Eure Erfahrungen als Trennungskinder und was habt ihr daraus gelernt?

  • Lotta
    Das ist heftig von deiner Mutter. Ich kann das nicht nachvollziehen. :kopf
    Was hatte deine Mutter für Gründe?
    Ich meine, dein Vater hat sich um dich bemüht und finanziell für dich gesorgt...was soll
    das dann?


    Das ist definitiv ein Vertrauensmissbrauch. Spätestens!!!! zu deinem 18. Geburtstag, hätte sie
    es dir sagen müssen.
    Wie ist deine Beziehung heute zu deiner Mutter?


    Liebe Grüße, Formi :winken:

  • Hallo Formi,
    was waren die Beweggründe?
    Tja, wenn ich es genau wüsste, meine Mutter hat dieses Thema immer abgeblockt.
    Sie war sehr jung, der KV wollte sie nicht heiraten, es waren die 60iger. Er hatte damals eigentlich eine Freundin (diese hatte er auch geheiratet, sie lebten bis zu ihrem Tod vor 13 Jahren zusammen und haben zwei Töchter). Ich denke, es war gekränkter Stolz, sie war verletzt, was ich verstehen kann! Zudem hatte er ihr wohl angeboten mich zu nehmen, a la, Du kriegst das ja nicht hin...
    Damals war es einfach üblich, dass uneheliche Väter keine Rechte hatten.
    Den BAföG-Antrag hatte ich mit 17 gestellt (Schüler-BAföG), deshalb wusste ich ab da bescheid.
    Ich habe mich echt ver..rscht gefühlt, zumal ich mit ca. 13 Jahren sehr intensiv von meinem Vater wissen wollte, meine Mutter hatte dann ein Telefonat mit einem völlig Fremden arrangiert, aus dem ich natürlich sehr enttäuscht raus bin. Dass das ein Fake war, wurde mir natürlich erst Jahre später klar.
    Als der Kontakt dann zustande kam, hatte sie nur schlechte Worte. Sie war nicht begeistert, dass ich ihn besuche und das dann auch noch regelmäßig.
    Interessant war eine völlig absurde Episode: Mein Vater besuchte mich, als Sohni 3 Jahre alt war, wir leben mittlerweile ca. 800km auseinander, Treffen sind sehr selten. Aber er kannte dann Sohni! 3 Monate später waren meine Mutter, Sohni und ich auf Mallorca...Muttern spielte mit Sohni draußen, während ich im Geschäft endlich mal in Ruhe nach Klamotten schauen konnte....direkt neben dem Geschäft war ein Kaffee, da saß ein älterer Herr und beobachtete meinen Sohn...als ich rauskam sah ich diesen Mann! Es war mein Vater! Meine Mutter hatte ihn nicht erkannt, er hätte auch meine Mutter nicht erkannt (es lagen doch 20 Jahre dazwischen) aber er hat Sohni erkannt. Er hat sich nicht getraut zu Sohni zu gehen und "Hallo" zu sagen, Sohni hätte ihn sicher wieder erkannt.
    Ich bin direkt auf ihn zu, wir haben herzlich gelacht und uns gefreut wie klein doch diese Welt ist. Ich habe meiner Mutter gesagt wer dieser Mann ist, sie haben sich mit einem sehr kurzem "Hallo" begrüßt. Dann kam noch die neue LG aus dem Geschäft, ich kannte sie noch nicht. Nochmal kurz begrüßt... schade, da hätte mehr daraus werden können!


    Meine Mutter war an diesem Tag nicht mehr ansprechbar!


