Ziehvater Fragt: Was tun der der "richtige" Vater kein Vater ist?

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    ich (Ziehvater von zwei wundervollen Kindern Mädchen 3 und Junge 4) wende mich hier an Euch in der Hoffnung Lösungen zu finden die den beiden Kindern und nicht zuletzt auch mir etwas weiterhelfen. Ich lebe seit nunmehr einem Jahr in meiner Patchwork Familie und bin eigentlich bedingungslos glücklich. Meine Freundin lebt in Scheidung (wie auch ich) von Ihrem noch Ehemann, der auch der Vater der beiden Kinder ist.


    Nun versucht sie bzw. wir, seit über einem Jahr eine Regelung mit dem Vater zu finden, die vor allem den beiden Kindern gerecht wird (Umgang). Leider ist es so, dass der Vater der Kinder es seit Juni 2013 nicht schafft, sich an Termine und Abmachungen zu halten und die Kinder immer wieder aufs neue enttäuscht. Beim JA hat meine Freundin eine Elternvereinbarung mit dem Vater treffen wollen. Dem ersten Termin ist er unentschuldigt ferngeblieben, beim zweiten ist er erschienen, hat aber 11 von 12 Terminen (Umgang mit den Kindern) platzen lassen.


    Er geht mit den Kindern nicht zum Arzt wenn die beiden bei ihm krank werden (es war zuletzt so, dass beide über 39,5 Fieber hatten und wir sofort mit ihnen zum Arzt mussten als wir sie abholten) und sorgt auch nicht für die notwendige Hygiene (tagelang dieselbe Unterwäsche) etc. Er nötigt meine Freundin mit Vorzug indem er die Kinder instrumentalisiert anstatt einfach für die beiden da zu sein. Den Rosenkrieg trägt er nur auf den Schultern der Kinder aus und jetzt komme ich dabei zu meinem (sekundären) Problem. Die Rechte (oder mehr die nicht vorhandenen) der Ziehväter.


    Bitte versucht nicht mich zu belehren mit: Der Vater hat rechte ... ich will ihm diese gar nicht streitig machen, ich bin nur auf der Seite der Kinder, denn ich bin der Meinung vor allem die beiden haben in diesem Zusammenhang Rechte. Mehr und mehr wollen Sie Ihren Vater aufgrund der vielen Lügen und Absagen nicht mehr sehen und dennoch versuchen wir alles Menschenmögliche um Sie davon zu überzeugen, dass ihr Vater sie liebt. Das ist recht schwer, wenn man in der Situation ist, dass man es selbst nicht mehr glauben kann - aber ein Kind davon überzeugen "muss". Ich liebe die beiden wie mein eigen Fleisch und Blut und habe natürlich vor Augen dass ich "nur" der Ziehvater bin.


    In der Tat haben die beiden insofern kein Mitspracherecht, als dass das JA sagt (genau wie unser RA) die beide seien zu jung um selbst Entscheidungen zu treffen. In gewissem Maße stimme ich dem auch zu - aber ich finde hierbei wird der Einzelfall viel zu wenig berücksichtigt. Die beiden leiden unter Ihrem Vater und jeder Versuch ihn zur Vernunft zu rufen scheitert gegenwärtig. Ich würde liebend gerne sagen: Wenn Du kein Vater sein willst / kannst - übernehme ich gerne mit einer Adoption alle Pflichten für Dich - nur hör auf den beiden weh zu tun.


    Das Problem ist aber, dass man als Ziehvater nicht nur keine Rechte sondern auch keinerlei Möglichkeiten hat hier helfend zur Seite zu stehen. Natürlich kann ich für die beiden da sein, und das bin ich auch mit Herz und Seele - trotzdem komme ich immer wieder an einen Punkt an dem ich denke - wieso bedeutet in Deutschland - und gerade im geschilderten Zusammenhang Vater sein nur Rechte - offenkundig ohne Pflichten. Denn jedwede Pflichtverletzung seinerseits wird allenfalls angemahnt, bleibt aber völlig ohne Konsequenz. Wieso darf ein solcher Mensch seine Kinder seelisch so für seinen Roskenkrieg opfern, und bleibt dabei völlig unbehelligt... Das beste wäre, er würde verstehen, wie wichtig er als Mensch für die beiden Kinder ist und es gäbe eine Regelung die dem Bedarf der Kinder gerecht wird. Wenn er aber nicht zur Vernunft kommt, sollten dann die Kinder nicht selbst entscheiden dürfen (auch so jung) was sie wollen und was nicht?


