieren, weil er z.B. eine Pfanne nicht vom Herd genommen hätte, dann würde er nur dastehen können. Er könnte die Pfanne nicht vom Herd ziehen und er könnte keine Hilfe rufen, er wäre in kritischen Momenten wie gelähmt :-( Ach und einmal wurde sie in einer Stadt geohrfeigt und als Neg..schl... betitelt, weil der Junge schwarz war :radab Sie ist aber zum Glück Sozialpädagogin mit gesundem Selbstbewußtsein und hat entsprechend cool und gelassen kontern können :daumen Sie hatte vorher ein Mädchen, das ihr besonders nahe ging, denn sie kam noch recht klein zu ihr, aber ein paar Jahre Verwahrlosung können ausreichen, um ein Lebewesen so zu zerstören, dass es kaum noch die Nähe einer Familie ertragen kann :-(


    Stell es Dir nicht so einfach vor! Aber ich ziehe definitiv den Hut vor allen Menschen, die sich dafür entscheiden und ihre Aufgabe dann auch mit Herz erfüllen.


    Es gibt doch sicher Seminare für Pflegeeltern und die, die es werden wollen. Ich würde mich wirklich umfangreichst erkundigen und weiterbilden und wenn dann bei allem Wissen immer noch ein fettes "Ja, ich will Pflegemutter werden" unter dem Strich steht, machen.


    Wer allerdings noch Probleme bei der eigenen Kinderziehung hat, sollte vielleicht noch ein paar Jahre warten und erst daran arbeiten.

  • Meine beste Freundin ist als Pflegetochter in einer Familie mit vielen Pflegekindern groß geworden. Das ist eine Aufgabe, vor der ich wahnsinnigen Respekt habe. Die Kinder kommen meist aus ganz schwierigen Verhältnissen, haben alle ihr Päckchen zu tragen. Wie schon geschrieben wurde, besteht unter Umständen Kontakt zu den leiblichen Eltern, den man als Pflegeeltern auch fördern soll. Die Pflegekinder gehen manchmal auch zurück in ihre z.T. schwierigen Familien, das heißt Du musst Abschied nehmen und das Kind in die Ungewissheit geben. Ein Mädchen (ca. 1 Jahr alt) wurde z.B. so schwer geschüttelt, dass sie bleibende Schäden hatte. Die Kleine ging dann zurück in die leibliche Familie. Damit muss man dann auch erst einmal klar kommen.


    Dieses Seminar für Pflegeeltern war hier übrigens Pflicht für werdende Pflegeeltern. Meine Freundin selbst hat damals auch überlegt Pflegemutter zu werden. Während dieses Seminars hat man davon abgeraten und sie hat es dann auch nicht gemacht.

  • Eine Bekannte hat ebenfalls ein Pflegekind aufgenommen. Sie konnte nie eigene Kinder bekommen und in so fern, war es ihr größtes Glück und natürlich auch das, ihres Mannes. In der Ursprungsfamilie des Pflegekindes, gab es mehrere Geschwister die schwer misshandelt wurden. Eins davon mit schwerer Behinderung durch verschiedenste Traumata. Als die Mutter erneut schwanger war, beschlossen die Ämter, das Kind direkt nach der Geburt "vorerst" in eine Pflegefamilie zu geben.


    Meine Bekannte war natürlich über glücklich aber sie hatte gleichzeitig das schwere Los, sich mit der Ursprungsfamilie auseinander zu setzen. Es gab regelmäßige Besuchskontakte beim Jugendamt, bei dem alle anwesend waren und die sehr, sehr belastend waren. Man hat eben nicht nur ein kleines oder großes, zerbrechliches Wesen, dem man ein möglichst sorgenfreies Leben ermöglichen möchte, sondern eben auch mindestens genauso viele zusätzliche Sorgen. Darauf sollte man einfach vorbereitet und gefasst sein. Immer wieder einem Elternpaar begegnen, von dem man mehr weiß, als man möchte... Die man zutiefst verabscheut... Aber man sollte dem Kind ja dennoch signalisieren, dass es die Eltern sind und positiv verstärken. Das wäre für mich der Punkt, an dem ich verzweifeln würde. Dazu weiß man nicht, ob das Kind nicht doch wieder zur Ursprungsfamilie zurück kehrt.


    In dem geschilderten "Fall", kam irgendwann das Thema der Adoption auf und dann wurde die leibliche Mutter erneut schwanger. Meine Bekannte nahm auch dieses Baby auf.


    Ich kann dir nicht mal etwas raten, weil ich deine Umstände nicht kenne. Aber um einen solchen Schritt zu gehen, sollte man vorher sicher sein, dass man noch einige Kraftreserven über hat. Und das nicht nur Situationsbedingt, sondern auch noch in den nächsten Monaten und Jahren.
    Und wenn ich ganz ehrlich sein darf, ohne dir etwas unterstellen zu wollen: Ich lese bei dir den falschen Grund für einen solchen Schritt heraus.

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  • Anscheinend ist dieser Wunsch ja schon länger vorhanden. Es wird wohl auch mit dem JA zusammen gearbeitet und "eingewöhnt ".
    Ich würde sagen
    einen Schritt nach dem anderen machen und schauen wie weit TS kommt.

    Uralt Song
    ob es nun so oder so oder anders kommt , so wie es kommt so ist es Recht…..trala lalala
    - egal ! einfach weitertanzen !

  • Das finde ich okay und normal aber weiß nicht ob ein evtl. vorbelastetes Pflegekind da rein passt.
    Würde ich natürlich ein Kind bekommen müsste er sich ja auch dran gewöhnen und die
    Einführung in unserer Familie geschieht ja auch sehr langsam.


    Da würde ich beim Träger nochmal nachfragen, bei unserem Träger stehen Kinder immer von heute auf morgen bei den Pflegeeltern auf der Matte - meist aus akuten Notsituationen (Herausnahme, Tod oder Krankheit von Familienmitgliedern) und immer mit Trennungsschmerzen bzw. einem großen Rucksack eigener Belastungen. Da ist in den ersten Wochen oft nichts mit "Happy Family" - wenn dann noch das eigene Kind schwer mit der Situation klar kommt, braucht man mehr wie gute Nerven.
    Unbelastet gibt es nur ganz, ganz selten Säuglinge (die aber oft mit FAS o.ä.) und die meist nur wenige Wochen, da sie eigentlich in die Adoption gehen.