    Heute lebt sie in einem Altersheim, betreut (früher hieß das GESCHLOSSENE), sie hat das nie verwunden, hat sehr viel Alkohol getrunken und erkennt mich heute nicht mehr.
    Trotzdem ist es meine Mutter, die sehr viel für mich getan hat, auch das rechne ich Ihr hoch an! Was genau vor fast 50 Jahren passiert war, kann ich nicht wirklich beantworten, muss ich auch nicht mehr, ich würde ihr heute auch keine Vorwürfe machen.
    Ich habe daraus gelernt, dass Sohni seinen Vater kennen darf, obwohl dieser mit mir alles andere als zimperlich war. Das spielt aber keine Rolle!
    Den Abstand habe ich für mich ausgemacht, mein Vorteil war einfach, dass ich sehr viel älter war, als sich Sohni angekündigt hat. Deshalb prallt da viel mehr ab.


    LG Lotta

    edit: Rechtschreibfehler gefunden und korrigiert


    Nur wer einen Schatten hat, steht auf der Sonnenseite des Lebens!

  • Eine wirklich heftige Geschichte die einem richtig nahe geht@Lotta,
    danke fürs erzählen!


    Meine Eltern haben nach der Trennung viel richtig gemacht, aber auch einiges falsch. Mir hilft das Dinge besser zu machen, lockerer zu sehen. Ich streite mich zum Beispiel nicht um Geld. Ich bemühe mich um ein gutes Verhältnis. Ich grätsche nicht in die neue Beziehung des KV (Ok das hab ich mehr von seiner Ex gelernt.. das besser machen). Aus seinem Leben halte ich mich vollkommen raus. Das Kind steht im Mittelpunkt und das zahlt sich absolut aus. Wir leben alle ziemlich gut damit bzw. wir machen das beste draus.

  • Mein Vater war ein Säufer & Schläger. An guten Tagen war er bewusstlos im Wohnzimmer, an schlechten Tagen hat er uns halb tod geprügelt. Es ist hart das jetzt so zu formulieren, aber es ist die Wahrheit: ich bin froh, dass er sich zu Tode gesoffen hat, als ich 10 war. Meine beiden Schwestern (jünger) konnten so zumindest noch einen Teil ihrer Kindheit ohne ständige Gewalterfahrung aufwachsen und ich hatte zumindest eine schöne Jugendzeit. Meine Mutter ist dannach richtig aufgeblüht. Sie ist eine tolle Frau - auch wenn ich mir gewünscht hätte sie hätte ihn verlassen. Aber das waren noch andere Zeiten - da war Vergewaltigung in der Ehe (auch das gab es wohl regelmäßig) noch keine Straftat, kein Frauenhaus....


    Mein bester Kumpel hatte zwar beide Eltern, die waren aber nur noch auf dem Papier verheiratet und zu Hause wurde nicht mal "Guten Morgen!" gesagt. Gab's nicht. Wurde die ganze Zeit nur geschwiegen. War auch kein schönes Zuhause - auch wenn er nicht körperlich gezüchtigt wurde.


    Was hab ich daraus gelernt? Keinen Alkohol zu trinken (ja, ich bin Abstinenzler), und keine Toleranz gegenüber Menschen die ihre Kinder schlagen.
    Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende. Das es nicht gut ist der Kinder wegen zusammen zu bleiben, oder "weil man das halt so macht". Die Bedürfnisse meines Kindes vor die Bedürfnisse meiner Partnerinnen zu stellen.