    Kennt ihr solche Situationen ? und wie geht Ihr damit um?
    Liebe Grüße


    Buizzy...

  • Hi,


    wie lange ist denn die Trennung her, und wie lange war deine Freundin mit ihm zusammen ?
    Hintergrund: Sehr wahrscheinlich kann EX die Paar- von der Elternebene nicht trennen.


    Du sagst Patchwork. Du hast auch Kids mit in die Beziehung gebracht ?


    Rechte hast du eigentlich keine, da sollten sich die Eltern schon einigen können. Das muß das Ziel sein.


    Ja, und auch Kinder haben Rechte. Nur diese können, in einem solch jungen Alter, die Entscheidung die
    sie treffen, gar nicht einschätzen.


    Es ist oft so, wenn sich gestritten wird, das die Kids dies auch mitbekommen. Wenn es nur die "Schwingungen" sind.
    Kids in relativ jungen Jahren verhalten sich immer loyal mit dem, bei dem sie gerade sind.


    Könntest du mit dem KV Kontakt aufnehmen, um mit ihm unter Männern darüber zu reden ?


    Bei einer Adoption muß der KV zustimmen.


    Gruß
    babbedeckel

    Die Männer, die mit den Frauen am besten auskommen, sind dieselben,
    die wissen, wie man ohne sie auskommt. (Charles Baudelaire)


    Jedes Kind bringt die Botschaft,
    dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat.

  • Du kannst niemanden zu seinem Glück zwingen. Also auch nicht ein Umgangselternteil zum Umgang. Da helfen auch alle Vereinbarungen nichts.


    Als Patchworkfamilie seid ihr aber in einer einigermaßen goldenen Situation. Alleinerziehend ist man manchmal darauf angewiesen, dass der Ex-Partner die Kinderbetreuung übernimmt. Bei Euch wird dieses "Muss" mutmaßlich recht selten sein.
    Klasse ist, dass ihr euch um den Umgang bemüht. Auch wenn er nicht zustande kommt. Letzteres nehmt ihr euch aber sehr zu Herzen. Vielleicht zu sehr.
    Bei uns war ab dem Augenblick Entspannung, als wir uns nicht mehr über abgesagte/nicht zustande gekommene Umgänge geärgert haben. Das war übrigens auch für die Kids gut. Heute freuen sie sich, wenn es mal klappt. Aber sie schieben keinen Frust, wenn es mal nicht klappt.


    Als Bonus-Patchworkvater hast du übrigens schon eine Menge "Rechte". Die können dir durch deine Frau - juristisch gesehen - übertragen werden. Im Alltag ist das letztlich wie der leibliche Vater.
    (Ich nehme für meine Bonuskids an Lehrergesprächen teil, an Elternabenden. Unterschreibe Klassenarbeiten als "gesehen", gehe mit den Kids zum Arzt, schreibe im Krankheitsfall Entschuldigungen - halt alles, was im Alltag anfällt wird bei uns von dem Patchworkelternteil gemacht, das gerade da ist bzw. bei dem die Kids mit dem Zettel aufschlagen. Zur Not gehört dazu auch, bei den Bonuskids Druck zu machen, dass sie ihren leiblichen Vater zum Geburtstag gratulieren oder (zum Glück nur früher) das Geburtstagsbild mitzumalen etc. ... )
    Aus den direkten, notwendigen Absprachen der Eltern halte ich mich allerdings aktiv raus. Da solche Sachen meist per Mail abgesprochen werden, ist die Zufallsbegegnung am Telefon selten. Kleinigkeiten - könntest du die Kids holen/bringen - können da aber schon von Ex zu Next laufen.

    Liebe Grüße



    Bap



    Wir können unser Leben nicht neu formatieren, ein anderes Betriebssystem aufspielen und alles wieder neu beginnen. Erst wenn man sich den Fehlern der Vergangenheit stellt, kann man positiv in die Zukunft blicken.

  • Wenn Du kein Vater sein willst / kannst - übernehme ich gerne mit einer Adoption alle Pflichten für Dich - nur hör auf den beiden weh zu tun.


    Das kannst du ja probieren - vielleicht stimmt er zu - dann bist du rechtlich der Papa.


    Der Vater der Kinder wird aber der Vater bleiben - er gehört zu ihrer Geschichte - das Verhältnis wird sich mit den Jahren entwickeln, vielleicht mal in die eine mal in die andere Richtung.
    Dieser Mensch ist wie er ist und das wahrscheinlich nicht erst seit gestern - er gehört zu eurem Leben und zum Leben der Kinder.
    Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen - man muss lernen damit zu leben.


    Haltet die Erwartungen der Kinder und eignen gering - seht den Papa als Bonus für die Kinder - wenn auch nur einmal im Monat oder zu für wenige Stunden. Für die Kinder ist das wichtig - es sind ihre Wurzeln und ich glaube kaum das sie in diesem Alter eine Entscheidung treffen können.


    Ich könnte wetten in 2-3 Jahren sieht die Welt anders aus - die Kids sind Schulkinder und damit ändert sich auch der Umgang und über die Trennung des Elternpaares wächst in den meisten Fällen etwas Moos und man lernt miteinander umzugehen.


    Lena,
    die auch manchmal einen sehr wankelmütigen Ex und harte Jahre nach der Trennung hinter sich hat

  • Kennt ihr solche Situationen ? und wie geht Ihr damit um?


    Ich hatte diese Situation, 13 Jahre lang.


    GSD hat der eigentliche Vater, kaum bis gar kein Interesse gezeigt.........das größte Problem ist hier einfach rechtlich.
    Du kannst keine Entscheidungen treffen......wenn Not am Mann ist, das sind wir irgendwann durch eine "Namensübertragung" angegangen, wenn du mit dem Kind beim Doc oder in der Schule bist und es trägt denselben Nachnamen wie Du, fragt keiner mehr.........dürfen Sie eintscheiden.


    Funktioniert aber nur wenn Ihr euch beide unheimlich vertraut und du dich auf Ihre Rückendeckung verlassen kannst, rechtlich hat das leider auch keine Handhabe.



    Nur...........dafür sollte man auch denselben Namen wie der Partner haben, sprich verheiratet sein.

  • Vielen Dank an Euch für die vielen Antworten.


    Letztlich soll es ja genau darum gehen, dass die Kids bekommen, was Sie brauchen.
    Ich habe dem KV bereits angeboten ein offenes Gespräch zu führen und ihm die Hand zu reichen. Mir geht es nicht um den eigenen Kopf sondern ehrlich und ausschließlich um die Interessen der Kinder.


    Natürlich wissen die Kids heute nicht, was es bedeuten würde zu sagen: Ich will das jetzt und ich alle Zeit nicht mehr. Das ist auch so gar nicht gewollt - mehr denn dachte ich, dass es Wege gibt, dem Vater aufzuzeigen, dass seine Kinder ihn brauchen und zwar regelmäßig und kontinuierlich. Er kann zwar geltend machen (rechtlich) dass er die Kinder sehen darf - wiederum haben die Kids keine Chance geltend zu machen, dass Sie den Vater sehen und er sich regelmäßig kümmert.


    Ich hoffe für die beiden, dass er sich fängt und begreift, dass es hier nicht um die Partnerschaft die nicht mehr existiert, sondern um die Elternschaft geht, die nun mal jetzt und für alle Zeit Bestand hat. Schade dass manche Menschen gar nicht wissen, was Sie mit ihrem Nachwuchs für ein unglaubliches Glück haben.


    Ich fühle mich hier mit meinen Fragen sehr gut Aufgehoben - daher vielen lieben Dank für Euren Rat.


    Gruß Buizzy.