  • Ein sehr interessanter Faden. Ich könnte einen Roman darüber schreiben, aber wem nützt es? Meine Eltern haben
    1 1/2 Jahrzehnte einen erbitten Rosenkrieg geführt und uns drei Kinder dabei massiv geschädigt. Das übersteigerte Helfer-Syndrom,
    das mein älterer Bruder und ich dabei entwickelt haben, hat später die Grundsteine für das Scheitern unserer eigenen Beziehungen gelegt.
    Gelernt habe ich dadurch, das ich die Erfahrungen als Scheidungskind nicht für alle Belange der Gegenwart und der Zukunft
    als Entschuldigung heranziehen kann. Das war der Moment, an dem ich mich für mich selber verantwortlich fühlte.
    Vorher war ich zu oft für andere verantwortlich. Danach habe sehr spät noch einmal in der Schule durchgestartet, mit
    Fachabitur, Berufsausbildung und Studium. In meinen eigenen Beziehungen und später in die er Ehe wollte ich natürlich
    alles anders und besser machen, als ich das selber im Elternhaus erlebt habe. Das Ergebnis war katastrophal.
    Ich mußte ewig überlegen, ob ich überhaupt fähig und Willens bin, eine Ehe einzugehen und eine Familie zu gründen.
    Schliesslich habe ich mich doch entschieden, es doch zu versuchen. Auch wenn ich sonst wenig Wert auf die Meinung meines
    Vaters legte, in einem Punkt hatte er Recht, nachdem er meine zukünftige Frau kennengelernt hatte.
    "Junge, die Frau ist nicht ehrlich und die bringt dich ins Armenhaus". Da hat er tatsächlich mal Recht behalten, hätte ich
    nicht gedacht. Damals, als er das sagte, habe ich ihn allerdings dafür ausgelacht.

  • Guten Morgen!


    Wie habt ihr die Trennung/Scheidung eurer Eltern erlebt?


    Grundsätzlich als sehr befreiend und erlösend. Der zu Hause herrschende Druck wurde dann durch eine Schlammschlacht abgelöst, die bis heute gefühlt anhält. Gerichtlich ist die Geschichte seit ca. 3 Jahren im dritten Jahrzehnt abgeschlossen, weil es keine Möglichkeiten für weitere Klagen oder Widerspruch gab.


    Was haben sie aus eurer Sicht richtig oder falsch gemacht?


    Die gegenseitigen Schimpfereien übereinander und Schuldzuweisungen. Bis heute hören wir von einen Elternteil, dass unsere "unangenehmen" Eigenschaften vom anderen Elternteil sind.
    Bis heute stehen wir zwischen den Fronten und müssen uns "entscheiden". Entscheiden wir uns nicht oder anders, werden wir (emotional) "abgemahnt".
    Feste o.ä. arten in der totalen und bescheuerten Planung aus :kopf


    Habt ihr Kindesunterhalt erhalten?


    Irgendwann ja. Dafür waren mehrere Prozesse nötig.


    Welche Umgangsmodelle hattet ihr?


    Anfangs 14tägig, später nöschd...


    Wie sieht es mit euren Kindern heute aus? Ähneln sich die Geschichten?


    Nein, abgesehen vom "abwesenden" leiblichen Vater.


    Für mich kann ich sagen, dass ich irgendwann wie F4tH3R F16URE erkannt habe, dass ich mein Leben ungeachtet der Vergangenheit zu verantworten habe und auch, dass man alte Verstrickungen Verstrickungen sein lassen kann. Das war der Moment,von den an ich mich mehr und mehr aus der Verantwortung meiner Eltern entzogen habe. Seitdem werde ich regelmäßig abgestraft, aber lebe glücklicher und näher an mir und meinen Vorstellungen von Leben. Endlich und mit über 30 kann ich sagen: Ja, das ist mein Leben!
    Natürlich kann ich nicht alles abstreifen wie eine Raupe, die als Schmetterling ihren Kokon entschlüpft.


    Nach meinen Jahren im Forum denke ich, gibt es nach einer Trennung immer haarige Phasen inklusive unschönen Aktionen und Äußerungen. Mit etwas Nachsicht im nachhinein und mal fünfe gerade sein lassen, denke ich, kann man sich gut auf der Elternebene treffen und über die Kindskopf-Aktionen lachen. Leider müssen dafür beide mitspielen :frag


    lg,
    cola

    Glaube an Wunder, Liebe und Glück.
    Schaue nach vorne und niemals zurück.
    Tu, was Du willst und stehe dazu.
    Denn dieses Leben lebst nur Du!


    Lebe lieber ungewöhnlich